Mehr Lehrstellen als Schulabgänger
St. Gallen/Vaduz. – Lehrstellenüberschuss statt Mangel: In der Schweiz sind noch zahlreiche Lehrstellen unbesetzt. Wie das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) mitteilte, waren im April noch 20?000 Ausbildungsplätze zu vergeben. «Die Entwicklung gibt Anlass zur Sorge», sagte BBT-Direktorin Ursula Renold in Bern. In der Schweizer Hauptstadt stellt man eine Trendumkehr fest: Während vor einigen Jahren noch Betriebe ermuntert werden mussten, Lehrstellen anzubieten, hätten die Unternehmen heute Mühe, gut ausgebildete junge Leute für ihre Ausbildungsplätze zu finden.
Mangel bei technischen Berufen
Prekär ist die Situation vor allem bei den anspruchsvollen technischen Berufen. Dort ist das Angebot laut dem Schweizer Lehrstellenbarometer deutlich höher als die Nachfrage:
20?500 Lehrstellen stehen 15?000 interessierten Jugendlichen gegenüber. In anderen Branchen liegen Nachfrage und Angebot zumeist näher beieinander. Doch auch die demografische Entwicklung bereitet dem BBT Sorgen. Die Zahl der Schulabgänger nimmt ab, während die Zahl der Lehrstellen steigt. Am Lehrstellenmarkt bricht deswegen mehr und mehr der Kampf um die Talente aus.
Mehr Lehrstellen als Suchende
Das Lehrstellenbarometer des BBT weist 81?000 Lehrstellen aus, die Unternehmen in der Schweiz für 2011 ausgeschrieben haben. Das sind 5000 mehr als noch vor einem Jahr. Die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, blieb aber gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 77?000.
Im Lehrstellennachweis «Lena» des Kantons St. Gallen wurden Ende Mai noch 962 offene Ausbildungsplätze in 180 Berufen ausgewiesen. Nicht wenige werden wohl auch bei Lehrbeginn im Herbst unbesetzt bleiben. Gemäss der Schulabgängerumfrage des Kantons hatten am Stichtag bereits 5340 oder 93,4 Prozent der Jugendlichen eine Anschlusslösung gefunden.
71 freie Stellen in Liechtenstein
Auch in Liechtenstein dürfte nicht jedes Unternehmen passende Bewerber für ihre offenen Lehrstellen finden. Gestern waren auf der Website des Amts für Berufsberatung (ABB) noch 71 freie Stellen aufgeführt. Dabei wird ersichtlich, dass die Jugendlichen wählerisch sind, wenn es um den Einstieg ins Berufsleben geht. So ist beispielsweise nur noch jeweils eine Lehrstelle als Kaufmann/-frau sowie eine als Detailhandelsfachmann/-frau zu vergeben. Demgegenüber weist das Online-Portal des ABB noch 17 Lehrstellen im Bereich Gebäudetechnik, 9 im Bereich Metall und Maschinen sowie 8 im Bereich Bau aus. (sl)