Aus Liebhaberei zum Kabarett
Der Unterhalter, Kabarettist und Komödiant Jörg Adlassnigg versteht es, gemeinsam mit Bühnenpartnerin und Autorin Maria Neuschmid Alltagsstoff in Stücke zu verpacken, die das Publikum begeistern. Doch viel wichtiger für ihn ist, dass er überzeugt ist von dem, was er tut.
Gemeinsam mit Bruce Willis, Clint Eastwood und Robert de Niro ? stets schwer verletzt, von Frauen bewundert, mit freiem Oberkörper ? die Welt zu retten, davon träumt Jörg Adlassnigg. Doch noch wartet er auf den Anruf der Schauspieler oder der grossen Regisseure und gibt schmunzelnd zu: «Schätzungsweise wird es an meinen Gagenforderungen scheitern.» Doch eigentlich kommt dies dem Rankweiler nicht ungelegen. Denn er definiert sich selber weniger als Schauspieler, sondern mehr als Komödiant, und ausserdem hat er auch ohne Hollywood viel zu tun. Als Unterhalter und Kabarettist versteht es Jörg Adlassnigg immer wieder, ein breites Publikum zu begeistern und zum Lachen zu bringen. «Für mich ist jeder Auftritt ein Riesenspass ? grösstenteils liegt das daran, dass wir ein super Publikum haben, das gerne mit uns lacht», zeigt sich Adlassnigg begeistert und dankbar.
Kunst des Spiegelvorhaltens
Lächelnd fügt er hinzu: «Es ist auch schön, dass ein Teil des Publikums aus Liechtenstein und der Schweiz kommt. Lustig, dass es dort wohl dieselben ?Schafseckel? gibt wie bei uns.» Dies meint der Kabarettist keineswegs böse, sondern drückt damit vielmehr die Philosophie hinter den Stücken aus (aktuell: «Der Ausflug»). Denn die Stücke handeln stets von Alltags- und Beziehungsgeschichten, was es unabdinglich macht, dass sich das Publikum mit dem Inhalt identifizieren kann.
«Seit mehr als zwanzig Jahren spiele ich mit Maria Neuschmid, die unsere Stücke schreibt. Es sind Beobachtungen aus unserer direkten Umgebung», erklärt Adlassnigg sein künstlerisches Schaffen. Wo könnten also die humoristischen Inhalte besser zustande kommen als bei einem gemütlichen Essen und der nötigen Zeit für Klatsch und Tratsch? «Doch zwei Wochen vor dem ersten Auftritt brennt uns der Hut und wir proben täglich intensiv», führt Adlassnigg weiter aus. So ist es von Vorteil, dass sich das Duo bereits lange kennt und daher für das Spiel selber nur wenige Proben benötigt. Aber auch wenn sie scheinbar völlig frei auf der Bühne agieren und das Kabarett doch viel Platz für individuelle Inszenierung bietet, wird das Stück stets sehr diszipliniert gespielt. Dies ist Adlassnigg wichtig, denn: «Jeder Zuschauer hat das Recht auf dasselbe Stück in immer gleicher Qualität.»
Ohne Publikum keine Spieler
Das Konzept von Jörg Adlassnigg und Maria Neuschmid scheint aufzugehen. Denn die beiden verbindet bereits das fünfte gemeinsame Programm. Das Erfolgsrezept dafür bringt Jörg Adlassnigg gerne auf den Punkt: «Wir sind sensationell eingespielt, unsere Zusammenarbeit ist unkompliziert, angenehm und stets ohne jeden Neid, Missgunst oder Ähnliches.» Nach jedem Stück, welches während rund acht Monaten über 100 Mal aufgeführt wird, gibt es ein Jahr Pause für Jörg Adlassnigg. Ans Aufhören denken die beiden noch lange nicht: «Da der Alltag nie ausgeht, entstehen immer wieder neue Ideen für weitere Stücke.»
Auch und gerade weil Jörg Adlassnigg keine Ausbildung in der Schauspielerei hat, kam es für ihn nie infrage, sein Hobby zum Beruf zu machen. «Ich führe mein Hobby aus Liebhaberei aus, und so bin ich stets in der Lage, nur das zu machen, was mir wirklich Spass macht», ist sich Adlassnigg seiner vorteilhaften Lage bewusst.
Wichtige Kontakte
Denn bereits während seiner Studienzeit arbeitete er als Ton- und Lichttechniker im Theater am Saumarkt. So lernte er Stefan Vögel, Maria Neuschmid, Gabi Fleisch und Roland Ellensohn kennen. Mit ihnen hatte er strenge und gute Lehrmeister, doch der wichtigste Lehrmeister sei stets das Publikum. «Es ist kritischer als alle Kollegen und das Feedback kommt unvermittelt nach jeder Aufführung.»
