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Ein Coup wie im Film: Im Louvre wurden Juwelen von «unschätzbarem Wert» gestohlen

Nur vier Minuten brauchten die Täter für ihren Coup im Louvre. Die Ministerin spricht von «Profis», die ohne Gewalt vorgingen. Die Diebe flüchten auf Motorrollern, die Fahndung läuft auf Hochtouren.
Stücke aus der Schmucksammlung Napoleons sollen erbeutet worden sein. (Bild: Julia Demaree Nikhinson/Keystone)
Das Louvre-Museum ist «aus aussergewöhnlichen Gründen geschlossen», wie auf diesem Schild steht. (Bild: Mohammed Badra/Keystone)

Der Einbruch in das Pariser Museum Louvre läuft so spektakulär ab wie das Szenario eines Gangsterfilms. Die Beute ist von «unschätzbarem Wert», wie die Kulturministerin später sagt. Das Museum hat am Morgen gerade erst für Besucher geöffnet, als die Täter zuschlagen. Sie machen sich Bauarbeiten zunutze und dringen in das Gebäude über einen Lastenaufzug ein, den Arbeiter dort über das Wochenende stehengelassen haben. Schon Minuten nach ihrem Coup brausen die Ganoven auf PS-starken Motorrollern Richtung Autobahn davon.

Stücke aus der Schmucksammlung Napoleons sollen erbeutet worden sein. (Bild: Julia Demaree Nikhinson/Keystone)

Bei ihrem Beutezug wenden die Täter keine Gewalt an und benötigen lediglich vier Minuten, wie Kulturministerin Rachida Dati dem Sender TF1 sagt. «Das sind Profis». Sie habe Aufnahmen der Videoüberwachung gesehen. «Sie greifen niemanden an, sie gehen ganz ruhig hinein. In vier Minuten zerstören sie natürlich Vitrinen, nehmen ihre Beute und verschwinden ohne jegliche Gewaltanwendung. Das ist sehr professionell.»

Beute von «unschätzbarem Wert»

Die Täter hätten Schmuckstücke erbeutet, die über ihren Marktwert hinaus «einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert» haben, teilt das Innen- und Kulturministerium mit. Wie die Zeitung «Le Parisien» unter Verweis auf die Ermittler berichtete, sollen die Diebe neun Stücke aus der Schmucksammlung Napoleons und der Kaiserin erbeutet haben, darunter eine Halskette, eine Brosche und ein Diadem.

Eines der Schmuckstücke verloren die Diebe nach Angaben der Kulturministerin auf der Flucht. Nach Informationen des «Parisien» soll es sich dabei um die Krone der Kaiserin Eugénie handeln, die von unschätzbarem Wert ist und die beschädigt wurde. Wie die Ministerien mitteilten, wird derzeit eine genaue Liste der gestohlenen Gegenstände erstellt.

Keine Verletzten

Zwar greifen die Einbrecher kein Personal und keine Sicherheitskräfte an, aber Türen im Inneren des riesigen Museums verriegeln sich automatisch - wohl weil Alarm ausgelöst wird - und Besucher kommen zunächst nicht ins Freie. Medien berichten von kurzzeitiger Panik. Wie die Ministerien mitteilten, verläuft die Evakuierung der Besucher danach aber ohne Zwischenfälle. Niemand sei verletzt worden. Aus Sicherheitsgründen und um Spuren und Hinweise für die Ermittlungen zu sichern, wurde das Museum geschlossen.

Täter nutzten Lastenaufzug an Baustelle

Die Täter drangen gegen 9.30 Uhr durch ein Fenster, das sie aufgebrochen hatten, in das Museum ein, hiess es von den Behörden. Im Inneren stahlen sie Schmuckstücke aus Vitrinen und ergriffen auf Motorrollern die Flucht.

Wie «Le Parisien» berichtete, waren die vollständig vermummten Täter über eine an der zur Seine gelegene Gebäudeseite, an der gerade Bauarbeiten stattfinden, in den Louvre gelangt. Sie sollen einen Lastenaufzug benutzt haben, um direkt in den gewünschten Ausstellungsraum in der Galerie d'Apollon zu gelangen.

Das Louvre-Museum ist «aus aussergewöhnlichen Gründen geschlossen», wie auf diesem Schild steht. (Bild: Mohammed Badra/Keystone)

Nachdem die Täter die Fenster mit einem Trennschleifer oder kleinen Kettensägen zerstört hätten, seien zwei Männer ins Innere eingedrungen, während ein dritter draussen Wache gestanden hätte, berichteten Medien. Anschliessend ergriffen die Täter auf zwei hochmotorisierten Motorrollern die Flucht. Die Videoüberwachung habe sie auf dem Weg in Richtung der Autobahn A6 gefilmt, berichtete «Le Parisien». Es würden sämtliche Mittel eingesetzt, um die Beute wiederzufinden, teilten die Ministerien mit.

Ist Beute schon eingeschmolzen?

Die grosse Frage ist nun, ob der Schmuck Stunden nach dem Einbruch bereits eingeschmolzen wurde, um das Gold weiterzuverkaufen. «Das Risiko besteht darin, dass einige Diamanten im Handel verkauft werden könnten, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke sehr erschweren würde», sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person dem «Parisien».

Der Fall weckt in Deutschland Erinnerungen an zwei spektakuläre Kunstdiebstähle: 2017 stahlen Täter aus dem Berliner Bode-Museum eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro. Zwei Jahre später erbeuteten Täter im Grünen Gewölbe in Dresden 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten über eine Million Euro Schaden. Nach dem Einbruch in Sachsens berühmtes Schatzkammermuseum wurden die Sicherheitskonzepte genau überprüft, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben jetzt eine eigene Sicherheitsabteilung.

Meistbesuchtes Museum der Welt

Der Louvre ist das meistbesuchte Museum der Welt. Im Jahr 2024 besuchten knapp 9 Millionen Besucher die Kunsteinrichtung. Die Sammlung des Museums umfasst mehr als 35'000 Kunstwerke. Allein im Saal mit Leonardo da Vincis weltberühmter Mona Lisa drängen sich täglich rund 20'000 Besucher. Um den Besucherstrom zu bewältigen, gibt es strenge Zugangsbeschränkungen mit vorgeschriebenen Besucherrouten und Zick-Zack-Absperrungen vor den populärsten Exponaten. (dpa)

 
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