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Violette «Teppiche» im Winter

Wenn sich in der kalten Jahreszeit Insekten verkriechen oder gar den Kältetod sterben, erwachen die Schneeflöhe erst richtig zum Leben. Sie mögen es kalt, können in Massen auftreten und sind violett.

Vaduz. – Eines vorweg: Schneeflöhe sind eigentlich keine Flöhe. Sie ernähren sich auch nicht von Blut und leben nicht in Pelzen. Schneeflöhe gehören zu den sogenannten Springschwänzen und fressen vor allem Algen, Pilzfäden und andere Mikroorganismen. Stimmt das Wetter – feuchte und nicht allzu kalte Wintertage bei fünf bis 15 Grad – können sie in unglaublich grossen Mengen auftreten: Millionen von Tieren bilden dann dichte Teppiche auf faulen Ästen, vermoderndem Waldboden oder Baumstämmen.
Besonders gut zu beobachten sind sie, wenn sie auf der Schneedecke die Algenschicht abgrasen und sich der Schnee durch die Flöhe violett färbt. «Manchmal gibt es auf dem Schnee eine Ansammlung von mehreren Metern dieser Flöhe. Der Rekord liegt bei 70 Metern», sagt Holger Frick vom Amt für Wald, Natur und Landschaft. Warum die Schneeflöhe diese Massenwanderungen veranstalten, ist nicht ganz klar. Vermutet wird, dass sie so neue Lebensräume aufsuchen. Wird es ihnen zu kalt, zu warm oder zu trocken, verkriechen sie sich wieder im Waldboden.

Eigentlich leben sie im Wald

Springschwänze (Collembola) sind eine ursprüngliche Ordnung von flügellosen Insekten, die auf dem Waldboden leben. Immer wieder werden die kleinen Tiere aber auch an ungewöhnlichen Orten gesichtet. Holger Frick erzählt von einem Fall, bei dem die Tiere durch ein offenes Fenster in ein Haus eingedrungen sind. «Als man sie zusammenkehrte, kamen sechs Kilogramm Tiere zusammen, was mehreren Milliarden Exemplaren entspricht.»
Die winzigen Insekten zeichnen sich durch den namensgebenden Springschwanz aus. Wer jetzt denkt, dieser diene zur Fortpflanzung, liegt falsch: «Der Springschwanz verhilft dem Insekt vorwiegend zur Flucht vor Feinden und zur Fortbewegung», sagt Holger Frick. Dieser Schwanz ist von hinten zwischen den Beinen nach vorne gebogen. Er steht unter Spannung und kann wie bei einer Sprungfeder gelöst werden. Die Sprungkraft ist enorm: Bis zu 20 Zentimeter kann das ein Millimeter grosse Insekt springen. «Dies entspricht der 200-fachen Körperlänge. Umgerechnet auf einen Menschen, würde dieser fast 400 Meter weit springen», erklärt Holger Frick.

Die Paarung der Schneeflöhe findet im April statt. Bereits nach wenigen Wochen schlüpfen die noch weissen Jungen aus den Eiern. Sofort gehen sie mit ihren Eltern auf Nahrungssuche und fressen sich bis im Frühsommer satt. «Dabei ändern die Jungen ihre Farbe und werden violett», erklärt Holger Frick. Über den Sommer und Herbst befinden sich die Schneeflöhe in einem schlafähnlichen Zustand – sie halten sozusagen einen Sommerschlaf. Diesen beenden sie erst, wenn es wieder genügend kalt ist. Meist beginnen sie ihre Winteraktivität im Dezember. Richtig aktiv werden sie jedoch erst Mitte Februar. Dann starten die bereits beschriebenen spektakulären Wanderungen, welche, je nach Temperatur, bis etwa Ende März andauern. Dann beginnt mit der Paarung ein neuer Zyklus. (manu)
 

 

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