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Ein Tag, viele Bedeutungen: 2. Februar

Ob nun Mariä Lichtmess oder «Darstellung des Herrn» ? den wenigsten wird dieser christliche Feiertag ? 40 Tage nach dem Weihnachtsfest ? bekannt sein und noch viel weniger sein Ursprung. Dabei hat der 2. Februar so einiges zu bieten.

Begibt man sich auf die Suche nach den Ursprüngen und somit Gründen, warum der heutige 2. Februar ein besonderer Tag ist, stösst man auf zahlreiche Erklärungen. Gemeinhin findet man den Tag unter der Bezeichung Mariä Lichtmess im Kalender, also eindeutig ein Tag zu Ehren der Muttergottes, so könnte man vermuten. Tatsächlich aber handelt es sich nicht um einen sogenannten Frauentag, sondern um einen «Herrentag». Im zweiten Vatikanischen Konzil Mitte der 1960er-Jahre wurde innerhalb der Lithurgiereform beschlossen, dass der 2. Februar auch in der katholischen Kirche das Fest der «Darstellung des Herrn» genannt wird. Gut, zumindest ist nun geklärt, wem der Tag heutzutage geweiht ist. Wo aber liegen die Wurzeln, was ist die Geschichte hinter den Bezeichungen?
Beiden Feiertagen ist ein biblische Ereignis als Festanlass gemeinsam: Weil das mosaische Gesetz vorschrieb, ein neugeborenes Kind innerhalb einer bestimmten Frist in den Tempel zu bringen, folgten ? der Tradition nach ? auch die Eltern Jesu dieser Vorschrift.

Mariä Lichtmess

Mit Schwester Alma Pia Spieler vom Kloster St. Elisabeth in Schaan hat die «Liewo» eine Expertin gefunden, die Licht ins Dunkel bringt: «In Rom wurde das Fest als ?Reinigung Marias? im Jahr 650 eingeführt, weil im Alten Testament die Frau 40 Tage nach der Entbindung als unrein galt.» Mag man heutzutage den Kopf über diese Annahme schütteln, findet man folgende Erinnerung Sr. Alma Pias noch erschreckender: «Vor etwa 20 Jahren erzählte mir eine betagte Frau beim Glaubenskurs, der Pfarrer habe sie als ?unrein? aus der Kirche geschickt, als sie in ihrer Not ? vor dem 40. Tag nach der Entbindung ? dort Trost gesucht hatte.
Nach Sitte des Alten Testaments, erklärt Sr. Alma Pia weiter, hat eine Frau nach der Entbindung ein Reinigungsopfer darbringen müssen, was auch Maria tat. Zudem existierte ein weiteres Gesetz, welches besagt, dass jede männliche Erstgeburt dem Herrn geweiht oder losgekauft werden soll. Reiche opferten ein Lamm, Arme ein paar Tauben. Maria und Josef waren «gesetzestreu» und brachten das Jesuskind also am 40. Tag in den Tempel.

Darstellung des Herrn

«Hier begegneten an diesem Tag das Alte und das Neue Testament einander», macht Sr. Alma Pia die Bedeutung des Festtags deutlich. Maria und Josef sind mit Jesus im Tempel und Maria «reinigt» sich. Sie präsentieren ihren erstgeborenen Sohn, wie es sich gehört, sie stellen ihn dar, wenn man so will. Im Lukasevangelium findet sich diese Szene, erzählt die Nonne: «Der greise Simeon erkannte im Säugling den verheissenen Messias und Erlöser der ganzen Welt und die Prophetin Hanna wurde nicht müde, den Besuchern von ihm zu erzählen.»
Dieses biblische Ereignis wurde zu einem christlichen Festanlass. In der Ostkirche wurde der Tag zu einem «Fest der Begegnung des Herrn»: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet symbolisch dem Gottesvolk des Alten Bundes. Seit dem Konzil wird der 40. Tag nach Weihnachten wieder als ein Fest des Herrn gefeiert unter dem bibeltreuen Namen «Darstellung des Herrn». «Papst Paul VI. fügte ihm eine sehr zeitgemässe Bedeutung hinzu», führt Sr. Alma Pia aus, «nämlich Tag des Gott geweihten Lebens». Das machte diesen Tag zu einem besonderen Festtag aller Ordensleute. «An diesem Tag brachte jede Ordensgemeinschaft, die ihren Sitz in Rom hatte ? und das waren sehr viele ? dem Papst eine Kerze zur Weihe in St. Peter und erbat seinen Hirtensegen.» Auch für die Nonnen im Kloster St. Elisabeth ist der 2. Februar nach wie vor ein Festtag: «Wir Schwestern feiern das Fest weiter am 2. Februar, aber nicht als Abschluss der Weihnachtszeit; diese endet liturgisch mit der Anbetung der Weisen aus dem Morgenland am 6. Januar.»

Unterschiedliches Datum

Da Sr. Alma Pia den 6. Januar soeben angesprochen hat, sollte neben den unterschiedlichen Ursprüngen des Feiertags auch noch auf die Uneinigkeit bezüglich des Datums eingegangen werden. Auch hier ist es komplizierter, als man auf den ersten Blick meinen könnte, eine unumstössliche Aussage zu treffen. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Datierung von Jesu Geburt: Für die einen ist das der 25. Dezember, der Weihnachtstag, für die anderen der 6. Januar, also der Dreikönigstag. Gibt man dann 40 Tage dazu, man erinnert sich, die Zeit, bis eine Frau wieder als «rein» gilt, landet man entweder beim 2. Februar oder aber beim 14. Februar (noch so ein bedeutungsschwangerer Tag: Man kennt ihn als Valentinstag). Letztlich hat man sich auf den 2. Februar verständigt.

Geweihtes Licht

Neben den bisher ausgeführten Bedeutungen ist der Feiertag auch der Kerzenweihe gewidmet. Mancherorts kam sogar die Lichterprozession hinzu, wodurch sich der Name Mariä Lichtmess einbürgerte. (kid)

 
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