Rückkehr in einen geregelten Alltag
Von Heidi Lombardo
Um 8 Uhr morgens starten die Patienten der Tagesklinik in Trübbach mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag. Danach beginnt das offizielle Therapieprogramm, das von 9 bis 11.30 Uhr und von 12.45 bis 15.45 Uhr dauert. Das Mittagessen wird wie das Frühstück gemeinsam im internen Restaurant des Psychiatrie-Zentrums Werdenberg-Sarganserland (PZW) eingenommen. Am Morgen sowie am Nachmittag gibt es eine halbstündige Pause, in der sich die Patienten ausruhen können. Es werden psychisch erkrankte Menschen aus der Region Werdenberg, Sarganserland und Liechtenstein, die zum Beispiel an einer Depression leiden, aufgenommen. Betroffene können sich vom Hausarzt überweisen lassen oder sich selbst in der Tagesklinik anmelden.
Behandlung im sozialen Umfeld
Den Abend und die Nacht verbringen die Therapieteilnehmer zu Hause. In der Tagesklinik erhalten sie somit intensive Betreuung, ohne aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden – wie dies bei der Einweisung in die stationäre Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers der Fall wäre. Ziel ist es, die Autonomie und Eigenverantwortung der psychisch erkrankten Menschen zu erhalten und zu fördern. Die Einweisung in die stationäre Klinik soll verhindert oder ein früherer Austritt durch die weiterführende Betreuung in der Tagesklinik ermöglicht werden.
Die tagesklinische Behandlung bezieht die Angehörigen, Freunde und Arbeitgeber ein und versucht, die Patienten wieder in die Gesellschaft und den Arbeitsprozess einzugliedern. Die Tagesklinik eignet sich somit nicht nur für Menschen, die in der ambulanten Psychotherapie unzureichend versorgt sind, sondern auch für ehemalige Bewohner der stationären Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers.
Patient formuliert Ziele selber
Nach der Anmeldung erfolgt ein Eintrittsgespräch, bei dem der Therapiebedarf ermittelt wird. Vier bis sechs Wochen später tritt der Patient in die Tagesklinik ein. In der Eintrittsphase formuliert er seine persönlichen Ziele, die er in der tagesklinischen Behandlung erreichen möchte und lernt das Therapieangebot kennen. Dieses besteht aus einem Basis- und einem Zusatzprogramm.
Das Basisprogramm, das alle besuchen, besteht unter anderem aus dem ärztlichen und pflegerischen Bezugspersonengespräch, Ergo- und Kunsttherapie, einer Lauf- und Entspannungsgruppe. Dieses allgemeinpsychiatrische Angebot dient dazu, trotz psychischer Erkrankung einen geregelten Alltag aufrechtzuerhalten. Das therapeutische Zusatzprogramm wie etwa die spezifischen Gruppen- und Einzeltherapien (z. B. Mitarbeit in der Küche) ermöglicht Patienten, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Nebenbei nehmen die Therapieteilnehmer regelmässig an der Einzel-Psychotherapie, Visite und den Standortgesprächen teil.
Gesund werden duch Arbeiten
Die Ergotherapie ist ein wichtiger Bestandteil des Basisprogramms und beinhaltet unter anderem individuelles Handwerk in der Gruppe, zum Beispiel mit Ton oder Holz, kognitives Training und themenzentrierte Bewegung. Der Unterschied zur Kunsttherapie besteht darin, dass es in der Ergotherapie nur um die Handlung geht, denn diese allein hat eine gesundheitsfördernde und therapeutische Wirkung. In der Kunsttherapie hingegen ist das Ziel, Gefühle, Probleme und Erlebtes, das nicht ausgesprochen werden kann, nonverbal auszudrücken und zu verarbeiten.
Persönliche Unterstützung
Trotz der vielen kreativen und selbstständigen Gruppenangebote erfahren die Patienten ausreichend persönliche Betreuung: Jede Person bekommt beim Eintritt in die Tagesklinik einen Arzt, eine Pflegeperson und bei Bedarf ebenfalls eine Bezugsperson aus der Koordinierten Intervention zugeteilt. Die Koordinierte Intervention ist ein tagesklinisches und ambulantes Angebot des PZW, das die psychisch erkrankte Menschen in den Bereichen Beziehung, Wohnen, Finanzen und Beruf unterstützt. Die Sozialarbeiter helfen zum Beispiel bei der Wiedereingliederung in die Arbeitswelt (Jobcoaching), beim Abarbeiten von finanziellen Schulden (Sozialarbeit) und kümmern sich um eine koordinierte Zusammenarbeit unter den verschiedenen involvierten Fachkräften (Case Management).