"Frau im Wald" in Aarau uraufgeführt
Fünf Frauen (Judith Cuénod, Silke Geertz, Julia Haenni, Barbara Heynen, Sandra Utzinger) spielen Frau Meier. Das macht deutlich, dass Frau Meier - im Gegensatz zu ihrem auf der Bühne (Dominik Steinmann und Erik Noorlander) höchst akkurat ausgebreiteten Haushalt - als Person zerfällt. Sie fragmentiert sich gewissermassen, was die Aargauer Autorin sprachlich mit hingeworfenen Wörtern oder unvollständigen Sätzen unterstreicht.
Mit einer akustischen Performance startet der 75-minütige Abend: Silke Geertz sitzt im Morgenmantel (Kostüme: Tatjana Kautsch) auf einem Stuhl auf der Bühne, während sich die anderen Schauspielerinnen unter die Zuschauer gemischt haben. Feststellungen, Fragen, Ausrufe, Befehle fliegen hin und her, und langsam entsteht aus den Puzzleteilen das Bild einer einsamen, verwirrten Frau, eben Frau Meier.
Durchatmen hilft nicht
Alles ist im Eimer in diesem traurigen Leben. Sie weiss nicht, wo sie den Schlüssel hingelegt hat. Der Hase ist ausgerissen, das Auto weg, und heftige Zahnschmerzen plagen sie. Da hilft es ihr auch nichts, immer mal wieder durchzuatmen, um zur Ruhe zu kommen.
Frau Meiers alptraumartige Geschichte hat Julia Haenni kunstvoll redundant zerstückelt: Immer wieder klingen die gleichen Frustrationen, Ängste, Ungewissheiten an. Alles dreht sich im Kreis.
Vom engagierten Spiel und vom überraschenden Text lebt das Stück, zudem von den Videos von Kevin Graber. Seine Kunst kommt zum Höhepunkt, als Frau Meier, wie es im Stücktitel heisst, im Wald verschwindet. Graber macht ihn zum märchenhaften und gleichzeitig surrealen Ort, zum Ort des Kinderlieds "Ein Männlein steht im Walde". Seine verlangsamten Filmsequenzen mit den fliessenden Überblendungen lohnen allein schon den Besuch des Abends.
Der "Dramenprozessor" ist volljährig
Die 1988 in Baden AG geborene Julia Haenni hat "Frau im Wald" an der Zürcher Winkelwiese im Rahmen des "Dramenprozessors" entwickelt. Gegründet wurde dieses Förderprogramm im Jahr 2000 von Peter-Jakob Kelting, dem jetzigen Leiter des Theaters Tuchlaube in Aarau. Mit der Uraufführung am Mittwoch unter der Regie von Patric Bachmann und Olivier Keller ist der "Dramenprozessor" also 18-jährig, gewissermassen volljährig geworden.
Verfasser: Karl Wüst, sfd (sda)
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