Kleinheit als grosser Vorteil
Sigmundur David Gunnlaugsson war ein gefragter Gesprächspartner am 45. St. Gallen Symposium. Kein Wunder, konnte der isländische Premier doch anhand seiner Erfahrungen aufzeigen, wie ein Land, das im Zuge der weltweiten Finanzkrise 2008 am Rande des Staatsbankrotts stand, vergleichsweise schnell wieder auf die Beine kam. «Wie kleine Unternehmen sind auch kleine Länder flexibler als grosse und können schnell Entscheidungen treffen, einen neuen Kurs einschlagen und Veränderungen in kurzer Zeit herbeiführen», sagte Gunnlaugsson im Gespräch mit «Wirtschaft regional». In diesem Zusammenhang konnte sich der EU-Skeptiker einen Seitenhieb gen Brüssel nicht verkneifen. In der Europäischen Union hingegen müssten erst unzählige Konferenzen und Meetings abgehalten werden, um sich darauf zu einigen, was zu tun ist.
EU-Beitrittsgesuch zurückgezogen
Bis vor Kurzem war Island allerdings noch offizieller EU-Beitrittskandidat – bis die Regierung um Gunnlaugsson den Antrag im März zurückgezog. Als Grund nannte der Premier unter anderem, dass Island sich die Flexibilität bewahren wolle, unabhängig Entscheidungen treffen zu können, mit denen die spezifischen eigenen Probleme gelöst werden können. Für die Schweiz und Liechtenstein war diese Nachricht eine gute. Mit einem Austritt Islands aus dem EWR und der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA im Zuge einer Integration in die Union wäre die Organisation geschwächt worden. Ganz ausschliessen wollte Gunnlaugsson aber nicht, dass man in Island zu einem späteren Zeitpunkt wieder über einen Beitritt nachdenken könnte. Allerdings müsse es sich dann um eine «andere» EU handeln. Denn: «Stand jetzt, da sich die EU hin zu einem stärkeren Zentralismus bewegt, ist ein Beitritt nichts für Island.» (sl)
Lesen Sie mehr im «Wirtschaft regional» vom 9. Mai.
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