Lebenslang für nach Vietnam entführten Mann
Dies berichteten Staatsmedien am Montag. Die mutmassliche Verschleppung des kommunistischen Ex-Funktionärs belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam massiv. In einem weiteren Prozess, der am Mittwoch beginnt, droht ihm die Todesstrafe.
Die deutsche Regierung ist davon überzeugt, dass Thanh im Juli 2017 vom Geheimdienst des kommunistischen Landes aus Berlin entführt wurde. Dort hatte er sich, nachdem er sich im Jahr zuvor aus seiner Heimat abgesetzt hatte, um eine Anerkennung als Asylbewerber bemüht. Die vietnamesische Regierung bestreitet die Vorwürfe. Sie betont, Thanh sei freiwillig zurückgekehrt, um sich dem Verfahren zu stellen.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts (AA) hatte die gewaltsame Entführung Thanhs anlässlich des Prozessauftakts vor zwei Wochen abermals als "völlig inakzeptablen Bruch des Völkerrechts" und als "Vertrauensbruch" kritisiert. Das AA will sich nun dafür einsetzen, dass auch der nächste Prozess ohne Todesstrafe ausgeht.
Nach Angaben politischer Experten war das Verfahren in erster Linie politisch motiviert: Zum einen wolle die Führung ihren Willen demonstrieren, gegen Korruption hart durchzugreifen, zum anderen nutze sie das Verfahren, um gegen politische Widersacher vorzugehen.
Um mildes Urteil gebeten
Thanhs deutsche Anwältin Petra Schlagenhauf forderte die deutsche Regierung auf, sich weiterhin um Thanhs Freilassung zu bemühen. Die Verurteilung sei in einem "rechtsstaatswidrigen Verfahren" zustande gekommen.
Die Anwältin war daran gehindert worden, am Prozess teilzunehmen. Das Verfahren fand auch unter Ausschluss ausländischer Medien statt. AA-Sprecherin Maria Adebahr sagte aber, das Verfahren sei nach örtlichen Standards grossteils als rechtsstaatlich zu bewerten.
Konkret ging es in dem Gerichtsprozess um den Bau eines Kraftwerks im Norden Vietnams im Jahr 2011. Thanh wurde zur Last gelegt, als Chef des Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) - einer Tochter des Energiekonzerns PetroVietnam - umgerechnet mehrere Millionen Franken zweckentfremdet zu haben. Mindestens vier Milliarden vietnamesische Dong, also etwa 170'000 Franken, soll er dabei in die eigene Tasche gesteckt haben.
Thanh selbst hatte um ein mildes Urteil gebeten, damit er bald wieder nach Deutschland zurückkehren kann. Ausländische Medien wurden zu dem Prozess nicht zugelassen.
Nächster Prozess beginnt am Mittwoch
Bereits an diesem Mittwoch soll in Hanoi ein weiterer Korruptionsprozess gegen Thanh beginnen. Dabei droht dem ehemaligen Chef des Baukonzerns und kommunistischen Funktionär abermals die Todesstrafe. Thanh soll bei einem Bauprojekt in Hanoi umgerechnet rund eine halbe Million Franken an Schmiergeld kassiert haben.
Vietnam gehört zu den wenigen Ländern auf der Welt, in denen auf Korruption in besonders schlimmen Fällen die Todesstrafe steht. Erst im vergangenen Herbst wurde ein früherer Konzernchef zum Tod durch die Giftspritze verurteilt.
Wegen der mutmasslichen Entführung hatte die deutsche Regierung im vergangenen Jahr zwei vietnamesische Diplomaten ausgewiesen. Zudem legte sie den sogenannten strategischen Dialog mit dem südostasiatischen Land auf Eis. Vietnam ist einer der wenigen kommunistischen Ein-Parteien-Staaten, die es heute noch gibt. (sda/afp/dpa)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.