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Theatermacherin mit Herz und Gemeinschaftssinn

Geschichten schreiben, singen, tanzen, schauspielern und Regie führen ? hierfür schlägt das Herz der Balznerin Doris Gstöhl-Brunhart. Als Gründerin und Präsidentin des Vereins «schauBühne» bietet sie Talenten aus der Region die Möglichkeit, ihr Können vor Publikum zu präsentieren.

Schauspielerte, tanzte und sang Doris Gstöhl-Brunhart über Jahre hinweg selbst über die Bretter, die die Welt bedeuten, ist sie heute eher davor oder dahinter anzutreffen. Die Schnittstelle aus Autorin, Regisseurin, Organisatorin und Produzentin ist ihre Passion: «Jetzt bin ich genau an dem Platz angekommen, der mich erfüllt und von dem ich voller Überzeugung sagen kann, dass er der richtige ist.»
Der Weg dorthin war allerdings ein kurvenreicher. Angefangen hat die Balznerin als Sängerin im Chor der Liechtenstein Musical Company (LMC). Schnell hatte sie das Musicalfieber erfasst und so auch der Wille, eine eigene Rolle spielen und singen zu dürfen. Das trat dann auch ein und sie wurde besetzt. «Ich hab schnell gemerkt, dass das etwas ist, was ich weiter ausbauen möchte, aber es war auch klar, dass ich mir zuerst einmal Wissen aneignen muss, wenn ich etwas Eigenes auf die Beine stellen möchte», erzählt sie über ihre Anfänge. Sie nahm über sieben Jahre lang Gesangsunterricht und besuchte Kurse an der Schauspielschule in Zürich. Dort bewarb sie sich auch für ein Studium, musste aber feststellen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war. Ihre drei Kinder waren dafür einfach noch zu klein. Rückblickend ist sie froh darüber: «Dadurch, dass die Tür damals zugefallen ist, hatte ich den Elan, selbst etwas in Balzers auf die Beine zu stellen, und zwar mit Menschen, denen es genauso geht wie mir.»

Startschuss: «Art à la carte»

2007 war es dann so weit, Doris Gstöhl-Brunhart rief mit «Art à la carte» ihr erstes eigenes Projekt ins Leben. «Ich habe Menschen gesucht, von denen ich das Gefühl hatte, dass sie begeisterungsfähig sind und Talent haben, um gemeinsam ein Bühnenprojekt realisieren zu können», erinnert sie sich. Entstanden ist daraus «Art à la carte», eine Melange aus drei Schaublöcken im Wechsel mit den Gängen eines Menüs. Das Konzept war so erfolgreich, dass sämtliche Vorstellungen ausverkauft waren. Das Kreativteam, das hinter dem Erfolg stand ? neben Doris Gstöhl-Brunhart ihr Mann Hansjörg, der für Bühne und Beleuchtung zuständig ist, und Tamara Kaufmann, Choreografin und Tänzerin ?, entschied sich, den Verein schauBühne zu gründen. Die Aufgabe der Präsidentin war und ist es, die richtigen Leute zusammenzubringen und die für sie passende Aufgabe zu finden. Ihr Credo dabei: Es gibt für jeden einen Platz, jeder hat ein Talent, sei es nun auf oder hinter der Bühne. «Ich wollte nie eine Einzelkämpferin sein. Für mich ist die Gemeinschaft und das Zusammenarbeiten mit Menschen etwas ganz Zentrales», macht sie deutlich.
Gemeinsam Ideen entwickeln, ausgestalten und umsetzen, das ist das Ziel des Vereins schauBühne. «Es hat so viele Talente in der Region, man muss ihnen nur eine Chance geben, zu zeigen, was sie können», erklärt Gstöhl-Brunhart.

Würdigung mit Kulturpreis

Und genau dieser Ansatz war es dann auch, der das Preisgericht im November 2013 zur Verleihung des «Josef Gabriel Rheinberger»-Preises an den Verein schauBühne bewog. Der mit 15000 Franken dotierte Preis wurde ausdrücklich als «Förderpreis» zugesprochen, um «das unablässige Bestreben der beteiligten Personen zu würdigen und gleichermassen einen Beitrag zum aktuellsten Projekt ?Trau Dich? zu leisten», wie es in der Begründung heisst. Als dem Verein der Rheinberger-Preis zugesprochen wurde, löste das eine riesige Freude bei den Mitgliedern der schauBühne aus. Eine Bestätigung für all die Anstrengungen, qualitative Arbeit abzuliefern. «Es war einfach ein schönes Gefühl, zu merken, dass langsam in die Köpfe eindringt, dass wir trotz bescheidener finanzieller Mittel etwas abliefern, das Niveau hat.» Der Verein lebt vom Idealismus und Engagement der Mitglieder. Vor allem in der Probenphase müssen die Beteiligten sehr viel Zeit und Energie investieren. Für die insgesamt sechs Aufführungen des aktuellen Projekts «Trau Dich» gehen zum Beispiel satte drei Monate lang alle Wochenenden für Proben drauf.

