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Krieg in Nahost: Entwicklungen bis zum 2. September 2025

Im Nahen Osten bleibt die Lage angespannt. Alle Neuigkeiten und Reaktionen zum Konflikt bis zum 2. September 2025 finden Sie hier.
Warten auf Behandlung in einem Spital in Gaza Stadt. (Bild: Jehad Alshrafi / AP)
Der frühere iranische Präsident Hassan Ruhani (Bild: President Office Handout / EPA)
Israels Finanzminister Bezalel Smotrich. (Bild: Ohad Zwigenberg / AP)
Vertriebene Palästinenser versammeln sich während einer Hitzewelle in einem provisorischen Zeltlager in Khan Younis im Gazastreifen, um Wasser aus einem Lastwagen zu holen. (Bild: Abdel Kareem Hana / AP)
António Guterres. (Bild: Adam Gray / AP)
Hat sich Benjamin Netanyahu verschätzt? (Bild: Abir Sultan / AP)
Demonstranten halten in Tel Aviv Fotos von israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, während einer Demonstration, die ihre Freilassung aus der Gefangenschaft der Hamas und ein Ende des Krieges fordert. (Bild: Ariel Schalit / AP)

Sie befinden sich in einem Archivartikel. Zum aktuellen Nahost-Newsblog gehts hier:

11:35 Uhr

Dienstag, 2. September

Israel beginnt mit der Einberufung von Reservisten

Israel hat mit der Mobilisierung Zehntausender Reservisten begonnen. Die am Dienstag gestartete Einberufung soll laut Armee 60’000 Wehrpflichtige umfassen. Ausserdem wird der Dienst von weiteren 20’000 Soldatinnen und Soldaten verlängert, die bereits im aktiven Dienst sind. Die im August angekündigte Einberufung ist Teil eines Plans zur Einnahme der Stadt Gaza, die in Israel auf Widerstand stösst und im Ausland verurteilt wird.

Israelische Bodentruppen und Luftstreitkräfte griffen Ziele im nördlichen und zentralen Gazastreifen an. In Gaza selbst attackierten sie Teile der Stadtviertel Zeitun und Schidschaija. Zeitun war einst das grösste Stadtviertel von Gaza mit Märkten, Schulen und Kliniken. Das israelische Militär ist dort schon mehrfach eingedrungen und hat es vergangene Woche zur «gefährlichen Kampfzone» erklärt.

Die Stadt Gaza gilt als politische und militärische Hochburg der militant-islamistischen Hamas und beherbergt nach israelischen Angaben immer noch ein ausgedehntes Tunnelnetz. Zugleich ist sie eine der letzten Zufluchtsorte im nördlichen Gazastreifen, wo Hunderttausende Zivilisten Unterschlupf suchen, die von Kämpfen und Hungersnot bedroht sind.

Seit die IPC-Initiative, die weltweit führende Autorität für Ernährungskrisen, für die Stadt Gaza eine Hungersnot erklärt hat, ist die Zahl der Todesfälle aufgrund von Unterernährung gestiegen. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Gazastreifens erklärte am Dienstag, im August seien insgesamt 185 Menschen an Unterernährung gestorben  –  die höchste Zahl seit Monaten. (dpa)

09:48 Uhr

Dienstag, 2. September

Rekordzahl palästinensischer Häftlinge in Israel

Eine Rekordzahl von mehr als 11'000 palästinensischen Sicherheitshäftlingen sitzt nach Informationen einer israelischen Menschenrechtsorganisation in Israels Gefängnissen. Laut Angaben der Nichtregierungsorganisation Hamoked, die sich auf Informationen der israelischen Gefängnisbehörde stützt, ist dies die bisher höchste Zahl.

Mehr als die Hälfte dieser Häftlinge wird laut Hamoked ausserhalb der regulären Strafverfahren festgehalten - 3577 sogenannte Administrativhäftlinge und 2662 «rechtswidrige Kombattanten». Viele der Kombattanten wurden während des Gaza-Kriegs festgenommen, der vor fast zwei Jahren mit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel begann.

Umstrittene Praxis schon seit Jahrzehnten

Im Rahmen der Administrativhaft werden Verdächtige aus Sicherheitsgründen für sechs Monate und länger ohne offizielle Anklage festgehalten. Das ist dann der Fall, wenn die Betroffenen etwa mit einer Straftat in Verbindung gebracht werden, es aber nicht genügend Beweise für eine Anklage gibt. Da die Massnahme meist auf Geheimdienstinformationen basiert, können die Gefangenen und ihre Anwälte die Beweise nicht einsehen und sich nicht wirksam verteidigen.

Menschenrechtsorganisationen fordern Israel schon seit Jahrzehnten dazu auf, diese Praxis zu beenden. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet rechtfertigt diese Form der Haft jedoch als notwendiges Mittel im Kampf gegen Terror.

Nach Angaben der «Jerusalem Post» ist die Zahl der Administrativhäftlinge heute rund dreimal höher als zur Zeit des zweiten Palästinenseraufstands Intifada (2000 bis 2005), als es ständig zu palästinensischen Anschlägen kam. (dpa)

04:09 Uhr

Dienstag, 2. September

Trump: Israel büsst im Gaza-Krieg an Ansehen ein

Israel hat wegen des Gaza-Kriegs nach Ansicht von US-Präsident Trump in Teilen der US-Politik an Reputation eingebüsst – zugleich bekräftigt er seine Solidarität mit dem Land.

In einem Gespräch mit dem erzkonservativen Portal «Daily Caller», das sich als Sprachrohr der Trump-Wähler sieht, sagte der Republikaner bezogen auf die vergangenen 20 Jahre: «Israel hatte die stärkste Lobby im Kongress, stärker als alles andere, stärker als jedes Unternehmen, jede Organisation oder jeder Staat, den ich je gesehen habe. Israel war am stärksten. Heute hat es keine so starke Lobby mehr.» Das sei erstaunlich, sagte Trump. Das Gespräch mit dem Portal fand bereits am Freitag statt. Das Transkript wurde nun veröffentlicht.

Trump: Krieg schadet Israel

Israel sei grossartig, denn er habe gute Unterstützung von dem Land. Trump erinnerte zugleich an den 7. Oktober 2023 als schrecklichen Tag. Bei dem Terrorangriff im Süden Israels wurden etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Seither läuft der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Trump sagte, der Krieg müsse enden. Die USA gelten als stärkster Verbündeter von Israel. Der US-Präsident sagte auch über Israel: «Sie mögen zwar den Krieg gewinnen.» Aber das Land gewinne nicht die Öffentlichkeit für sich. «Und das schadet ihnen.» (dpa)

21:13 Uhr

Montag, 1. September

Nach Sturm-Unterbrechung: Gaza-Hilfsflotte wieder auf See

Nach einer wetterbedingten Unterbrechung hat die neue Gaza-Hilfsflotte ihre Fahrt zum Kriegsgebiet im Nahen Osten wieder aufgenommen. Die rund 20 Boote der «Global Sumud Flotilla» legten am Abend mit rund 300 propalästinensischen Aktivisten aus über 40 Ländern an Bord im Hafen von Barcelona erneut ab, wie die Nachrichtenagentur «Europa Press» und andere spanische Medien berichteten. (dpa)

19:12 Uhr

Montag, 1. September

Israels Generalstabschef warnt vor Gaza-Militärverwaltung

Israels Generalstabschef Ejal Zamir hat laut einem Medienbericht davor gewarnt, dass eine Einnahme der Stadt Gaza zu einer israelischen Militärverwaltung führen wird. Der Militärchef habe dies bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in der Nacht auf Montag gesagt, berichtete das israelische Nachrichtenportal «ynet». Zamir sagte demnach: «Ihr steuert auf eine Militärverwaltung zu, euer Plan führt uns dorthin. Versteht die Bedeutung.» Der Grund sei, dass die politische Führung keine Alternative für die Zeit nach dem Krieg vorbereite.

Nach der Eroberung des Gazastreifens während des Sechstagekriegs 1967 hatte Israel das Küstengebiet unter Militärverwaltung gestellt. Zuvor hatte Ägypten das Gebiet kontrolliert. Im Rahmen der israelisch-palästinensischen Friedensverträge übergab Israel dann vor gut drei Jahrzehnten die zivile Verwaltung an die Palästinensische Autonomiebehörde, kontrollierte aber weiterhin die Grenzen. Mit dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifen 2005 endete die Militärpräsenz in dem Gebiet, während Israel weiterhin die Grenzen kontrollierte. 2007 übernahm die islamistische Hamas in dem Küstengebiet die Macht.

Eine erneute Militärverwaltung des Gebiets würde einen Rückschritt darstellen - und Hoffnungen auf eine Zweistaatenlösung einen weiteren Dämpfer verpassen.

Zamir sprach sich laut «ynet» auch für einen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas aus. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe sich aber gegen eine Abstimmung über das Thema ausgesprochen, und gesagt, es stehe «nicht auf der Tagesordnung».

Die islamistische Hamas hatte Mitte August erklärt, sie habe einem neuen Vermittler-Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt. Israel hat darauf bisher nicht offiziell geantwortet.

Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben. Zamir hatte laut Medienberichten auch gewarnt, die vom Sicherheitskabinett beschlossene Einnahme der Stadt Gaza gefährde ihr Leben. (dpa)

19:02 Uhr

Montag, 1. September

Neue Gaza-Hilfsflotte nach Barcelona zurückgekehrt

Die neue Gaza-Hilfsflotte hat wegen schlechten Wetters ihre Fahrt unterbrochen. Die gut 20 Boote mit rund 300 propalästinensischen Aktivisten an Bord seien nach Barcelona zurückgekehrt, teilten die Organisatoren mit. Die «Global Sumud Flotilla» war erst am Sonntagnachmittag aus dem Hafen der nordostspanischen Metropole in See gestochen.

«Aufgrund unsicherer Wetterbedingungen haben wir eine Probefahrt durchgeführt und sind dann in den Hafen zurückgekehrt, um den Sturm vorbeiziehen zu lassen», hiess es unter anderem auf Instagram. Die Fahrt solle nach Möglichkeit bereits am Montagabend neu beginnen, wurde ein Sprecher von der Zeitung «El País» und anderen Medien zitiert.

Die «Global Sumud Flotilla» will die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und Hilfsgüter in den Küstenstreifen bringen. Sie ist nach Angaben der Organisatoren die bisher grösste Aktion ihrer Art. «Sumud» heisst auf Arabisch Standhaftigkeit.

An Bord ist auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie war zuletzt mit einer Solidaritätsaktion an Bord der «Madleen» gescheitert. Israelische Soldaten enterten das Schiff am 9. Juni 2025 rund 200 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens und brachten sie in den israelischen Hafen Aschdod. Thunberg und weitere Aktivisten wurden danach ausgewiesen.

Israel hat in der Vergangenheit Versuche von Aktivisten, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen, stets verhindert. Zuletzt schlug im Juli der Versuch eines italienischen Schiffes fehl. (dpa)

17:51 Uhr

Montag, 1. September

Krankenhäuser: Mindestens 31 Tote bei israelischen Angriffen

Bei israelischen Angriffen sind im Gazastreifen nach Angaben örtlicher Krankenhäuser mindestens 31 Menschen getötet worden. Mehr als die Hälfte der Toten seien Frauen und Kinder, teilten Vertreter der Kliniken mit. Demnach kamen allein in der Stadt Gaza durch die Angriffe vom Montag mindestens 13 Menschen ums Leben. Dort hat Israels Militär seit dem Terrorüberfall der Hamas auf das Land am 7. Oktober 2023, der den Gaza-Krieg auslöste, mehrere umfangreiche Einsätze ausgeführt. Zuletzt haben die Streitkräfte eine Grossoffensive in der Stadt gestartet und diese zur Kampfzone erklärt.

Das israelische Militär macht die militant-islamistische Hamas für Todesfälle unter Zivilisten verantwortlich, weil sich ihre Mitglieder in dicht besiedelten Gebieten verschanzten. (dpa)

09:19 Uhr

Montag, 1. September

Huthi reklamieren Angriff im Roten Meer für sich

Die Huthi im Jemen haben erneut einen Angriff auf ein Schiff im Roten Meer für sich reklamiert. Die «Scarlet Ray» sei im nördlichen Roten Meer mit einer ballistischen Rakete angegriffen worden, erklärte die Miliz auf ihrem Telegramkanal. Die Huthi bezeichneten das Schiff als «israelischen Öltanker». Laut Online-Plattform Vesselfinder, die Echtzeitdaten zur Verfolgung von Schiffen weltweit nutzt, fährt die «Scarlet Ray» unter der Flagge Liberias.

Die Sicherheit der Handelsschifffahrt zuständigen britische Behörde UKMTO hatte am Sonntag gemeldet, dass ein Schiff im nördlichen Roten Meer, vor der Küste vom saudi-arabischen Janbu, Wasserspritzer durch ein unbekanntes Projektil beobachtet hätte. Es sei ein lauter Knall zu hören gewesen. Das Schiff habe seine Fahrt fortsetzen können. Es habe keine Verletzten gegeben. (dpa)

15:32 Uhr

Sonntag, 31. August

Israels Verteidigungsminister: Hamas-Sprecher ist «ausgeschaltet»

Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat den langjährigen Sprecher des militärischen Arms der Hamas, Abu Obeida, für tot erklärt. Israel habe ihn in Gaza «ausgeschaltet», schrieb Katz auf der Plattform X über einem Bild des Sprechers, das mit einem roten Kreuz überzeichnet war. Man habe ihn «zu einem Treffen mit allen eliminierten Akteuren der Achse des Bösen aus dem Iran, Gaza, dem Libanon und Jemen in die Tiefen der Hölle geschickt».

Er gratuliere der Armee und dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet für «die perfekte Ausführung», schrieb Katz weiter. «Bald, mit der Intensivierung des Feldzuges gegen Gaza, werden dort noch viele seiner Mittäter – die Mörder und Vergewaltiger der Hamas – zu ihm stossen.» (dpa)

13:05 Uhr

Sonntag, 31. August

Israel greift Hisbollah-Ziele im Süden des Libanons an

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben militärische Infrastruktur der Hisbollah-Miliz im Süden Libanons angegriffen. Ziel waren demnach auch unterirdische Stellungen der Hisbollah im Bereich der strategisch gelegenen Kreuzritterfestung Beaufort. Man habe dort «militärische Aktivitäten» festgestellt, hiess es in einer Mitteilung der Armee.

Anwohner berichten von massiven Explosionen

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von zwei Luftangriffen nahe der Stadt Nabatije. Es gab zunächst keine Berichte zu Opfern. Anwohner berichteten allerdings von massiven Explosionen während der Angriffe.

«Die Existenz der Anlage und die dortigen Aktivitäten stellten einen Verstoss gegen die Verständigungen zwischen Israel und Libanon dar», hiess es in der Mitteilung der israelischen Armee..

Trotz Waffenruhe immer wieder Angriffe

Israel und die Hisbollah hatten sich Ende November nach mehr als einjährigem gegenseitigen Beschuss auf eine Waffenruhe geeinigt. Beide Seiten werfen sich Verstösse vor. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. Die Kreuzritterfestung Beaufort liegt knapp nördlich des Flusses, aber dennoch nahe einem nordöstlichen Ausläufer der israelischen Grenze. (dpa)

06:31 Uhr

Sonntag, 31. August

Israel tötet Regierungsmitglieder der Huthi-Miliz im Jemen

Bei einem israelischen Luftangriff im Jemen ist der Ministerpräsident der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz getötet worden. Bei der Attacke auf eine Versammlung der Miliz in der Hauptstadt Sanaa seien vor wenigen Tagen sowohl Ahmed al-Rahaui als auch mehrere Huthi-Minister ums Leben gekommen, wie die islamistische Schiiten-Organisation jetzt mitteilte. Weitere ihrer Mitglieder seien verletzt worden.

Seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast zwei Jahren greifen die Huthi Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben wollen sie damit ihre Solidarität mit der islamistischen Hamas in Gaza zeigen, die ebenfalls vom Iran unterstützt wird. Im Gegenzug greift Israels Militär immer wieder Ziele im Jemen an.

Israel nimmt Anführer seiner Feinde gezielt ins Visier

Der Luftangriff vom Donnerstag in der Hauptstadt Sanaa zeigt erneut die Fähigkeit des jüdischen Staats, Anführer seiner wichtigsten Feinde in der Region gezielt auszuschalten. Beispiele dafür gab es in der jüngeren Vergangenheit einige.

So liess Israels Auslandsgeheimdienst Mossad 2024 manipulierte Pager und Handfunkgeräte Tausender Funktionäre der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon explodieren. Rund 40 Menschen wurden getötet, mehr als 3.000 verletzt. Auch am Grossangriff Israels gegen den Iran, bei dem in diesem Jahr führende Militärs und Atomwissenschaftler getötet und Atomanlagen zerstört wurden, hatten Berichten zufolge Mossad-Agenten mitgewirkt. Und ob in Beirut, Teheran oder im Gazastreifen: Trotz aller Schutzvorkehrungen gelang es Israels Sicherheitsapparat, auch die obersten Anführer der Hisbollah und der Hamas gezielt zu töten.

Einen weiteren ranghohen Funktionär der Hamas griff Israels Militär nun nach eigenen Angaben in der Stadt Gaza an. Unklar war zunächst, um wen es sich handelte - allerdings berichteten israelische Medien übereinstimmend, Ziel des Angriffs sei der langjährige Sprecher des militärischen Arms der Hamas, der Kassam-Brigaden, gewesen. Dieser ist unter seinem Kampfnamen Abu Obeida bekannt. Er gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Terrororganisation und zeigte sich bei Auftritten und Videobotschaften stets nur vermummt.

Tod des Huthi-Ministerpräsidenten «symbolischer Schlag»

Obwohl der getötete Huthi-Ministerpräsident Al-Rahaui wenig tatsächliche Autorität besessen habe, weise sein Tod auf Israels verbesserte Fähigkeit hin, nun auch Anführer der Islamisten im 2.000 Kilometer entfernten Jemen ins Visier zu nehmen, sagte Ahmed Nagi, Jemen-Experte bei der International Crisis Group, dem «Wall Street Journal». Der Angriff füge den Huthi «einen symbolischen und psychologischen Schlag zu, auch wenn seine strategische Wirkung begrenzt bleibt, solange ihre wichtigsten militärischen Kommandeure ausserhalb der Reichweite Israels bleiben».

Bereits Ende vergangenes Jahres hatte Israels damaliger Aussen- und heutiger Verteidigungsminister Israel Katz gedroht, alle Anführer der Huthi-Miliz zu «jagen», wie Israel es auch andernorts getan habe. Ziel des Luftangriffs am Donnerstag sei eine Einrichtung gewesen, in der Dutzende Führungskader des «terroristischen Huthi-Regimes» zugegen gewesen seien, erklärte das israelische Militär nun am Samstagabend. Dabei seien Al-Rahaui und weitere ranghohe Huthi-Vertreter getötet worden. Man habe ein nachrichtendienstliches Zeitfenster genutzt und rapide zugeschlagen, hiess es.

Die Huthi bezeichnen sich offiziell als «Ansar Allah» („Unterstützer Gottes“) und gelten als stärkste Kraft im Jemen, wo seit 2014 Bürgerkrieg herrscht. Die Miliz kontrolliert seit rund zehn Jahren den Norden des Landes. Die Huthi-Regierung in Sanaa wird international nicht anerkannt.

Tausende demonstrieren in Israel für Ende des Gaza-Kriegs

Unterdessen forderten bei einer Grossdemonstration in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv erneut Tausende Menschen ein rasches Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen aus der Gewalt der Hamas. Zahlreiche Menschen versammelten sich auf dem «Platz der Geiseln» im Zentrum der Stadt und verlangten von der Regierung, einem Deal mit der Hamas für eine Waffenruhe und Befreiung der Verschleppten zuzustimmen.

Heute soll Medienberichten zufolge erneut das Sicherheitskabinett um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammentreten. Ein von der Hamas nach eigenen Angaben bereits gebilligter Vorschlag für ein solches Abkommen soll jedoch nicht Thema der Gespräche sein, wie der TV-Sender N12 berichtete.

«Heute Abend erhielten die Menschen in Israel einen weiteren Beweis dafür, dass die Netanjahu-Regierung einen endlosen Krieg den Geiseln vorzieht und sich damit völlig gegen den Willen des Volkes stellt, obwohl es eine echte Möglichkeit gibt, die Geiseln nach Hause zu holen», teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit. Es rief für den heutigen Tag zu einem weiteren Protest auf. (dpa)

06:39 Uhr

Samstag, 30. August

Israelische Armee: Ranghoher IS-Terrorist im Gazastreifen getötet

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen ranghohen Vertreter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Gazastreifen getötet. Mohammed Abd al-Aziz Abu Subaida sei bei einem Angriff im Gebiet des Flüchtlingslagers Bureidsch im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens in der vergangenen Woche getötet worden, teilte das Militär bei Telegram mit.

Abu Subaida war demnach der Chef des palästinensischen Distrikts des IS. Nach Angaben der Armee war er für Festlegung der Politik sowie die Planung und Überwachung der Aktivitäten des IS im Gazastreifen, Westjordanland sowie auf der Sinai-Halbinsel verantwortlich. Der IS-Ableger im Gazastreifen beteiligte sich demnach aktiv an den Kämpfen gegen israelische Truppen in dem Gebiet. (dpa)

14:55 Uhr

Freitag, 29. August

Israel «mit grosser Intensität» am Stadtrand Gazas im Einsatz

Die israelische Armee hat nach Angaben eines Sprechers erste Schritte ihrer Offensive auf die Stadt Gaza begonnen. Derzeit gehe das Militär «mit grosser Intensität» in den Aussenbezirken der grössten Stadt des Gazastreifens vor, teilte Avichay Adraee auf X in arabischer Sprache mit. Er sprach von «vorbereitenden Einsätzen».

Israel plant, die Stadt im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens einzunehmen. Schätzungen zufolge halten sich dort noch rund eine Million Menschen auf, die nach dem Willen der israelischen Führung in den Süden des Gebiets umquartiert werden sollen.

«Wir werden unsere Angriffe verstärken», kündigte der Armeesprecher weiter an. Ziel sei die Freilassung aller aus Israel entführter Geiseln sowie die Zerschlagung der Hamas.

Armee: Stadt Gaza ist «gefährliches Kampfgebiet»

Die israelische Armee hatte die Stadt Gaza zuvor als «gefährliches Kampfgebiet» eingestuft. Eine taktische Kampfpause, die eigentlich Hilfslieferungen ermöglichen soll, gelte in der Gegend seit Freitagmorgen nicht mehr.

Einwohner berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die israelische Armee habe seit dem Morgen ihre Angriffe auf den Gazastreifen verstärkt. Aus medizinischen Kreisen hiess es, mindestens 48 Palästinenser seien getötet worden, darunter 20 im Norden des Küstenstreifens. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Kürzlich hatte die weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannte IPC-Initiative eine Hungersnot für die Stadt Gaza und einige Nachbarorte erklärt. Israel wies dies zurück.

Einwohner hatten bereits vor einer Woche von intensiven Luftangriffen des israelischen Militärs im Umkreis der Stadt Gaza berichtet. (dpa)

06:58 Uhr

Freitag, 29. August

Chefin des Welternährungsprogramms: Gaza ist am Zerreisspunkt

Die Chefin des Welternährungsprogramms (WFP) hat nach einem Besuch im umkämpften Gazastreifen eine massive Ausweitung der humanitären Hilfe gefordert. «Gaza ist am Zerreisspunkt», warnte WFP-Direktorin Cindy McCain auf der Plattform X. Eine halbe Million Menschen in dem von Israel abgeriegelten und grossflächig zerstörten Küstengebiet hungere.

McCain sprach darüber auch mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu. Beide hätten vereinbart, «die Bemühungen zu verdoppeln, die Einfuhr humanitärer Güter nach Gaza angesichts der akuten Notlage vor Ort zu beschleunigen und aufrechtzuerhalten», teilte das Büro des Ministerpräsidenten im Anschluss mit.

«Wir müssen unser Netzwerk von mehr als 200 Lebensmittelverteilstellen, Gemeinschaftsküchen und Bäckereien so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen», schrieb McCain auf X. «Wir brauchen sichere Wege und dauerhaften Zugang. Wir müssen in dem Umfang liefern, den diese Krise erfordert», sagte sie in einem Videoclip aus Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens.

Helfer fordern von Israel, vom gegenwärtigen Verteilsystem für Hilfsgüter über die umstrittene Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zum eingespielten Mechanismus der UN und anderer Hilfsorganisationen zurückzukehren.

Israel hält an umstrittener Stiftung fest

Israel hält jedoch an der GHF fest, die auch vom Verbündeten USA unterstützt wird. So kündigte die israelische Armee zwei neue Verteilstellen im südlichen Bereich des abgeriegelten Küstengebiets an. Sie sollen in den kommenden Tagen fertiggestellt und von der GHF betrieben werden. Die bestehende Verteilstelle in Tel al-Sultan nahe der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten werde geschlossen, hiess es. Damit gäbe es dann fünf Zentren in Gaza.

Die GHF begann ihren Einsatz im Mai, nachdem Israel seine fast drei Monate lange Blockade von Hilfslieferungen auf internationalen Druck beendet hatte. Den neuen Verteilmechanismus der GHF führte Israel ein, um UN-Hilfsorganisationen und andere Initiativen zu umgehen. Nach Darstellung der Regierung Netanjahus soll auf diese Weise verhindert werden, dass die islamistische Terrororganisation Hamas humanitäre Hilfe für sich abzweigt.

