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«Was ich mache, mache ich mit Herz»

«Isch Not am Ma, am Risch lüt a». Mit diesem Slogan hat sich das Unternehmen «Risch reinigt Rohre» in der ganzen Region einen Namen gemacht. Ein Motto, das Geschäftsleiter Markus Risch auch privat lebt ? speziell im Einsatz für die Gewässer der Region.

Den Interviewtermin hat Markus Risch nach Feierabend angesetzt, um etwas Ruhe zu haben. Doch von Ruhe kann keine Rede sein. Sein Handy klingelt erbarmungslos. Ein Kunde hat hier noch ein Problem, der andere möchte dies und jenes geregelt wissen. Und ein dritter hat einen dringenden Auftrag, der am besten schon gestern erledigt sein sollte. Anspannung oder Stress über die abendliche Ruhestörung ist Markus Risch allerdings nicht anzumerken. Im Gegenteil. Wenn er mit den Kunden spricht, könnte man fast den Eindruck gewinnen, er redet mit Kollegen – so direkt, natürlich und unkompliziert regelt er alle Fragen und Probleme. Den Sympathiefaktor hat er damit auf seiner Seite. «Es zeichnet ‹Risch reinigt Rohre› aus, dass die Geschäftsleitung, also meine Brüder und ich, das Telefon selbst abheben», betont der Unternehmer. «Der direkte Kundenkontakt ist absolut wichtig und wird auch sehr geschätzt. Mit unserem 24-Stunden-Notfalldienst sind wir immer erreichbar.» Und falls bei einem derartigen Notfall einmal der eine oder andere Mitarbeiter verhindert sein sollte, springt Markus Risch selbst ein. Chef-Allüren sind ihm fremd. Rumjammern kennt er nicht, er ist ein Mann der Taten. Eine Eigenschaft, die nicht nur von den Kunden, sondern auch den Mitarbeitern geschätzt wird. Ihr Chef begegnet ihnen auf Augenhöhe. Das schafft Respekt und Loyalität.

Menschlichkeit steht im Vordergrund
Gemeinsam mit seinen Brüdern ist Markus Risch in das Unternehmen hineingewachsen. «Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir schon in der Schulzeit in der Firma meines Vaters unser Taschengeld aufgebessert haben und immer dreckverschmiert heimgekommen sind», erzählt der heute 42-Jährige lachend. «Die Arbeit mit den Maschinen hat uns gefallen.» Dennoch bestand sein Vater darauf, dass alle seine Kinder ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb machten – um neue Erfahrungen zu sammeln und auf eigenen Beinen zu stehen. So stieg Markus Risch als Ältester erst nach abgeschlossener Lehre zum Sanitärinstallateur und der Lastwagenprüfung in den Familienbetrieb ein. Mit der Unterstützung seines Vaters Gottlieb Risch, der die Firma vor 45 Jahren gegründet hat, und seinen später nachfolgenden Brüdern hat er den Betrieb von einem 5-Mann-Betrieb zu einem regional erfolgreichen Unternehmen mit 50 Mitarbeitern aufgebaut. Heute werden von Chur bis St. Gallen Arbeiten rund um Kanalunterhalt, Kanal-sanierung, Abfallrecycling sowie Strassenunterhalt übernommen. «Wir haben neue Zweige aufgebaut und das Angebot erweitert», erklärt Markus Risch. «Innovatives Denken ist wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. Man muss etwas wagen.» Auch für die Zukunft des Unternehmens stehen bereits Visionen im Raum. Welche das sind, verrät er nicht – nur so viel: «Auch in 10 Jahren wird es noch ‹Risch reinigt Rohre› geben – und zwar im ganzen Rheintal. Und solange das Unternehmen besteht, wird der Patron ein Risch sein. Wir lassen nicht zu, dass uns ein Grossunternehmen schluckt.»
Die teils radikale Vorgehensweise von Grosskonzernen widerstrebt dem 42-Jährigen in jeder Faser seines Körpers. «Ich sage ja nicht, dass grundsätzlich keine Firmen übernommen werden dürfen. Aber es sollte alles mit Herz passieren. Das Menschliche darf nicht auf der Strecke bleiben.» Dieser Aspekt ist dem Unternehmer absolut wichtig und er lebt ihn in seiner eigenen Firma vor. Von hierarchischen Strukturen hält er nichts. «Unsere 50 Mann sind keine Arbeiter, die für mich Aufgaben erledigen. Das sind meine Mitarbeiter, Menschen, die auch als Menschen behandelt werden wollen. Sie sind das beste Kapital unseres Unternehmens.» Als Veranschaulichung, wie wertvoll ihm seine Mitarbeiter sind, nennt er das Beispiel zweier ehemaliger Flüchtlinge aus Jugoslawien, die vor einigen Jahren im Unternehmen ihre Arbeitsstunden tilgten. «Sie arbeiteten so schnell und sorgfältig und zeigten so viel Einsatzfreude, dass ich mich für ihre Aufenthaltsbewilligung eingesetzt habe. Das war eine meiner besten Entscheidungen. Sie sind absolut loyale und zuverlässige Mitarbeiter. Im Gegenzug wissen sie, dass sie immer auf mich zählen können.» Genau diese Einstellung ist wohl auch der Grund, dass es kaum Wechsel im Team gibt. Und eine Kündigung wurde in der Geschichte von «Risch reinigt Rohre» noch nie ausgesprochen. «Beim Vorstellungsgespräch schaue ich immer erst auf die Fingernägel. Sind die dreckig, weiss ich, dass die Person arbeiten kann», schmunzelt Markus Risch. «Wenn es dann zu Schwierigkeiten kommen sollte, gilt es, eine Lösung dafür zu finden.» Wirkliche Probleme gebe es aber äusserst selten. «In der Regel erziehen sich die Mitarbeiter selbst. Mein Motto: Gib ihnen Verantwortung und lass sie ihre Aufgaben selbst meistern. Das funktioniert ganz gut.»

