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Der Euro und der Lohn

Es gibt wohl niemandem, der vom Zeitpunkt und der Plötzlichkeit der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank, die Anbindung des Franken an den Euro aufzuheben, nicht überrascht worden wäre. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Schweiz sind beachtlich.
Mario Frick
Mario Frick, Partner bei Advocatur Seeger, Frick & Partner AG und Verwaltungsrat in einer Privatbank (Bild: pd)

Für Liechtenstein sind sie sogar noch um einiges akzentuierter. Liechtenstein ist stärker industrialisiert und ungleich stärker auf den Export angewiesen. Die fixen Kosten müssen von den Unternehmen dabei im harten Franken abgerechnet werden, die Erträge aus dem Export aber fliessen in Euro. Diese Erträge sind nun weniger wert, wenn sie in Franken umgerechnet werden. Daher hat sowohl in der Schweiz wie auch, etwas leiser, in Liechtenstein eine Diskussion begonnen, ob nicht Grenzgänger ihren Lohn auf Euro-Basis beziehungsweise zum ursprünglichen Euro-Gegenwert erhalten sollten?

Ich halte eine derartige Diskussion nur aus einem Grund für berechtigt: Nämlich, weil sie helfen kann, kreative Lösungen für einzelne Unternehmungen zu finden und weil damit das Bewusstsein geschärft wird, dass Unternehmer hier unter grossem Druck stehen. Vom Grundsatz her aber ist es meiner Meinung nach falsch, eine derartige Differenzierung vorzunehmen. Dies würde nämlich bedeuten, dass man Personen, je nachdem, ob sie im Franken- oder Euroraum leben, unterschiedlich besolden müsste. Dabei müsste man, wenn man einigermassen gerecht vorgehen wollte, die Lebenskosten, die steuerliche Situation, einen Quervergleich innerhalb des Wohnsitzlandes und anderes berücksichtigen. Viel Spass bei einer solchen Übung! Dies kann nicht ernsthaft eine dauerhafte und systematische Lösung sein.

Im Dialog Lösungen finden

Es ist sicherlich denkbar, dass die «Euro-Lohn-Idee» als Startgedanke dafür herhalten muss, damit eine Unternehmung und die Belegschaft im gemeinsamen Dialog Lösungen finden. Dabei werden wohl befristet längere Arbeitszeit für gleichen Lohn oder andere Massnahmen sinnvoller sein, um dieser Situation zu begegnen. Eine grundsätzliche Differenzierung ist aber sicherlich falsch. Meines Erachtens wird sich der Wechselkurs auf ein vernünftigeres Mass – also etwa bei 1,10 bis 1,15 – einpendeln. Volkswirtschaftler betonen weitgehend unisono, dass der Kurs in Wirklichkeit über 1,20 liegen müsste.

Der Euro hat den Blick auf die Löhne und das Lohngefüge gelenkt. Und dort entdeckt man frappantere Unterschiede innerhalb der Wirtschaft. So sind die Löhne im Finanzdienstleistungsbereich durchs Band höher als im Gewerbe oder in der Industrie. Aber auch hier ist eine Gegenbewegung zu spüren. Die Gewinnmargen im Finanzdienstleistungsbereich sind in den vergangenen Jahren deutlich kleiner geworden. Bei Neuanstellungen führt dies dazu, dass sich Mitarbeiter die Frage gefallen lassen müssen, welchen Anteil am Unternehmenserfolg und -gewinn sie haben und wie der von ihnen ge-wünschte Lohn auch im Quervergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen gerechtfertigt werden kann. Bestehende Mitarbeiter werden wohl zur Kenntnis nehmen müssen, dass es zumindest eine Stagnation geben wird, und dass wohl auch die Boni deutlich zurückhaltender fliessen werden. Anpassungen nach unten sind unvermeidbar.

Diese Anpassungen werden nicht abrupt vor sich gehen, sondern wohl über die nächsten Jahre sukzessive zu spüren sein. Gleichzeitig wird man aber vermutlich auch eine gewisse Annäherung im Preisniveau zwischen Franken- und dem Euroraum feststellen können. Die Auswirkungen auf die Kaufkraft der Beschäftigen dürfte sich somit in Grenzen halten.

Somit werden die Turbulenzen rund um den Euro zusammen mit anderen Entwicklungen dazu führen, dass eine gewisse Anpassung des Lohnniveaus stattfindet. Nachdem dies auf recht hohem Niveau geschieht, wird dies wohl ohne weitere Verwerfungen vor sich gehen.

 
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