Die Vereinten Nationen kritisieren den Einsatz der GHF unter anderem, weil die Verteilung in den Zentren vor allem Menschen gefährde, die auf dem Hin- und Rückweg teils kilometerweit durch Kriegsgebiet laufen müssen. Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe dieser Verteilstellen.

Netanyahu: Bericht über Hungersnot in Gaza «glatte Lüge»

«Familien in Gaza hungern», berichtete McCain von ihrem Besuch in Deir al-Balah. Die Verzweiflung unter den Menschen sei «überwältigend», sie habe es vor Ort mit eigenen Augen gesehen.

Wenige Tage zuvor hatte die weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannte IPC-Initiative eine Hungersnot für die Stadt Gaza im Norden und einige Nachbarorte erklärt. Israels Regierungschef Netanyahu bezeichnete den Bericht als «glatte Lüge». Nach israelischer Darstellung basiert die IPC-Einschätzung auf falschen Angaben der Hamas. Netanjahus Regierung forderte die Autoren des Berichts auf, diesen sofort zurückzuziehen.

McCain und Netanyahu hätten in Jerusalem darüber gesprochen, wie wichtig es sei, «Zivilisten vor Hunger und Mangelernährung zu schützen und sicherzustellen, dass ihre grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden», hiess es in der Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten. Bei ihrem Treffen sei die Zunahme humanitärer Hilfe nach Gaza im vergangenen Monat angesprochen und vereinbart worden, «dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um sicherzustellen, dass die humanitäre Hilfe die verletzlichsten Menschen dort erreicht, wo sie sich befinden, und dass die Hilfe ausschliesslich der Zivilbevölkerung zugutekommt». (dpa)

16:05 Uhr

Donnerstag, 28. August

Europäer aktivieren Verfahren für Atom-Sanktionen gegen Iran

Im Streit über das iranische Atomprogramm haben Deutschland, Frankreich und Grossbritannien den Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen ausgelöst.

Das geht aus einem Brief der drei Länder hervor, der dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Donnerstag zugestellt wurde. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Dem Iran droht damit die Reaktivierung von Strafmassnahmen, die im vergangenen Jahrzehnt aufgehoben worden waren. Zudem wäre nach Abschluss des Verfahrens auch das internationale Atom-Abkommen mit dem Iran endgültig Geschichte.

Mit diesem Abkommen sollte die Islamische Republik darin gehindert werden, eine Atombombe zu bauen. Das Dokument regelt insbesondere die unabhängige Überprüfung des iranischen Nuklearprogramms und legt Grenzen bei Menge und Anreicherung von Uran fest.

Der Schritt zeigt: Die drei europäischen Staaten (E3) sind - auch mit Blick auf eine Ablauf-Frist Mitte Oktober - mit ihrer Geduld am Ende. Der Iran habe seine Verstösse gegen das Atom-Abkommen von 2015 bis zuletzt fortgesetzt und fast waffenfähiges Uran hergestellt, monierten Diplomaten mehrfach. Teheran hatte den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Abkommen im Jahr 2018 zum Anlass genommen, sich selbst nicht mehr an die Vereinbarungen zu halten. (dpa)

06:22 Uhr

Donnerstag, 28. August

Aussenminister von USA und Israel sprechen über Lage im Nahen Osten

US-Aussenminister Marco Rubio hat sich in Washington mit seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar getroffen. Beide Seiten erklärten am Mittwoch (Ortszeit), sie hätten über ein mögliches Kriegsende im Gazastreifen sowie die bevorstehende UN-Generalversammlung gesprochen, bei der der Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas voraussichtlich im Mittelpunkt stehen wird.

Das US-Aussenministerium teilte mit, Rubio habe die «unerschütterliche Verpflichtung der USA zur Sicherheit Israels» bekräftigt. Genauere Details über Pläne zur Verwaltung der Gazastreifens nach dem Krieg wurden nicht genannt. Weder Rubio noch Saar äusserten sich bei einem gemeinsamen Fototermin vor Beginn ihres Treffens. Auf Zurufe von Journalisten zu dem jüngsten, viel kritisierten Angriff der israelischen Armee auf das Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen reagierten die Minister nicht. Bei dem Luftangriff wurden palästinensischen Angaben zufolge 20 Menschen getötet - darunter fünf Journalisten. (dpa)

15:14 Uhr

Dienstag, 26. August

Mindestens 16 Menschen bei israelischen Angriffen getötet

Israelische Angriffe haben im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen das Leben gekostet. Vertreter der Krankenhäuser Nasser, Schifa und Scheich Radwan sagten am Dienstag, unter den Getöteten seien Kinder.

Das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium teilte mit, drei weitere Erwachsene seien an Unterernährung und Hunger gestorben. Damit stieg die Zahl der durch Unterernährung verursachten Todesfälle seit Ende Juni, als das Ministerium mit der Zählung in dieser Altersgruppe begann, auf 186, darunter seit Kriegsbeginn 117 Kinder.

Die israelische Militäroffensive kostete nach Angaben des Ministeriums bisher 62.819 Menschen im Gazastreifen das Leben. Das Ministerium ist Teil der Hamas-Regierung und beschäftigt medizinisches Fachpersonal. Die UN und unabhängige Experten halten es für die zuverlässigste Quelle für Angaben zur Zahl der Kriegsopfer. Israel bestreitet die Zahlen, hat aber keine eigenen vorgelegt. (dpa)

17:36 Uhr

Sonntag, 24. August

Israel meldet Luftangriffe auf den Jemen

Das israelische Militär hat zwei Tage nach einem Raketenangriff durch die jemenitischen Huthi-Rebellen nach eigenen Angaben zwei Kraftwerke im Jemen angegriffen. Es habe am Sonntag die Anlagen Assar und Hisas getroffen, hiess es. Dabei handele es sich um «eine bedeutende Stromversorgungsanlage für militärische Aktivitäten». Ebenfalls ins Visier genommen worden sei eine militärische Anlage um den Präsidentenpalast herum.

Bewohner der Hauptstadt Sanaa berichteten der Nachrichtenagentur AP, sie hätten laute Explosionen in der Nähe einer geschlossenen Militärakademie und des Präsidentenpalasts gehört. Nahe dem örtlichen Sabin-Platz seien Rauchwolken zu sehen.

Die vom Iran unterstützten Huthi berichteten, die israelischen Angriffe hätten mehrere Gegenden in Sanaa getroffen, darunter ein Kraftwerk und eine Tankstelle. Bei einem Angriff auf ein Ölunternehmen seien zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, meldete der Huthi-Fernsehsender Al-Massirah.

Der stellvertretende Chef des Huthi-Medienbüros, Nasruddin Amer, teilte mit, die Luftangriffe würden die Rebellen nicht abschrecken. Die Angriffe durch die Huthi würden fortgesetzt, schrieb er in den sozialen Medien.

Die Huthi greifen seit 22 Monaten Israel und Schiffe im Roten Meer mit Raketen und Drohnen an. Das tun sie nach eigenen Angaben, um ihre Solidarität mit den Palästinensern im Gaza-Krieg zu zeigen. Die Rebellen griffen eigenen Angaben zufolge am Freitag Israel mit einer Rakete an. Der Angriff soll unter anderem dem grössten Flughafen des Landes, Ben Gurion, gegolten haben. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es nicht.

Das israelische Militär berichtete, die Rakete sei in der Luft auseinandergefallen, nachdem es mehrere Abfangversuche gegeben habe. Aus Kreisen der Luftwaffe verlautete, das Geschoss habe aus Streumunition bestanden. Der Einsatz von Streubomben mache Abfangaktionen schwieriger. Er zeige, dass die Huthi vom Iran zusätzliche Technologie erhielten. (dpa/AP)

15:20  Uhr

Sonntag, 24. August

Israel: Huthi-Miliz setzte wohl erstmals Streumunition ein

Bei dem jüngsten Raketenangriff auf Israel hat die Huthi-Miliz im Jemen nach israelischen Informationen vermutlich erstmals Streumunition eingesetzt. Eine Untersuchung habe ergeben, dass die am Freitagabend abgefeuerte Rakete höchstwahrscheinlich verschiedene weitere Sprengkörper enthielt, die bei Einschlag explodieren sollten, teilte ein Repräsentant der Luftwaffe mit.

«Dies ist das erste Mal, dass eine solche Rakete aus dem Jemen abgefeuert wird», sagte er. Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass Israels Luftverteidigung in der Lage sei, Munition dieser Art abzuwehren.

Die Huthi hatten am Freitagabend mitgeteilt, sie hätten erneut den internationalen Flughafen bei Tel Aviv angegriffen. Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv gab es Raketenalarm. Die Rakete war aber laut Armee noch in der Luft zerbrochen. Ein Raketenteil war nach Medienberichten in einem Ort in der Nähe des Flughafens eingeschlagen.

Huthi-Verbündeter Iran setzte auch Streumunition ein

Nach Angaben von Amnesty International hatte auch der Iran während des zwölftägigen Krieges mit Israel im Juni Streumunition gegen den jüdischen Staat eingesetzt und damit das humanitäre Völkerrecht verletzt.

Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greifen Mitglieder der Huthi-Miliz im Jemen Israel regelmässig mit Raketen und Drohnen an - als Ausdruck ihrer Solidarität mit der islamistischen Hamas. Israels Luftwaffe reagierte darauf bereits häufiger mit Luftangriffen auf Ziele der Miliz im Jemen. Sowohl die Huthi-Miliz als auch die Hamas im Gazastreifen sind Verbündete des Irans.

Auch am Sonntag griff Israels Luftwaffe Berichten zufolge wieder Ziele im Jemen an. Augenzeugen berichteten von schweren Explosionen in der Hauptstadt Sanaa. Die Angriffe hätten unter anderem eine Ölanlage und ein Kraftwerk getroffen, wo Flammen und Rauch zu sehen waren. Ob es Tote oder Verletzte gab, blieb zunächst unklar. Israels Militär äusserte sich zunächst nicht. (dpa)

06:27 Uhr

Sonntag, 24. August

Netanyahu-Rivale will für Geisel-Deal gemeinsame Koalition

Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz schlägt dem unter Druck stehenden Regierungschef Benjamin Netanyahu eine gemeinsame Übergangsregierung vor, um die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. Netanyahu ist für sein politisches Überleben bislang auf rechtsextreme Koalitionspartner angewiesen, die ein Abkommen mit der islamistischen Terrororganisation Hamas über eine Waffenruhe strikt ablehnen.

Auch Angehörige der Geiseln bekräftigten zusammen mit Tausenden Demonstranten in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv sowie anderen Orten des Landes ihre Forderung nach einer Waffenruhe und warnten, dass die geplante Einnahme der Stadt Gaza durch die Armee das Leben der Geiseln gefährde. «Es liegt ein Abkommen auf dem Tisch», sagte der Bruder zweier Entführter laut Medien. Dies könne die letzte Chance sein, Leben zu retten.

Gantz: Israel befindet sich an Wegkreuzung

Die Geiseln seien in Lebensgefahr, «ihre Zeit läuft ab», sagte auch Gantz. Mit Blick auf Videoaufnahmen von bis auf die Knochen abgemagerte Geiseln erinnerte der Oppositionspolitiker an seine Mutter Malka, eine Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. «Meine Mutter hat mir beigebracht, dass das Leben etwas Heiliges ist». Israel stehe an einer Wegkreuzung, sagte Gantz.

Der ehemalige Verteidigungsminister hatte Netanjahus Regierung 2024 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. Nun forderte er andere Oppositionspolitiker auf, sich mit ihm für ein halbes Jahr einer «Regierung zur Freilassung der Geiseln» anzuschliessen. Diese müsse mit einer Vereinbarung beginnen, die alle 50 Geiseln - darunter 20 Lebende - heimbringe. Im kommenden Frühjahr müsse es dann eine Neuwahl geben, sagte Gantz.

Was macht Netanyahu?

Die Chancen für ein solches Bündnis gelten allerdings als äusserst gering. «Wenn Netanyahu nicht zustimmt, dann wissen wir, dass wir alles getan haben», sagte Gantz. Es war zunächst unklar, wie Netanyahu auf dessen Schachzug reagieren wird. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich soll laut Medien Angehörigen der Geiseln gesagt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Netanyahu einem Waffenruhe-Deal mit der Hamas zustimmen.

Laut der Nachrichtenseite «ynet» tritt das Sicherheitskabinett am Dienstag zusammen, um über die Einsatzpläne zur Einnahme der Stadt Gaza abschliessend abzustimmen. Zudem werde es um den Stand der indirekten Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln gehen, bei denen die USA, Katar und Ägypten als Vermittler fungieren. Die Hamas hatte am Montag erklärt, sie habe einem neuen Vermittler-Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt.

Dabei handelt es sich laut Medienberichten um eine angepasste Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlags des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser sieht eine 60-tägige Waffenruhe vor, während der zunächst zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freikommen.

Angehörige von Hamas-Geiseln fordern Waffenruhe

Netanyahu hat den Plan zur Einnahme Gazas bereits gebilligt, gleichzeitig aber neue Verhandlungen mit der Hamas in Aussicht gestellt. Er habe angeordnet, «unverzüglich Verhandlungen über die Freilassung aller unserer Geiseln und die Beendigung des Krieges zu Bedingungen aufzunehmen, die für Israel akzeptabel sind», sagte er kürzlich. Auf das Hamas-Angebot ging er nicht ein.

«Seit 687 Tagen werden unsere Kinder in der Hölle von Gaza festgehalten», sagte Einav Zangauker, deren Sohn Matan am 7. Oktober 2023 entführt worden war, vor dem Eingang des Militärhauptquartiers in Tel Aviv. «Ich wende mich an das Volk Israel: Netanyahu kann noch heute einen Deal unterzeichnen, der zehn lebende Geiseln zurückbringt und 18 Leichen», sagte Zangauker. Sollte der Premier dies tun, könnte er sofort Verhandlungen über die Rückführung der restlichen Geiseln im Gegenzug für ein Ende des Krieges aufnehmen, sagte sie.

Rettung der Geiseln «jetzt oder nie»

Die Frau warf dem Ministerpräsidenten vor, eine Vereinbarung mit der Hamas gezielt zu torpedieren: «Statt einem Deal zuzustimmen, galoppiert er in Richtung der Einnahme von Gaza.» Netanjahu verurteile die Geiseln damit zum Tode und das Volk Israel zu einem ewigen, überflüssigen Krieg. «Uns bleiben nur noch wenige Tage, um dies zu stoppen», sagte Zangauker. «Wenn die Einnahme von Gaza beginnt, wird es keinen Deal geben. Es ist jetzt oder nie.»

Israelische Soldaten waren bereits in Vororte der Küstenstadt vorgerückt. Nun berichteten palästinensische Augenzeugen, dass Soldaten auch im Stadtviertel Sabra gesichtet wurden, vor allem in der Nähe eines Schulgebäudes. In dem Viertel waren seit dem Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren schon mal israelische Bodentruppen im Einsatz gewesen. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, man äussere sich nicht zu den Positionen ihrer Soldaten.

Hilfsorganisationen warnen vor Folgen einer Offensive

Mit Beginn der eigentlichen Offensive wird nach israelischen Medienberichten frühestens im September gerechnet. Zuvor ist die Räumung der Stadt vorgesehen, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten. Hilfsorganisationen warnen vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin schon katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen, in dem insgesamt rund zwei Millionen Palästinenser leben.

Die weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannte IPC-Initiative erklärte für die Stadt Gaza und einige Nachbarorte eine Hungersnot. Israels Premier Netanyahu bezeichnete den Bericht als «glatte Lüge». Nach israelischer Darstellung basiert die IPC-Einschätzung auf falschen Angaben der Hamas. (dpa)

20:43 Uhr

Samstag, 23. August

Für Geisel-Rettung: Gantz ruft zu Eintritt in Netanyahu-Regierung auf

Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz hat zur Bildung einer vorübergehenden Einheitsregierung aufgerufen, um einen Deal mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. Eine solche Regierung müsse ihren Weg mit einer Vereinbarung beginnen, die alle 50 Geiseln - darunter 20 Lebende - heimbringe, forderte er. Im Frühjahr kommenden Jahres müsse es dann eine Neuwahl geben, an einem gemeinsam vereinbarten Datum.

«Unsere Geiseln sind in Lebensgefahr, ihre Zeit läuft ab», sagte Gantz. Mit Blick auf Videoaufnahmen von bis auf die Knochen abgemagerte Geiseln sprach er von «Muselmännern» und erinnerte an seine Mutter Malka, eine Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. «Meine Mutter hat mir beigebracht, dass das Leben etwas Heiliges ist», sagte der Oppositionspolitiker. Israel befinde sich an einer wichtigen Wegkreuzung.

Gantz für vorübergehendes Zweckbündnis

Der Ex-Verteidigungsminister hatte Netanjahus Regierung 2024 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. Er forderte nun andere Oppositionspolitiker dazu auf, sich mit ihm gemeinsam für ein halbes Jahr einer «Regierung zur Freilassung der Geiseln» anzuschliessen. «Wenn (der israelische Ministerpräsident Benjamin) Netanyahu nicht zustimmt, dann wissen wir, dass wir alles getan haben.» Die Chancen für ein solches Bündnis gelten allerdings als äusserst gering.

Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich soll unbestätigten Medienberichten zufolge gegenüber Angehörigen der Geiseln erklärt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Netanjahu einem Waffenruhe-Abkommen mit der islamistischen Hamas zustimmen. Um politisch überleben zu können, ist Netanjahu bisher auf die Unterstützung seiner rechtsextremen Partner wie Smotrich angewiesen. (dpa)

19:23 Uhr

Samstag, 23. August

Augenzeugen: Israelische Truppen in der Stadt Gaza

Israelische Truppen sind nach Angaben palästinensischer Augenzeugen in einen Teil der Stadt Gaza eingedrungen. Den Berichten zufolge wurden Soldaten in dem Viertel Sabra gesichtet, vor allem in der Nähe eines örtlichen Schulgebäudes. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, man äussere sich nicht zu den Positionen ihrer Soldaten.

Die israelische Führung hat einen Plan zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Zuvor ist die Räumung der Stadt vorgesehen, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten.

Mit Beginn der Offensive wird nach Medienberichten frühestens im September gerechnet. Zuletzt waren israelische Soldaten aber bereits in Vororte der Küstenstadt vorgerückt. In dem Viertel Sabra waren seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren bereits israelische Bodentruppen im Einsatz gewesen.

Hilfsorganisationen haben vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin katastrophalen humanitären Lage in dem Küstenstreifen gewarnt, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben. Die IPC-Initiative hatte für die Stadt Gaza und einige Nachbarorte eine Hungersnot erklärt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Bericht jedoch als eine «glatte Lüge». Nach israelischer Darstellung basiert die Einschätzung auf falschen Angaben der Hamas. (dpa)

16:38 Uhr

Samstag, 23. August

25 Tote bei israelischem Beschuss im Gazastreifen gemeldet

Bei israelischen Angriffen und Schüssen im Gazastreifen sind nach Angaben von örtlichen Krankenhäusern mindestens 25 Menschen getötet worden. Bei Angriffen im Süden des Gebiets kamen am Samstag mindestens 14 Menschen ums Leben, wie aus Dokumenten einer Leichenhalle und Angaben von Vertretern des Nasser Krankenhauses hervorgeht. Demnach wurden Zelte für Vertriebene in Chan Junis angegriffen. Mehr als die Hälfte der Toten sollen Frauen und Kinder sein. Das israelische Militär reagierte zunächst nicht auf Fragen zu den gemeldeten Todesfällen.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt vor den Auswirkungen der geplanten Offensive des israelischen Militärs in der Stadt Gaza. In Kliniken in der Stadt kämen viele Patienten an, da Menschen vor Bombardierungen flüchteten. Auch Personal der Organisation sei angesichts der Angriffe dazu gezwungen, aus Häusern zu flüchten. (dpa/AP)

06:52 Uhr

Samstag, 23. August

Netanyahu: «Hungerkampagne» der Hamas hält uns nicht auf

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hält auch nach der Erklärung einer Hungersnot im Raum der Stadt Gaza durch internationale Experten an seinen Kriegszielen unbeirrt fest. Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas «inszenierte Hungerkampagne wird uns nicht davon abhalten, unsere Geiseln zu befreien und die Hamas zu beseitigen», sagte er in Reaktion auf einen aufsehenerregenden Bericht der weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannten IPC-Initiative.

Netanyahu hatte zuvor Pläne für die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Gazastreifens gebilligt. Israels Militär bereitet sich darauf vor, die Schätzungen zufolge rund eine Million Bewohner in Zeltlager im Süden umzuquartieren. Laut der IPC-Initiative ist das Leben von 132.000 Kindern unter fünf Jahren wegen Unterernährung bedroht. 41.000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai. Es geht um den Bezirk Gaza, in dem auch die Stadt liegt.

«An manchen Tagen kann ich nur ein kleines Brot und eine Tomate finden, um sie zwischen drei Kindern zu teilen», klagt Mariam al-Scheikh. Ihren Kindern etwas zu essen zu beschaffen, sei ein täglicher Kampf, berichtet die 34-Jährige aus der Stadt Gaza der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei oft stundenlang auf der Suche nach Brot oder Lebensmittelkonserven. Nachts hört sie das jüngste ihrer Kinder vor Hunger weinen. «Mehr als eine halbe Million Menschen im Gazastreifen sind mit katastrophalen Bedingungen konfrontiert, charakterisiert durch Hunger, Armut und Tod», heisst es in dem Bericht der IPC-Initiative.

Netanyahu: Hunger absichtlich ausgesetzt sind nur die Geiseln

Netanyahu bezeichnete den Bericht als eine «glatte Lüge». Nach israelischer Darstellung basiert die Einschätzung der IPC-Initiative auf falschen Angaben der Hamas. «Der Bericht ignoriert bewusst Daten, die den Autoren in einem Treffen vor seiner Veröffentlichung vorgelegt wurden und übersieht die in den letzten Wochen unternommenen Bemühungen zur Stabilisierung der humanitären Lage im Gazastreifen völlig», erklärte die zuständige israelische Behörde Cogat. Um welche Daten es sich dabei handelt, blieb jedoch offen.

UN-Generalsekretär António Guterres sprach im Zusammenhang mit der Hungersnot von Vorsatz. Was nun passiere, sei der «vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind». Als Besatzungsmacht habe Israel eindeutige Verpflichtungen. Israel weist solche Aussagen und Vorwürfe stets zurück. Das Land wirft wiederum den UN vor, im Gazastreifen bereitstehende Hilfslieferungen nicht verteilt zu haben. Israel verfolge keine Politik des Aushungerns, sondern der Hungerprävention, betonte Netanyahu. «Die Einzigen, die in Gaza absichtlich dem Hunger ausgesetzt werden, sind die israelischen Geiseln», erklärte er.

Israel steht zunehmend unter Druck

Israel steht unter erheblichem internationalen Druck, das Leid der Palästinenser im Gazastreifen zu lindern. Berichte über unterernährte Kinder lösten weltweit Empörung aus und trugen dazu bei, dass Länder wie Frankreich, Kanada und Australien Pläne zur Anerkennung eines palästinensischen Staates ankündigten. Deutschland stoppte einen Teil der Waffenexporte an Israel, nachdem Israel erklärt hatte, es werde den Gaza-Krieg noch ausweiten.

Einen Tag vor Veröffentlichung des IPC-Berichts hatte die israelische Führung die militärischen Einsatzpläne für die Einnahme der Stadt Gaza genehmigt. Verteidigungsminister Israel Katz kündigte intensive Angriffe an. «Die Tore der Hölle werden sich bald über den Mördern und Vergewaltigern der Hamas in Gaza öffnen – bis sie Israels Bedingungen zur Beendigung des Krieges zustimmen». Andernfalls werde die Stadt zerstört. In Israel wurde spekuliert, dies könne eine Verhandlungstaktik sein, um die Hamas unter Druck zu setzen.

Israel: Beendigung des Krieges nur zu unseren Bedingungen

Israels Forderungen für eine Beendigung des Krieges sind die Entwaffnung der Hamas, die Rückführung aller Geiseln, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die Sicherheitskontrolle über das Küstengebiet durch Israel sowie eine Zivilverwaltung, die weder von der Hamas noch der im Westjordanland regierenden Palästinensischen Autonomiebehörde ausgeübt wird. Netanyahu stellte nun neue Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Krieges zu Bedingungen in Aussicht, «die für Israel akzeptabel sind».

Wenige Tage zuvor hatte die Hamas nach eigenen Angaben einem Vorschlag der Vermittler für eine Waffenruhe zugestimmt hatte. Dabei handelt es sich laut Medienberichten um eine angepasste Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlags des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Er sieht eine 60-tägige Feuerpause vor, während der zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freikommen. Insgesamt befinden sich im Gazastreifen noch 50 Geiseln, von denen mindestens 20 am Leben sein sollen.

Netanyahu hatte sich zuletzt laut Medienberichten nur zu einem Abkommen bereit erklärt, wenn dabei alle Geiseln auf einmal freikommen und der Krieg zu Israels Bedingungen beendet wird. Indirekte Verhandlungen über eine neue Waffenruhe waren bislang erfolglos und zuletzt unterbrochen. Die Vermittler - die USA, Katar und Ägypten - bemühen sich um Wiederaufnahme der Kontakte. (dpa)

17:25 Uhr

Freitag, 22. August

Gaza-Hungersnot: UN-Chef spricht von Vorsatz

UN-Generalsekretär António Guterres sieht die Verantwortung für die Hungersnot in Teilen des Gazastreifens bei Israel. «Als Besatzungsmacht hat Israel eindeutige Verpflichtungen nach internationalem Recht – einschliesslich der Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten sicherzustellen», sagte Guterres. Was nun passiere, sei der «vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind».

