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«Liechtenstein verdient zwei Kinosäle»

Das Schlosskino Balzers feiert am 1. November mit der Premiere von «Skyfall» seine Wiedereröffnung. Damit hat Liechtenstein wieder zwei Kinosäle. Markus Wille, Geschäftsführer des TAKinos, ist überzeugt, dass dies ein notwendiger Schritt war.

Herr Wille, was macht das Schlosskino Balzers attraktiver als das Cineplexx?

Markus Wille: Man muss nicht so lange Auto fahren oder kann den Bus nehmen (lacht). Im Ernst, unsere Spezialität ist die Tatsache, dass wir alle Filme in der Originalversion zeigen. Wenn ich den Bond, Anna Karenina oder Django Unchained im Original sehen will, gehe ich nach Balzers. Die Technik ist heute in den meisten Kinos auf neuestem Stand, die Filme sind leider fast überall die gleichen. Multiplexe sind meist ziemlich anonym und kalt. Unsere Kinos sollen durchaus den Char­me eines Dorfkinos ausströmen dafür sind sie persönlicher; man kann auch sagen gemütlicher.

Wieso hat das Schlosskino eine Pause gemacht?

Die Verfügbarkeit der 35mm-Kopien wurde immer schlechter und es wurde immer schwerer, an Kopien der Originalversionen mit Untertiteln zu kommen. Diese wurden in erster Line den Grossstadt­kinos zur Verfügung gestellt. Die meis­­­ten Landkinos spielen ausschliesslich deutsch synchronisierte Fassungen. Wir haben im
TAKino und in Balzers immer auf das Original gesetzt, weil es authentischer ist. Darum war es nötig, zu überlegen, ob wir aufhören sollen mit 35mm oder ob wir es doch noch schaffen, eine Digitalprojektion zu finanzieren.

Was für Filme werden in Zukunft in Balzers gezeigt?

Anspruchsvolles Mainstream-Kino und grössere Arthouse-Produktionen. Wenn ein solcher Film im TAkino gut läuft, möchten wir ihn länger zeigen und das blockierte so unser Programm ein wenig. Kleinere Filme hatten in der letzten Zeit Mühe, ins Programm zu kommen. Das ist eines der Probleme, wenn man nur einen Saal zur Verügung hat. Bei den nötigen Anschaffungen, die getätigt werden mussten, muss irgendwo auch wieder Geld reinkommen. Wir werden grössere Arthouse-Produktionen mal im TAKino, mal in Balzers zeigen. So können wir unserem Filmclub-Auftrag auch wieder besser gerecht werden. Wir wollen auch die grösseren amerikanischen Produktionen in der Originalversion zeigen. Es ist ja inzwischen so, dass von Chur bis St. Gallen nur noch synchronisierte Fassungen gezeigt werden. Das merken wir hier auch; wir erhalten fast jeden Tag E-Mails von Chur, Klosters oder Bregenz, die die Frage beinhalten, ob wir die Filme auch wirklich im Original zeigen. Noch ist es keine grosse Masse, aber es hat sich herumgesprochen, dass wir das als Einzige machen. Es wird vielleicht schon mal eine deutsche Version eines Pixar-Filmes gezeigt werden, aber alles andere wird im Original gespielt. Wir wollen in Balzers auch das Kinderprogramm wieder aufnehmen und kleinere europäische Kinderfilmproduktionen zeigen. Pixar ist sicher gut, aber es gibt so viele andere gute Kinderfilme. Dies muss vor allem auch den Eltern vermittelt werden. Ein Kinderfilmclub zum Beispiel ist dazu sicher geeignet.

Wird es am 2. November eine grosse Wiedereröffnung geben?

Wir hoffen, dass wir bis zur Eröffnung alles fertig haben. Viel Zeit und Energie haben wir momentan nicht, um etwas Spezielles zu organisieren. Ab diesem Zeitpunkt wollen wir mit attraktiven Produktionen weitermachen und versuchen, eine gute Struktur hinzubekommen, die einen zügigen Wechsel von Filmen zulässt.

Gibt es Pläne für spätere Spezialvorführungen?