Im Jahr 1991 kam so die Vorstellung «Grüss Gott in Voradelberg» zustande. Durch dieses wunderbare pointenhafte Nummernkabarett von Stefan Vögel kam Jörg Adlassnigg «auf den Unsinn, selbst auf die Bühne zu steigen». «Damals war alles unschuldig und ohne irgendwelche Absichten ? alles aus reiner Gaudi», denkt Jörg Adlassnigg zurück. Auch heute noch tritt er, wie er stets betont, aus purer Freude auf. Doch die Unschuld hat das Geschäft auf der Bühne schon längst verloren. Heute ist alles gut geplant, organisiert und durchdacht. So vergisst er ? und wohl auch das Publikum ? das Stück «Ladies night» wohl nicht so schnell. Denn in der Komödie ging es um fünf Arbeitslose, die mit Strippen Geld verdienen müssen. Das war einfach nur ein Spass und ausserdem hat da ein ehemaliger und mittlerweile bekannter Schüler von Adlassnigg mitgespielt: Leander Marxer aus Mauren.
Wunschberuf früh gefunden
Darüber, dass es bei Jörg Adlassnigg im echten Leben anders aussieht, ist er dankbar und froh. «Ich habe einen Brotberuf, den ich über alles liebe und gegen nichts auf der Welt eintauschen würde», erzählt der feinfühlige Komödiant. Er arbeitet seit 27 Jahren an der Oberschule Eschen als Lehrer und weiss den Umgang mit Jugendlichen und dem Lehrkollegium zu schätzen. So gibt er berührt zu: «Die Arbeit mit den Jugendlichen hat mich bereichert. Doch man darf keinen Beruf kritiklos sehen. Berufe ? so auch meiner ? werden nicht schwieriger, sie müssen einfach den Bedingungen angepasst werden.»
Was seine Leidenschaften auf der Bühne und in der Schule miteinander verbindet, ist für Jörg Adlassnigg klar: «Ich muss bei beiden Aufgaben stets zu 100 Prozent wissen, was ich mache und aktuell sein. Das Wertvollste aber ist die Abwechslung ? aus einem Bereich schöpfe ich Kraft für den anderen.» Auch wenn Jörg Adlassnigg seinen Beruf und seine Leidenschaft auf der Bühne eigentlich nicht miteinander vermischen möchte, kam es im letzten Jahr dazu: Im Rahmen der Schultheatertage hat er zusammen mit Manuela Hasler das Stück «Es ist was es ist» auf die Beine gestellt. Das nachdenkliche, aber auch brutale Stück war eine gut gemeisterte Herausforderung für die 13 Schüler sowie die Lehrer. «Auf der Bühne kenne ich jedoch kein pädagogisches Taktgefühl», grinst Adlassnigg verschmitzt und selbstkritisch. Nachdenklich führt er die Idee dahinter weiter aus: «Jedes Jahr gibt es an der Oberschule etwas Darstellerisches für die Schüler zu tun ? wir haben wirklich engagierte Lehrer an unserer Schule. Produzieren Schüler sich aber auf einer Bühne, muss die Leistung einfach sehr gut sein, sonst sollte man es lieber lassen.»
«Ich habe keine bedeutungsvollen Sorgen»
Berufe können einen Menschen zu 100 Prozent glücklich, aber auch fertig machen ? doch das Einzige, was einen Adlassnigg wirklich fertigmachen könne, sei der Weltuntergang. Doch davor hat Jörg Adlassnigg keine Angst: «Ich zähle prinzipiell zu den glücklichen und zufriedenen Menschen ohne bedeutungsvolle Sorgen ? so meistre ich mein Leben mit einer Portion dankbarer Demut, Humor und meist stoischer Ruhe.» (mp)
Termine: 14. Januar und 29. März im SAL in Schaan
Alle weiteren Termine unter: www.neuschmid.com
Steckbrief
Name: Jörg Adlassnigg
Alter: 51 Jahre
Wohnort: Rankweil
Hobby: Mein ganzes Leben ist ein Hobby, auch wenn manche Hobbys zur Arbeit werden (sportliche Betätigungen).
Lektüre: «Die Unberührten» von
Robert Schneider und alles von Brecht
Musik: Bob Dylan, Leonard Cohen und manch andere
Getränk: Wasser, Holundersaft und ab und zu einen Schnaps
Lieblingsessen: «Alles, was man mir mit Liebe kocht»
Stärken: ruhig, charmant, fleissig und frech
Schwächen: eitel, zu wenig ehrgeizig und in vielen Bereichen eingefahren
Motto: «Nicht aufregen ? cool bleiben ? es ist eh, wies ist!»