Es handle sich um eine von Menschen verursachte Katastrophe, moralischen Bankrott und ein «Versagen der Menschheit selbst», so Guterres weiter. Man dürfte nicht zulassen, dass die Situation in Gaza ungestraft weitergehe. «Keine Ausreden mehr. Die Zeit zum Handeln ist nicht morgen – sie ist jetzt. Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand, die sofortige Freilassung aller Geiseln und uneingeschränkten, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.» (dpa)

15:28 Uhr

Freitag, 22. August

Iran und Europäer wollen Atomgespräche fortsetzen

Im Streit um das iranische Atomprogramm will die Regierung in Teheran ihre Gespräche mit Deutschland, Frankreich und Grossbritannien in der kommenden Woche fortsetzen. Ein Treffen auf Ebene der stellvertretenden Aussenminister sei für Dienstag geplant, hiess es in einer Erklärung des iranischen Aussenministeriums. Zuvor hatten die Aussenminister der sogenannten E3-Staaten sowie die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas mit ihrem iranischen Kollegen telefoniert.

Vor gut einem Monat hatten sich Regierungsvertreter der E3 und des Irans im Streit über iranische Atomprogramm in Istanbul getroffen. Ziel war es, den diplomatischen Druck auf die Islamische Republik zu erhöhen. Es war die erste Verhandlungsrunde nach dem zwölf Tage langen Krieg, den Israel im Juni gegen den Iran geführt hatte.

Konkret haben die Europäer dem Iran mit der Wiedereinführung alter, harter UN-Sanktionen gedroht, sollte bis Ende August keine Lösung im Atomstreit gefunden werden. Als Mitunterzeichner des Wiener Atomabkommens von 2015 können die E3 den sogenannten Snapback-Mechanismus aktivieren, der die Wiedereinführung von harten UN-Sanktionen vorsieht.

Trump kündigte Wiener Atomdeal 2018 auf

Vor dem Krieg im Juni hatten Washington und Teheran fast zwei Monate über das Nuklearprogramm verhandelt – ohne Durchbruch. Eine sechste Gesprächsrunde kam nicht mehr zustande, nachdem Israel zwei Tage zuvor den Krieg begonnen hatte. Gemeinsam mit den USA bombardierte Israel zentrale Atomanlagen. In der Folge erreichte das Misstrauen der iranischen Führung gegenüber dem Westen einen neuen Höhepunkt.

Israel, die USA und europäische Staaten befürchten, die Islamische Republik strebe nach Atomwaffen. Teheran weist dies zurück. Anlass zur Sorge sah der Westen vor allem in der Anreicherung von nahezu atomwaffenfähigem Uran. (dpa)

12:38 Uhr

Freitag, 22. August

Entwicklungsministerin: So darf es in Gaza nicht weitergehen

Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat nach der Erklärung einer Hungersnot in einem Teil des Gazastreifens die Forderung nach Zugang für deutlich mehr Hilfe bekräftigt. Der Bericht der zuständigen IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) zeige deutlich die katastrophale Lage in Gaza, erklärte die SPD-Politikerin.

«Immer mehr Menschen - und vor allem Kinder - verhungern vor unseren Augen. Es darf nicht so weitergehen. Die Hungersnot ist ausschliesslich menschengemacht», so Alabali Radovan. «Der Zugang zu Hilfslieferungen hat sich zwar leicht verbessert, aber der IPC Report zeigt auch, dass reicht bei weitem nicht aus. Es braucht einen sofortigen Waffenstillstand und gleichzeitig gilt: Die Hamas muss die Geiseln sofort und bedingungslos freilassen.» (dpa)

11:36 Uhr

Freitag, 22. August

Hungersnot in der Stadt Gaza erklärt

In der Stadt Gaza ist eine Hungersnot erklärt worden. Die IPC-Initiative, die weltweit führende Autorität zum Thema Nahrungsmittelkrisen, teilte am Freitag mit, die Hungersnot drohe, sich auf den gesamten Gazastreifen auszubreiten, wenn keine Waffenruhe vereinbart werde. Zudem müssten Beschränkungen für Hilfslieferungen für das Küstengebiet aufgehoben werden.

In Gaza leben Hunderttausende Palästinenser. Die IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) erklärte, die Hungersnot könnte sich bis Ende September in Richtung Süden ausbreiten und auch Deir al-Balah und Chan Junis erfassen.

Hilfsorganisationen warnen seit Monaten, dass die israelischen Beschränkungen der Hilfslieferungen für den Gazastreifen und die israelische Militäroffensive zu Hungertoten unter der palästinensischen Zivilbevölkerung führen, insbesondere unter Kindern. Es ist das erste Mal, dass die IPC-Initiative eine Hungersnot im Nahen Osten bestätigt. (dpa)

13:00 Uhr

Donnerstag, 21. August

Im Libanon festgehaltener Israeli zurückgebracht

Ein israelischer Staatsbürger, der ein Jahr lang im Libanon festgehalten wurde, ist israelischen Angaben zufolge zurück in seiner Heimat. Libanons Behörden hätten den arabischen Israeli übergeben, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit. Aus dem Libanon gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Über das Schicksal des Mannes und wie er ins Nachbarland gelangt ist, wurde zunächst nichts bekannt. «Die Umstände des Vorfalls werden derzeit von den Sicherheitskräften untersucht», hiess es in der Mitteilung aus Netanyahus Büro.

Demnach war der Mann im Libanon inhaftiert. In den vergangenen Monaten habe es in seinem Fall Verhandlungen gegeben, das Rote Kreuz habe diese unterstützt, hiess es weiter. Der arabische Israeli sei nach seiner Rückkehr über den Grenzübergang Rosch Hanikra im Nordwesten Israels zunächst befragt und medizinisch untersucht worden. Anschliessend sei er in eine Klinik gebracht worden. Er soll den Angaben nach später auch mit seiner Familie wiedervereint werden. Netanyahus Büro veröffentlichten ein Foto des Mannes, das ihn nach seiner Rückkehr mit einem Handy telefonierend zeigt. Berichten zufolge wurde er seit Juli 2024 im Libanon festgehalten. (dpa)

05:56 Uhr

Donnerstag, 21. August

Israel beginnt nächste Phase im Krieg - Druck auf Netanyahu

Ungeachtet internationaler Kritik hat die israelische Armee nach eigenen Angaben die «nächste Phase des Kriegs» im Gazastreifen begonnen. Die Truppen hielten jetzt die Aussenbezirke der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens, sagte Armeesprecher Effie Defrin und sprach von «vorbereitenden Massnahmen» zur geplanten Einnahme der ganzen Stadt.

Das Sicherheitskabinett hatte Anfang des Monats die Einnahme der Stadt sowie die Evakuierung der Bevölkerung in den Süden genehmigt. Laut israelischen Beamten sollen die detaillierten Militärpläne zur vollständigen Einnahme der Stadt, in der sich Schätzungen zufolge derzeit rund eine Million Menschen aufhalten, in den nächsten Tagen vom Sicherheitskabinett abschliessend gebilligt werden, wie das «Wall Street Journal» berichtete. Demnach dürfte die Bodenoffensive im September beginnen. Israelischen Medien zufolge soll das Sicherheitskabinett noch heute zusammenkommen.

Die ’Äusserungen des Armeesprechers vor Journalisten fielen zusammen mit einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, in der er zur beschleunigten Einnahme der grössten Stadt im Norden des Küstenstreifens aufrief. Vor Billigung der Pläne für den dortigen Einsatz habe Netanyahu angeordnet, «dass die Zeitpläne – für die Eroberung der letzten Terroristenhochburgen und die Niederlage der Hamas – verkürzt werden».

Hamas: Netanyahu missachtet Vermittlungsbemühungen

Dabei hatte die islamistische Terrororganisation am Montag erklärt, sie habe den Vermittlern eine «positive Antwort» auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe vorgelegt. Die Ankündigung der israelischen Armee, mit der Einnahme der Stadt Gaza mit ihren fast eine Million Bewohnern zu beginnen, und Netanyahus Absicht, dies zu billigen, sei eine «Missachtung» der Bemühungen der Vermittler um eine Waffenruhe, erklärte die Hamas.

Medienberichten nach handelt es sich bei dem jüngsten Vorschlag für eine Waffenruhe um eine fast identische Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser sieht eine 60-tägige Feuerpause vor, während der zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Insgesamt befinden sich in Gaza noch 50 Geiseln, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen.

Geisel-Angehörige befürchten das Schlimmste

Die Angehörigen befürchten das Schlimmste. Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte der Vater eines Entführten bei einer Demonstration im Grenzgebiet zum Gazastreifen. Macabit Mayer, die Tante zweier nach Gaza entführter Zwillingsbrüder, warf Ministerpräsident Netanyahu vor, Zehntausende weiterer Reservisten für eine «sinnlose Mission» rekrutiert zu haben, die «unsere Liebsten und sie selbst in Gefahr bringt.»

Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor die Einberufung von rund 60.000 weiteren Reservisten für die Einnahme der Stadt Gaza genehmigt. Zudem soll der Reservedienst von rund 20.000 weiteren Soldaten verlängert werden. Es wurde spekuliert, Israels Ankündigung einer Ausweitung des Kriegs könne aber auch eine Verhandlungstaktik sein, um die Hamas unter Druck zu setzen, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich flexibler zu zeigen.

Noch keine Antwort Netanyahus auf Waffenruhe-Vorschlag

Die israelische Zeitung «Haaretz» hielt fest, Netanyahu zögere nach der Hamas-Zustimmung zum jüngsten Vorschlag noch mit einer offiziellen Antwort Israels und habe auch noch keine Sitzung des Sicherheitskabinetts angekündigt. Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis zum Ende dieser Woche gerechnet. In einem Gespräch mit dem US-Sondergesandten Witkoff habe der ägyptische Aussenminister Badr Abdelatty darauf gedrungen, dass Israel auf den Vorschlag der arabischen Vermittler reagiert, berichtete die «Times of Israel». Die sich gegenwärtig bietende Gelegenheit für ein Abkommen müsse genutzt werden.

Es wird befürchtet, dass die geplante Offensive in der Stadt Gaza die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung noch verschlimmern wird. Die Zahl unterernährter Kinder im Gazastreifen hat sich nach UN-Angaben seit März verdreifacht. In der Stadt Gaza sei nahezu ein Drittel der Kinder unterernährt. «Das wird chaotisch werden» Man werde die Bewohner der Stadt Gaza warnen und ihre Evakuierung ermöglichen, erklärte Armeesprecher Defrin. Laut Medien sollen die Hunderttausenden Zivilisten in Zeltquartiere weiter im Süden evakuiert werden. Die Bevölkerung werde dabei aber möglicherweise nicht kooperieren, «weil sie keinen Ort hat, wohin sie gehen kann», zitierte das «Wall Street Journal» den pensionierten israelischen General Israel Ziv.«Das wird chaotisch werden».

Sollte jedoch eine Einigung auf einen Deal mit der Hamas erzielt werden, würde der Einsatz in der Stadt nicht fortgesetzt, zitierte die US-Zeitung einen israelischen Beamten. Am Sonntag waren Hunderttausende Menschen in Israel zu Protesten und Streiks auf die Strasse gegangen, um die eigene Regierung dazu aufzurufen, ein Abkommen zur Beendigung des seit fast zwei Jahren andauernden Kriegs im Gazastreifen zu schliessen und die Geiseln zu befreien.

Berichte: Rechtsextremer Minister droht mit Regierungsaustritt

Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich soll unbestätigten Medienberichten zufolge gegenüber Angehörigen der Geiseln erklärt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Ministerpräsident Netanyahu einem Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas zustimmen. Um politisch überleben zu können, ist Netanyahu auf die Unterstützung seiner rechtsextremen Partner wie Smotrich angewiesen. In den Medienberichten hiess es nun, der Oppositionspolitiker Benny Gantz erwäge, in die Regierung zurückzukehren, um eine Waffenruhe zu ermöglichen. Der Ex-Verteidigungsminister hatte Netanjahus Regierung 2024 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. (dpa)

05:54 Uhr

Donnerstag, 21. August

UN-Chef: Israel soll alle Siedlungspläne unverzüglich einstellen

UN-Generalsekretär António Guterres appelliert an Israel, alle Siedlungspläne im Westjordanland unverzüglich einzustellen. Mit Blick auf die Billigung eines höchst umstrittenen Siedlungsprojekts im Westjordanland sagte Guterres, diese verstosse gegen das Völkerrecht und stehe in direktem Widerspruch zu den Resolutionen der Vereinten Nationen. «Die Fortsetzung dieses Projekts stellt eine existenzielle Bedrohung für die Zweistaatenlösung dar», wurde Guterres von seinem Sprecher Stéphane Dujarric zitiert.

Mit Zweistaatenlösung ist ein unabhängiger palästinensischer Staat gemeint, der friedlich Seite an Seite mit Israel existiert. Ein israelischer Planungsausschuss hatte Baupläne für Siedlungen im Westjordanland gebilligt, mit dem das Gebiet faktisch in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilt würde. Es geht dabei um den Bau von rund 3.400 Wohneinheiten in dem sogenannten E1-Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Maale Adumim. Damit würde ein zusammenhängendes Territorium für einen künftigen palästinensischen Staat erschwert - wenn nicht gar unmöglich gemacht.

Zuvor hatte bereits der deutsche Bundesaussenminister Johann Wadephul die Entscheidung des israelischen Planungsausschusses kritisiert. Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im September einen palästinensischen Staat anerkennen. (dpa)

21:50 Uhr

Mittwoch, 20. August

Vorbereitungen zur Einnahme von Gaza haben begonnen

Die israelische Armee hat nach Angaben ihres Sprechers Effie Defrin mit «vorbereitenden Massnahmen» zur Einnahme der Stadt Gaza begonnen. Schon jetzt hielten israelische Truppen die Aussenbezirke der grössten Stadt des Gazastreifens besetzt, sagte er am Abend vor Journalisten. Die Armee habe die «nächste Phase des Kriegs» begonnen.

Zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros angeordnet, die Stadt Gaza schneller einzunehmen als bislang geplant. Der «Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas» solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen. (dpa)

13:23 Uhr

Mittwoch, 20. August

Hamas-Grossangriff auf israelischen Militärposten in Gaza

Mehr als 15 bewaffnete Palästinenser haben israelischen Militärangaben zufolge eine Stellung der Armee im Süden des Gazastreifens angegriffen. Sie hätten im Bereich der Stadt Chan Junis auf die israelischen Soldaten geschossen und Panzerabwehrraketen eingesetzt, teilte ein Militärvertreter mit. Einige seien in den Posten eingedrungen. Die Truppen hätten das Feuer erwidert und in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe zehn der Angreifer getötet, die aus mehreren Tunnelschächten gekommen seien.

Israelische Medien berichteten, man gehe davon aus, dass sie beabsichtigten, Soldaten zu entführen. Drei Soldaten seien verletzt worden, einer davon schwer, teilte die Armee mit. Der Vorfall dauere noch an, die Soldaten seien im Einsatz, «um die Terroristen aufzuspüren und auszuschalten», hiess es weiter.

Der militärische Hamas-Arm reklamierte den Angriff für sich. Man habe feindliche Panzer und Gebäude mit Sprengsätzen, Panzerabwehrraketen und Handgranaten angegriffen, hiess es in der Mitteilung der islamistischen Terrororganisation. Einer der Angreifer habe sich inmitten von Soldaten selbst in die Luft gesprengt und dabei Verluste verursacht. «Die Kassam-Brigaden bekräftigen, dass solche Einsätze so lange andauern werden, bis die Besatzung endet und unser Volk Freiheit erlangt», teilte Hamas weiter mit. (dpa)

08:30 Uhr

Mittwoch, 20. August

Israels Verteidigungsminister billigt Plan für Gaza-Einnahme

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach Medienberichten einen Einsatzplan der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Die «Times of Israel» berichtete, dafür sollten rund 60'000 Reservisten einberufen werden.

Die Genehmigung erfolgte, obwohl die islamistische Hamas am Vortag nach eigener Darstellung internationalen Vermittlern eine «positive Antwort» auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt hatte. Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis Ende der Woche gerechnet. Nach Medienberichten soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen.

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Israels Politik sei «beständig» und habe sich nicht geändert. Israel fordert demnach die Freilassung aller 50 Geiseln «entsprechend den vom Kabinett festgelegten Grundsätzen für die Beendigung des Krieges.» Zudem hiess es: «Wir befinden uns in der Endphase der Entscheidung über die Hamas und werden keine einzige Geisel zurücklassen.»

Israels Forderungen für eine Beendigung des Krieges sind die Entwaffnung der Hamas, die Rückführung aller Geiseln, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, israelische Sicherheitskontrolle und eine alternative Zivilverwaltung, die weder von Hamas noch der Palästinensischen Autonomiebehörde ausgeübt wird.

Armee plant Räumung der Stadt Gaza

Nach Medienberichten sieht der Plan die Räumung der Stadt vor, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten. Das Nachrichtenportal «ynet» berichtete, Katz habe auch Vorbereitungen auf eine Aufnahme von Zivilisten aus der Stadt Gaza an einem Ort weiter südlich in dem Küstenstreifen genehmigt. Dort solle ihre Versorgung mit humanitären Hilfsgütern gewährleistet werden.

Militärchef Ejal Zamir hat nach Medienberichten vor grossen Risiken des Plans für Soldaten und verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes ausgearbeitet.

Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch verschlimmern wird. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren sind fast alle zwei Millionen Einwohner des Küstenstreifens zu Binnenflüchtlingen geworden. Mehr als 70 Prozent der Häuser im Gazastreifen seien zerstört oder schwer beschädigt worden, meldeten Hilfsorganisationen unter Berufung auf Satellitenaufnahmen. In einigen Gebieten seien es 80 bis 90 Prozent. (dpa)

06:31 Uhr

Mittwoch, 20. August

Israel treibt Kriegsplan voran – prüft aber Gaza-Vorschlag

In die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen könnte Bewegung gekommen sein, doch vorerst treibt Israel die Vorbereitungen zur Einnahme der Stadt Gaza voran. Armeechef Ejal Zamir legte am Abend Verteidigungsminister Israel Katz die Angriffspläne zur Genehmigung vor. Medienberichten zufolge soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen. Gleichzeitig prüft die Regierung laut der «Times of Israel» jedoch einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe, dem die islamistische Terrororganisation Hamas nach eigenen Angaben kurz zuvor zugestimmt hatte.

Die operative Planung laufe weiter, sagte ein ranghoher israelischer Beamter der «Jerusalem Post». Man sei entschlossen, die Entscheidung des Sicherheitskabinetts zur Einnahme der Stadt Gaza umzusetzen - «es sei denn, es wird ein Rahmen vorgelegt, der die Freilassung aller Geiseln und ein Ende des Krieges zu den vom Ministerpräsidenten (Benjamin Netanyahu) dargelegten Bedingungen beinhaltet». Dazu gehört, dass die Hamas ihre Waffen niederlegt.

«Die Hamas steht unter enormem Druck»

Netanyahu sagte bisher nur, er habe Berichte über eine «positive Antwort» der Hamas auf den von Ägypten und Katar unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe vernommen. «Die Hamas steht unter enormem Druck», sagte er. Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis Ende dieser Woche gerechnet. Medien hatten spekuliert, der Beschluss des Sicherheitskabinetts zur Ausweitung des Krieges könne Verhandlungstaktik sein, um die Hamas unter Druck zu setzen, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich flexibler zu zeigen. (dpa)

16:38 Uhr

Dienstag, 19. August

28 Palästinenser im Gazastreifen getötet

Bei israelischen Angriffen sind im Gazastreifen nach Klinikangaben 28 Menschen getötet worden. Die Todesfälle seien aus dem gesamten Küstengebiet gemeldet worden, etwa Deir al-Balah im Zentrum und Chan Junis im Süden des Gazastreifens, teilten Vertreter zweier Krankenhäuser der Nachrichtenagentur AP mit. Neun Menschen seien in der Nähe von Verteilstellen für Hilfsgüter getötet worden.

Das Nasser-Hospital meldete, ein Luftangriff habe das Zelt einer Familie in Al-Mawasi getroffen. Mutter, Vater und ihre drei Kinder seien dabei getötet worden.

Das israelische Militär und die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die Verteilstellen für Hilfsgüter betreibt, äusserten sich zunächst nicht zu den von den Krankenhäusern Nasser, Al-Auda und Al-Aksa vermeldeten Todesfällen. (dpa)

09:18 Uhr

Dienstag, 19. August

Schiff mit Gaza-Hilfen nähert sich israelischem Hafen

Ein Schiff mit etwa 1200 Tonnen an Lebensmitteln für den Gazastreifen hat sich am Dienstag der israelischen Hafenstadt Aschdod genähert. An Bord befinden sich 52 Container mit Nudeln, Reis, Babynahrung und Konserven. Der israelische Zoll hatte die Ladung im Hafen von Limassol auf Zypern geprüft, wo das Schiff am Montag ablegte.

Etwa 700 Tonnen der Lebensmittel stammen aus Zypern. Sie wurden von den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Geldern des sogenannten Amalthea-Fonds finanziert, der im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, um die Hilfslieferungen über den Seeweg anzukurbeln. Der Rest wurde von Italien, der maltesischen Regierung, einem katholischen Orden in Malta und der kuwaitischen Hilfsorganisation al-Salam bereitgestellt.

«Die Lage ist mehr als schlimm», sagte der zyprische Aussenminister Constantinos Kombos der Nachrichtenagentur AP. Die Mission werde von den Vereinten Nationen koordiniert, sei aber eine gemeinsame Initiative, erklärte sein Ministerium. Nach dem Entladen in Aschdod würden UN-Mitarbeiter dafür sorgen, dass die Hilfen mit Lastwagen zu Lagern und Verteilungsstellen der Hilfsorganisation World Central Kitchen gebracht werden.

Zypern diente bereits im vergangenen Jahr als Drehscheibe für rund 22.000 Tonnen Hilfsgüter, die über einen von World Central Kitchen betriebenen Pier und eine von den USA eingerichtete provisorische Anlandestelle direkt in den Gazastreifen gelangten. Ende Juli 2024 stellten die beteiligten Hilfsorganisationen diese Seeoperationen wegen anhaltender Wetter- und Sicherheitsprobleme ein. Seegestützte Lieferungen ermöglichten, deutlich grössere Mengen an Hilfsgütern in das kriegsgeplagte Küstengebiet zu bringen als die zuletzt vermehrten Hilfsabwürfe aus der Luft. (dpa)

17:52 Uhr

Montag, 18. August

Hamas reagiert «positiv» auf neuen Vorschlag für Waffenruhe

Die islamistische Hamas hat nach eigener Darstellung internationalen Vermittlern eine «positive Antwort» auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt. Der Vorschlag sei von Ägypten und Katar unterbreitet worden, sagte ein Funktionär der Terrororganisation. Details zu den Inhalten des Plans für eine Waffenruhe gab es zunächst nicht.

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas - bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln - waren Ende Juli erneut ins Stocken geraten. Nach israelischer und amerikanischer Darstellung hatte die Hamas die Verhandlungen mit überzogenen Forderungen zum Entgleisen gebracht. Die Delegationen der USA und Israels wurden daraufhin zu Konsultationen in ihre jeweiligen Hauptstädte zurückberufen. Seitdem gab es keine Fortschritte. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 18. August

Krankenhäuser: 17 Hilfesuchende im Gazastreifen getötet

Im Gazastreifen sind nach Angaben von Krankenhäusern mindestens 17 Menschen auf der Suche nach Hilfsgütern getötet worden. Unter den Opfern seien neun Menschen, die am Sonntag in der Nähe des Morag-Korridors auf Lastwagen mit Hilfslieferungen gewartet hätten, berichteten Krankenhäuser und Zeugen, die nach eigenen Angaben vor Ort waren. Die israelische Militärzone trennt die südlichen Städte Rafah und Chan Junis voneinander.

Warten auf Behandlung in einem Spital in Gaza Stadt. (Bild: Jehad Alshrafi / AP)

Einer der Zeugen, Hamsa Asfur, erklärte, er habe nördlich des Korridors auf einen Hilfskonvoi gewartet, als israelische Scharfschützen das Feuer eröffnet hätten. Zunächst sei es allem Anschein nach darum gegangen, die Menge zu zerstreuen, doch hätten später auch Panzer Schüsse abgegeben. Asfur sah nach eigenen Angaben zwei Menschen mit Schusswunden. «Entweder ich gehe dieses Risiko ein oder ich warte ab und sehe zu, wie meine Familie verhungert», sagte er.

Die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die seit Mai Hilfsgüter im Gazastreifen verteilt, teilte mit, es seien weder in der Nähe noch an ihren Einrichtungen in israelischen Militärzonen Schüsse gefallen. Das israelische Militär reagierte nicht umgehend auf eine Bitte um Stellungnahme. (dpa)

13:09 Uhr

Sonntag, 17. August

USA: Keine Visa mehr für Bürger aus Gazastreifen

Die USA haben die Einreise per Besuchsvisum für Personen aus dem Gazastreifen bis auf weiteres gestoppt. Das Aussenministerium unterziehe die «Prozesse und Verfahren, die in den letzten Tagen zur Ausstellung einer kleinen Zahl temporärer medizinisch-humanitärer Visa verwendet wurden», einer gründlichen Überprüfung, teilte das US-Ministerium am Samstag auf der Plattform X mit.

