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Mit viel Fingerfertigkeit zum eigenen Modelabel

Sie ist jung, kreativ und begabt. Andrea elmer hat sich der Modewelt verschrieben und arbeitet mit viel Ehrgeiz an ihrem traum, irgendwann einmal ein eigenes Modelabel zu gründen. Auch wenn der Weg dahin steinig ist, die zierliche Jungdesignerin hat ihre Ziele klar vor Augen.

Hochkonzentriert steckt sie das neue Kleid an der Puppe ab, tritt einen Schritt zurück und mustert kritisch das Ergebnis. Dann streicht sie sanft über den weichfallenden Stoff, überprüft mit ihrem Blick den aussergewöhnlichen Schnitt. Jedes Kleidungsstück, das sie designt und genäht hat, wächst Andrea Elmer ans Herz. In jedes hat sie so viele Stunden Arbeit gesteckt, dass es zu einem Teil ihrer selbst geworden ist. Man sieht es bereits in ihrem Kreativraum im Untergeschoss des Elternhauses: Hier wohnt ein Feingeist, eine Perfektionistin. In diesem Raum gibt sie den Arbeiten, die sie in der Schule begonnen hat, den letzten Schliff und designt eigene Stücke. Hier – zwischen den Nähmaschinen und all den bunten Accessoires – ist der Ort, an dem Andrea Elmer ihre Kreativität voll entfalten kann. Seit sie denken kann, hat die 20-jährige Maturandin eigentlich nur einen Berufstraum: Mit ihren eigenen Designprodukten in die Modewelt einzusteigen. «Ich erinnere mich, dass ich bereits in der Primarschule genau wusste, was ich wollte», erzählt Andrea Elmer schmunzelnd. «Immer, wenn man mich nach meinem Berufswunsch fragte, antwortete ich: Ich will Schneiderin werden, damit ich meinen Kindern selber ihre Kleider nähen kann.» Dass sie das Talent dazu hat, zeigte sich schon in frühen Jahren. So hat sie bereits im Alter von 13 Jahren ihr eigenes Kleid zur Kommunion ihrer Cousine genäht – mit Unterstützung ihrer Mutter.

Nach der Realschule interessierte sie sich für eine Schneiderlehrstelle in St. Gallen, doch dann stiess sie auf die HTL Dornbirn, eine berufsbildende Schule in Vorarlberg. «Beim Tag der offenen Tür schaute ich dort vorbei und war sofort überzeugt», so Andrea Elmer. «Es wurde die Richtung Bekleidungstechnik mit Matura angeboten, die mit obligatorischen Praktika verbunden ist. Und ausserdem veranstaltete die Schule jährlich eine Modeschau. Das reizte mich natürlich sehr.» So war der Entscheid schnell gefallen – vor allem auch, da sie ihre guten Schulleistungen gleichzeitig mit einem Maturaabschluss belohnen konnte.
In der Schule lernte sie von Grund auf das Entwerfen, die Schnitterstellung und das Nähen von Kleidungsstücken – und mit jedem Schuljahr wuchs ihre Begeisterung für die Facetten des Schneiderns mehr. «Der Beruf ist so kreativ und vielseitig», schwärmt die Jungdesignerin. Am besten zeige sich das in den Modeshows der Schule, an denen jede Schülerin zu einem vorgegebenen Thema eigene Kreationen selbst präsentieren darf. «Kein Teil gleicht dem anderen», sagt Andrea Elmer. «Jeder geht anders an die Aufgabe heran und die Ergebnisse sind somit auch völlig einzigartig. Wir kreieren neue Trends.»
Diesen Sommer beendet Andrea Elmer die Schule. Ihre Abschlussarbeit steht unter dem Motto: Stilvolle Kleidung aus ökologischen Stoffen «Dabei zeigen wir, dass umweltfreundliche Mode heute durchaus laufstegtauglich sein kann.», erklärt die 20-Jährige. «Durch spezielle Falten und Schleifen werden die Modelle einzigartig und rücken Ökomode in ein neues Licht.» Doch nicht nur die Stoffe sind umweltfreundlich, sondern auch Nähgarn, Einlage und Knöpfe stammen aus der Natur. «Ganz generell nähe ich am liebsten elegante Kleider aus fliessenden Stoffen», erzählt die Jungdesignern. «Ich mag es schlicht, aber doch besonders.» Ein gutes Beispiel für ihren Lieblingsstil ist ihr eigenes Maturakleid in schimmerndem Olivgrün, das sie für den besonderen Anlass selbst genäht hat. Oder auch das rote Hochzeitskleid, das sie ihrer Cousine für die standesamtliche Trauung nähte. «Sie hatte konkrete Vorstellungen und zeigte mir ein Bild von einem weissen Modell, das ihr sehr gut gefiel. Meine Aufgabe war es dann, dieses Kleid in Rot umzusetzen und es auf ihre Masse zu schneidern. Ich investierte viele Stunden in das Kleid und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.»
Der grösste Stolz gehört aber einem ganz besonderen Kleidungsstück, mit dem Andrea Elmer einen Wettbewerb der Marke Mohrenbräu gewonnen hat. «Aufgabe war es, aus Produkten des Bierlieferanten ein Kleid für Werbezwecke zu designen», erklärt sie. «Aus rund 90 eingesandten Skizzen wurden 10 Kleider ausgewählt, die anschliessend umgesetzt werden konnten – und meines war dabei. Das freute mich natürlich riesig.» Ihre aussergewöhnliche Kreation aus Bierdeckeln, PET-Flaschen und Etiketten hat die Jury hellauf begeistert. Als Gewinn durfte sie nach Berlin an die
Fashion Week reisen. «Ich bin begeistert von der Stadt und den Menschen dort. Wir besuchten einige Modeschauen und trafen ausserdem Udo Walz und einige Stars der Kultserie GZSZ auf der Strasse. Das war ein grossartiges Erlebnis.»

