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Erfrischende Oper in Schwarz-Weiss

Erfolgreiches Premierenwochenende für die Werdenberger Schloss-Festspiele: Die frische und gelungene Inszenierung von «Figaros Hochzeit» sorgte für nicht enden wollenden Applaus.

Werdenberg. – Alle lieben Susanna. Die hübsche Kammerzofe der Gräfin und die künftige Braut von Figaro hat es nicht leicht. Die Verehrer stehen Schlange und dass der Graf Almaviva einer von ihnen – gar der aufdringlichste – ist, macht die Sache erst richtig kompliziert. Susanna sehnt sich nach der Hochzeit mit Figaro, der sich aber mit Marcellina herumschlagen muss, der er einst in Geldnot die Ehe versprochen hat. Anstatt Hochzeit zu feiern, müssen sich Susanna und Figaro zuerst aus einem Netz aus Intrigen befreien. Ein Verwirrspiel in vier Akten, das keinen Moment an Spannung, Witz und Emotionalität verliert. Barbara Klimos Inszenierung der wohl berühmtesten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart mag auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen. Es ist aber genau diese Extravaganz, dieses Überzeichnete, leicht Groteske, das der Produktion ihren Schwung gibt. Figaro und die anderen Figuren bewegen sich in einem Spannungsbogen des Herkömmlichen und des Modernen. Mit der Symbolik des Schachspiels arbeitet die erste Regisseurin der Werdenberger Schloss-Festspiele das Hierarchiesystem, das in Mozarts Oper eine wichtige Rolle spielt, heraus – Adel gegen Bauern. Die Figuren spielen miteinander, gegeneinander und mit Hilfe der Schachfiguren, die während des ganzen Stücks mit auf der Bühne stehen und immer wieder neu geordnet werden, behält das Publikum den Überblick.
Passend zu dieser Symbolik sind auch das Bühnenbild und die Kostüme der gehobenen Klasse in Schwarz und Weiss gehalten. Mit ihren bleichen Gesichtern bewegen sich Graf und Gräfin in ihrer scheinbar farblosen Welt und haben dabei verlernt, Gefühle zu zeigen oder zuzulassen. Erst durch den Kontakt mit dem farbenfrohen Paar Susanna und Figaro entdecken sie ihre Liebe neu.
Der Versuch der Regisseurin Barbara Klimo den Konflikt, die Intrigengeschichte und die verschiedenen Gefühlswelten mit zusätzlichen Mitteln und Farben darzustellen, ohne der Handlung und der enggestrickten Dramaturgie des Stücks in die Quere zu kommen, ist geglückt.


Hervorragendes Ensemble
Auch die Darsteller – viele von ihnen kommen aus der Region – überzeugten mit ihrem Charme und ihrem Können. Besonders Renate Frankhauser verzauberte das Publikum als Susanna – nicht nur gesanglich, sondern auch mit ihrem schauspielerischen Talent, vor allem in lustigen Szenen. Eine über alles erhaben wirkende Silvie Bendova als Gräfin Almaviva faszinierte mit ihrer Art zu Gehen – ja zu schweben und das mit einem überdimensionalen Hut in Schwarzweiss. Ein lebensfroher und leichtfüssiger Riccardo Di Francesco als Figaro wie er im Buche steht und Hermann Kiebacher als Graf Almaviva liessen keine Wünsche offen. Auch die Künstlerinnen aus der Region begeisterten das Publikum allen voran Maria Victoria Haas aus Domat/Ems, die den jungen Pagen Cherubino spielt und Anna Gschwend aus Buchs, die als Barbarina ihre Premiere als Opern-Solistin feiert. Für viele Lacher sorgte auch Barbara Camenzind aus Rorschach, die als überdrehte und ein bisschen schräge Marcellina entdeckt, dass sie Figaros Mutter ist. Das Ensemble komplett machen Christian Wiestner als Bartolo, Stefan Rankl als Basilio mit coolem Lockenkopf und Don Curzio sowie Hans Rainer, der seit den ersten Schloss-Festspielen vor 25 Jahren mitwirkt, als Antonio.
Nicht zu vergessen der Chor, der in Klimos Inszenierung nicht nur im Hintergrund steht, sondern aktiv am Geschehen auf der Bühne teilnimmt und so dem ganzen den richtigen Rahmen verleiht. Damit auch der musikalische Rahmen stimmt, bringt Günther Simonott aus Bludenz einmal mehr seine Erfahrungen als Musikalischer Leiter bei den Werdenberger Schloss-Festspielen ein. Wie steht es auf dem Programm der diesjährigen Inszenierung: «Wohl niemand kennt die Bedürfnisse des heimischen Publikums so gut wie er.»

Volksoper, die gefällt
Die Bedürfnisse wurden am Freitag und am Samstag mehr als befriedigt. Die Festspiel-Gäste applaudierten fast endlos und bekundeten den Respekt vor der Leistung der Künstler mit stehenden Ovationen. «Figaros Hochzeit» eine Volksoper im klassischen Sinne, die beweist, dass auch eine kleine Oper im Hof eines Schlosses ganz ohne pompöse Elemente auskommen und dafür mit Schwarz-Weiss-Chic und Kreativität die Herzen des Publikums erobern kann. (Janine Köpfli)
 

 
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