Schreiner: «Arbeiten, auf die man stolz ist»
MIT WOLFGANG MARXER SPRACH ISABELL RÜDT
Herr Marxer, rund 160 Lehrlinge werden jedes Jahr im Ausbildungszentrum in Schaan instruiert. Das klingt, als hätte der Schreinerberuf nicht mit Nachwuchsmangel zu kämpfen.
Wolfgang Marxer: Die Zahl täuscht, denn an den überbetrieblichen Kursen im Ausbildungszentrum nehmen auch viele Lernende aus der Schweiz teil. In Liechtenstein haben wir derzeit nur 10 bis 15 Schreinerlehrlinge.
Wie kommt es, dass es so wenig Nachwuchs gibt?
Die meisten guten Schüler absolvieren nach der Lehre eine KV-Lehre, da man in Liechtenstein der Meinung ist, dass man nur damit viel Geld verdienen kann. Dann bewerben sich bei uns viele schwache Schüler, die jedoch die Anforderungen für den Schreinerberuf nicht erfüllen können. Die Menschen sollten vermehrt schauen, dass sie einen Beruf lernen, der sie zufrieden macht, und nicht des Geldes wegen einen Beruf erlernen.
Mit welchem Lohn steigt man als Schreiner ein?
Während der Lehre bewegt man sich zwischen 480 und 1160 Franken. Der Einstiegslohn eines gelernten Schreiners beträgt etwa 4500 Franken und kann – je nach Berufserfahrung und Ausbildung bis zu 15 000 Franken erreichen.
Was gefällt Ihnen am Schreinerberuf?
Der Beruf ist sehr vielseitig. Man kann so vieles machen, vom kleinen Badmöbel bis hin zum Innenausbau eines grossen Objekts. Am Abend sieht man, was man gemacht hat. Und schliesslich ist jedes Stück, das man anfertigt, ein Unikat. Das sind Herausforderungen, auf die man hinterher stolz ist – gerade auch, wenn der Kunde zufrieden mit dem Ergebnis ist.
Wenn Sie auf Ihre Laufbahn blicken: Worauf sind Sie stolz?
Zum Beispiel auf die Arbeiten in der Schalterhalle der VP Bank in Vaduz und auf den SAL in Schaan.
Wie hat sich der Beruf in den letzten Jahren verändert?
Beispielsweise lernen die Auszubildenden heute auch, wie sie mit einer CNC-Maschine umgehen.
Welche sind die negativen Seiten Ihres Berufs?
Gute Frage. Der Beruf selber hat nichts Negatives. Im Gegenteil, wir arbeiten unter Dach in beheizten Räumen, und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Aber es ist schwierig, gutes Personal zu finden. Vielfach müssen wir auf Schreiner aus Österreich oder der Schweiz zurückgreifen.
Würden Sie sich heute nochmals für den Schreinerberuf entscheiden?
Auf jeden Fall! Damals habe ich mich für die Schreinerlehre entschieden, weil mein Vater eine Schreinerei hatte, da lag das nahe. Wichtig ist, dass man etwas lernt, was glücklich macht und einem auch Perspektiven für die Zukunft gibt. Wenn man Schreiner ist, hat man hinterher viele Möglichkeiten.
Welche Herausforderungen sehen Sie auf den Schreinerverband zukommen?
Es muss uns gelingen, den jungen Leuten den Schreinerberuf schmackhaft zu machen. Damit wir in Zukunft vermehrt hier wohnhafte Schreiner bei uns beschäftigen können.
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