Vernetzung ist das A und O
Neben der Mitarbeiterführung besitzt die Geschäftsleitung ein grosses Talent in der erfolgreichen Vermarktung ihrer eigenen Firma. Bestes Beispiel: Die orangefarbenen Betriebsfahrzeuge, die praktisch jeder kennt – und die immer auffallend sauber sind. «Dreckige Fahrzeuge oder ungepflegte Chauffeure sind ein absolutes ‹No-Go›», sagt Markus Risch. «Sie präsentieren unser Unternehmen nach aussen und der erste Eindruck ist ausschlaggebend.»
Auf dem Weg, den Bekanntheitsgrad stetig zu erweitern, gewinnt vor allem das Internet an Bedeutung. «Ohne geht heute nichts mehr», sagt der 42-Jährige. «Das World Wide Web hat unsere Aussendienst-Arbeit enorm erleichtert – auch wenn ich persönlich den direkten Kundenkontakt immer noch am liebsten mag und manchmal auch vermisse.»
Mit spritzigen Sprüchen prägen sie sich in das Gedächtnis potenzieller Kunden ein. So wurde zum Beispiel auf der Firmen-Webseite kurzerhand der altbekannte Werbespruch «Isch not am Ma, am Risch lüt a» in «Isch Not a der Frau, kunnt der Risch au» umgewandelt. «Damit haben wir beinahe einen feministischen Aufstand provoziert», lacht der Unternehmer. «Wir wurden als sexistisch abgestempelt und waren das Gesprächsthema an Stammtischen. Für uns die beste Werbung.» Als neues Kommunikationsmittel hat Markus Risch Facebook entdeckt. «Zwar habe ich mich anfangs gegen ein Firmenprofil gewehrt», so der Unternehmer. «Allerdings musste ich mich positiv überraschen lassen, wie gut die Online-Aktionen ankommen. Sie fördern die Kunden­bindung und wir konnten dadurch schon neue Aufträge gewinnen.»
Persönlich nimmt er von dieser Form der Kommunikation allerdings Abstand. «Ich treffe meine Freunde lieber persönlich und diskutiere von Angesicht zu Angesicht.» In seinen Augen liegt auch eine grosse Gefahr in der zunehmenden Digitalisierung der Welt. «Die Menschen verlieren das Pflichtbewusstsein. Wie viel einfacher ist es zum Beispiel, per SMS eine Verabredung abzusagen, als dies am Telefon zu erklären. Das Zwischenmenschliche bleibt mehr und mehr auf der Strecke. Doch genau diese persönlichen Kontakte sind es doch, welche ein Volk zusammenhalten.»

