Der Kampf um das Bargeld
Sie sind wieder aufgeflammt, die Diskussionen über das Bargeld und dessen mögliche Abschaffung. Nicht zuletzt, weil die dänische Regierung vor gut einem Monat beschloss, künftig auf Scheine und Münzen zu verzichten. Falls das dortige Parlament die Initiative der Regierung befürwortet, wird das Bargeld ab dem 1. Januar 2016 für drei Jahre abgeschafft. Wenn dieses Experiment Erfolg hat, dann könnte es um mehrere Jahre verlängert und auf das gesamte dänische Handelssystem ausgeweitet werden.
Damit machen die Dänen das, was beispielsweise Ökonomen wie Ken Rogoff, ehemals Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, seit Langem fordern. Auch der deutsche «Wirtschaftsweise» Peter Bofinger hält eine Abschaffung des Bargelds für sinnvoll. «Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sind Münzen und Geldscheine tatsächlich ein Anachronismus», sagte der Wirtschaftswissenschaftler dem «Spiegel». Bargeld erschwere den Zahlungsverkehr «ungemein», erklärte er – und erntete dafür einen Shitstorm von Bargeld-Anhängern, der es in sich hatte. Laut Bofinger wäre es sinnvoll, wenn der Euroraum, die USA, Grossbritannien und die Schweiz das Bargeld gleichzeitig abschafften.
Initiative meldet sich zu Wort
Aber nicht nur von politisch eher links einzuordnenden Volkswirtschaftlern, auch seitens der Politik, des Handels und der Geldinstitute ist immer wieder Zustimmung zu einem Bargeldverbot zu vernehmen – auch in der Schweiz, was nun die Vollgeldinitiative auf den Plan ruft. Diese will das Geldsystem reformieren, den Privatbanken das Recht auf Geldschöpfung entziehen und in die Hände der Nationalbank legen. Kein Wunder also, dass sich die Bürgerbewegung in die immer lauter werdende Diskussion über ein mögliches Verbot des Bargelds einschaltet. So heisst es in einer Aussendung: «Mit dem Verbot von Bargeld wäre der Schweizer Franken komplett in den Händen von privaten Banken und würde damit Finanzkrisen wie 2008 noch wahrscheinlicher machen: Das elektronische Geld auf unseren Konten wird von privaten Banken mit Profitinteressen und nicht von der Nationalbank im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft geschaffen.»
Nun scheint aber gerade die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein grosses Interesse daran zu haben, sich des Bargelds zu entledigen, wie jüngst eine SNB-Veranstaltung in London zeigte, bei der die Abschaffung von Münzen und Scheinen thematisiert wurde. Ohne Bargeld wäre es für die Zentralbank leichter, mit ihrer Zinspolitik in die Märkte einzugreifen. Denn, wer Scheine hat, bekommt dafür keine Zinsen – und muss auch keine dafür zahlen, ist also diesbezüglich unabhängig von den Entscheidungen einer Notenbank.
Sehr nüchtern betrachtet Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands, die Diskussionen um das Bargeld. So stellt er zwar fest: «Das physische Bargeld wird sicherlich mehr und mehr durch elektronische Zahlungsmittel ersetzt werden. Dies ist bereits heute schon zu einem grossen Teil der Fall.» Und ergänzt: «Ein gänzlicher Verzicht auf Bargeld ist jedoch zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellbar und ist sicherlich Zukunftsmusik. In jedem Fall ist Bargeld immer noch ein gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel.» (ky)
Mehr zu diesem Thema in der aktuellen Ausgabe von «Wirtschaft regional».
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