Diese Art von Visum sei in den vergangenen Wochen eine Möglichkeit für die medizinische Behandlung von schwerstkranken Menschen - darunter kleine Kinder - in den USA gewesen, schrieb «New York Times». Wie viele dieser Visa genau in jüngerer Zeit ausgestellt wurden, teilte die Regierung nicht mit. Auch ob der Stopp nur für Neuvergaben gilt oder auch für bereits erteilte Visa, war zunächst nicht klar.

Rechte Aktivistin heizt auf X die Diskussion an

Hintergrund der Entscheidung sind der Zeitung zufolge Äusserungen der ultrarechten Aktivistin Laura Loomer, die auf X Stimmung gegen Einreisen aus dem Gazastreifen gemacht hatte. Loomer, eine Unterstützerin von US-Präsident Donald Trump, hatte am Freitag Aufnahmen auf X veröffentlicht, die Palästinenser bei der Einreise in die USA zeigen sollen.

«Warum kommen überhaupt islamische Eindringlinge unter der Trump-Regierung in die USA?», fragte sie. In ihrem Visier: Die Organisation «HEAL Palestine» mit Sitz in Ohio, die laut der «New York Times» Familien aus Gaza hilft, verwundete und kranke Kinder für eine medizinische Versorgung in die USA zu bringen.

In weiteren X-Posts bezeichnete Loomer die Einreisen als «nationales Sicherheitsrisiko» und insistierte, es gebe genug muslimische Länder, die sich eine Aufnahme der Behandlungsbedürftigen leisten könnten. «Leuten aus Gaza zu erlauben, in die USA zu kommen, ist Amerika-Zuletzt-Politik. Wir sind voll.»

Damit zielte Loomer auf Trumps Versprechen von «America First» - also eine Politik, die die USA beziehungsweise die Amerikaner an erste Stelle setzt. Dass die US-Regierung die Visa-Vergabe nun pausiert, verbuchte Loomer als Erfolg für sich. (dpa)

09:04 Uhr

Sonntag, 17. August

Streik in Israel aus Solidarität mit den Hamas-Geiseln

Mit Streiks und Protesten haben zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Demonstranten blockierten zahlreiche Strassen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstrasse in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten blau-weisse israelische Nationalflaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.

Die Demonstranten forderten die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.

Die Organisation der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde «das Land zum Stillstand bringen», sagte Einav Zangauker am Samstagabend bei einer Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik allerdings nicht an.

Bei einer Demonstration in Tel Aviv sprach am Samstagabend erstmals auch die Schwester eines Agrarstudenten aus Nepal, der bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ebenfalls in den Gazastreifen verschleppt worden war. Seit zwei Jahren habe man kein Lebenszeichen von ihm erhalten, sagte sie unter Tränen. Von insgesamt 50 Verschleppten sind nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben. (dpa)

08:44 Uhr

Sonntag, 17. August

Israels Armee greift Huthi-Ziele im Jemen an

Die israelische Armee hat als Reaktion auf wiederholte Raketenangriffe der Huthi-Miliz Ziele im Jemen angegriffen. Israelische Medien berichteten von Angriffen der Marine. Die israelische Armee bestätigte, es sei im Jemen «Energie-Infrastruktur, die vom Huthi-Terrorregime genutzt wurde,» angegriffen worden. Die Ziele seien rund 2.000 Kilometer entfernt von Israel gewesen. Augenzeugen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa berichteten von zwei schweren Explosionen in der Stadt.

In der Mitteilung der Armee hiess es, die Angriffe seien als Reaktion auf wiederholte Huthi-Angriffe auf Israel und seine Bürger mit Boden-Boden-Raketen und Drohnen erfolgt. Die Miliz agiere unter Anleitung der iranischen Führung. Sie bedrohe durch ihre Attacken auch den Schiffsverkehr und internationalen Seehandel. Israel werde weiterhin entschlossen auf die Huthi-Angriffe reagieren. (dpa)

06:42 Uhr

Sonntag, 17. August

Israel bereitet Umsiedlung von Zivilisten in Gaza vor

Vor der geplanten Ausweitung des Gaza-Kriegs auf dicht besiedelte Gebiete wie die Stadt Gaza bereitet Israel die Umsiedlung von Palästinensern innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens vor. Die Militärbehörde Cogat teilte auf der Plattform X mit, am Sonntag werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen. Dies sei Teil der Vorbereitung der Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten.

Die Menschen würden zu ihrem Schutz in den Süden des Gazastreifens gebracht, teilte Cogat mit. Wo genau die Menschen hin sollen, erklärte die Behörde nicht. Auch ist unklar, wann die Evakuierung beginnen soll.

Umstrittener Plan

Der Plan zur Ausweitung des Gaza-Kriegs sieht die Einnahme der Stadt Gaza und zentraler Flüchtlingslager zur Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation Hamas vor. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte Medienberichten zufolge vor grossen Risiken für Soldaten und im Gazastreifen verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes eingeleitet.

Der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden, löste den Gaza-Krieg mit Zehntausenden Toten aus. Die humanitäre Lage in dem inzwischen weitgehend verwüsteten Gebiet ist katastrophal.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza vom Samstagnachmittag kamen bei israelischen Angriffen in den 24 Stunden zuvor 62 Palästinenser ums Leben. 29 von ihnen seien im Zusammenhang mit der Verteilung von humanitären Hilfsgütern getötet worden, was in den vergangenen Wochen immer wieder passierte. Die Zahl der Toten seit Beginn des Gaza-Kriegs sei damit auf fast 62.000 gestiegen. Die Behörde unterscheidet bei ihren Angaben nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. UN-Organisationen schätzen die Zahl aber als weitgehend glaubwürdig ein.

Tausende fordern Kriegs-Ende und Geisel-Freilassung

In Israel gingen am Samstag wieder Tausende Menschen auf die Strasse, um ein rasches Ende des Gaza-Kriegs und einen Deal zur Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu fordern. Heute will die Organisation der Geiselangehörigen das Land mit einem Streik lahmlegen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.

Der Sonntag ist in Israel entsprechend dem jüdischen Kalender der erste Arbeitstag der Woche. «Morgen werden wir das Land zum Stillstand bringen», sagte Einav Zangauker bei der Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. «Und wir werden morgen nicht haltmachen, wir werden nicht auf (Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu warten, dass er den Krieg beendet, wir holen uns, was uns zusteht.»

Fraglich ist, welche Folgen der Streikaufruf am Sonntag haben wird. Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich ihm nicht an. Am Samstag gab es Medienberichten zufolge auch in Haifa, Jerusalem und Beerscheva Demonstrationen.

Verhandlungslösung nicht völlig vom Tisch

Nach israelischer Einschätzung hält die Hamas im Gazastreifen neben den lebenden Geiseln auch die Leichen von 30 Verschleppten fest. Monatelange indirekte Verhandlungen über eine Freilassung der Geiseln und die Beendigung des Kriegs brachten kein Ergebnis.

Eine Verhandlungslösung ist dennoch nicht völlig vom Tisch. Von einem Neustart der indirekten Gespräche, bei denen Ägypten, Katar und die USA zwischen Israelis und Hamas vermitteln, ist zwar derzeit keine Rede. Doch berichten Medien immer wieder von Kontaktaufnahmen und Sondierungen, die darauf abzielen würden, den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu setzen. (dpa)

06:20 Uhr

Samstag, 16. August

Hungernde Kinder im Gazastreifen: Vorerkrankungen nicht entscheidend

Die bis auf die Knochen abgemagerte Leiche der zweieinhalbjährigen Ro’a Maschi liegt auf einem Tisch im Nasser-Krankenhaus in der Stadt Gaza. Nach Angaben der Ärzte hatte das Mädchen keine Vorerkrankung und verhungerte über Monate hinweg, während seine Familie sich verzweifelt um Essen und medizinische Behandlung bemühte. Die Angehörigen zeigten der Nachrichtenagentur AP ein Foto von dem Leichnam in der Klinik, der zuständige Arzt bestätigte die Echtheit der Aufnahme.

Wenige Tage nach dem Tod des kleinen Mädchens sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag in einem Interview: «Es gibt keinen Hunger. Es gab keinen Hunger. Es gab eine Knappheit, und es gab sicherlich keine Politik des Aushungerns.» Auf einen internationalen Aufschrei hin bezeichnete er Berichte über verhungernde Menschen später als Lügen der Hamas.

UN-Sprecher Stephane Dujarric warnte jedoch, dass Hunger und Unterernährung im Gazastreifen den höchsten Stand seit Kriegsbeginn erreicht hätten. Nach Angaben der Vereinten Nationen litten im Juli fast 12.000 Kinder unter fünf Jahren unter akuter Mangelernährung, 2.500 von ihnen im schwersten Ausmass. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind die tatsächlichen Zahlen vermutlich noch höher.

In den vergangenen zwei Wochen liess Israel etwa die dreifache Menge an Nahrungsmittellieferungen in den Gazastreifen als zuvor. Vorher waren zweieinhalb Monate lang alle Hilfstransporte blockiert worden – Israel wollte damit nach eigenen Angaben den Druck auf die Hamas erhöhen, die verbliebenen israelischen Geiseln freizulassen. Der neue Zustrom erleichterte für Teile der Bevölkerung den Zugang zu Lebensmitteln und führte zu einigen Preissenkungen. Allerdings sind Lebensmittel noch immer deutlich teurer als vor dem Krieg und für viele Menschen unbezahlbar.

Der bessere Zugang helfe zwar einem grossen Teil der Bevölkerung im Gazastreifen, aber nicht den stark unternährten Kindern, sagt Alex DeWaal, Geschäftsführer der World Peace Foundation an der Tufts University im US-Staat Massachusetts, der seit mehr als 40 Jahren zu humanitären Themen und Hunger forscht. Menschen nach schwerer Unterernährung wieder mit regulärer Nahrung zu versorgen, könne teils lebensbedrohliche Folgen haben, erklärt er. Stattdessen müssten sie zunächst in einem Krankenhaus mit Nahrungsergänzungsmitteln und Spezialmilch versorgt werden.

«Wir sprechen über Tausende Kinder, die ins Krankenhaus müssen, um eine Überlebenschance zu haben», sagt DeWaal. Wenn die Menge der Hilfslieferungen bereits vor zwei Monaten erhöht worden wäre, wären viele Kinder vermutlich nicht in diese Situation geraten.

Jegliche Verbesserungen sind zudem bedroht durch eine geplante neue israelische Offensive zur Besetzung von Gaza und der Zeltstädte, in denen die meisten Bewohnerinnen und Bewohner des Gebiets leben. Dies würde eine neue Welle der Vertreibung auslösen und Hilfslieferungen unterbrechen, wie die UN und andere Organisationen warnen.

Laut dem Gesundheitsministerium im Gazastreifen, das von der militant-islamistischen Hamas kontrolliert wird, starben seit dem 1. Juli 42 Kinder und 129 Erwachsene in Zusammenhang mit Unterernährung. Seit Kriegsbeginn seien es 106 Kinder. Die Angaben des Ministeriums zur Zahl von Todesopfern werden von den Vereinten Nationen und anderen Fachleuten als die zuverlässigsten eingestuft.

Die israelischen Streitkräfte wiesen darauf hin, dass einige der gestorbenen Kinder an Vorerkrankungen gelitten hätten und ihr Tod nichts mit ihrem Ernährungsstatus zu tun habe. Es gebe keine Hinweise auf ein «weitverbreitetes Unterernährungs-Phänomen» im Gazastreifen. Netanjahu warf der Hamas vor, die verbliebenen israelischen Geiseln auszuhungern und grosse Mengen an Hilfsgütern abzuzweigen, was die UN dementieren.

Ärztinnen und Ärzte im Gazastreifen räumen ein, dass einige der Verstorbenen oder Hungernden an chronischen Erkrankungen leiden, darunter Kinderlähmung, Rachitis oder genetische Störungen. Einige davon machen Kinder anfälliger für Unterernährung. Allerdings seien die Vorerkrankungen handhabbar, sofern Nahrungsmittel und die nötige medizinische Behandlung zur Verfügung stünden, erklärten die Ärzte.

«Die zunehmende Essensknappheit hat zu schnellen Verschlechterungen in diesen Fällen geführt», sagt Jasser Abu Ghali, Leiter der Kinderabteilung in der Nasser-Klinik. «Mangelernährung war der Hauptfaktor bei diesen Todesfällen.» Von 13 unterernährten Kindern, in deren Fälle die AP seit Ende Juli Einsicht erhielt, hatten nach ärztlichen Angaben fünf keine Vorerkrankungen, darunter drei, die starben. In das Krankenhaus werden laut Klinikangaben täglich zehn bis 20 stark unterernährte Kinder eingeliefert, und die Zahlen steigen.

Tausende Familien beantragten medizinische Evakuierungen, um Behandlungen im Ausland zu erreichen. Monatelang verlangsamte Israel solche Evakuierungen fast bis zum Stillstand oder setzte sie für lange Phasen aus. Nun jedoch scheint die Zahl der Genehmigungen zu steigen: In der ersten Augustwoche durften UN-Angaben zufolge mehr als 60 Menschen ausreisen.

Ro’a war laut Ärzten eines von vier toten unterernährten Kindern, die innerhalb von nur zwei Wochen ins Nasser-Krankenhaus gebracht wurden. Ihre Mutter Fatma Maschi bemerkte erstmals im vergangenen Jahr, dass das Mädchen an Gewicht verlor, wie sie erzählt. Sie führte das zunächst darauf zurück, dass Ro’a zahnte. Als sie das Kind im Oktober in die Nasser-Klinik brachte, war es bereits stark unterernährt. Zu dieser Zeit hatte Israel die Hilfslieferungen stark eingeschränkt. Ro’a starb schliesslich im Zelt der Familie in Al-Mawasi an der Südküste des Gazastreifens. (dpa)

17:36 Uhr

Freitag, 15. August

Kilometerlanger Hamas-Tunnel mit Beton versiegelt

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen sieben Kilometer langen Tunnel der islamistischen Hamas mit Beton versiegelt. In den unterirdischen Gang bei Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen seien 20'000 Kubikmeter Versiegelungsmaterial gepumpt worden, teilte die Armee auf ihrer Webseite mit. Die Operation, die sich über vier Wochen hingezogen habe, sei Teil der Bemühungen gewesen, die unterirdische Infrastruktur der Hamas zu zerstören.

Während ihrer langjährigen Herrschaft im Gazastreifen hat die Hamas ein weit verzweigtes Tunnelnetz angelegt. Dieses durchzieht praktisch den gesamten Untergrund des rund 45 Kilometer langen und etwa sechs bis 14 Kilometer breiten Gazastreifens. Im Volksmund auch die «Gaza-Metro» genannt, soll das System in seiner ursprünglichen Ausformung eine Länge von mindestens 500 Kilometern aufgewiesen haben.

Geiseln werden in Tunneln vermutet

Die Hamas nutzt die ihr verbliebenen Tunneln in den Gebieten, die sie noch kontrolliert, weiterhin zur Bewegung von Kämpfern und zur Lagerung von Waffen, Munition und Lebensmitteln. Sie sind verbunden mit Bunkern, die als Kommandozentralen und Rückzugsorte für die Hamas-Führung dienen. Auch israelische Geiseln werden in Tunneln unter der Stadt Gaza und den Flüchtlingsvierteln im mittleren Gazastreifen vermutet.

Die nunmehr versiegelten Anlagen liegen nahe an der Grenze zu Israel, in einem Gebiet, das die israelischen Streitkräfte schon seit längerem kontrollieren. Ihre strategische Bedeutung lag darin, dass sie unmittelbar an die israelische Grenze heranführten und insofern eine Bedrohung für Israel darstellten.

Die Armee findet und zerstört immer wieder Hamas-Tunnel im abgeriegelten Küstengebiet. Die wochenlange Dauer eines Einsatzes, um eine Anlage von sieben Kilometern Länge zu versiegeln, zeigt aber auch, wie zeitraubend sich das Unterfangen gestaltet, das Tunnelsystem der Islamisten umfassend zu zerstören. (dpa)

12:42 Uhr

Freitag, 15. August

Hisbollah-Chef lehnt Waffenniederlegung ab

Hisbollah-Chef Naim Kassem hat die Weigerung der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz bekräftigt, ihre Waffen niederzulegen. Ein Beschluss der Regierung, der Hisbollah bis Ende des Jahres ihre «Verteidigungswaffen» zu nehmen, diene den Interessen Israels, sagte er in einer Fernsehansprache am Freitag. Es erleichtere die Tötung von «Widerstandskämpfern und ihren Familien und ihre Vertreibung von ihrem Land und aus ihren Häusern». Die Regierung hätte stattdessen «ihre Autorität ausweiten und Israel aus dem Libanon vertreiben» müssen, sagte Kassem. «Die Regierung dient dem israelischen Projekt.»

Wenn die anhaltende Krise zu einem internen Konflikt führe, so sei das der Regierung anzulasten, warnte der Milizchef. Er verwies darauf, dass die Hisbollah und die mit ihr verbündete Amal-Bewegung ihre Unterstützer nicht zu Protesten aufgerufen hätten, um weiteren Diskussionen Raum zu geben.

Die Amal-Bewegung war eine der wichtigsten bewaffneten Gruppierungen im libanesischen Bürgerkrieg (1975 bis 1990). Inzwischen ist sie eine einflussreiche politische Partei und wird von Parlamentspräsident Nabih Berri angeführt. Kassem erklärte, wenn es zu der Entscheidung komme, auf den Strassen zu protestieren, dann werde das ganze Land davon erfasst werden, und man werde sich auf den Weg zur US-Botschaft machen.

Die Frage nach dem Umgang mit den Waffen der Hisbollah ist ein wichtiger Streitpunkt. Einige Gruppen, die die Miliz ablehnen, sind der Meinung, dass nur der Staat Waffen besitzen sollte. (AP)

12:25 Uhr

Freitag, 15. August

Geplante Entwaffnung: Hisbollah-Chef warnt vor Bürgerkrieg

Der Chef der Hisbollah im Libanon, Naim Kassim, hat vor einem neuen Bürgerkrieg gewarnt, sollte die Regierung an ihren Plänen zur Entwaffnung der proiranischen Schiitenmiliz festhalten. Der Regierung in Beirut warf er vor, sich zu Handlangern Israels und der USA zu machen.

«Diese Regierung setzt einen israelisch-amerikanischen Befehl um, den Widerstand zu beenden, selbst wenn das zu einem Bürgerkrieg und interner Abspaltung führen sollte», sagte Kassim in einer im TV übertragenen Ansprache. Er fügte hinzu: «Entweder bleibt der Libanon geeint und wir bleiben zusammen – oder es bricht die Hölle los.»

Hisbollah verlangt Abzug israelischer Truppen

Die libanesische Regierung hat einen Plan der USA angenommen, der eine vollständige Entwaffnung der Hisbollah bis Jahresende vorsieht. Die staatliche Armee soll bis zum 31. August ausarbeiten, wie genau das äusserst schwierige und politisch riskante Vorhaben umgesetzt werden soll. Die Schiitenmiliz will erst kooperieren, wenn Israel seine Angriffe im Libanon einstellt und die verbleibenden Truppen aus dem Süden abzieht.

Die Hisbollah und Israel lieferten sich seit Ausbruch des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 gegenseitigen, teils tödlichen Beschuss, der sich zu einem eigenen Krieg entwickelte. Vergangenen November trat eine Waffenruhe in Kraft. Beide Seiten werfen sich aber Verstösse gegen die Vereinbarung vor. Immer wieder kommt es zu vereinzelten israelischen Luftschlägen gegen Hisbollah-Mitglieder.

Weiterhin erheblicher Rückhalt bei Schiiten

Die Hisbollah, die im Libanon einen Staat im Staate etabliert hat, ist durch den Krieg und den Verlust ihres charismatischen Anführers Hassan Nasrallah, der bei einem israelischen Luftangriff im September 2024 getötet wurde, geschwächt. Sie verfügt aber noch immer über erhebliche Ressourcen und ist auch eine starke politische Kraft im libanesischen Parlament. In der schiitischen Bevölkerung des multikonfessionellen Landes hat sie weiterhin erheblichen Rückhalt.

Die Sicherheitslage in dem Land bleibt schlecht, das Land ist nach einem Bürgerkrieg (1975-1990) und mehreren Kriegen mit Israel zudem mit Sprengsätzen verschmutzt. (dpa)

22:44 Uhr

Donnerstag, 14. August

Trump für Zugang von Journalisten zum Gazastreifen

US-Präsident Donald Trump hat sich dafür ausgesprochen, dass Israel Reportern Zugang zum Gazastreifen gewährt. Auf die Frage, ob er Israel dazu drängen werde, Journalisten dorthin zu lassen, um über die humanitäre Hilfe der USA berichten zu können, sagte der Republikaner: «Ich würde mir das wünschen. Ich hätte nichts dagegen, wenn Journalisten dorthin gehen würden.»

Erst vor wenigen Tagen hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach eigenen Angaben die Armee angewiesen, mehr ausländischen Journalisten einen Zugang zum Gazastreifen zu ermöglichen. Sie müssten dort israelische Bemühungen sehen, humanitäre Hilfsleistungen für die Bevölkerung in Gaza in den Küstenstreifen zu lassen, sagte er.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs konnten ausländische Journalisten nur «eingebettet» mit der israelischen Armee den Gazastreifen besuchen. Dabei bekamen sie immer nur bestimmte Ausschnitte zu sehen. Ob Netanjahus Anweisung eine echte Veränderung dieser Praxis bedeutet, war zunächst unklar.

Zugleich warnte Trump am Donnerstag, dass es im Gazastreifen «sehr gefährlich» sei. Erst vor wenigen Tagen waren dort bei einem israelischen Luftangriff sechs Journalisten getötet worden. (dpa)

16:42 Uhr

Donnerstag, 14. August

Ex-Präsident Ruhani kritisiert Irans Nahost-Strategie

Der frühere iranische Präsident Hassan Ruhani hat die Nahost-Strategie seiner Staatsführung kritisiert. «Wenn die Anteilnahme gegenüber Muslimen und der Region in einer Katastrophe für das iranische Volk endet, dann ist das falsch und nicht richtig», zitierte ihn die Tageszeitung «Entekhab». Der 76-Jährige spielte damit auf den politischen und militärischen Nahost-Kurs der Islamischen Republik an. Ruhani war von 2013 bis 2021 Präsident im Iran.

Der frühere iranische Präsident Hassan Ruhani (Bild: President Office Handout / EPA)

Der ehemalige Staatspräsident wird zum Lager der Reformpolitiker gezählt und zählt zu den moderateren Stimmen im Iran. Sein Lager wirbt auch für Verhandlungen mit dem Westen und insbesondere mit den Vereinigten Staaten im Streit um das iranische Atomprogramm. Unter Ruhanis Regierung wurde 2015 der Wiener Atomdeal besiegelt, der Irans Nuklearprogramm einschränken sollte. Trump hatte das Abkommen 2018 einseitig aufgekündigt.

«Politisch müssen wir Schritte nach vorn machen, und auch in der Aussenpolitik müssen wir Schritte nach vorn machen», sagte der Kleriker laut dem Bericht. Man müsse anderen Muslimen in der Region helfen, erklärte Ruhani. Dies habe jedoch auch Grenzen. «Wir müssen in erster Linie an unser eigenes Volk denken», wurde der Politiker weiter zitiert. Präsident Massud Peseschkian hatte in den vergangenen Tagen für Verhandlungen mit den USA geworben.

Seit Jahrzehnten unterstützt Irans Führung militante Gruppen in der Region politisch und militärisch im Kampf gegen den Erzfeind Israel, darunter auch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen. Kritik iranischer Politiker an der aussenpolitischen Strategie gilt als äusserst selten. Moderate Regierungsanhänger hatten nach dem Krieg mit Israel für diplomatische Lösungen geworben, um eine weitere Eskalation zu verhindern. (dpa)

13:51 Uhr

Donnerstag, 14. August

Human Rights Watch: Angriff im Iran wohl ein Kriegsverbrechen

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hält einen israelischen Luftangriff auf ein Gefängnis im Iran für ein Kriegsverbrechen. Israel hatte während seines zwölftägigen Kriegs gegen den Iran im Juni die Haftanstalt Ewin beschossen. Während der Besucherzeiten gerieten der Haupteingang des Gefängnisses, ein weiterer Eingang und andere Teile der Anlage unter Beschuss. Die iranischen Behörden hatten zunächst mindestens 71 Tote bei dem Luftangriff gemeldet, örtliche Medien gaben die Zahl später mit 80 an.

Warum Israel das Gefängnis unter Beschuss nahm, war unklar. Human Rights Watch kritisierte, der Angriff sei willkürlich gewesen, es gebe keine Beweise dafür, dass es im Vorfeld eine Warnung gegeben habe. Nach Schätzungen der Organisation waren in Ewin mehr als 1.500 Häftlinge untergebracht. Das israelische Militär habe mit dem Angriff auch Gefängnisinsassen in Gefahr gebracht, «die bereits Opfer der brutalen Unterdrückung durch die iranischen Behörden waren», sagte Michael Page von Human Rights Watch.

