In Basel entgleister ICE zerlegt
Der Fahrplan am wichtigsten Basler Bahnhof blieb auch am Donnerstag beeinträchtigt, weil noch zwei beschädigte Waggons im Weg standen. Die Untersuchungsbehörde SUST gab die beiden Waggons um 9:45 Uhr frei. Die anderen Teile des entgleisten ICE waren über Nacht unter Beizug deutscher Fachleute abgetrennt und weggeschoben worden.
Die sonst zum Bergen entgleister Schienenfahrzeuge verwendeten Hydraulikzylinder könne man bei diesem Unfall nicht verwenden, sagte Einsatzleiter Martin Spichale am Unfallort vor den Medien: Mangels Platz habe man diese nicht unter die ICE-Waggons bekommen. Der dann extra angeforderte Schienenkran sei auch schonender für die Geleise.
Die beiden Waggons wurden so im Lauf des Donnerstags auf die Schienen gestellt. Wann genau sie wegbewegt werden können, war noch offen. Die SUST werde dann die zugänglich gewordenen Bereiche der Unfallstelle untersuchen, hiess es am späten Nachmittag auf dem SBB-Medienblog.
Weichen-Schäden noch unklar
Wie stark die Infrastruktur beschädigt ist, weiss man erst, wenn die Waggons weg sind. Gemäss SBB-Instandhaltungsleiter Edgar Renz sind Schäden auch an den Weichen bereits erkennbar, jedoch noch nicht, ob diese repariert werden können oder ersetzt werden müssen. Letzteres würde Zeit kosten, werden Bahnweichen doch auf Mass einzeln hergestellt.
Entsprechend war auch die Schadenhöhe am Donnerstag noch unbekannt. Sie zu ermitteln wird eine Weile dauern, hiess es auf der SBB-Pressestelle - unter dem Strich werde es aber sicher siebenstellig.
Ebenfalls weiter unklar ist die Unfallursache, wie SBB-Sprecherin Franziska Frey sagte. Gemäss Renz war die betroffene Schienenanlage erst diesen September teilweise ersetzt worden, also fast neu. Entgleist sind drei Waggons in der Mitte des Zuges, darunter der Speisewagen. Über denkbare Ursachen mochte Frey mit Verweis auf die laufende Untersuchung nicht spekulieren.
Wie lange genau der Bahnbetrieb von und nach Basel SBB noch durcheinander ist, konnte sie nicht sagen. Waren am Morgen noch rund die Hälfte der Perrons wegen der Bergung blockiert, wurden später weitere Gleise befahrbar gemacht. Online kündigte die SBB Einschränkungen noch mindestens bis in der Nacht auf Samstag an.
Bahnbetrieb ab Basel durcheinander
Manche Zugverbindungen liefen über Umwege oder mit zusätzlichem Umsteigen, was trotz einigen Sonderzügen mehr Fahrzeit bedeutete. Die SBB rieten Passagieren mit Fahrzielen in der Schweiz oder Deutschland, den Onlinefahrplan zu konsultieren oder sich via www.railinfo.ch über die aktuellste Lage kundig zu machen.
Seit Mittwochabend fuhren als erste alle S-Bahn-Züge wieder normal, am Donnerstag dann auch die S6 zum Badischen Bahnhof Basel, wo man auf Fernzüge nordwärts umsteigen konnte. Am Donnerstagmorgen waren auch einige IC- und IR-Züge in Richtung Zürich oder Olten wieder normal unterwegs, aber nicht alle. Einige Verbindungen fielen aus.
Reisende nach Deutschland nutzten teils auch das Tram zwischen den Basler Bahnhöfen. Ausfälle oder Verspätungen seien ab Badischem Bahnhof aber nicht zu erwarten, hiess es bei der Deutschen Bahn am Donnerstagmorgen. Ebenfalls planmässig verkehrten laut SBB die internationalen TGV-/TER-Züge von Basel SBB nach Frankreich.
Gleise blockiert
Drei Waggons des einfahrenden ICE aus Hamburg waren am Mittwoch kurz vor 17 Uhr entgleist. Rund 500 Passagiere verliessen den Zug durch die vorderen Wagen aufs Perron; verletzt wurde niemand. Ein Waggon hatte einen Signalmasten auf eine Fahrleitung gekippt, was einen Kurzschluss auslöste. In der Folge stand der ganze Bahnhof zwei Stunden komplett still.
Die Bewältigung der Ströme gestrandeter Pendler und Reisender via lokalen ÖV wurde im Übrigen von einem ungeschickt auf dem Centralbahnplatz abgestellten zivilen Fahrzeug der Rettung Basel-Stadt ausgebremst: Dieses stand mehreren Tramlinien im Weg, die deswegen gut eine halbe Stunde nicht zum Bahnhof SBB fahren konnten. Der Lenker hatte im Gedränge gestrandeter Bahnpassagiere beim Anrücken in Eile die Tramschienen nicht gesehen, wie bei den Behörden zu erfahren war.
Die Basler Verkehrs Betriebe (BVB) ihrerseits bauten die wegen des Cupspiels FCB-Luzern auf der 14er-Linie vom Aeschenplatz zum Fussballstadion fahrenden Extratrams zu Shuttles aus: Nach dem Bahnunfall fuhren diese nach Pratteln weiter, damit Zugpassagiere dort in Fernzüge umsteigen konnten. Kapazitäten von Personal und Rollmaterial sind laut einem BVB-Sprecher indes nicht unbegrenzt spontan verfügbar. (sda)
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