Alles hat seine Zeit und fügt sich

So erfolgreich sich letztlich alles gefügt hat, es war nicht immer so einfach für die Theatermacherin: «Ich musste lernen, dass es auch Grenzen gibt, und diese Grenzen muss man achten und wahren. Es nutzt nichts, diese mit Gewalt sprengen zu wollen.» Diese Erkenntnis hat sie letztlich gelehrt, in gewissen Belangen Geduld aufzubringen und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. So sei es auch bei «Junimond» gewesen, ihrem ersten Musicaltheater. Die Idee hierfür hatte sie schon lange in sich getragen und irgendwann auch niedergeschrieben. Mit der Umsetzung wollte es allerdings erstmal nicht so recht klappen. Nach mehreren Anläufen wurde «Junimond» 2010 unter der Regie von Tamara Kaufmann auf die Bühne gebracht. Im Nachhinein sei es richtig gewesen, das Stück ruhen zu lassen, denn für die Umsetzung hätte es einen gewissen Bekanntheitsgrad gebraucht, um gute Leute ins Team zu bekommen, die sie als «No Name» sicher erstmal nicht begeistern hätte können, ist sich die Balznerin sicher.
Auf «Junimond» folgte 2012 «Stadtlichter», eine musikalische Dramödie, die ebenfalls aus ihrer eigenen Feder stammt. Hatte sie beim Erstling noch als Assistentin über Tamara Kaufmanns Regieschultern gespickt, führte sie die Schauspieler beim Nachfolger dann schon selbst. Gleiches gilt für den dritten Streich «Trau Dich».
«Für mich ist es wahnsinnig schön, eine Geschichte zu schreiben und dann zu sehen, wie sie lebendig wird», erklärt die Theatermacherin. Die Stücke entstünden während des Schreibens, der Schluss stünde zu Beginn noch nicht fest, ebenso wenig die Charaktere, führt sie weiter aus. Die Autorin lauscht ihre Geschichten dem Leben ab, und das ist nun mal nicht immer «Friede, Freude, Eierkuchen». So erklärt sich auch das mit dem Heile-Welt-Sujet der Schlagermusik eher unvereinbare Ende von «Stadtlichter». Ein Stück, in welchem der Protagonist zum Bauernopfer einer Gesellschaft gemacht wird und in seiner Ausweglosigkeit schliesslich Selbstmord begeht.
Neben guter Unterhaltung ist es der Theatermacherin ein Anliegen, Inhalte zu transportieren, aktuelle Themen aufzugreifen und zum Nachdenken anzuregen. Ihre Stücke haben daher auch immer einen real existierenden Kern, der es den Zuschauern ermöglicht sich, mit den handelnden Personen zu identifizieren. Das schätzt neben dem Publikum auch ihr Team. Für das aktuelle Stück hatte es allerdings eine Bitte: ein Happy End.

Schlagermusical «Trau Dich»

Diesem Wunsch hat Doris Gstöhl-Brunhart gerne Folge geleistet. «Trau Dich» ist ein Schlagermusical mit einer Geschichte fürs Herz. Erzählt wird von den hellen und dunklen Seiten des Lebens, von der Liebe und was ihr manchmal entgegensteht, all das anhand der Erlebnisse dreier Pärchen. Am Ende steht eine Hochzeit, doch wer sich traut, das bleibt eine Überraschung, die erst mit der Premiere gelüftet wird. Und die findet am 20. Juni im Triesner Gemeindesaal statt. Die Truppe sei mittlerweile bereits «bühnen-überreif», sagt die Regisseurin augenzwinkernd. Sie selbst freut sich auf den Augeblick, das Werk auf der Bühne zu sehen und ist überhaupt nicht nervös. Der Prozess sei wie eine Wanderung, und wenn das Stück dann endlich auf der Bühne ist, dann ist das wie das «Brötleessen» auf dem Gipfel. «Für mich ist es ein absoluter Genuss, im Publikum zu sitzen und die Energie des gesamten Teams aufzunehmen», sagt sie und strahlt dabei.

«Stobacafé»: Ort der Begegnung

Neben den Proben zu «Trau Dich» steht derzeit noch ein weiteres Projekt auf dem Plan der Tausendsasserin: das «Stobacafé». Im Advent hat sie zum zweiten Mal ihre eigene Stube in der «Villa Lavanda» für drei Wochen zum Adventscafé geöffnet. Den Leitsatz, den sie bereits bei ihrem allerersten Projekt «Art à la carte» verfolgte, behielt sie sich bei: «Ich mache das jetzt und wenn es nichts wird, dann war das eben ein missglückter Versuch. Damit kann ich leben.» Das Café hat zurzeit jeden Dienstagmorgen geöffnet und einmal im Monat findet dort ein Strick-, Häkel- und Jasstreff statt. Alles Weitere werde sich ergeben, sagt sie mit einer beeindruckenden Ruhe.
«Ich bin ein bisschen beseelt vom Wunsch, das Miteinander zu fördern. Wir sollten uns viel öfter auf die Suche nach etwas begeben, was uns in der Seele guttut. Dazu gehört die Begegnung, denn der Austausch untereinander nährt uns.» (kid)

Steckbrief
Name: Doris Gstöhl-Brunhart
Wohnort: Balzers
Alter: 44
Beruf: Gelernte Hebamme, Netzwerkerin und Theatermacherin
Hobbys: Biken, Skitouren, Lesen, Geschichten schreiben
Leibspeise: Süsses
Getränk: Kaffee
TV-Vorliebe: «Ich schaue kein TV»
Musik: Querbeet, alles im Radio
Lektüre: Ratgeberliteratur
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Balzers
Stärke: Gemeinschaftssinn
Schwäche: Unpünktlichkeit
Kontakt: info@schaubuehne.li

 

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