So etwas kommt sicher. Wir haben Triple-Features und ähnliche Sachen im Hinterkopf . Wir werden auch wieder Veranstaltungsreihen mit Partnern machen. Wenn zum Beispiel «Der Hobbit» in die Kinos kommt, kann man sich überlegen, mit «Herr der Ringe» eine spezielle Vorführung zu machen.

Welche Neuerungen wurden neben der Umstellung auf die Digitalprojektion vorgenommen?

Wir sind dabei, das Foyer aufzufrischen. Wir haben ja noch einige Tage Zeit. Das Meiste machen wir selbst. Für ein gut funktionierendes Team ist das eine Herausforderung und es macht Spass. Man trägt dann auch besser Sorge dazu. Die grossen Umbauarbeiten waren aber für die Digitalprojektion. Der alte Projektor musste ausgebaut werden, weil sonst zu wenig Platz im Vorführraum gewesen wäre. Ein Grossteil der elektrischen Anlage musste ebenfalls angepasst werden.

Was ist mit dem alten Projektor passiert?

Der Besitzer würde ihn sehr gerne verkaufen. In unserem Keller steht auch noch ein alter Projektor vom Filmfest und in der Vorführkabine des TAKino ebenfalls. Wir haben uns schon überlegt, ob wir auf der Homepage eine Auktion machen sollen, um diese Anlagen zu verkaufen. (lacht)

Wie konnte die Neuerung finanziert werden?

Die Umstellung kostet circa 80'000 Franken. Der Lieferant für die Anlage hat früher mit mir zusammen als Platzanweiser und Operateur im Schlosskino gearbeitet. Wir sind dort quasi gross geworden. Er ist auch der Meinung, dass das Schlosskino überleben und in Liechtenstein eine Kinolandschaft erhalten bleiben soll. Er hat uns dann ein wirklich sehr gutes Angebot gemacht. Zusätzlich kam uns der Besitzer mit der Miete entgegen. Da konnten wir fast nicht Nein sagen. Trotz der sehr guten Konditionen müssen die Anlage und der Umbau finanziert werden. Zurzeit sind wir auf Geldsuche bei verschiedenen Institutionen und Personen. Wir sind um jeden Franken froh. Wer sich also am Überleben der Kinolandschaft Liechtensteins beteiligen will, kann uns sehr gerne kontaktieren. Es wäre schön, wenn wir das notwendige Geld sowohl durch Beiträge der öffentlichen Hand als auch durch Private aufbringen könnten. Der Beitrag des Filmclubs zeigt sich in inzwischen unzähligen Arbeitsstunden beim Foyer- und Projektionskabinenumbau. Informationen dazu sind auf unserer Homepage zu finden.

Merkt der Zuschauer einen Unterschied zwischen 35mm und digital?

(lacht) Das muss man die Zuschauer fragen. Ich denke, in Balzers wird man auf der grossen Leinwand einen Unterschied bemerken, das Bild wird schärfer, die Farben satter. Durch die Umstellung mussten wir auch den Ton anpassen. Wir haben einen neuen Dolby-Prozessor eingebaut, der den Ton nochmals verbessern wird.

Ist der Kinoeintritt zu teuer?

Bei uns im Land sicher nicht. Wir haben einen sehr fairen Preis, denke ich. In den Städten sind wir ja bereits bei 17 Franken für einen Eintritt und mehr. Mit den Aufschlägen für 3D-Filme schmerzt das als Zuschauer. Auf der anderen Seite muss man aber auch verstehen, dass der Kinobesitzer mit dem Film kaum noch Geld einnimmt. In den 70er- und 80er-Jahren konnte man einen Bond-Film sieben oder acht Wochen zeigen, während heute nach zwei Wochen alle den Film bereits gesehen haben. Der Grund dafür ist, dass jedes Kino heute eine Startkopie spielen kann. Das eigentliche Geld wird heute mit Popcorn und Getränken gemacht.

Wie sieht die Zukunft der Liechtensteiner Kinolandschaft aus?

Ich denke, ein Land wie Liechtenstein braucht und verdient zwei Kinosäle. Es kann nicht sein, dass wir das Land verlassen müssen, um einen Film zu sehen. Der Saal in Balzers ist an und für sich sehr schön, hat gute Proportionen und eine relativ grosse Leinwand. Viel besser wäre jedoch ein zentrales Kino mit zwei oder drei Sälen. (Interview: jgr)

 
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