Die Organisation erhob auch Vorwürfe gegen die iranischen Behörden. Die Häftlinge seien schlecht behandelt worden, als sie nach dem Luftangriff aus dem Gefängnis gebracht und als sie dorthin zurückgebracht worden seien.

Nach dem Angriff waren die Häftlinge in zwei andere Einrichtungen in der Provinz Teheran gebracht worden. Die Behörden teilten am 8. August mit, dass die Insassen nach und nach zurückgebracht worden seien. In staatlichen Medienberichten hiess es, die Verlegung sei friedlich gewesen. Angehörige der Häftlinge und Human Rights Watch berichteten hingegen, gegen einige politische Gefangene seien Schlagstöcke und «Elektroschock-Waffen» eingesetzt worden, weil sie sich geweigert hätten, Handschellen zu tragen, und gegen eine Trennung von Todestrakt-Häftlingen protestiert hätten.

Laut Human Rights Watch sind einige der Häftlinge verschwunden. Darunter sei der schwedisch-iranische Arzt Ahmadreza Djalali. Der Iran habe sich geweigert, Angaben zu seinem Aufenthaltsort zu machen.

Der Krieg im Juni kostete etwa 1100 Menschen im Iran und 28 in Israel das Leben. Er brach aus, als israelische Kampfflugzeuge wichtige Atom- und Militäreinrichtungen beschossen, woraufhin der Iran Raketen auf Israel abfeuerte. (AP)

13:25 Uhr

Donnerstag, 14. August

Israels Finanzminister droht mit Annexion von Westjordanland

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat mit der Annexion des Westjordanlands gedroht, sollte im kommenden Monat ein palästinensischer Staat anerkannt werden. «Ihr habt keine Chance, es wird keinen palästinensischen Staat geben», sagte Smotrich während einer Pressekonferenz, gerichtet an mehrere Länder, die im September bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Anerkennung verkünden wollen. «Ihr werdet nicht von Übersee aus entscheiden, wie die Zukunft des jüdischen Volkes aussieht.»

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich. (Bild: Ohad Zwigenberg / AP)

Smotrich sagte in der Nähe der Siedlung Maale Adumim: «Wenn ihr im September einen palästinensischen Staat anerkennt, wird unsere Antwort sein, volle israelische Souveränität in allen Gebieten von Judäa und Samaria (hebräische Bezeichnung für Westjordanland) geltend zu machen.»

Israel lehnt Anerkennung als «Belohnung für die Hamas» ab

Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen. Fast 150 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben dies bereits getan. Ziel ist es, eine Zweistaatenlösung voranzutreiben. Damit ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.

Israel lehnt die Anerkennung dagegen als «Belohnung für die Hamas» nach dem Massaker im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 ab. Ghazi Hamad, hochrangiges Hamas-Mitglied, hatte die erwartete Anerkennung im vergangenen Monat in einem TV-Interview als «Früchte des 7. Oktober» gelobt.

Netanyahu hatte Annexionspläne 2020 ausgesetzt

Israel hatte 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert, wo heute mehr als 700.000 Siedler inmitten von rund drei Millionen Palästinensern leben. Nach israelischem Recht sind die Siedlungen dort illegal. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die israelische Regierung lehnt die Zweistaatenlösung jedoch mit der Begründung ab, diese gefährde Israels Existenz.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte Annexionspläne im Westjordanland im Jahre 2020 im Gegenzug für eine Annäherung an die Vereinigten Arabischen Emirate ausgesetzt. (dpa)

06:30 Uhr

Donnerstag, 14. August

Israels Finanzminister treibt Siedlungsbau voran

Bei Angriffen der israelischen Armee sind im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben erneut Dutzende Menschen getötet worden. Etwa die Hälfte der Todesopfer soll es in der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens gegeben haben, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden. Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich will unterdessen den Siedlungsbau im Westjordanland weiter vorantreiben.

Wie die Zeitung «Times of Israel» berichtete, plant der Minister die Genehmigung von Ausschreibungen für den Bau von rund 3400 zusätzlichen Siedlerhäusern. Smotrich wurde mit den Worten zitiert, dieser Schritt «begräbt die Idee eines palästinensischen Staates».

Israel hatte 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert, wo heute mehr als 700'000 Siedler inmitten von rund drei Millionen Palästinensern leben. Die israelischen Siedlungen dort sind nach internationalem Recht illegal.

Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die Vereinten Nationen betrachten die israelischen Siedlungen als grosses Hindernis für eine Friedensregelung, weil sie kaum noch ein zusammenhängendes Territorium für die Palästinenser bei einer möglichen Zweistaatenlösung zulassen würden. Mit Zweistaatenlösung ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.

Berichte über Hungertote in Gaza

Laut der von der islamistischen Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen starben unterdessen acht Menschen, darunter drei Kinder, infolge von Mangelernährung. UN-Sprecher Stéphane Dujarric teilte in New York mit, dass von Jahresbeginn bis 5. August «49 bestätigte Todesfälle von Kindern durch Mangelernährung gemeldet wurden, darunter 39 im Alter unter fünf Jahren». Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu behauptete dagegen jüngst, es gebe keinen Hunger in Gaza.

Vertriebene Palästinenser versammeln sich während einer Hitzewelle in einem provisorischen Zeltlager in Khan Younis im Gazastreifen, um Wasser aus einem Lastwagen zu holen. (Bild: Abdel Kareem Hana / AP)

Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle nahe den von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betriebenen Verteilstellen für Hilfsgüter. Die Stiftung wird von Israel und den USA unterstützt und begann ihren Einsatz in dem abgeriegelten Küstengebiet im Mai, nachdem Israel seine fast dreimonatige Blockade für Hilfslieferungen beendet hatte.

Israels Armeechef billigt weitere Kriegspläne

Das UN-Nothilfebüro OCHA zitierte Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, wonach seit Ende Mai 1.859 Menschen bei dem Versuch getötet worden seien, an Hilfsgüter zu gelangen. Mehr als 13.590 seien zudem verletzt worden. Viele der rund zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens müssen gefährliches Kriegsgebiet durchqueren, um an Hilfslieferungen zu kommen.

Israels Armeechef billigte unterdessen die Einsatzpläne für die von Netanjahus Sicherheitskabinett beschlossene Ausweitung des Krieges. Generalstabschef Ejal Zamir habe bei einer Besprechung «den Hauptrahmen für den Einsatzplan der israelischen Armee im Gazastreifen genehmigt», teilte die Armee mit. Laut Netanyahu sieht der Plan neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern vor. Einen konkreten Zeitplan für die Ausweitung des Krieges gibt es bislang nicht.

Warnung vor grossen Risiken

Armeechef Zamir hatte Medienberichten zufolge vor grossen Risiken des Plans gewarnt. Er gefährde Soldaten und die Geiseln, die in der Stadt Gaza vermutet werden. Zudem soll er auf die Erschöpfung der Truppen und auf Personalmangel hingewiesen haben. Israelische Medien berichteten von grossen Spannungen zwischen Zamir und Verteidigungsminister Israel Katz.

Netanyahu hat wiederholt gesagt, dass militärischer Druck nötig sei, um die restlichen Geiseln zu befreien. Seine Kritiker argumentieren, er verlängere den Krieg, um seine rechtsextremen Verbündeten in der Koalition wie Finanzminister Smotrich zu besänftigen – ein Vorwurf, den Netanyahu zurückweist. Um politisch überleben zu können, ist der Regierungschef auf die Unterstützung seiner rechtsextremen Partner angewiesen.

Weitere Reservisten sollen eingezogen werden

Am Ende genehmigte Armeechef Zamir die Vorgaben der politischen Führung, betonte aber laut der Armee bei einer Besprechung zugleich die Wichtigkeit, «die Einsatzbereitschaft der Truppen zu erhöhen» und ihnen Zeit zu geben, «um sich vor den bevorstehenden Missionen neu zu formieren und zu erholen». Es müssten zudem Vorbereitungen für die Einberufung weiterer Reservisten getroffen werden. An dem Treffen nahmen demnach der Generalstab, Vertreter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie weitere Kommandeure teil.

Berichte über weitere Tote in Gaza

Unterdessen geht das Sterben im Gazastreifen weiter. Nach palästinensischen Angaben kam es am Vortag zu mehreren Luftangriffen der israelischen Armee, darunter in der nördlichen Stadt Gaza. Mehrere Gebäude seien beschossen worden. Bewohner dort haben die Sorge, es könnte sich um Vorbereitungen auf eine Bodenoffensive Israels handeln.

Sieben Menschen seien bei einem Angriff nordwestlich Gazas an einer Verteilstelle für Hilfsgüter getötet worden, hiess es aus medizinischen Kreisen. Sieben weitere Menschen, darunter fünf Kinder, seien bei einem Luftangriff auf ihr Zelt in der Stadt ums Leben gekommen. Bei einem weiteren Vorfall wurden laut der Agentur Wafa fünf Menschen getötet, während sie südlich von Wadi Gaza im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens auf Hilfsgüter warteten.

Ein Sprecher der israelischen Armee teilte auf Anfrage mit, dem Militär seien keine Opfer bekannt, die durch Feuer der Armee im Bereich des Netzarim-Korridors im Zentrum des Gazastreifens verursacht wurden. Der von der Armee kontrollierte Korridor trennt das Gebiet in eine nördliche und südliche Hälfte. Nähere Angaben zu den weiteren Angriffen in Gaza gab es zunächst nicht.

Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Seither wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 61'700 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die unabhängig kaum überprüfbare Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. (dpa)

21:32 Uhr

Mittwoch, 13. August

Ein Toter nach Siedlerangriff nahe Nablus

Bei einer Auseinandersetzung im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben ein Palästinenser getötet worden. Das Gesundheitsministerium in Ramallah teilte mit, der 35 Jahre alte Mann sei in der Nähe des Dorfes Duma unweit von Nablus durch Schüsse von israelischen Siedlern schwer verletzt worden und später an seinen Verletzungen gestorben.

Israels Militär teilte auf Anfrage mit, Dutzende palästinensische Terroristen hätten während Bauarbeiten in der Nähe von Duma Steine auf einen nicht im Dienst befindlichen Soldaten sowie einen israelischen Zivilisten geworfen. Der Soldat habe daraufhin Warnschüsse abgegeben. «Die Terroristen warfen weiter Steine, woraufhin der Soldat schoss, um die Bedrohung zu beseitigen», hiess es.

Die Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg verschärft. Seitdem wurden dort nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen 967 Palästinenser getötet.

Zugleich haben radikale israelische Siedler ihre Angriffe auf Palästinenser im Westjordanland ausgeweitet. Immer wieder rücken sie mit Schusswaffen, Baseballschlägern und Steinen in palästinensische Dörfer vor, zünden Häuser und Autos an und setzen Felder und Olivenhaine in Brand. Menschenrechtler werfen Israels Militär vor, bei solchen Vorfällen oft nicht einzuschreiten. (dpa)

11:47 Uhr

Mittwoch, 13. August

Israels Generalstabschef billigt weitere Kriegspläne

Vor der geplanten Ausweitung des Gaza-Kriegs hat der israelische Generalstabschef Ejal Zamir entsprechende Einsatzpläne gebilligt. Zamir habe bei einer Besprechung «den Hauptrahmen für den Einsatzplan der israelischen Armee im Gazastreifen genehmigt», teilte die Armee mit. An dem Treffen nahmen den Angaben zufolge der Generalstab, Vertreter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie weitere Kommandeure teil. Es werden demnach auch Vorbereitungen für die Einberufung weiterer Reservisten getroffen.

Israels neuer Kriegsplan sieht laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der islamistischen Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor.

Zamir hatte nach Medienberichten vor grossen Risiken des Plans gewarnt. Er gefährde Soldaten und die Geiseln, die in der Stadt Gaza vermutet werden. Israelische Medien berichteten von grossen Spannungen zwischen Zamir und dem Verteidigungsminister Israel Katz. (dpa)

05:18 Uhr

Mittwoch, 13. August

Druck auf Israel wegen humanitärer Notlage in Gaza nimmt zu

Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe der von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betriebenen Verteilstellen. Die Stiftung wird von Israel und den USA unterstützt und hatte ihren Einsatz in dem abgeriegelten Küstengebiet im Mai nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen.

Das US-Aussenministerium hatte nach eigenen Angaben 30 Millionen Dollar für die GHF genehmigt. Davon seien bislang «mehr als die Hälfte» ausgezahlt worden, wie eine Sprecherin des Ministeriums erklärte. US-Präsident Donald Trump wolle zur Verbesserung der Lage beitragen – aufbauend auf dem Einsatz der GHF.

Internationale Organisationen sehen jedoch die GHF nicht als geeignet, die Lage der Notleidenden in dem weitgehend verwüsteten Küstengebiet zu verbessern. Dies könne nur über die eingespielten Mechanismen der UN und anderer Organisationen mit entsprechender Erfahrung bewerkstelligt werden.

Al-Dschasira korrigiert Zahl getöteter Mitarbeiter

Unterdessen korrigierte der arabische TV-Sender Al-Dschasira die Zahl seiner bei einem israelischen Luftangriff im nördlichen Gazastreifen getöteten Mitarbeiter nach unten. Ausser dem Korrespondenten Anas al-Scharif seien drei seiner Kollegen bei einem gezielten Angriff auf ein Zelt für Journalisten in der Stadt Gaza ums Leben gekommen, teilte der Sender mit. Zuvor hatte Al-Dschasira von fünf getöteten Mitarbeitern gesprochen. Laut der Organisation Reporter ohne Grenze starben insgesamt sechs Journalisten.

Das israelische Militär hatte den Tod von Anas al-Scharif bestätigt. Der 28-Jährige habe sich als Al-Dschasira-Journalist ausgegeben, er habe aber eine Terrorzelle der islamistischen Hamas angeführt, erklärte die Armee. Sie berief sich auf angebliche Informationen der Geheimdienste und im Gazastreifen gefundene Dokumente, die seine militärische Zugehörigkeit zur Hamas belegen sollen. Zu den anderen fünf Opfern des Angriffs äusserte sich Israels Militär nicht. Der Angriff auf die Journalisten wurde international kritisiert.

Israelische Kampfpiloten fordern Ende des Kriegs

In Israel demonstrierten rund 200 ehemalige und aktive israelische Kampfpiloten vor dem Militärhauptquartier in Tel Aviv für ein Ende der Kämpfe und eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Die Regierung verfolgt jedoch einen neuen Kriegsplan, der nach Angaben von Ministerpräsident Netanyahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern vorsieht.

Neben den USA bemühen sich laut Medienberichten auch Katar und Ägypten derzeit um eine Wiederaufnahme der indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung. Nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen kam am Dienstag eine Hamas-Delegation zu Gesprächen in die ägyptische Hauptstadt Kairo. Die Gespräche sollten heute fortgesetzt werden, zitierte die «Times of Israel» einen arabischen Diplomaten.

Netanyahu lehnt Teil-Abkommen ab

Netanyahu sagte dem Sender «i24news», er sei nicht mehr zu einem «Teil-Abkommen» mit der Hamas bereit. Man strebe stattdessen einen Deal an, in dessen Rahmen alle 50 noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln - die Lebenden und die Toten – gleichzeitig von der Hamas herausgegeben werden. Die Islamisten fordern im Gegenzug ein vollständiges Ende des fast zweijährigen Krieges und einen Abzug der israelischen Truppen aus Gaza.

UN: Hinweise auf sexuelle Gewalt gegen Palästinenser

UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich derweil äusserst besorgt über nach seinen Angaben glaubwürdige Informationen, wonach israelische Sicherheitskräfte palästinensischen Gefangenen sexuelle Gewalt zugefügt haben sollen. Die Vorwürfe, die er in einem Brief an Israels UN-Botschafter Danny Danon äusserte, beziehen sich auf angebliche Vorfälle in mehreren Gefängnissen, einem Haftzentrum und einer Militärbasis. Danon wies die Anschuldigungen zurück.

António Guterres. (Bild: Adam Gray / AP)

Guterres’ Brief geht der Veröffentlichung des jährlichen UN-Berichts zu sexualisierter Gewalt voraus. Er schreibt, es sei schwierig gewesen, Hinweise zu sammeln, weil den UN-Beobachtern der Zugang zu den besagten Gebäuden verweigert worden sei. «Ich fordere die israelische Regierung dringend auf, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die sofortige Einstellung aller Akte sexueller Gewalt sicherzustellen», so Guterres.

Danon, der den Brief veröffentlicht hatte, kritisierte Guterres auf der Plattform X: Der UN-Generalsekretär habe sich erneut «auf unbegründete Anschuldigungen gestützt, die auf tendenziösen Veröffentlichungen basieren». Die Vereinten Nationen sollten sich auf «die schockierenden Kriegsverbrechen der Hamas» und die «sofortige Freilassung aller Geiseln» konzentrieren. (dpa)

19:15 Uhr

Dienstag, 12. August

EU-Vertreter und 26 Aussenminister fordern NGO-Zugang zu Gaza

Vertreterinnen und Vertreter von 26 westlichen Staaten und der EU-Kommission machen Druck auf Israel, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen. «Alle Grenzübergänge und Routen müssen genutzt werden, um eine Flut von Hilfsgütern nach Gaza zu ermöglichen», heisst es in einer gemeinsamen Erklärung von drei EU-Kommissarinnen - darunter EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas - sowie den Aussenministerinnen und Aussenministern der meisten EU-Länder und von Australien, Kanada, Island, Japan, Norwegen, der Schweiz und Grossbritannien. Deutschland ist nicht dabei. (dpa)

06:25 Uhr

Dienstag, 12. August

Israel: Bewaffnete in Gaza benutzen Emblem von Hilfsorganisation

Bewaffnete Palästinenser haben nach israelischen Militärangaben im Gazastreifen ein Fahrzeug mit einer gefälschten Markierung der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) verwendet. Nach Klärung mit WCK, dass das Fahrzeug nicht zu ihnen gehörte, seien fünf bewaffnete Männer mit einem Luftangriff getötet worden, weil sie eine Bedrohung für israelische Truppen dargestellt hätten, teilte die Armee mit. Der Vorfall habe sich am Wochenende im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens ereignet.

Die Männer hätten zudem gelbe Westen getragen, um ihre Aktivitäten zu verschleiern und sich vor Angriffen zu schützen, hiess es in der Mitteilung. Damit hätten sie «zynisch den Status und das Vertrauen missbraucht, die Hilfsorganisationen geniessen». Das Militär veröffentlichte auch Drohnenaufnahmen des Vorfalls. Es war unklar, ob die Getöteten zu der islamistischen Terrororganisation Hamas gehörten.

WCK bestätigte auf Anfrage, die Organisation sei von der israelischen Seite kontaktiert worden und habe bestätigt, dass das Fahrzeug und die Personen nicht zu ihr gehörten. «Wir verurteilen aufs Schärfste, dass jemand sich als (Mitarbeiter von) World Central Kitchen oder als andere humanitäre Helfer ausgibt, da dies Zivilisten und Hilfsarbeiter gefährdet», hiess es in der Stellungnahme.

Bei einem Luftangriff der israelischen Armee im April vergangenen Jahres waren sieben Mitarbeiter der in den USA ansässigen internationalen ehrenamtlichen Hilfsorganisation ums Leben gekommen. Nach Angaben von WCK waren die drei bombardierten Fahrzeuge damals klar gekennzeichnet. (dpa)

17:08 Uhr

Dienstag, 12. August

Europarat: Waffenlieferungen an Israel einschränken

Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs ruft der Menschenrechtskommissar des Europarats, Michael O’Flaherty, dazu auf, bestimmte Waffen nicht mehr an Israel zu liefern. «Der Konflikt in Gaza hat katastrophale Ausmasse erreicht und verursacht weiterhin unermessliches menschliches Leid», teilte O’Flaherty mit. Seinen Appell an die 46 Mitgliedstaaten des Europarats bezieht er auf Waffenlieferungen, die zu Menschenrechtsverletzungen führen könnten.

Er nehme die Schritte von Ländern wie Deutschland, Rüstungsexporte nach Israel einzustellen oder zu begrenzen, zur Kenntnis, so O’Flaherty. «Es muss jedoch noch mehr getan werden, und zwar schnell», heisst es in der Mitteilung.

In der vergangenen Woche hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) einen Teilstopp deutscher Rüstungsexporte nach Israel verkündet. Der Kanzler begründete seine Entscheidung mit der israelischen Ankündigung, den Militäreinsatz im Gazastreifen ausweiten und die Stadt Gaza einnehmen zu wollen.

Der Europarat wurde 1949 zum Schutz von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat in Europa gegründet. Er ist von der Europäischen Union unabhängig. (dpa)

13:58 Uhr

Dienstag, 12. August

Iran: 21'000 Festnahmen im Krieg gegen Israel

Im zwölf Tage langen Krieg gegen Israel haben iranische Sicherheitsbehörden offiziellen Angaben zufolge rund 21'000 Menschen festgenommen. Es seien 261 Personen wegen Spionageverdachts und 172 wegen unerlaubter Foto- und Videoaufnahmen festgenommen worden, erklärte Polizeisprecher Said Montaser-ol-Mahdi, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Details nannte er zu dem Grossteil der Festnahmen nicht.

Im Krieg Mitte Juni seien ausserdem mehr als 40'000 Polizeikräfte rund um die Uhr auf den Strassen im Einsatz gewesen, fügte General Montaser-ol-Mahdi hinzu. Landesweit wurden demnach mehr als 1000 Kontrollpunkte eingerichtet.

Während des Krieges im Juni hatte Israel gemeinsam mit den USA zentrale Atomanlagen im Iran bombardiert. Der Grundkonflikt der Erzfeinde besteht trotz Waffenruhe fort – eine diplomatische Lösung ist nicht in Sicht. Irans Führung reagierte im Inneren nach dem Krieg mit einer Welle der Repression (dpa)

10:35 Uhr

Dienstag, 12. August

Madonna bittet Papst um Reise in den Gazastreifen

Pop-Ikone Madonna wendet sich mit einer eindringlichen Forderung an den Papst: Sie bittet Leo XIV. in den abgeriegelten Gazastreifen zu reisen. Der Papst sei der Einzige, dem man den Zutritt nicht verweigern könne, schreibt die Sängerin auf der Plattform X und wendet sich damit direkt an das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Offiziell geplant ist eine Reise des Papstes in das Küstengebiet bislang nicht.

«Wir müssen die humanitären Tore vollständig öffnen, um diese unschuldigen Kinder zu retten. Es ist höchste Zeit,» schreibt Madonna in ihrem Post weiter. Als Mutter könne sie es nicht ertragen, das Leid der Kinder zu beobachte.

Anlässlich des 25. Geburtstages ihres Sohnes Rocco Ritchie am Mittwoch kündigte die Sängerin an, dass sie zwei humanitäre Organisationen mit Geldspenden unterstützen werde.

Kinder und Jugendliche im Gazastreifen sind den Kampfhandlungen im Gaza-Krieg ausgesetzt. Die humanitäre Lage im Gazastreifen gilt als katastrophal. Den Vereinten Nationen zufolge droht in dem Küstengebiet eine Hungersnot. (dpa)

12:12 Uhr

Montag, 11. August

Merz von Belagerung der Stadt Gaza beunruhigt

Der vom deutschen Kanzler Friedrich Merz verkündete teilweise Stopp von Rüstungsexporten an Israel hat in der Praxis möglicherweise nur geringe Auswirkungen.

In einem Sechs-Punkt-Papier für den Bundesvorstand seiner christdemokratischen Partei CDU weist Merz darauf hin, dass schon bisher Waffen und Munition, die im Gazastreifen genutzt werden, nicht an Israel geliefert würden. «Die Entscheidung über weitere Rüstungsgüter ist ausdrücklich auf einen möglichen Einsatz in Gaza beschränkt; sie stellt auf die derzeitigen, dort herrschenden Umstände ab», heisst es weiter.

Das Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vor. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung darüber berichtet. Darin heisst es weiter: «Es gibt Einsatzbereiche, die diese Formulierung nicht abdeckt. Das gilt etwa für Rüstungsgüter der Luft- und Seeverteidigung, die zentral für die Selbstverteidigung Israels sind.» Deutschland ist hinter den USA Israels zweitwichtigster Waffenlieferant.

In dem Schreiben erläutert Merz die grundsätzliche Haltung der deutschen Regierung gegenüber Israel, ihre Position zum Gaza-Krieg und seine Beweggründe für die Ankündigung vom vergangenen Freitag, dass man vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern genehmige, «die im Gazastreifen zum Einsatz kommen können».

Anlass sei die Entscheidung des israelischen Sicherheitskabinetts vom 7. August gewesen, die Militäroffensive im Gazastreifen beträchtlich auszuweiten und eine Belagerung der Stadt Gaza einzuleiten, schreibt der konservative Regierungschef.

«Diese Entscheidung besorgt die Bundesregierung sehr.» Sie berge erhebliche Risiken für die Sicherheit der noch von der Hamas festgehaltenen Geiseln und drohe, die bereits katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen weiter zu verschärfen. Fraglich sei, ob durch eine Ausweitung der militärischen Operationen die Chancen auf einen Waffenstillstand erhöht würden.

