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Pay Respect – Lohngleichheit für alle

Seit 23 Jahren ist das Prinzip der Gleichstellung von Frau und Mann in der Liechtensteinischen Verfassung verankert und das Gleichstellungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts im Erwerbsleben. Das Recht auf gleichen Lohn ist im ABGB verankert. Trotzdem verdienen 2015 in Liechtenstein Frauen 17,2 Prozent weniger als Männer.
Petra Eichele
Petra Eichele, Gewerkschafterin, Liechtensteinischer ArbeitnehmerInnenverband. (Bild: BLUSKY.LI)

Jeder berufstätigen Frau entgehen dadurch 1181 Franken monatlich. Das ist Geld, das nicht nur den Frauen fehlt, sondern auch den Familien. Dies wirkt sich für die Frauen auch im Alter negativ aus. Sie erhalten tiefere Renten. Doch Frauen verdienen nicht weniger, weil sie weniger leisten, sondern weil sie für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden. Geschlechtsspezifische Lohnunterschiede sind ein Zeichen für noch nicht überwundene Diskriminierung und Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Die Ursachen sind vielfältig und komplex.

Während den Ausbildungsjahren haben junge Frauen und junge Männer die gleichen Chancen, was bedeutet, dass Frauen gleich oder sogar besser qualifiziert sind als Männer. 60 Prozent der Hochschulabsolventen sind Frauen. Doch schon beim Berufseinstieg machen sich Lohnunterschiede bemerkbar. Die Lohndifferenz beträgt trotz gleicher Qualifikationen 10 bis 20 Prozent. Nach dem Berufseinstieg steigen die Löhne bei Männern zudem schneller an und die Lohnschere öffnet sich während der ersten Berufsjahren noch weiter. Paradoxerweise sind die Lohnunterschiede in gut durchmischten Berufen mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis besonders gross. Zudem verdienen Frauen sowohl in «männertypischen» als auch «frauentypischen» Berufen weniger, während Männer sogar in Frauenberufen mehr als Frauen verdienen. Frauen wählen oder werden häufiger Arbeitsinhalte zugeteilt, die mit geringerer Entschädigung verbunden sind – auch wenn ihre Ausbildung sie für Tätigkeiten mit höherer Entschädigung qualifizieren würde.

Generelle Geringschätzung

In den von Frauen dominierten Branchen (Gesundheit, Bildung, Verwaltung) wird die Arbeit generell geringer geschätzt und bewertet als in von Männern dominierten Wirtschaftszweigen. Darüber hinaus sind Frauen in Management und höheren Positionen allgemein unterrepräsentiert. Die berufliche Segregation, auch «gläserne Decke» genannt, entsteht oft durch Traditionen und Stereotype. Diese beeinflussen immer noch die Wahl des Bildungsweges. In den Bereichen Mathematik, Computer und Ingenieurwissenschaften sind die Frauen noch immer untervertreten.

Frauen haben grosse Schwierigkeiten, Berufs- und Privatleben zu vereinbaren. Die Kindererziehung und das Umsorgen pflegebedürftigen Angehörigen liegt überwiegend noch in der Verantwortung von Frauen, obwohl sich diese Aufgaben zwischen Mann und Frau aufteilen liessen. Teilzeitarbeit ist für viele Frauen eine Notwendigkeit, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Daraus ergeben sich Unterbrechungen in der Berufslaufbahn, was sich negativ auf Karriere, Beförderungen und folglich auf den Lohn auswirkt.

Unternehmen in der Pflicht

Die grössten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern fanden sich 2012 in den Branchen «Finanz- und Versicherungsdienstleistungen» mit – 37 Prozent, «Gesundheitswesen» mit – 36 Prozent sowie «Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung» mit – 35 Prozent. In der öffentlichen Verwaltung lag der Medianlohn der Frauen 23 Prozent tiefer als der Medianlohn der Männer (Quelle: Lohnstatistik 2012).

Der Lohn ist keine Privatsache mehr. Der schweizerische Bundesrat prüft staatliche, verbindliche Massnahmen zur Bekämpfung der Lohndiskriminierung. Unternehmen sollen in die Pflicht genommen werden eine Lohnanalyse durchzuführen und von Dritten prüfen zu lassen. Das Ergebnis der Kontrolle soll im Jahresbericht veröffentlicht werden. Die Vernehmlassung dazu findet diesen Sommer statt. Der LANV beobachtet gespannt, wie sich die Lohngleichheitsdebatte in der Schweiz entwickelt. Die Lohngleichheit zwischen Frau und Mann stärkt uns alle: Unternehmen werden als Arbeitgeber attraktiver und Arbeitnehmende sind motivierter und zufriedener.

 
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