Eine Zukunft mit eigenem Label

30 Schülerinnen haben vor 5 Jahren mit Andrea Elmer die Schule in Dornbirn begonnen. Heute sind es noch 17 – und von denen will ein grosser Anteil nicht mal ins Modebusiness einsteigen. Dazu gehört die Ruggellerin nicht. Auch wenn der Weg schwer werden sollte, sie lässt sich von ihrem Traum nicht abbringen. «Ich habe eine Praktikumsstelle in Zürich gesehen, als Assistentin einer Designerin. Das wäre sicher ein guter Einstieg in die Berufswelt.» Auch ein Auslandsjahr kann sich Andrea Elmer gut vorstellen, zum Beispiel in der Mode-Metropole London. «Ich habe letzten Sommer einen Kurs am College of Fashion belegt. Die Zeit dort war toll und der Unterricht sehr lehrreich.» Und natürlich träumt sie – wie jede Modebegeisterte – davon, einmal bei einer grossen Fashion-Show mitwirken zu dürfen. «Das wäre fantastisch», so die 20-Jährige. «Ich durfte schon bei den Fashion-Weeks in Zürich mithelfen und war total begeistert. Aber natürlich sind die Shows in London oder Paris noch um einige Nummern grösser.»
Grosse Vorbilder hat Andrea Elmer keine, aber die Mode von Karl Lagerfeld oder Marc Jacobs gefällt ihr. «Wer weiss, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann einmal, mein eigenes Label aufzubauen. Das wäre schon ein grosser Traum», so die Jungdesignerin.
An Ideen mangelt es der Ruggellerin jedenfalls nicht. So könnte sie sich auch vorstellen, einmal einen Nähladen in Liechtenstein zu eröffnen – mit ganz besonderem Konzept. «Ich habe mal von so etwas Ähnlichem in Paris gehört, einen Laden, in den Menschen kommen, um wieder Freude am Nähen zu bekommen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Das ist doch ein schöner Gedanke.»
Wer ihr zuhört, ihren Enthusiasmus spüren darf, der zweifelt keine Minute daran, dass Andrea Elmer noch eine grosse Karriere bevorsteht. Und wer weiss, vielleicht wird auch ihre Mode mal die Laufstege der Mode-Metropolen erobern. Nichts ist unmöglich, wenn man an seine Träume glaubt. Und das tut sie. (ne) 

 

 
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