«Diese Eskalation trägt auch zur Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte in Deutschland und Europa bei, die wir auch im Sinne unserer Verpflichtung gegenüber dem Staat Israel vermeiden müssen», heisst es in dem Schreiben weiter. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 11. August

Auch Australien will Palästina als Staat anerkennen

Nach Frankreich und Kanada will auch Australien Palästina als Staat anerkennen. «Eine Zwei-Staaten-Lösung ist die beste Hoffnung der Menschheit, den Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten zu durchbrechen und den Konflikt, das Leid und den Hunger in Gaza zu beenden», sagte Premierminister Anthony Albanese am Mittag (Ortszeit) vor Journalisten. Das Kabinett hatte zuvor über die Entscheidung beraten.

Albanese hatte erste am Wochenende gesagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Australien einen palästinensischen Staat anerkenne - und damit Erwartungen geschürt, dass eine solche Ankündigung unmittelbar bevorstehen könnte. Die Entscheidung sei Teil «einer koordinierten weltweiten Anstrengung», um eine Zwei-Staaten-Lösung voranzutreiben, betonte Albanese. Mit dem Begriff Zwei-Staaten-Lösung ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.

Er habe im Vorfeld mit Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, Neuseelands Premierminister Christopher Luxon und Japans Regierungschef Shigeru Ishiba gesprochen, sagte Albanese. Bereits am Donnerstag vergangener Woche habe er das Thema auch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erörtert.

Israel verurteilt Entscheidung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Ende Juli angekündigt, die Anerkennung Palästinas bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September offiziell verkünden zu wollen. Kanada folgte wenige Tage später. Auch Grossbritannien drohte Israel zuletzt offen mit einer Anerkennung Palästinas, falls die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu den Gaza-Krieg und das Leiden der Palästinenser nicht beenden sollte. Fast 150 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben Palästina bereits als Staat anerkannt.

Netanyahu hatte die bevorstehende Ankündigung aus Australien und die Entscheidungen der anderen Länder kürzlich als «beschämend» bezeichnet und betont: «Heute ist der Grossteil der jüdischen Öffentlichkeit entschieden gegen den palästinensischen Staat, aus dem einfachen Grund, dass sie wissen, dass er keinen Frieden bringen wird. Er wird Krieg bringen.» (dpa)

04:30 Uhr

Montag, 11. August

Netanyahus Kriegsplan umfasst auch zentrale Flüchtlingslager

Israels neuer Kriegsplan sieht laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor. Das Sicherheitskabinett habe vergangene Woche das Militär angewiesen, «die beiden verbliebenen Hamas-Hochburgen in der Stadt Gaza und in den zentralen Lagern zu zerschlagen», sagte Netanyahu vor ausländischen Journalisten. In einer Mitteilung seines Büros war zuvor nur davon die Rede gewesen, dass das Militär die Einnahme der Stadt Gaza vorbereiten werde.

«Unser Ziel ist es nicht, Gaza zu besetzen. Unser Ziel ist es, Gaza zu befreien – von den Hamas-Terroristen», sagte Netanyahu. «Angesichts der Weigerung der Hamas, ihre Waffen niederzulegen, bleibt Israel keine andere Wahl, als den Job zu Ende zu bringen und die Niederlage der Hamas abzuschliessen». Rund 70 bis 75 Prozent des Gazastreifens stünden unter Israels Militärkontrolle. «Doch zwei Hochburgen bleiben bestehen» - die Stadt Gaza und die Flüchtlingslager im Zentrum des Küstengebiets. Dies sei «der beste Weg, den Krieg zu beenden – und der beste Weg, ihn rasch zu beenden», fügte der Ministerpräsident hinzu.

Netanyahu und Trump sprechen über Kriegsplan

In diesen Gebieten werden auch die letzten 50 Geiseln in den Händen der Hamas vermutet. Nach israelischer Einschätzung sollen 20 von ihnen am Leben sein. Netanyahu sprach mit US-Präsident Donald Trump über «Israels Pläne zur Kontrolle der verbliebenen Hamas-Hochburgen im Gazastreifen, um den Krieg zu beenden, die Geiseln freizulassen und die Hamas zu besiegen», wie das Büro des Ministerpräsidenten im Anschluss mitteilte. Netanyahu habe Trump für seine «standhafte Unterstützung Israels seit Beginn des Krieges» gedankt.

Der Zivilbevölkerung werde es zunächst ermöglicht, die Kampfgebiete zu verlassen und sich in «sichere Zonen» zu begeben, sagte Netanyahu zuvor ausländischen Journalisten. Dort würden sie ausreichend Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung erhalten. Angaben dazu, wie nach der Einnahme der Stadt Gaza bei den zentralen Lagern vorgegangen werden soll, machte er nicht. Heimischen Medien sagte Netanyahu, er wolle den Krieg «so schnell wie möglich» beenden. «Deshalb habe ich die israelischen Streitkräfte angewiesen, den Zeitplan für die Einnahme der Stadt Gaza abzukürzen.» Konkreter wurde er nicht.

Keine Angaben zum Zeitplan

Die Stadt Gaza ist das grösste Bevölkerungszentrum im nördlichen Teil des Gazastreifens. Rund eine Million Palästinenser halten sich dort dicht gedrängt auf - rund die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Der Rest haust im Zeltlager Al-Mawasi im Südwesten sowie in Flüchtlingsvierteln im mittleren Gazastreifen. Medien zufolge dürfte die Armee für die Vorbereitungen des Einsatzes zwei Monate brauchen. Sie müsste dafür Hunderttausende Reservisten einberufen. Viele von ihnen sind nach gut zwei Jahren Krieg erschöpft. Die Armee müsste ausserdem verschlissenes Kriegsgerät zunächst reparieren oder ersetzen.

Der Generalstab werde die «Grundideen» für den Einsatz gegen die Stadt Gaza bis Ende der Woche billigen, berichtete das israelische Nachrichtenportal «ynet». Armeechef Ejal Zamir steht Medienberichten zufolge dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Kritiker der geplanten Ausweitung des Militäreinsatzes, unter ihnen die meisten Angehörigen der Geiseln, befürchten, dass dieser das Leben der Entführten gefährden würde. «Was uns Netanyahu heute aufgetischt hat, bedeutet, dass Geiseln und Soldaten sterben werden, dass die Wirtschaft zusammenbrechen wird und dass unser internationales Ansehen ruiniert sein wird», schrieb der israelische Oppositionsführer Jair Lapid auf der Plattform X.

Heftige Kritik an Israel im UN-Sicherheitsrat

Bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats gab es heftige Kritik an Israels Vorgehen. Mehrere europäische Staaten verurteilten die Pläne zur Ausweitung des Krieges. «Wir fordern Israel dringend auf, diese Entscheidung zu überdenken und nicht umzusetzen», sagte der slowenische UN-Botschafter Samuel Zbogar vor Sitzungsbeginn. Israel wies Kritik zurück. Man habe keine Pläne, Gaza dauerhaft zu besetzen, sagte der stellvertretende UN-Botschafter Brett Jonathan Miller. «Das ist eine Befreiung von einem brutalen Terrorregime.»

Netanyahu verwies in Israel vor den ausländischen Journalisten auf die vom Sicherheitskabinett beschlossenen Prinzipien zur Beendigung des Krieges: die Entwaffnung der Hamas, die Freilassung aller Geiseln, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die militärische Kontrolle des Küstengebiets durch Israel und die Errichtung einer Israel gegenüber friedlich gesonnenen Zivilregierung ohne eine Beteiligung der Hamas oder der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA).

Al-Dschasira: Korrespondent in Gaza getötet

Unterdessen berichtete der arabische TV-Sender Al-Dschasira, bei einem israelischen Luftangriff seien der Korrespondent des Senders und vier Kollegen getötet worden. Anas al-Scharif und seine Kollegen seien bei einem gezielten Angriff auf ein Zelt für Journalisten in der Stadt Gaza umgekommen. Israels Militär bestätigte den Tod von Anas al-Scharif. Er habe sich als Al-Dschasira-Journalist ausgegeben, aber eine Terrorzelle der Hamas angeführt. Der Sender erklärte dazu, Israel habe keine von unabhängigen internationalen Stellen verifizierten Unterlagen vorgelegt, die diese Behauptung belegen würden.

Israels Armee verwies dagegen auf nachrichtendienstliche Informationen und im Gazastreifen gefundene Dokumente, die die militärische Zugehörigkeit von Anas al-Scharif zur Hamas belegten. Er sei verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und Soldaten gewesen. Ausländischen Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen seit Kriegsbeginn weitgehend verboten. Einheimische Reporter berichten aber von vor Ort. Immer wieder gibt es Berichte über Journalisten, die bei israelischen Angriffen getötet wurden. (dpa)

21:39 Uhr

Sonntag, 10. August

Netanyahu will Gaza-Krieg «so schnell wie möglich» beenden

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will den Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen «so schnell wie möglich» beenden. «Deshalb habe ich die israelischen Streitkräfte angewiesen, den Zeitplan für die Einnahme der Stadt Gaza abzukürzen», sagte er nach Angaben der «Times of Israel» in einer Pressekonferenz für israelische Medien in Jerusalem.

Bei seinen Medienauftritten am Sonntag wurde Netanyahu abgesehen vom Drängen auf eine beschleunigte Umsetzung des Militäreinsatzes nicht konkreter. «Der Zeithorizont, den wir für diese Aktion setzten, ist ziemlich eng», sagte er in einer internationalen Pressekonferenz, die wenige Stunden vor der für die israelischen Medien stattfand. «Ich möchte nicht über exakte Zeitpläne sprechen», führte er weiter aus, «aber wir sprechen von ziemlich kurz gefassten Zeitplänen, denn wir wollen den Krieg zu einem Ende bringen.»

Israel kontrolliert gegenwärtig nach Netanyahus Darstellung rund drei Viertel des abgeriegelten Küstenstreifens, in dem insgesamt etwa zwei Millionen Palästinenser leben. In den ausserhalb israelischer Kontrolle verbliebenen Gebieten - der Stadt Gaza und den Flüchtlingsvierteln im mittleren Gazastreifen - sollen sich noch Kommandozentralen und Stellungen der Hamas befinden. (dpa)

18:57 Uhr

Sonntag, 10. August

USA verteidigen Israel bei UN-Sicherheitsratssitzung

Die USA haben Israel in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg im Gazastreifen verteidigt. Israel habe das Recht, selbst zu entscheiden, was das Beste für die Sicherheit des Landes sei, hiess es. Gegen Israel erhobene Vorwürfe des Völkermords bezeichnete die Vetomacht als falsch.

Andere Ratsmitglieder und UN-Vertreter zeigten sich alarmiert von der israelischen Ankündigung, die Offensive in dem Palästinensergebiet auszuweiten und die Stadt Gaza einzunehmen. China sprach von einer inakzeptablen Kollektivbestrafung der Bevölkerung. Russland warnte vor einer «rücksichtslosen Verschärfung der Feindseligkeiten».

Ramesh Rajasingham vom UN-Nothilfebüro Ocha erklärte mit Blick auf die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet: «Dies ist keine drohende Hungerkrise mehr, sondern eine Hungersnot.» Die humanitären Bedingungen seien «mehr als entsetzlich. Uns fehlen ehrlich gesagt die Worte, um es zu beschreiben». (AP)

17:16 Uhr

Sonntag, 10. August

Netanyahu: Merz stoppte Waffenlieferungen «unter Druck»

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu führt die Entscheidung der deutschen Bundesregierung für einen Teilstopp von Rüstungsexporten auf öffentlichen Druck durch Medienberichte über die Lage im Gazastreifen zurück. Er denke, Bundeskanzler Friedrich Merz sei «ein guter Freund Israels», sagte Netanyahu auf einer Pressekonferenz in Jerusalem. «Aber ich denke, hier gab er dem Druck falscher Fernsehberichte, dem internen Druck verschiedener Gruppen nach», fügte er hinzu.

Hat sich Benjamin Netanyahu verschätzt? (Bild: Abir Sultan / AP)

Merz widersprach solchen Einschätzungen. «Ich lasse mich von öffentlichem Druck nicht so sehr beeindrucken wie von meinem eigenen Bild, auch von den Beratungen im Kabinett, von den Beratungen auch mit unseren Fachleuten», sagte der deutsche Kanzler in einem Interview der ARD-«Tagesthemen».

Merz hatte am Freitag die Entscheidung verkündet, die Lieferung von Waffen auszusetzen, die im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. Wenige Stunden zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett unter Netanyahu den Plan beschlossen, die Stadt Gaza einzunehmen. Das Vorhaben gilt als umstritten, weil sich dort mehr als eine Million palästinensischer Zivilisten aufhalten sollen. Zugleich sollen die Kampftruppen der islamistischen Hamas dort noch Stützpunkte und Positionen haben.

Netanyahu verteidigt Pläne für Einnahme von Stadt Gaza

Wie Netanyahu vor den Medien weiter ausführte, würde das israelische Militär «sichere Korridore» für die Zivilbevölkerung schaffen, damit diese die Stadt Gaza verlassen könne, bevor die Militäroperation starten würde. Den Zivilisten würden sichere Zonen im Gazastreifen zugewiesen, in denen sie «mit Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Hilfe» versorgt würden. Israel wolle den Gazastreifen «nicht besetzen, sondern von den Terroristen der Hamas befreien», fügte er hinzu.

In einer ersten Reaktion am Freitag hatte Netanyahu Deutschland vorgeworfen, mit dem teilweisen Waffenexportstopp die islamistische Hamas zu belohnen. «Anstatt den gerechten Krieg Israels gegen die Hamas zu unterstützen, die den schrecklichsten Angriff auf das jüdische Volk seit dem Holocaust verübt hat, belohnt Deutschland den Terrorismus der Hamas durch ein Waffenembargo für Israel», hiess es in der Mitteilung, die sein Büro verbreitete, nachdem er mit Merz am Telefon gesprochen hatte. (dpa)

16:44 Uhr

Sonntag, 10. August

Netanyahu: Ausländische Journalisten können mit Armee nach Gaza

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat nach eigenen Angaben die Armee angewiesen, mehr ausländischen Journalisten einen Zugang zum Gazastreifen zu ermöglichen. Sie müssten dort israelische Bemühungen sehen, humanitäre Hilfsleistungen für die Bevölkerung in Gaza in den Küstenstreifen zu lassen, erklärte Netanyahu vor Journalisten in Jerusalem.

«Es gibt ein Problem damit, die Sicherheit zu gewährleisten, aber ich denke, es kann auf vorsichtige und verantwortungsvolle Weise getan werden», sagte er zudem. «Ihr werdet Gaza-Einwohner sehen, die gegen die Hamas kämpfen», sagte er den Journalisten. Ausserdem werde viel Zerstörung zu sehen sein. Dafür machte er allerdings nicht die israelische Armee, sondern die Hamas verantwortlich, deren Kämpfer «fast jedes Gebäude mit Sprengfallen präpariert» hätten. Die Armee habe viele davon mit alten Armeefahrzeugen gezielt zur Explosion gebracht.

Das UN-Nothilfebüro Ocha hatte im Frühjahr berichtet, etwa 70 Prozent der Gebäude im Gazastreifen seien zerstört oder stark beschädigt. Besonders gross seien die Zerstörungen und Beschädigungen in der Stadt Gaza, in Chan Junis und Teilen von Rafah mit über 80 bis 90 Prozent.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs konnten ausländische Journalisten nur «eingebettet» mit der israelischen Armee den Gazastreifen besuchen. Dabei bekamen sie immer nur bestimmte Ausschnitte zu sehen. Ob Netanjahus Anweisung eine echte Veränderung dieser Praxis bedeutet, war zunächst unklar.

Der Auslandspresseverband (FPA) in Israel und den Palästinensischen Gebieten teilte mit, man habe sich an die Armee und das Büro des Ministerpräsidenten gewandt und um mehr Details gebeten. Dann werde man die Mitglieder informieren. (dpa)

16:40 Uhr

Sonntag, 10. August

Tod des «palästinensischen Pelé»: Salah hat Frage an UEFA

Nach dem Tod des als «palästinensischen Pelé» bekannten Fussballers Suleiman al-Obeid hat sich Stürmerstar Mohamed Salah mit einer Frage an den europäischen Verband gewandt. Der Ägypter vom FC Liverpool beklagte auf Social Media, dass die UEFA in ihrem Statement keine Angaben zur Todesursache machte. Er schrieb unter einen Beitrag, in dem die UEFA ihre Trauer bekundet hatte: «Können Sie uns sagen, wie, wo und warum er gestorben ist?»

Nach Angaben des palästinensischen Fussballverbands PFA soll al-Obeid im Alter von 41 Jahren im Gazastreifen bei einem Angriff der israelischen Armee getötet worden sein. Demnach habe er mit anderen Menschen auf humanitäre Hilfe gewartet. Die israelische Armee äusserte sich bislang nicht. Es gibt immer wieder Vorwürfe, dass israelische Soldaten, die das Umfeld von Hilfszentren sichern sollten, in die Menge der Hilfesuchenden geschossen haben. Die Armee bestreitet das, sprach aber wiederholt von «Warnschüssen».

In der Vergangenheit hatte sich Salah bereits wiederholt für humanitäre Hilfe in Gaza eingesetzt und ein Ende der Gewalt in der Region gefordert.

UEFA: Suleiman al-Obeid gab «Hoffnung in dunkelsten Zeiten»

Die UEFA hatte in dem Post auf X geschrieben, Al-Obeid habe «unzähligen Kindern selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung gegeben».

Al-Obeid schoss nach Verbandsangaben in seiner Laufbahn mehr als 100 Tore und absolvierte 24 Länderspiele für die palästinensische Nationalmannschaft. Sein Talent brachte ihm den Spitznamen «palästinensischer Pelé» ein – eine Anspielung auf den Brasilianer, der als einer der grössten Spieler aller Zeiten gilt. (dpa)

16:04 Uhr

Sonntag, 10. August

Netanyahu verteidigt Gaza-Offensive und beklagt «Lügenkampagne»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die Ausweitung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen verteidigt. Sein Land habe keine andere Wahl, «als den Job zu Ende zu bringen und die Hamas vollständig zu besiegen», erklärte er am Sonntag im Gespräch mit Auslandsjournalisten. «Unser Ziel ist nicht, Gaza zu besetzen, unser Ziel ist, Gaza zu befreien», sagte er. Mit Blick auf die Kritik am israelischen Vorgehen beklagte er eine «globale Lügenkampagne».

In der Nacht zum Freitag hatte Netanjahus Büro bekannt gegeben, dass das Sicherheitskabinett einem Plan zur Einnahme der Stadt Gaza zugestimmt hat. Angehörige der beim Terrorangriff unter Führung der militant-islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln sowie Staats- und Regierungschefs verschiedener Länder warnten vor weiterem Blutvergiessen und einer noch grösseren Gefahr für die verbliebenen Geiseln. (AP)

16:00 Uhr

Sonntag, 10. August

Freies Geleit für Hamas-Kommandeure – diplomatischer Endspurt vor Israels Angriff auf Gaza

Unterhändler aus Ägypten, Katar und den USA arbeiten fieberhaft an einer Feuerpause, bevor Israels Armee in Gaza einmarschiert. Ägypten lässt sogar bereits schon palästinensische Polizisten ausbilden. (chm)

13:37 Uhr

Sonntag, 10. August

Islamischer Dschihad feuert aus Gaza Raketen auf Israel

Kämpfer der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad haben israelische Grenzorte mit Raketen angegriffen. Der militärische Arm der Organisation, die Al-Kuds-Brigaden, habe Kibbuz Nachal Oz und Kibbuz Saad beschossen, teilte der Dschihad mit.

Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, es seien offenbar zwei Raketen vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert worden. Das Militär habe versucht, diese mit Hilfe der Raketenabwehr abzufangen.

Das israelische Nachrichtenportal «ynet» berichtete, ein Geschoss sei gestoppt worden und das zweite in der Nähe eines Kuhstalls im Kibbuz Saad eingeschlagen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren haben militante Palästinenser im Gazastreifen Tausende Raketen auf Israel abgefeuert. Diese Angriffe werden jedoch immer seltener. (dpa)

10:02 Uhr

Sonntag, 10. August

Israelische Gegner des Gaza-Kriegs stürmen Live-Sendung

Als Protest gegen die geplante Ausweitung des Gaza-Kriegs haben israelische Friedensaktivisten eine Live-Sendung im Fernsehen gestürmt. Während einer Abstimmung in der Show «Big Brother» sprangen mehrere junge Menschen mit weissen T-Shirts mit der Aufschrift «Wir verlassen Gaza» plötzlich auf die Bühne und setzten sich dort demonstrativ auf den Boden. «Das Volk fordert: Stellt das Feuer ein!», riefen sie immer wieder, während sie von Sicherheitsleuten weggetragen wurden.

Die Organisation Standing Together, die sich für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt, reklamierte die Protestaktion für sich. «Während nur eine Autostunde von den Studios von «Big Brother» entfernt Geiseln ihrem Schicksal überlassen werden und Kinder an Hunger sterben, berichten die Medien dem Volk nicht, was in Gaza geschieht, und suggerieren den Bürgern, alles sei wie gewohnt», teilte die Organisation auf ihrer Facebook-Seite mit.

Wenn die israelische Regierung die Geiseln im Stich lasse «und den Vernichtungs- und Aushungerungsfeldzug in Gaza im Namen eines messianischen Traums von Eroberung und Besiedlung fortsetzt – kann man nicht zur Tagesordnung übergehen», hiess es weiter in der Mitteilung. Der Krieg könne nur gestoppt werden, «wenn wir alle unsere eigene Routine unterbrechen», forderten sie. «Wir müssen verhindern, dass die Regierung ihre Kriegspläne, die uns allen schaden, fortsetzt – und sie jetzt stoppen.» (dpa)

06:26 Uhr

Sonntag, 10. August

Massenproteste gegen Gaza-Krieg - Weltsicherheitsrat tagt

Israels geplante Eroberung der Stadt Gaza sorgt auch im eigenen Land für massive Proteste. Zehntausende Menschen forderten in Tel Aviv und anderen Städten einen Deal zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Während sich der UN-Sicherheitsrat heute ab 16 Uhr MESZ bei einer Dringlichkeitssitzung mit Israels Kriegsplänen befasst, arbeiten die Vermittler Katar und die USA laut einem Medienbericht an einem neuen Vorschlag für ein umfassendes Abkommen zur Beendigung des Krieges.

Er solle den Kriegsparteien innerhalb der nächsten zwei Wochen vorgelegt werden, zitierte die US-Nachrichtenseite «Axios» informierte Quellen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff habe sich hierzu im spanischen Ibiza mit dem katarischen Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al Thani getroffen. Auch das israelische Nachrichtenportal «ynet» berichtete unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld der islamistischen Hamas, dass intensive Kontakte mit Israel stattfänden - vermittelt durch die USA, Ägypten und Katar - mit dem Ziel, eine vollständige israelische Einnahme des Gazastreifens zu verhindern.

Neuer Vorstoss zur Beendigung des Krieges

Das israelische Sicherheitskabinett unter Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Freitag beschlossen, dass das Militär die Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens einnehmen soll. Es wurde allerdings nicht gesagt, wann genau mit der Eroberung der Stadt begonnen werden soll. Dadurch bleibe mehr Zeit, um eine diplomatische Lösung zu erreichen, zitierte «Axios» einen ranghohen israelischen Beamten. Bisherige Bemühungen um eine vorläufige Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln waren ergebnislos verlaufen.

Der vom israelischen Sicherheitskabinett beschlossene Plan hatte weltweit Kritik ausgelöst. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer «gefährlichen Eskalation». Deutschland, Grossbritannien, Italien, Neuseeland und Australien kritisierten die Pläne zur Eroberung der Stadt Gaza. Die Offensive würde die humanitäre Lage verschärfen, das Leben der Geiseln in Gefahr bringen und könnte zur massiven Vertreibung von Zivilisten führen, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Aussenministerien der fünf Länder.

Streit in der Union wegen Rüstungsembargo

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte an, dass vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern genehmigt würden, die im Gaza-Krieg verwendet werden könnten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warf daraufhin Deutschland vor, mit dem Beschluss die Hamas zu belohnen. Er habe seine Enttäuschung in einem Gespräch mit Merz ausgedrückt, teilte sein Büro mit.

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) wies Vorwürfe auch aus den Reihen der Union zurück, die Bundesregierung vollziehe mit dem Beschluss einen riskanten Kurswechsel in ihrer Israel-Politik. «Es darf überhaupt kein Zweifel daran bestehen, dass die Grundlinien der deutschen Israel-Politik unverändert bleiben», sagte Frei der Deutschen Presse-Agentur. «Deutschland unterstützt Israel weiter bei allem, was notwendig ist, seine Existenz und seine Sicherheit zu verteidigen.»

Für heute ist eine Videoschalte der Aussenpolitiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion geplant. Die AG Aussen werde die aktuelle aussenpolitische Entwicklung besprechen, hiess es aus Fraktionskreisen. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung über die Sitzung berichtet. Demnach soll auch der aussenpolitische Berater des Bundeskanzlers, Günter Sautter, zugeschaltet werden.

Massenproteste in Israel gegen Kriegsausweitung

Bei den Massenprotesten in Israel forderte das Forum der Geisel-Angehörigen ein umfassendes Abkommen zur Beendigung des Krieges. Die Angehörigen befürchten, dass die Einnahme der Stadt Gaza das Todesurteil für Ihre Liebsten bedeuten würde. Nach israelischer Einschätzung befinden sich noch 20 lebende Geiseln in der Gewalt der Hamas. Vor dem Militär-Hauptquartier in Tel Aviv forderten Redner laut der «Times of Israel» die Soldaten dazu auf, sich nicht an der Ausweitung des Krieges zu beteiligen. Sie riefen zudem Israels Opposition sowie Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Wissenschaft dazu auf, das Land lahmzulegen.

