­
­
­
­

Lettland beschliesst Austritt aus Frauenschutz-Abkommen

Erst im Vorjahr trat Lettland der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen bei. Nun soll sich der Baltenstaat nach Willen des Parlaments als erstes EU-Land wieder daraus zurückziehen.
Die Ministerpräsidentin von Lettland Evika Silina. (Bild: Toms Kalnins)

Das Parlament in Lettland hat den Ausstieg aus der Istanbul-Konvention für den Schutz von Frauen gegen Gewalt beschlossen. Die Volksvertretung in Riga stimmte nach einer mehrstündigen Diskussion für den Rückzug des baltischen EU- und Nato-Landes aus dem Übereinkommen des Europarats. Gegner und Kritiker der Istanbul-Konvention sehen durch das Vertragswerk eine Ideologie gefördert, die traditionelle Familienwerte in Lettland untergrabe. Das Gesetz zum Austritt muss noch von Staatspräsident Edgars Rinkevics gebilligt werden.

Lettland hatte die 2011 ausgearbeitete Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt erst im vergangenen Jahr ratifiziert - sie trat dort am 1. Mai 2024 in Kraft. Der Ostseestaat wäre das erste EU-Land, das sich aus dem Vertrag zurückzieht.

Die Ministerpräsidentin von Lettland Evika Silina. (Bild: Toms Kalnins)

Die Istanbul-Konvention stuft Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung ein. Zudem werden darin politische und rechtliche Massnahmen definiert, mit denen die Unterzeichnerstaaten einen europaweit einheitlichen Rahmen für Prävention, Opferschutz und Strafverfolgung schaffen sollen.

Der Ausstieg wurde mit einem Gesetzentwurf verabschiedet, der von der Opposition ins Parlament eingebracht worden. Beschlossen wurde er mit Hilfe der Stimmen von einer der drei Koalitionsparteien der Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsidentin Evika Silina. Ob dies Auswirkungen auf den Fortbestand der Regierung haben wird, blieb zunächst unklar. Die Ratifizierung des Übereinkommens war ein wichtiges Anliegen nach deren Amtsantritt im September 2023. Frauenrechtsorganisation und Institutionen, die mit Gewaltopfern arbeiten, befürchten, dass die Aufkündigung des Übereinkommens den Schutz von Frauen und die Bemühungen um die Gleichstellung der Geschlechter schwächt. (dpa)

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Kommentare
Keine Kommentare

    Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben

Kommentare hinzufügen

Ähnliche Artikel

«Wenn sie die Präsidentin anfassen, fassen sie uns alle an»: Mann belästigt Präsidentin Claudia Sheinbaum sexuell

Die Staatschefin spricht in Mexiko-Stadt mit Bürgern, als sie von einem Mann belästigt wird. Sheinbaum hat mittlerweile Anzeige erstattet. Der Vorfall rückt die Gewalt gegen Frauen in den Fokus  –  und die prekären Sicherheitsvorkehrungen.
05.11.2025
Jahresbericht zur Istanbul-Konvention

Gruppe schlägt Übernahme von Notfallnummer für Gewaltopfer vor

Die Koordinierungsgruppe schlägt zwei Massnahmen vor: Die Sprechstunde im Landesspital soll nachhaltig finanziert werden und die Einführung der Schweizer Notfallnummer für Gewaltopfer geprüft werden.
17.12.2024
AboAbänderung des Polizeigesetzes

Gefährdern soll präventive Beratung aufgebrummt werden

Abänderung des Polizeigesetzes geplant: Dadurch wären Gewaltpräventionsberatungen bei Betretungsverboten künftig verpflichtend.
10.04.2025

Wettbewerb

1x 2 Tickets für «Amik Guerra Quintet» im TAK zu gewinnen
Amik Guerra Quintet
vor 43 Minuten

Umfrage der Woche

Fiebern Sie mit der Liechtensteiner «Bachelor»-Kandidatin mit?
­
­