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Familie und Arbeit vereinbar machen

Die Frauenbewegung feiert Jubiläum: Seit 100 Jahren setzen sich Frauen und Männer weltweit für die Anliegen der Frau ein. Weltweit steht heute der 8. März als Symbol für das politische Engagement der Frauen.

Vaduz. – In Liechtenstein hat der Internationale Tag der Frau eine noch junge Tradition: Der 8. März wird erst seit einem knappen Vierteljahrhundert gefeiert. Auch hat hierzulande die rechtliche Gleichstellung spät eingesetzt, da das Frauenstimm- und Wahlrecht erst 1984 eingeführt wurde. «Mit der Einführung dieses Stimm- und Wahlrechts für Frauen wurde der Grundstein für die rechtliche Gleichstellung gelegt», sagt Bernadette Kubik-Risch, Leiterin der Stabsstelle für Chancengleichheit. Acht Jahre später wurde ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Frauenbewegung gelegt: 1992 wurde eine Motion eingereicht, die verlangt hat, dass alle Rechte dem Grundsatz in der Verfassung «Gleichberechtigung von Frau und Mann» angepasst werden.

«Endgültig aufräumen»


«Die rechtliche Gleichstellung hat in vielen Bereichen auch dazu beigetragen, dass sich Einstellungen und Verhalten langsam verändern», sagt Bernadette Kubik-Risch. Dies unterstütze auch den Ausbau der ausserhäuslichen Kinderbetreuung und die Einführung beziehungsweise auch den Ausbau von Tagesstrukturen. «Es ist für Frauen eine Selbstverständlichkeit geworden, zu studieren oder eine Lehre zu machen – die Frauenerwerbsquote ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.»
Wenig verändert habe sich allerdings bei der Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit: «Es mangelt nach wie vor an familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen, die von Frauen und vor allem auch verstärkt von Männern genutzt werden könnten», sagt Bernadette Kubik-Risch. Denn die heutigen Strukturen in der Berufswelt erlauben es in der Regel weder berufstätigen Müttern, ohne empfindliche Einbusse im Privatleben, Karriere zu machen, noch erlauben sie es Männern, ohne Karriereknick das Arbeitspensum zu reduzieren. «Pro Juventute fordert darum anlässlich des 100. Tags der Frau in der Schweiz, dass Politik und Wirtschaft für Mütter und Väter die Rahmenbedingungen schaffen, Familie und Arbeit zum Wohl der ganzen Familie vereinbar zu machen», schreibt Stephan Oetiker, Direktor Pro Juventute, in einer Medienmitteilung. Dabei müsste laut Oetiker mit alten hierarchischen geprägten Mythen innerhalb der Berufswelt «endgültig aufgeräumt werden.»

«Unterstützen, nicht behindern»

Eine zukunftsgerichtete Frauen- und Familienpolitik bezieht die Männer mit ein. «Gerade junge Väter wollen Teilzeit arbeiten, um mehr am Familienleben und der Erziehung ihrer Kinder teilhaben zu können», sagt Oetiker. Dies beweist auch eine aktuelle Studie des Kantons St. Gallen, die belegt, dass 90 Prozent der Männer gerne ihr Pensum reduzieren würden. Dem Wunsch nach Teilzeit steht aber die Befürchtung gegenüber, dass die Einkommenseinbusse nicht verkraftbar sei oder, dass die Teilzeitarbeit negative Auswirkungen auf die Karrieremöglichkeiten haben könnte.
«Mehr Teilzeit für Männer, mehr Frauen in Führungspositionen und in gut bezahlten Jobs ist das Ziel», sagt Oetiker. «Denn anstatt Frauen gutbezahlte Positionen zu ermöglichen, ist es auch nach 30 Jahren Gleichstellungspolitik so, dass Frauen am meisten von Tiefstlöhnen betroffen sind.» Dies sei ein Eigengoal, denn wenn Frauen finanziell stärker da stehen würden, könnten sich ihre Partner erlauben, sich ohne empfindliche finanzielle Einbussen mehr dem Familienleben zu widmen. Für Oetiker ist klar: «Mütter und Väter müssen unterstützt und nicht behindert werden». (bfs)

 
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