Die Stadt Gaza ist das grösste Bevölkerungszentrum im nördlichen Teil des Gazastreifens. Hunderttausende Palästinenser leben dort. Es wird angenommen, dass sich dort auch einige der israelischen Geiseln befinden. Israels Führung hat nicht angegeben, wann der militärische Einsatz zur Einnahme der Stadt beginnen soll. Militäranalysten erklärten dem «Wall Street Journal», der Einsatz könne sich über Wochen oder Monate hinziehen.

Chance für neue Verhandlungen?

Israel hoffe offenbar, dass der verstärkte militärische Druck die Hamas dazu bringt, zu den eigenen Bedingungen an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sagten Analysten der US-Zeitung. Der Einsatz könne jederzeit ausgesetzt werden. Es gibt jedoch Zweifel, ob die Drohung einer Besetzung ausreicht, um einen Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen zu bewirken. «Die Kluft zwischen Israel und der Hamas in Bezug auf die Beendigung des Krieges ist enorm, daher ist es wahrscheinlich sinnlos, zu diesem Zeitpunkt von einem umfassenden Abkommen zu sprechen», zitierte «Axios» einen israelischen Beamten.

Israels Sicherheitskabinett hatte nach Angaben des Büros von Netanyahu fünf Prinzipien beschlossen, um den Krieg zu beenden. Dazu gehörten die militärische Kontrolle des Küstengebiets durch Israel, die komplette Entwaffnung der Hamas sowie die Entmilitarisierung des Gazastreifens. Anschliessend solle dort eine alternative Zivilregierung aufgebaut werden. (dpa)

19:59 Uhr

Samstag, 9. August

Bericht: 14-Jähriger von Kiste mit Gaza-Hilfsgütern erschlagen

Im Gazastreifen ist ein 14-jähriger Junge nach palästinensischen Angaben von einer aus der Luft abgeworfenen Kiste mit Hilfsgütern erschlagen worden. Der Vorfall habe sich in der Nähe der Flüchtlingsviertels Nuseirat im mittleren Gazastreifen ereignet, bestätigte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Nach einer monatelangen Blockade der Hilfslieferungen für den Gazastreifen lässt Israel seit Ende des Vormonats Abwürfe aus der Luft und im beschränkten Ausmass Transporte auf dem Landweg zu. Die Abwürfe aus der Luft, an denen sich auch Deutschland beteiligt, sind umstritten. Sie gelten als wenig effizient und auch als gefährlich.

Am Freitag waren nach palästinensischen Angaben sechs Menschen, unter ihnen vor allem Kinder, in der Stadt Gaza verletzt worden, als eine abgeworfene Kiste einen Balkon traf und diesen zum Einsturz brachte. Hilfsorganisationen zufolge könnte ein Vielfaches der abgeworfenen Güter auf sicherere Weise in Lastwagen in den Gazastreifen gebracht werden, wenn Israel dies zuliesse. (dpa)

17:32 Uhr

Samstag, 9. August

UN-Sicherheitsrat diskutiert Israels Pläne für Gaza

Der UN-Sicherheitsrat bespricht am Sonntag in einer Dringlichkeitssitzung Israels Absichten zur Eroberung und Besetzung der Stadt Gaza. Dieser vom israelischen Sicherheitskabinett am Freitag beschlossene Plan hatte weltweit Kritik ausgelöst. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer «gefährlichen Eskalation».

Die europäischen Sicherheitsratsmitglieder Dänemark, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien und Slowenien haben die Sondersitzung beantragt. Alle weiteren Mitglieder mit Ausnahme der USA hatten den Vorschlag unterstützt, berichtete die unabhängige UN-News-Seite «Security Council Report».

Bei dem Treffen sollen neben dem Austausch der Mitgliedstaaten auch UN-Berichterstatter mögliche Konsequenzen einer Eroberung der wichtigsten Stadt des Küstenstreifens skizzieren.

Internationale Kritik an Israels Plänen

Nach dem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts hatten bereits Deutschland, Grossbritannien, Italien, Neuseeland und Australien die Pläne zur Eroberung der Stadt Gaza zurückgewiesen. Die Offensive würde die humanitäre Lage verschärfen, das Leben der Geiseln in Gefahr bringen und könnte zur massiven Vertreibung von Zivilisten führen, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Aussenministerien der fünf Länder. Der einzige Weg zu einem dauerhaften Frieden zwischen Israelis und Palästinensern sei eine Zweistaatenlösung, hiess es weiter. (dpa)

16:53 Uhr

Samstag, 9. August

Grossbritannien: 350 Festnahmen bei Protest für propalästinensische Gruppe

Bei einem erneuten Protest gegen das Verbot der propalästinensischen Aktivistengruppe Palestine Action in Grossbritannien hat die Londoner Polizei Hunderte Menschen festgenommen. Bis zum Abend gab es 365 Festnahmen von Demonstranten, die auf dem Parliament Square im Zentrum der britischen Hauptstadt ihre Unterstützung für die verbotene Gruppe zeigten. Ausserdem habe es sieben Festnahmen wegen anderer Verstösse gegeben, darunter allein fünf wegen Übergriffen auf Polizeibeamte, teilte die Metropolitan Police mit. Der Polizeieinsatz sei noch nicht zu Ende.

Die Regierung in London hatte Palestine Action vor einigen Wochen gemäss dem britischen Terrorismusgesetz als eine «Terrororganisation» verbieten lassen. Seitdem kommt es immer wieder zu Protesten gegen den Schritt, bei denen insgesamt bereits Hunderte Demonstranten festgenommen wurden, die ihre Unterstützung für die Gruppe auf Plakaten zum Ausdruck brachten. Die britische Regierung betont, dass es bei dem Verbot weder um die Palästinenser noch um das Recht zum Protest für deren Rechte gehe, sondern um eine Reihe von teils gewalttätigen Angriffen von Palestine Action.

Die Aktivistengruppe wirft Israel einen Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen vor und bezichtigt die britische Rüstungsindustrie, daran eine Mitschuld zu tragen. Vor dem Verbot war sie unter anderem für einen Farbanschlag auf britische Militärflugzeuge verantwortlich gewesen. (dpa)

06:59 Uhr

Samstag, 9. August

Internationale Kritik an den israelischen Gaza-Plänen

Nach dem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts zur Eroberung der Stadt Gaza wird weltweit Kritik an den Plänen laut. Sowohl bei den Verbündeten in Europa als auch bei wichtigen Vermittlern in der Region stösst eine Ausweitung des Militäreinsatzes in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf Ablehnung. Am Sonntag will sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung mit der Angelegenheit befassen. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer «gefährlichen Eskalation».

Deutschland, Grossbritannien, Italien, Neuseeland und Australien wiesen die israelischen Pläne zur Eroberung der Stadt Gaza zurück. Die Offensive würde die humanitäre Lage verschärfen, das Leben der Geiseln in Gefahr bringen und könnte zur massiven Vertreibung von Zivilisten führen, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Aussenministerien der fünf Länder. Zudem könnte der Plan einen Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen.

Die Partner riefen die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich um eine dauerhafte Waffenruhe und Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen zu bemühen. Von der islamistischen Hamas forderten sie die sofortige Freilassung der Geiseln.

Zwei-Staaten-Lösung einziger Weg zum Frieden

Der einzige Weg zu einem dauerhaften Frieden zwischen Israelis und Palästinensern sei eine Zwei-Staaten-Lösung, hiess es in der gemeinsamen Stellungnahme. Dafür müsse die Hamas allerdings vollständig entwaffnet und von jeder Art von Regierungsverantwortung ausgeschlossen werden. Vielmehr solle die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) eine zentrale Rolle in einer künftigen Regierung im Gazastreifen spielen. Israel lehnt das allerdings ab.

Das israelische Sicherheitskabinett hatte auf Vorschlag von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zuletzt eine Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen und die Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Beschlossen wurden demnach auch fünf Prinzipien, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden: die Entwaffnung der islamistischen Hamas, die Rückkehr aller Geiseln, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die israelische Sicherheitskontrolle des Küstengebiets sowie die Einrichtung einer Zivilverwaltung, die weder der Terrororganisation Hamas noch der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) unterstehen soll.

Deutschland liefert keine Rüstungsgüter mehr an Israel

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte daraufhin an, dass vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern genehmigt würden, die im Gaza-Krieg verwendet werden könnten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa forderten die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung zu überdenken. «Netanjahus Regierung verliert Europa - vollständig», zitierte das US-Nachrichtenportal Axios den niederländischen Aussenminister Caspar Veldkamp. «Wir stehen hinter Israel, aber nicht hinter der Politik der israelischen Regierung.»

Auch Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten die israelischen Pläne zur Eroberung der Stadt Gaza. Die geplante Offensive stelle eine gefährliche Eskalation dar und drohe, die humanitäre Krise in dem abgeriegelten Küstenstreifen weiter zu verschärfen, hiess es in einer Stellungnahme des katarischen Aussenministeriums. Zudem untergrabe sie die Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe. In den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist Katar ein wichtiger Vermittler.

Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate forderte deeskalierende Massnahmen und warnte vor einer Ausbreitung von Gewalt, Spannungen und Unsicherheit in der gesamten Region. (dpa)

14:26 Uhr

Freitag, 8. August

UN-Sprecherin: Eskalation bedroht Palästinenser und Geiseln

Auch die Vereinten Nationen warnen vor einer weiteren militärischen Eskalation im Gazastreifen. Eine UN-Sprecherin reagierte in Genf auf den Entschluss des israelischen Sicherheitskabinetts, die Stadt Gaza einzunehmen. «Es ist klar, dass dies katastrophale Folgen für Millionen Palästinenser haben und das Leben der verbliebenen Geiseln in Gaza weiter gefährden könnte», sagte Sprecherin Alessandra Vellucci. Jede Entscheidung zur Ausweitung der israelischen Militäroperationen sei «äusserst alarmierend», sagte sie in einer Pressekonferenz auf eine Journalistenfrage. Leid und Hunger würden dadurch zunehmen und humanitäre Hilfe würde erschwert werden, erklärte Vellucci.(dpa)

12:33 Uhr

Freitag, 8. August

Deutschland stoppt Rüstungsexporte nach Israel

Nach dem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts zur Einnahme der Stadt Gaza erhöht die Bundesregierung den Druck auf Israel. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte an, dass bis auf Weiteres keine Ausfuhren von Rüstungsgütern genehmigt würden, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen könnten. (dpa)

11:17 Uhr

Freitag, 8. August

Geisel-Angehörige: Verschärfte Offensive «Todesurteil» für Geiseln

Angehörige israelischer Geiseln haben die vom Sicherheitskabinett beschlossene Ausweitung des Kriegs im Gazastreifen als «Todesurteil» für die noch immer festgehaltenen Geiseln bezeichnet. Die Entscheidung der politischen Führung sei eine offizielle Erklärung, die Geiseln aufzugeben, und führe diese - und auch israelische Soldaten - in eine «kolossale Katastrophe», erklärte das Forum der Geisel-Angehörigen. Nach israelischer Einschätzung befinden sich noch 50 Geiseln in Gaza, davon sollen 20 noch am Leben sein. (dpa)

08:45 Uhr

Freitag, 8. August

Israels Opposition: Entscheidung des Kabinetts ist «Katastrophe»

Israels Oppositionsführer Jair Lapid hat die vom Sicherheitskabinett beschlossene Einnahme der Stadt Gaza als «Katastrophe» bezeichnet, die «zu vielen weiteren Katastrophen führen wird». Die geplante Eroberung der grössten Stadt des Gazastreifens werde zum Tod der Geiseln sowie der Tötung vieler israelischer Soldaten führen, schrieb Lapid auf der Plattform X.

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe sich entgegen den Einwänden der Armeeführung von seinen rechtsextremen Koalitionspartnern Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich treiben lassen, erklärte Lapid weiter. Die beiden ultrarechten Minister sind Verfechter der Idee, den Gazastreifen vollständig einzunehmen und die rund zwei Millionen dort lebenden Palästinenser zu vertreiben.

Das Sicherheitskabinett stimmte am frühen Morgen einem Plan zur Einnahme der Stadt Gaza zu. (dpa)

06:50 Uhr

Freitag, 8. August

Israel: Sicherheitskabinett stimmt Ausweitung der Kämpfe in Gaza zu

Das israelische Sicherheitskabinett hat einem Plan zur Einnahme der Stadt Gaza zugestimmt. Dies bestätigte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Freitagmorgen. Das Treffen des Kabinetts hatte bereits am Vortag begonnen. Vor Beginn der Sitzung hatte Netanyahu im Gespräch mit dem US-Sender Fox News erklärt, Israel wolle zwar den gesamten Gazastreifen einnehmen, aber das Palästinensergebiet nicht dauerhaft besetzen. Es soll arabischen Streitkräften übergeben werden, die der militant-islamistischen Hamas entgegentreten.

Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte sich zuvor laut israelischen Medienberichten gegen eine vollständige Besetzung des Gazastreifens ausgesprochen. Demnach warnte er vor einer Gefährdung der noch in der Gewalt von Extremisten verbliebenen Geiseln und einer Zunahme der Belastung für das Militär, das seit dem von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen Krieg führt. Auch viele Familien der Geiseln sprachen sich dagegen aus. (dpa)

09:22 Uhr

Freitag, 8. August

Tausende Menschen protestieren in Israel gegen Ausweitung der Kämpfe in Gaza

Nach der Ankündigung von Benjamin Netanyahu, die Kämpfe in Gaza auszuweiten, gingen in Israel Tausende Menschen auf die Strasse. Bei Protesten in Jerusalem, Tel Aviv und weiteren Städten wurde ein Ende des Kriegs und ein Abkommen gefordert, um die noch immer festgehaltenen Geiseln zu befreien. (has)

22:35 Uhr

Donnerstag, 7. August

Berichte: Israels Generalstabschef gegen vollständige Gaza-Besetzung

Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hat sich laut israelischen Medienberichten gegen eine vollständige Besetzung des Gazastreifens ausgesprochen. Demnach warnte er vor einer Gefährdung der noch in der Gewalt von Extremisten verbliebenen Geiseln und einer Zunahme der Belastung für das Militär, das seit dem von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen Krieg führt.

Am Donnerstagabend begann eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete vorab, es werde eine ausführliche Debatte und die Genehmigung eines Militärplans erwartet, alle Teile des Palästinensergebiets zu erobern, die noch nicht unter israelischer Kontrolle seien. Was auch immer in der Sitzung beschlossen werde, werde schrittweise umgesetzt, um den Druck auf die militant-islamistische Hamas zu erhöhen.

Der US-Sender Fox News fragte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor dem Beginn der Sitzung, ob die vollständige Kontrolle des Gazastreifens sein Ziel sei. «Das ist unsere Absicht», antwortete er. Vorgesehen sei, das Küstengebiet arabischen Streitkräften zu übergeben, «die es ordnungsgemäss regieren, ohne uns zu bedrohen», und die der Bevölkerung «ein gutes Leben» ermöglichten. (dpa)

21:15 Uhr

Donnerstag, 7. August

Netanyahu will trotz deutlichen Warnungen den ganzen Gaza-Streifen besetzen – mit dramatischen Folgen

Der Schritt dürfte die humanitäre Katastrophe im Gaza-Streifen verschlimmern und möglicherweise auch die israelischen Geiseln in Gefahr bringen, sagen Experten. (chm)

20:51 Uhr

Donnerstag, 7. August

UN gegen jede Eskalation im Gazastreifen

Die Vereinten Nationen sehen eine mögliche Ausweitung der israelischen Offensive im Gazastreifen als falschen Schritt. «Wir stehen entschieden gegen jede Eskalation des Konflikts», sagte UN-Sprecher Farhan Haq in New York. Der Krieg sei bereits extrem verheerend und habe mehr als 60'000 Opfer gekostet. «Es droht enormes humanitäres Leid», so Haq weiter. Die Zahl der Todesopfer durch Verhungern könnte weiter steigen.

In Israel tagt seit dem Nachmittag das Sicherheitskabinett zum weiteren Vorgehen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte zuvor angekündigt, die Kontrolle über den gesamten Gazastreifen übernehmen zu wollen. «Das ist unsere Absicht», sagte der Regierungschef dem US-Sender Fox News auf eine entsprechende Frage. Das Militär wolle den Küstenstreifen aber nicht dauerhaft besetzen, sondern an Kräfte übergeben, die nicht wie die Terrororganisation Hamas zur Vernichtung Israels aufriefen. (dpa)

20:46 Uhr

Donnerstag, 7. August

Hamas: Israel wird für Ausweitung der Kämpfe «hohen Preis» zahlen

Die islamistische Hamas hat Israel im Falle einer Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen und einer vorübergehenden Kontrolle des Gebiets mit Konsequenzen gedroht. Die israelische Armee werde dafür einen «hohen Preis» zahlen, hiess es in einer Stellungnahme der Terrororganisation. Details nannte die Hamas nicht. Sie erklärte, der Gazastreifen sei «immun gegen Besatzung und Vormundschaft von aussen».

Die Hamas warf der israelischen Führung vor, die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu opfern. Nach israelischer Einschätzung befinden sich derzeit noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Extremistengruppen, von denen etwa 20 noch am Leben sein sollen.

Zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Interview des US-Senders Fox News erklärt, die volle Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen zu wollen. Israel wolle das Gebiet allerdings nicht dauerhaft besetzen, sondern es von der Hamas befreien, um es schliesslich an andere Kräfte zu übergeben. Dies müssten nach Netanjahus Angaben Kräfte sein, die nicht wie die islamistische Terrororganisation Hamas zur Vernichtung Israels aufrufen.

Das israelische Sicherheitskabinett tagt Medienberichten zufolge derweil seit dem späten Nachmittag, um über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens zu entscheiden.

Die Armeeführung und die Opposition warnen allerdings vor einem solchen Schritt. Die Eroberung von Gebieten, die Israel bisher nicht eingenommen hat, könnte für die Armee verlustreich sein und das Leben der Geiseln gefährden, zitierten israelische Medien Beamte. (dpa)

20:07 Uhr

Donnerstag, 7. August

Proteste in Israel gegen Ausweitung der Kämpfe in Gaza

Zahlreiche Menschen haben in Jerusalem und Tel Aviv sowie weiteren israelischen Städten gegen eine von der Regierung geplante Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen demonstriert. In Jerusalem versammelten sich Demonstranten vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Sie forderten ein Abkommen, in dessen Zuge die noch immer festgehaltenen Geiseln freigelassen werden sollen.

Demonstranten halten in Tel Aviv Fotos von israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, während einer Demonstration, die ihre Freilassung aus der Gefangenschaft der Hamas und ein Ende des Krieges fordert. (Bild: Ariel Schalit / AP)

Die Mutter einer Geisel sagte einem Bericht des Portals «ynet» zufolge: «Die Regierung muss ein umfassendes Abkommen auf den Tisch legen, das alle 50 Geiseln nach Hause bringt, um den Krieg im Austausch für die letzte Geisel zu beenden.» Eine andere Demonstrantin sagte: «Eine Ausweitung der Kämpfe ist eine tödliche Gefahr - schaut uns in die Augen, wenn ihr die Geiseln opfert.»

Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv versammelten sich zahlreiche Menschen. Vor dem Sitz der Netanyahu-Partei Likud entzündeten Demonstranten ein grosses Lagerfeuer. Sie forderten ebenfalls ein Abkommen zur Beendigung des seit fast zwei Jahren andauernden Gaza-Kriegs. Sie skandierten einem Bericht der «Times of Israel» zufolge «Alle - jetzt!». Die Demonstranten spielten damit auf die Forderung nach einer sofortigen Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen an. (dpa)

19:54 Uhr

Donnerstag, 7. August

Libanons Regierung beschliesst Entwaffnung von Milizen

Die libanesische Regierung hat einen US-Plan zur Entwaffnung aller Milizen einschliesslich der Hisbollah beschlossen. Noch vor der Entscheidung verliessen Minister der Hisbollah und der mit ihr verbündeten Amal-Bewegung aus Protest die Kabinettssitzung.

Die Hisbollah hatte zuvor mehrfach erklärt, keiner Entwaffnung zuzustimmen, solange Israel seine nahezu täglichen Angriffe nicht einstelle und israelische Truppen weiter an Posten im Südlibanon stationiert seien.

Informationsminister Paul Morcos sagte nach dem Treffen, das Kabinett habe «die in dem amerikanischen Dokument dargelegten Ziele» genehmigt, Der US-Gesandte Tom Barrack hatte das Dokument vorgelegt. Der US-Plan sieht eine vollständige Entwaffnung der Hisbollah-Miliz bis Ende 2025 vor. Das Kabinett billigte den Zeitrahmen, übertrug die Ausarbeitung eines Plans jedoch der libanesischen Armee. (dpa)

19:32 Uhr

Donnerstag, 7. August

Israel veröffentlicht Räumungsaufruf für Viertel in der Stadt Gaza

Noch während der Beratungen über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs hat die israelische Armee einen Räumungsaufruf für zwei Viertel in der Stadt Gaza veröffentlicht. Ein Militärsprecher forderte in arabischer Sprache die Einwohner der Altstadtviertel Daradsch und Tuffah dazu auf, sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in Al-Mawasi zu begeben.

In dem X-Post des Militärsprechers hiess es, das Militär führe Einsätze in allen Gebieten durch, in denen «terroristische Aktivitäten» stattfänden und von denen aus Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert würden. Zuvor fing die Luftwaffe ein aus dem nördlichen Teil des Küstenstreifens abgefeuertes Geschoss ab. Rund um den Grenzort Nir Am gab es Raketenalarm.

Das israelische Sicherheitskabinett tagt Medienberichten zufolge seit dem späten Nachmittag, um über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens zu entscheiden. Die Ausweitung der Kämpfe durch israelische Truppen dürfte sich laut Experten dann auf die Stadt Gaza im Norden sowie Flüchtlingsviertel im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens fokussieren. (dpa)

18:53 Uhr

Donnerstag, 7. August

Geiselfamilien starten Bootsprotest gegen Gaza-Feldzug

Familienmitglieder der von Extremisten in den Gazastreifen verschleppten Geiseln haben bei einer Bootsdemonstration auf das Schicksal ihrer Angehörigen aufmerksam gemacht. Etwa zwei Dutzend Geiselangehörige steuerten am Donnerstag die Seegrenze zwischen Israel und dem Gazastreifen an und setzten mit Lautsprechern Protestbotschaften gegen die erwartete Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes in dem Palästinensergebiet ab.

Jehuda Cohen, der Vater von Nimrod Cohen, einem israelischen Soldaten, der im Gazastreifen festgehalten wird, warf Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor, den Krieg gegen die Hamas zu verlängern, um Extremisten in seiner Regierung zufriedenzustellen. «Netanyahu arbeitet nur für sich selbst», sagte Cohen und rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, Druck auf Netanyahu auszuüben, um ein Ende des Krieges und die Freilassung seines Sohnes zu erreichen. (dpa)

18:14 Uhr

Donnerstag, 7. August

Krankenhäuser: Mehr als 40 Tote bei Angriffen im Gazastreifen

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sollen mindestens 42 Palästinenser getötet worden sein. Das berichteten lokale Krankenhäuser am Donnerstag. Unter den Todesopfern waren demnach mindestens 13 Menschen, die sich in einer israelischen Militärzone im Süden um Hilfsgüter bemühten. In dem Gebiet sind Hilfskonvois der Vereinten Nationen regelmässig mit einem Ansturm verzweifelter Menschen konfrontiert. Immer wieder kommt es auch zu Plünderungen.

Nach Angaben des Nasser-Krankenhauses, das die Leichen aufnahm, wurden zwei weitere Menschen auf Strassen getötet, die zu Verteilungsstellen der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) führen.

Weder die GHF noch das Militär äusserten sich umgehend zu den von den Krankenhäusern gemeldeten Luftangriffen und Schussvorfällen. Unabhängige Medien haben zu der als Morag-Korridor bekannten Militärzone keinen Zugang. (dpa)

17:44 Uhr

Donnerstag, 7. August

Israelisches Sicherheitskabinett erwägt vollständige Gaza-Einnahme

Das israelische Sicherheitskabinett erwägt eine Ausweitung der Militärpräsenz im kriegsgeplagten Gazastreifen. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, bei einem Treffen des Kabinetts am heutigen Donnerstag werde eine ausführliche Debatte und die Genehmigung eines Militärplans erwartet, alle Teile des Palästinensergebiets zu erobern, die noch nicht unter israelischer Kontrolle seien. Was auch immer in der Sitzung beschlossen werde, werde schrittweise umgesetzt, um den Druck auf die militant-islamistische Hamas zu erhöhen. (dpa)

17:19 Uhr

Donnerstag, 7. August

Indonesien will Verletzte aus dem Gazastreifen aufnehmen

Indonesien bereitet sich auf die Aufnahme verletzter Palästinenser aus dem Gazastreifen vor. Aussenminister Sugiono erklärte am Donnerstag, dass die unbewohnte Insel Galang im Nordwesten des Landes für die Behandlung von etwa 1000 Verwundeten aus dem Palästinensergebiet vorbereitet werde.

