In Europa entsteht ein neuer Stahlgigant

Die Unterzeichnung der Verträge sei in Kürze zu erwarten, teilte das Unternehmen am Abend mit. Der Deal ist der grösste in der europäischen Branche seit der Übernahme von Arcelor durch Mittal vor über zehn Jahren.
Damit verabschiedet sich der grösste deutsche Stahlkonzern weitgehend von dem stark schwankungsanfälligen Geschäft und gibt den Startschuss für einen weiteren Konzernumbau. Die Stahlfusion sei ein wichtiger Meilenstein für Thyssenkrupp auf dem Weg zu einem Industrie- und Dienstleistungskonzern, hiess es.
An dem neuen Stahl-Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden wird Thyssenkrupp nur noch eine Beteiligung von 50 Prozent halten. Entstehen soll Europas zweitgrösster Stahlkonzern mit rund 48'000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Grossbritannien und den Niederlanden. Erwartet werden jährlich wiederkehrende Synergien in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro.
Chef unter Druck
Der Thyssenkrupp-Chef und ehemalige Siemens-Manager Heinrich Hiesinger steht unter dem Druck von Investoren wie dem Grossaktionär und schwedischen Finanzinvestor Cevian und dem neu eingestiegenen US-Hedgefonds Elliott. Sie fordern, dass der Konzern mit knapp 160'000 Beschäftigten alle Geschäfte auf den Prüfstand stellt und jeweils zum Klassenbesten aufsteigt. Thyssenkrupp müsse sich ehrgeizigere Ziele setzen und höhere Renditen einfahren.
Hiesinger hat versprochen, schon bald nach einer Vereinbarung mit Tata eine neue Strategie vorzustellen. Mit dem Joint Venture will er auch die Bilanz des Konzerns aufpolieren, kann er doch Schulden in Milliardenhöhe abwälzen. Dadurch will er Spielraum für den Ausbau der Technologiegeschäfte wie Aufzüge, Anlagen und Autoteilen erhalten.
Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und die "Welt am Sonntag" zitierten aus einem Schreiben von ThyssenKrupp-Steel-Europe-Chef Andreas Goss an die Mitarbeiter. "Das ist eine gute Nachricht für den Stahl und wegweisend für unsere Zukunft", so der Manager. "Mit diesem Zusammenschluss sind wir besser aufgestellt - durch einen besseren Zugang zu Kunden und Regionen. Wir optimieren unser Produktangebot, können unsere Anlagen besser auslasten und profitieren von der Bündelung unserer Forschungskompetenzen."
Heftige Proteste der Arbeitnehmer
Nach zunächst heftigen Protesten hatten schliesslich auch die Arbeitnehmervertreter Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert. Die deutschen Stahlkocher hatten zuvor Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristige Standortsicherung erhalten. Geplant ist aber auch der Abbau von bis zu 4000 Stellen, davon etwa die Hälfte in Deutschland.
Zuletzt hatten Bewertungsfragen im Mittelpunkt der komplizierten Gespräche gestanden. Im Fall eines Börsengangs soll Thyssenkrupp nun einen höheren Anteil von 55 Prozent an dem Erlös erhalten, Tata 45 Prozent. (sda/dpa/reu)
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