«Wein ist mehr als nur ein Getränk»
Herr Schädler, wie sehen Sie den Status von Wein im Land Liechtenstein und der Umgebung?
Ralph Schädler: In Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien begleitet Wein die Mahlzeiten. Bei uns ist er ein Teil des Lifestyles geworden und leider zu oft eine Frage der Etikettengläubigkeit. Das Vorurteil, dass ein Wein unter 15 Franken und mit Drehverschluss nichts Gutes verheissen soll, ist immer noch in vielen Köpfen verankert. Die Realität sieht anders aus. Die Qualität der Weine hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert, auch in der Abteilung des Billigweins.
Wann, wo und wie ist der beste Moment, ein Glas Wein zu trinken?
Das ist eine spannende Frage. Man sollte unbedingt viele Punkte berücksichtigen. Neben der richtigen Temperatur und der Wahl des Glases ist sicherlich der Kontext wichtig. Welchen Wein mit wem und wo. Ein Wein sollte mit jedem Schluck Freude bereiten und zum nächsten Schluck animieren. Der richtige Zeitpunkt ist immer da. Es gibt keinen falschen Moment.
Wieso haben Sie sich dafür entschieden, einen Rebberg im Tessin zu bewirtschaften?
Seit meiner Jugendzeit habe ich eine enge Verbindung zum Tessin. Ich habe zehn Tage im Verzascatal bei den Pfadfindern verbracht. Von da an zog es mich immer wieder in den italienisch angehauchten Kanton. Der Tessiner Merlot weckte früh eine Leidenschaft in mir. Für mich ist Merlot eine jener Weinsorten, aus der man einen einfachen Alltagswein oder einen Topwein keltern kann. Wir haben uns dafür entschieden, im Tessin nach geeigneten Lagen zu suchen, und das mit Erfolg. (Interview: vab)
Das gesamte Interview mit Weinakademiker Ralph Schädler heute in Ihrem «Liechtensteiner Vaterland» oder als E-Paper.