Kraft tanken in der Natur

Mit dieser Einstellung verwundert es kaum, dass Markus Risch seine Freizeit nicht hinter dem Computer verbringt. Wenn er abschalten will, zieht es ihn hinaus in die Natur – am liebsten in die unberührten Wälder Alaskas. Dort verbringt er bereits seit mehreren Jahren seine Ferien – ganz ohne Handy und Internetverbindung. «Das ist jedesmal ein gewaltiges Erlebnis», schwärmt der 42-Jährige. «Umgeben von Bären, Wölfen und Vögeln – weit weg von allem. Speziell in der Nacht herrscht eine fast mystische Stimmung.» Der Respekt vor der Natur und anderen Lebewesen steht für ihn an oberster Stelle, auch – oder gerade weil – er ein leidenschaftlicher Fischer ist: «Ich habe schon vielen Anglern die Leviten gelesen, weil sie gedankenlos und grob mit den Tieren umgegangen sind. Wer angelt, muss sich vor Augen führen, dass das Lebewesen sind, die gehegt werden müssen und denen Achtung gebührt.»
Aufgrund dieser gesunden Einstellung zu seinem Hobby wurde er vor sieben Jahren vom Fischereiverein angefragt, ob er sich nicht im Vorstand engagieren wolle. Er sagte zu – unter der Bedingung, dass er das Amt der Arbeitseinsätze übernehmen könne. «Ich sah das Potenzial, das in dieser Aufgabe steckte», so Markus Risch. «Ich wollte mich für die Biodiversität in unserem Land einsetzen.» Sein Wunsch wurde ihm gewährt und seine Aufgabe im Verein hat sich immer mehr zu einer Bestimmung entwickelt. Gemeinsam mit drei Freunden zählt er sich heute zu den Aktivisten im Einsatz um den Gewässerschutz. «Ich bin kein grüner Fuzzi», betont er. «Schliesslich fahre ich beruflich auch Lastwagen. Aber vielen ist nicht bewusst, wie wertvoll unsere Natur ist.» Mit guten Argumenten und viel Ausdauer hat er sich gemeinsam mit seinen Freunden bereits Gehör bei so manchem Amt verschaffen können. Und auch die regionale Vernetzung hat sich verdichtet. «Früher bestand diese praktisch überhaupt nicht», sagt Markus Risch. «Aber man muss vernetzt denken. Allein kann man in der Welt nichts bewegen.»
Ein besonderes Anliegen ist dem 42-Jährigen, der Jugend die Natur näherzubringen. Immer wieder nimmt er Kinder mit auf die Suche nach Krebsen oder auf Nachtspaziergänge. Dort lehrt er ihnen, auf die «Stimmen» der Natur zu achten. «Wenn man ganz ruhig ist, kann man das Schilf wachsen oder die Schneeflocken den Boden berühren hören. Das ist ein Erlebnis, das unglaubliche Kraft gibt», schwärmt Markus Risch. Genau diese Begeisterung will er den jungen Menschen vermitteln. «Wir brauchen Nachfolger, die unsere Natur zu schätzen wissen. Ansonsten geht sie zugrunde.»
Für diese Aufgabe setzt er sich mit Leib und Seele ein – wenn nicht gerade das Firmentelefon klingelt, wie in diesem Moment. Und aus dem leidenschaftlichen Naturschützer wird in Sekundenschnelle wieder der ebenso leidenschaftliche Unternehmer. Bei Markus Risch gibt es eben keine halben Sachen. Was er macht, macht er mit ganzem Herzen.

 

 
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