Präsident Prabowo Subianto hatte erstmals im April die Absicht bekundet, Palästinenser aufzunehmen und Verletzte aus dem kriegsgeplagten Gazastreifen zu behandeln, insbesondere Frauen und Kinder. Glaubensvertreter kritisierten den Plan, weil es keine Garantie gebe, dass die Menschen in ihre Heimat zurückkehren könnten. Dies könne einer dauerhaften Umsiedlung der Palästinenser aus dem Gazastreifen Vorschub leisten, warnten sie. (dpa)

16:52 Uhr

Donnerstag, 7. August

Israels Luftwaffe fängt aus Gazastreifen abgefeuerte Rakete ab

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach israelischen Angaben eine Rakete auf Israel abgefeuert. Das Geschoss sei von der Luftwaffe abgefangen worden, teilte das israelische Militär mit. Zuvor habe es rund um den Grenzort Nir Am Raketenalarm gegeben. Der Angriff sei aus dem nördlichen Teil des Küstenstreifens erfolgt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp zwei Jahren wurden Tausende Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert. Zuletzt kam es allerdings nur noch selten zu solchen Attacken. (dpa)

16:41 Uhr

Donnerstag, 7. August

Unifil entdeckt Tunnelnetzwerk im Südlibanon

Die UN-Friedenstruppen im Libanon haben nach eigenen Angaben ein umfangreiches Tunnelnetzwerk im Süden des Landes entdeckt. Nahe Orten unweit der israelischen Grenzen seien ein weitläufiges Netzwerk und militärische Waffen entdeckt worden, teilte Unifl mit.

Bei einer mehrtägigen Operation, die in Zusammenarbeit mit der libanesischen Armee stattfand, seien mehrere Bunker, Artilleriegeschütze, Mehrfachraketenwerfer, Hunderte von Granaten und Raketen, Panzerabwehrminen sowie weitere Sprengstoffe sichergestellt worden.

Seit Ende November gilt zwischen Israel und der Hisbollah eine Waffenruhe. Beide Seite werfen sich regelmässig Verstösse vor. Israel greift nahezu täglich weiter im Nachbarland an. Die Vereinbarung sieht auch vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. (dpa)

15:10 Uhr

Donnerstag, 7. August

Israels Armee: Hamas-Tunnel im Gebiet der Stadt Gaza zerstört

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge einen Tunnel der islamistischen Hamas im Gebiet der Stadt Gaza grossteils zerstört. Soldaten hätten den etwa einen Kilometer langen unterirdischen Tunnel in den Altstadtvierteln Daradsch und Tuffah entdeckt und anschliessend grosse Teile der Schächte zerstört, teilte das Militär mit. Weiter hiess es von der Armee, die Truppen hätten bei dem Einsatz in dem Gebiet Dutzende Terroristen getötet.

Dabei seien zudem Waffen, darunter Pistolen und Munition, gefunden worden. Auf einem Friedhof fanden Soldaten nach Armeeangaben eine Raketenabschussrampe. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das israelische Sicherheitskabinett soll Medienberichten zufolge am Abend über eine Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen inklusive der Einnahme des gesamten Küstengebiets entscheiden. Im Rahmen eines solchen Planes müsste das Militär unter anderem in die Stadt Gaza vordringen und das Gebiet erobern. Die Armeeführung warnt allerdings vor einem solchen Schritt - er könnte für die Armee verlustreich sein und das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden. (dpa)

14:51 Uhr

Donnerstag, 7. August

Bericht: Gasfeld-Betreiber in Israel schliessen Deal mit Ägypten

Die Betreiber des Leviathan-Gasfelds vor Israels Küste haben Medienberichten zufolge das grösste Gasexportabkommen der israelischen Geschichte unterzeichnet. Die Partner hätten den Verkauf von 130 Milliarden Kubikmetern Erdgas an Ägypten im Wert von 35 Milliarden US-Dollar (gut 30 Milliarden Euro) vereinbart, berichtete etwa die israelische Wirtschaftszeitung «Globes». Das entspreche 22 Prozent der gesamten Reserven des Leviathan-Felds und etwa 13 Prozent aller israelischen Erdgasvorkommen.

Mit dem neuen Vertrag wird laut dem Bericht die bisherige Liefermenge an Ägypten verdreifacht. Bereits 2019 war ein Abkommen über 19 Milliarden Kubikmeter abgeschlossen worden. Nun sollen im ersten Halbjahr 2026 zunächst 20 Milliarden Kubikmeter geliefert werden, später – nach einer Ausweitung der Förderung – weitere 110 Milliarden Kubikmeter. Ägypten werde das Gas über das Unternehmen Blue Ocean Energy abnehmen.

Israel will Energieunabhängigkeit sichern

Das Erdgasfeld Leviathan liegt rund 130 Kilometer westlich der Hafenstadt Haifa in etwa 1.700 Metern Meerestiefe. Teilhaber sind neben dem US-Unternehmen Chevron die israelischen Unternehmen NewMed Energy (vormals Delek) und Ratio Energies.

Israel verfügt über weitere Erdgasfelder, die Produktion aus dem Tamar-Feld hatte bereits 2013 begonnen. Das kleine Land, das in der Region viele Feinde hat, will damit seine Energieunabhängigkeit sichern. (dpa)

14:24 Uhr

Donnerstag, 7. August

Ärzte ohne Grenzen beklagen Gewalt bei GHF-Verteilzentren

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) beklagt massive Gewalt bei den von Israel unterstützen Verteilzentren für humanitäre Hilfe im Gazastreifen. In zwei Kliniken der Organisation unweit der Einrichtungen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) seien etwa ein achtjähriges Mädchen mit einem Brustschuss und ein Zwölfjähriger mit einem Durchschuss des Unterleibs behandelt worden, heisst es in einem Bericht der Organisation. Sie sind laut MSF beim Anstehen für Lebensmittel verletzt worden.

Die Berichte der Patienten über ihre Erfahrungen an den GHF-Verteilungsstellen «zeichnen ein Bild von Entmenschlichung und Gewalt, sowohl wahllos als auch gezielt, das mehr als beunruhigend ist», heisst es weiter.

Insgesamt sind laut dem MSF-Bericht zwischen dem 7. Juni und dem 24. Juli an zwei Kliniken 1380 Opfer eingetroffen. 28 seien bereits tot gewesen. Unter den Verletzten seien 71 Minderjährige gewesen, davon 25 unter 15 Jahren. Sie seien alle von GHF-Verteilzentren gekommen, wo es immer wieder zu Schüssen kommt. Vom 27. Juli bis 3. August seien mehr als 185 Verletzte aus der Nähe der GHF-Zentren in die Kliniken gekommen, unter anderem mit Schüssen in den Hals und in den Kopf, heisst es. (dpa)

14:17 Uhr

Donnerstag, 7. August

EU: Israel hält Hilfsdeal für Gaza nicht ganz ein

Israel hält sich nach Einschätzung der EU bislang nicht vollständig an eine Vereinbarung mit der Europäischen Union, um die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen besser zu versorgen. Zwar würden seit der im Juli erzielten Übereinkunft täglich mehr mit Hilfsgütern beladene Lastwagen in den Gazastreifen einfahren, allerdings lägen die Zahlen noch unter den vereinbarten, heisst es in einem Dokument, das vom diplomatischen Dienst der EU an die Mitgliedsstaaten gesendet wurde. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Gleichzeitig wird in dem Schreiben des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) betont, sämtliche Daten nicht direkt verifizieren zu können, weil die israelischen Behörden EU-Vertretern keinen Zugang zum Gazastreifen gewährten. «Es gibt gewisse Diskrepanzen zwischen den Zahlen der Vereinten Nationen und humanitären Akteuren und denen Israels», heisst es. Betrachtet wurde dem Papier zufolge der Zeitraum vom 29. Juli bis zum 4. August. (dpa)

22:38 Uhr

Mittwoch, 6. August

Gaza-Hilfsorganisation GHF weist Forderung nach Auflösung zurück

Die umstrittene, von Israel unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat Forderungen von UN-Experten nach ihrer Auflösung zurückgewiesen. Eine Gruppe von UN-Sonderberichterstattern und unabhängigen Menschenrechtsexperten hatte in einer Mitteilung in dieser Woche erklärt, GHF sei «ein äusserst beunruhigendes Beispiel dafür, wie humanitäre Hilfe für verdeckte militärische und geopolitische Zwecke unter schwerwiegender Verletzung des Völkerrechts missbraucht werden kann».

In einer Reaktion nannte GHF diese Vorwürfe am Mittwoch «beschämend». Die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen sollten stattdessen mit GHF zusammenarbeiten, um möglichst viel Hilfe sicher an die Menschen im Gazastreifen liefern zu können.

Die Experten, die die Stellungnahme veröffentlichten, arbeiten zwar mit den Vereinten Nationen zusammen, sprechen aber nicht für die UN. Allerdings hatten auch mehrere UN-Organisationen schon das im Mai mit Unterstützung Israels eingeführte neue System für die Verteilung von Hilfsgütern durch GHF scharf kritisiert.

GHF hat in Bereichen unter Kontrolle des israelischen Militärs vier feste Verteilungszentren für Hilfsgüter installiert, was nach Einschätzung der UN die Palästinenser im Gazastreifen dazu zwingt, unnötig weite Wege in Kauf zu nehmen, um an Hilfe zu gelangen. Ausserdem erlaube es Israel zu kontrollieren, wer Hilfe bekomme.

Nach Angaben des Büros des Hohen Kommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen wurden seit Mai Hunderte Palästinenser getötet, als sie an Hilfsgüter gelangen wollten. Die meisten Opfer wurden aus der Gegend rund um die GHF-Standorte gemeldet, aber auch entlang der Routen von Hilfskonvois der UN, die regelmässig von Menschenmengen überrannt werden. (AP)

18:22 Uhr

Mittwoch, 6. August

Totenzahl nach Bootsunglück bei Jemen steigt auf mehr als 90

Die Zahl der Todesopfer nach einem Bootsunglück vor der jemenitischen Küste ist nach Angaben aus dem Jemen weiter angestiegen. 92 Menschen seien ums Leben gekommen, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden der Deutschen Presse-Agentur. Es sei unklar, wie viele Vermisste es noch gebe. Das Unglück ereignete sich am Sonntag.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte zuletzt mitgeteilt, dass beim Kentern des mit rund 200 Migranten besetzten Bootes mindestens 56 Personen gestorben seien. Viele Opfer stammen den Angaben zufolge aus Äthiopien.

Migranten aus Äthiopien reisen oft zunächst nach Dschibuti am Horn von Afrika, von wo aus Schmuggler sie per Boot an die jemenitische Küste zu bringen versuchen. Von dort aus probieren sie Saudi-Arabien zu erreichen. Viele hoffen in dem Königreich Arbeit zu finden – trotz der ständigen Berichte über Ausbeutung und Misshandlung etwa von Hausangestellten, strikten Einreisegesetzen und vielen Abschiebungen. (dpa)

18:19 Uhr

Mittwoch, 6. August

Ägyptischer Aussenminister: Reaktion des Westens auf Gaza beschämend

Der ägyptische Aussenminister Badr Abdel-Atti hat bei einem Besuch in Griechenland die Reaktion des Westens auf die eskalierende humanitäre Krise im Gazastreifen scharf kritisiert. «Die internationale Gemeinschaft sollte sich für die tragische Situation in Gaza und die verheerenden Aktionen Israels schämen», sagte Abdel-Atti in Athen am Rande eines Treffens mit seinem griechischen Amtskollegen Giorgos Gerapetritis. «Das, was sich dort abspielt, ist eine menschliche Tragödie, und das Leid, dessen Zeuge wir sind, ist ein Schandfleck für das Gewissen der internationalen Gemeinschaft.»

Der Minister warf dem israelischen Militär einen «systematischen Völkermord» im Gazastreifen vor und betonte, dass die ägyptische Regierung eine Vertreibung der Palästinenser aus ihren angestammten Gebieten kategorisch ablehne. (AP)

18:01 Uhr

Mittwoch, 6. August

Jordanien: Siedler attackieren Hilfskonvoi für den Gazastreifen

Israelische Siedler haben nach Angaben der jordanischen Regierung im Westjordanland einen Hilfskonvoi für den Gazastreifen angegriffen. Der jordanische Regierungssprecher Mohammed al-Momani sagte laut der Nachrichtenagentur Petra, die Siedler hätten Strassen blockiert und vier Lastwagen mit Hilfsgütern mit Steinen beworfen, nachdem sie über die Grenze in das von Israel besetzte Westjordanland gefahren waren.

Die Windschutzscheiben der Lastwagen seien zertrümmert worden. Das israelische Militär teilte mit, Sicherheitskräfte hätten die Angreifer auseinandergetrieben und die Lastwagen zu ihrem Bestimmungsort begleitet. Israelische Aktivisten haben wiederholt versucht, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu verhindern. (dpa)

17:50 Uhr

Mittwoch, 6. August

Dutzende Menschen bei Suche nach Hilfsgütern in Gaza getötet

Im Gazastreifen sind in der Nacht zum Mittwoch und im Verlauf des Tages erneut Dutzende Menschen auf der Suche nach Lebensmittelhilfen ums Leben gekommen. Vertreter der Gesundheitsbehörden in dem Küstengebiet, die von der militant-islamistischen Hamas kontrolliert werden, meldeten mindestens 38 getötete Palästinenser. Die Menschen hätten versucht, an Hilfsgüter von UN-Konvois oder von Einrichtungen der umstrittenen Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zu gelangen.

Das israelische Militär teilte mit, es habe Warnschüsse abgegeben, als sich Menschenmengen seinen Soldaten näherten. Über Todesopfer oder Verletzte sei den Streitkräften nichts bekannt.

Mindestens 28 Todesopfer wurden aus dem Morag-Korridor gemeldet, einer israelischen Militärzone im Süden des Gazastreifen. In dem Gebiet wurden in den vergangenen Tagen wiederholt Konvois der Vereinten Nationen von Plünderern und verzweifelten Menschenmengen überwältigt. Israelische Soldaten eröffnet nach Angaben von Augenzeugen wiederholt das Feuer auf die Menge.

Das Nasser-Krankenhaus, in das die Todesopfer gebracht wurden, teilte mit, vier weitere Menschen seien in der Gegend von Teina ebenfalls im Süden des Küstengebiets getötet worden, auf einer Route, die zu einer Einrichtung der von Israel unterstützten GHF führt. Das Al-Awda-Krankenhaus erklärte, die Leichen von sechs Menschen, die in der Nähe eines GHF-Standorts im Zentrum des Gazastreifens getötet worden seien, seien in die Klinik gebracht worden. Weitere zwölf Menschen wurden nach Angaben der beiden Krankenhäuser bei israelischen Luftangriffen getötet.

Nach Angaben der GHF gab es keine gewaltsamen Zwischenfälle an oder in der Nähe ihrer Standorte. Das Militär betont, es versuche, Zivilisten nicht zu verletzen, und macht die Hamas für den Tod der Menschen verantwortlich, weil sich ihre Mitglieder in dicht besiedelten Gebieten verschanzt hätten. (AP)

17:40 Uhr

Mittwoch, 6. August

Netanyahu erwägt wohl Annexion des Gaza-Streifens – ein Blick zurück zeigt, warum das fatal enden könnte

Vor 20 Jahren zog Israel seine Truppen aus dem Gaza-Streifen ab. Selbst die eigene Armee warnt den Regierungschef vor einem neuen Versuch. (chm)

17:06 Uhr

Mittwoch, 6. August

Israels Präsident dringt auf Freilassung von Hamas-Geiseln

Israels Präsident Izchak Herzog hat bei einem Besuch in Estland eine sofortige Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas gefordert. Alle Geiseln befänden sich in Lebensgefahr, sagte Herzog nach einem Treffen mit seinem estnischen Amtskollegen Alar Karis in Tallinn und appellierte an die Weltgemeinschaft, auf einen Geiseldeal und einen Waffenstillstand hinzuwirken. Dabei hielt er wie schon an den Vortagen bei Besuchen in Lettland und Litauen die Bilder von zwei Geiseln hoch, die von der Hamas kürzlich zur Schau gestellt wurden.

Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, von denen noch 20 am Leben sein sollen. Das Forum der Geisel-Angehörigen hatte zuletzt einen Bericht veröffentlicht, demzufolge die Geiseln in unmittelbarer Lebensgefahr schweben. Zu diesem Schluss seien medizinische Experten auch auf der Basis der zuletzt veröffentlichten Videos gelangt, die bis auf die Knochen abgemagerte Geiseln zeigten. Einer davon ist auch deutscher Staatsangehöriger.

Herzog warnt von PR-Kampagnen

Herzog rief zudem zu einem kritischen Umgang mit Fotos und Videos von hungernden Menschen aus Gaza auf, die seiner Meinung nach inszeniert sein könnten. «Wir scheuen uns nicht vor der humanitären Notwendigkeit, den Menschen in Gaza zu helfen. Aber wir fordern die Welt auf, nicht auf die Lügen hereinzufallen.» Die Hamas müsse verurteilt und aufgefordert werden, die Geiseln freizulassen.

Israel hat Herzog zufolge in der vergangenen Woche 30'000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht. Die UN dagegen halte dagegen fast 800 Lastwagen mit Gütern zurück und schaffe es nicht, sie zu verteilen, sagte das israelische Staatsoberhaupt.

Die UN weisen derartige Vorwürfe zurück und werfen ihrerseits Israel vor, durch seine Kriegsführung die Verteilung von Hilfsgütern zu behindern. Vor anderthalb Wochen hatte Israel erstmals seit Monaten wieder die Einfuhr von Hilfslieferungen in grösserem Stil zugelassen. Kritisiert wird dennoch von internationalen Organisationen, dass Israel zu wenig Hilfsgüter über den Landweg in den Gazastreifen einfahren lässt. (dpa)

15:34 Uhr

Mittwoch, 6. August

Hisbollah: Unsere Entwaffnung dient nur Israels Interessen

Die Hisbollah hat den Plan der libanesischen Regierung zur Entwaffnung der Schiitenmiliz als «schweren Fehler» bezeichnet. Der Libanon werde seiner «Waffen zum Widerstand» gegen den israelischen Feind beraubt, hiess es in einer Stellungnahme der vom Iran unterstützen Organisation. Die Entscheidung schwäche den Libanon angesichts der anhaltenden israelischen Angriffe, so die Hisbollah. Eine Entwaffnung diene ausschliesslich israelischen Interessen.

Das Kabinett von Ministerpräsident Nauaf Salam hatte am Dienstagabend die Armee beauftragt, einen Plan zur Entwaffnung der Miliz auszuarbeiten. Bis zum Jahresende sollen alle Waffen im Land unter staatliche Kontrolle gestellt werden. Die Hisbollah hat wiederholt betont, dass sie sich nicht auf einen solchen Zeitplan einlasse.

Nach monatelangem gegenseitigem Beschuss zwischen der Hisbollah und Israel hatte sich daraus im vergangenen Herbst ein eigener Krieg entwickelt. Seit Ende November gilt eine Waffenruhe. Israel greift jedoch nahezu täglich weiter die Hisbollah im Libanon an und tötet auch immer wieder Menschen. Israelische Truppen sind weiterhin an fünf Posten im Südlibanon vertreten.

Kritik am Regierungsplan

Präsident Joseph Aoun, Ministerpräsident Salam wie auch die USA und Israel fordern, dass die Hisbollah alle ihre Waffen an die reguläre staatliche Armee abgibt. Die Hisbollah lehnt das ab, solange Israels Truppen im Libanon stationiert sind und Israel Ziele im Land angreift.

Kritiker werfen der Regierung vor, keinen wirklichen Wandel anzustreben. Pläne für das Jahresende zu entwerfen, sorge nur für Aufschub, schrieb der Hisbollah-Kritiker Ronnie Chatah auf X. Analyst Makram Rabah sagte der Deutschen Presse-Agentur, ein Aufschub des «Unvermeidlichen» nehme dem Libanon seine internationale Glaubwürdigkeit und treibe es in die Isolation.

Das Kabinett soll morgen erneut über weitere Details beraten. (dpa)

15:04 Uhr

Mittwoch, 6. August

Israels Opposition: Gaza-Einnahme «sehr schlechte Idee»

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid hat Überlegungen der Regierung zur kompletten Eroberung des Gazastreifens als «sehr schlechte Idee» bezeichnet. Dies habe er Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Besprechung wissen lassen, sagte Lapid vor Journalisten. «Man schickt Israel nicht in den Krieg, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter einem steht – und das israelische Volk hat an diesem Krieg kein Interesse.»

Israel werde für die Ausweitung der Kämpfe in dem Küstengebiet einen «hohen Preis» bezahlen, sagte Lapid weiter. Er bezog sich dabei sowohl auf die Zahl der Opfer, die die militärische Eroberung weiterer Gebiete wahrscheinlich mit sich bringen würde, als auch auf die möglichen Kosten einer Besatzung.

Das israelische Sicherheitskabinett soll nach Medienberichten am Donnerstag über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden. Die Armeeführung warnt demnach vor einem solchen Schritt, zu dem Regierungschef Benjamin Netanjahu tendiere. Der israelische Rundfunk berichtete, Armeechef Ejal Zamir habe in einer Vorbesprechung mit Netanyahu vor einer «Falle» sowie tödlicher Gefahr für Geiseln und Soldaten gewarnt. (dpa)

13:35 Uhr

Mittwoch, 6. August

Gaza-Krieg: EU-Fraktionschefs werfen Israel Genozid vor

Mehrere Fraktionsvorsitzende des Europäischen Parlaments werfen Israel Völkermord vor und drängen mit Blick auf die «katastrophale Situation» im Gazastreifen auf eine sofortige Reaktion der EU-Spitzen. Die Situation könnte nicht länger als blosser Notfall betrachtet werden, heisst es in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, an den EU-Ratspräsidenten António Costa und an die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas: «Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass in Gaza ein Genozid begangen wird.»

Das Schreiben stammt von den Fraktionsvorsitzenden der sozialdemokratischen S&D, Iratxe García, der Grünen, Terry Reintke und Bas Eickhout, sowie der Linken, Martin Schirdewan und Manon Aubry. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. «Wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten. Wir können uns kein weiteres Blutvergiessen leisten. Die Geschichte wird Schweigen angesichts von Massenleiden und Straflosigkeit nicht verzeihen», heisst es darin.

Aussetzung von Abkommen gefordert

Die Vorsitzenden fordern mit Blick auf die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen und im Westjordanland unter anderem die sofortige Aussetzung eines Partnerschaftsabkommens zwischen der EU und Israel sowie gezielte Sanktionen. Darüber hinaus sprechen sie sich dafür aus, bestimmte Projekte des Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe zu beenden.

Ende Juli hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Beteiligung Israels am Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe unverzüglich teilweise auszusetzen. Dafür braucht es aber eine ausreichende Mehrheit im Rat der Mitgliedsstaaten - die gab es bei einer ersten Aussprache zunächst nicht. Länder wie Österreich und Ungarn äusserten sich kritisch und Länder wie Deutschland, Italien, Litauen und Kroatien wollten mehr Bedenkzeit oder stellten Fragen zur technischen Umsetzung. (dpa)

12:05 Uhr

Mittwoch, 6. August

Bericht: 20 Tote bei Umsturz von Lastwagen mit Hilfsgütern in Gaza

Mindestens 20 Menschen sind einem Medienbericht zufolge getötet worden, als ein mit Hilfsgütern beladener Lastwagen auf eine Menge im Gazastreifen gestürzt ist. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf medizinische Kreise, bei dem Vorfall im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens seien ausserdem Dutzende Menschen verletzt worden. Details zu dem Vorfall - ob es ein Unfall war oder Hilfesuchende den Lkw umgestürzt haben - blieben unklar.

Zahlreiche hungernde Zivilisten hätten sich versammelt, um humanitäre Hilfe zu erhalten, hiess es in dem Bericht. Der Lastwagen sei von der israelischen Armee auf eine unsichere Route gezwungen worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Das Fahrzeug habe sich überschlagen und sei in die Menge gestürzt.

Nach UN-Angaben werden die meisten Lastwagen nach der Einfahrt in den Gazastreifen geplündert, bevor sie ihren Zielort erreichen - von hungrigen Zivilisten und Bewaffneten. Dabei kommt es oft zu chaotischen und gefährlichen Szenen. Nach UN-Angaben droht in dem umkämpften Gebiet mit zwei Millionen Einwohnern eine Hungersnot, obwohl Israel seit mehr als einer Woche wieder mehr Hilfslieferungen zulässt. Auch in der Nähe von Hilfszentren kommt es immer wieder zu tödlichen Vorfällen. (dpa)

09:12 Uhr

Mittwoch, 6. August

Israel veröffentlicht Räumungsaufruf für Süden der Stadt Gaza

Noch vor Beratungen über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs hat die israelische Armee einen Räumungsaufruf für Wohngebiete im Süden der Stadt Gaza veröffentlicht. Der Militärsprecher in arabischer Sprache forderte die Einwohner des Viertels Al-Saitun dazu auf, sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in Al-Mawasi zu begeben. Entsprechend vorheriger Warnungen weite die Armee ihren Einsatz in Richtung Westen aus, hiess es weiter in der Mitteilung.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor 22 Monaten nach dem beispiellosen Hamas-Massaker in Israel ist fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens zu Binnenvertriebenen geworden. Viele Menschen mussten seitdem bereits mehrfach flüchten. Auch in der humanitären Zone Al-Mawasi kam es immer wieder zu tödlichen Angriffen. (dpa)

Artikel: http://www.vaterland.li/international/krieg-in-nahost-alle-entwicklungen-bis-zum-2-september-2025-im-ticker-art-610017

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