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«Landesgrenzen müssen fallen»

«Wir brauchen auch in dieser Region die Öffnung der Landesgrenzen im Gesundheitswesen, damit wir inländische Barrieren überwinden können», sagte Gesundheitsökonom Willy Oggier gestern an einem Diskussionsforum in Grabs.

VON GÜNTHER FRITZ

Der Treiber zur Öffnung der Landesgrenzen werde die hoch spezialisierte Medizin sein. «Ich sehe nicht ein, weshalb St. Galler Eltern gezwungen werden, wenn bei ihrem Kind eine Herztransplantation nötig ist, diesen Eingriff in Zürich oder Bern durchführen zu lassen, wenn in München eines der zwei weltbesten Zentren dafür zur Verfügung steht», konkretisierte Willy Oggier seine These. Der Gesundheitsökonom aus Küsnacht hielt gestern Abend das Impulsreferat zum Thema «Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen», zu dessen Diskussion die Rheintalische Grenzgemeinschaft Politiker und Leistungserbringer aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz in den Vortragssaal des Spitals Grabs eingeladen hatte.

Für regulierten Wettbewerb

«Das Nationalstaatskonzept im Gesundheitswesen ist ein Auslaufmodell», betonte Oggier. Gesundheitsprobleme, die einer hoch spezialisierten Medizin bedürfen, müssten über die Landesgrenzen hinweg gelöst werden. Probleme, die Fachgebiete über die Grundversorgung hinaus betreffen, müssten durch eine enge regionale Zusammenarbeit gemeistert werden. Willy Oggier plädierte für einen regulierten Wettbewerb in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Dirigistischen Spitalplanungskonzepten müsse eine Abfuhr erteilt werden. Den öffentlichen Spitälern müsse mehr Handlungsspielraum gegeben werden. Das bedeute, dass sie selber über ihre Investitionen verfügen dürfen.

Der Gesundheitsökonom skizzierte weiter die Veränderungen, die mit der Einführung des DRG-Systems (Diagnosis Related Groups – Fallpauschalensystem) auf die regionalen Spitäler zukommen. In diesem Zusammenhang verstehe er das Liechtensteinische Landesspital sehr gut, wenn es die Diagnostik auf hohem Niveau
(z. B. MRI) selber bewerkstelligen wolle. Denn beim DRG-System sei es in finanzieller Hinsicht enorm wichtig, einen qualifizierten Triagierungsentscheid fällen zu können.

Stroke Unit in Feldkirch

Eine Stroke Unit ist eine Spitalabteilung, welche ausschliesslich oder fast ausschliesslich Hirnschlagpatienten behandelt. Wie Prof. Etienne Wenzl vom Landeskrankenhaus Feldkirch, das im Moment über 650 Betten verfügt, ausführte, soll im Jahr 2015 die geplante Stroke Unit fertiggestellt sein. Diese Spezialabteilung stellt dann gerade für liechtensteinische Patienten wiederum eine willkommene Angebotserweiterung dar.

Vaduz und Grabs kooperieren

Das Spital Grabs mit derzeit 138 Betten versteht sich nach den Ausführungen von Jochen Steinbrenner, dem Vorsitzenden der Spitalleitung, als Anbieter einer erweiterten Grundversorgung. 24 Prozent der Patienten kommen aus Liechtenstein. Mit der derzeitigen Infrastruktur könne Grabs im künftigen DRG-System nicht mithalten. Deshalb sei der geplante Erweiterungsbau dringend notwendig, unter­strich Steinbrenner. Den Verantwortlichen der Spitalregion RWS (Rheintal, Werdenberg, Sarganserland) sei es ein grosses Anliegen, die Grenzen zu Liechtenstein, soweit sie angesichts der traditionell guten Zusammenarbeit überhaupt bestehen, noch weiter abzubauen. In die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Grabs und Vaduz müsse künftig noch mehr investiert werden.

Thomas Büchel, Stiftungsratspräsident des derzeit über 63 Betten verfügenden Liechtensteinischen Landesspitals, bekräftigte den Willen zur regionalen Zusammenarbeit. Dennoch bleibt es bei der strategischen Zielsetzung, künftig 60 Prozent der Fälle aus Liechtenstein (bisher 40 Prozent) in einem neu gebauten Landesspital betreuen zu können.

 

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