Kampagne gegen Geldspielgesetz gestartet
Das Komitee befürchtet, dass die Schweiz mit dem neuen Geldspielgesetz einen ersten Schritt in Richtung Internetzensur geht. Auf den Punkt brachte es am Donnerstag vor den Medien SVP-Nationalrätin Natalie Rickli. Sie befürchtet, dass mit dem Gesetz ein Präjudiz geschaffen wird.
Mit dem Gesetz würden nämlich die Interessen einer Branche - der Geldspielbranche - geschützt. "Was, wenn anschliessend andere Branchen mit dem Anliegen kommen? Wird dann Zalando gesperrt, um hiesige Kleiderproduzenten zu schützen? Oder Netflix?"
Das Geldspielgesetz sieht vor, dass der Zugang zu Online-Spielangeboten, welche in der Schweiz nicht bewilligt sind, mit Netzsperren gesperrt werden soll. GLP-Nationalrat Beat Flach bezweifelt jedoch, dass diese ihren Zweck erfüllen. Denn es brauche nur wenige Klicks, eine Netzsperre zu umgehen.
Gerade für Spielsüchtige, welche mit dem Gesetz eigentlich geschützt werden sollten, taugten die Sperren nichts: "Süchtige haben ja genau diese Energie, um jeden Preis zum Suchtstoff zu gelangen." Die Süchtigen würden in den Schwarzmarkt gehen, wo die Spielerschutzmassnahmen nicht wirkten, sagte Pascal Vuichard, der Co-Präsident der Jungen Grünliberalen. "Wir wollen Spielerschutz statt Heimatschutz für inländische Casinos."
Innovation statt Lobbying
FDP-Nationalrat Marcel Dobler meldete sich als IT-Unternehmer und Präsident von ICT-Switzerland zu Wort - und er kritisierte die Casinos. Für Unternehmen seien Forschung und Entwicklung wichtig. "Statt in Forschung und Entwicklung könne man das Geld auch in Lobbyismus investieren - mit dem Ziel, den Markt abzuschotten und sich seinen eigenen geschützten Markt zu schaffen."
In Bern funktioniere das gerade sehr gut. Mit dem Geldspielgesetz würde die digitale Abschottung salonfähig und Unternehmen - auch Start-ups - würden ausgegrenzt.
Anstelle der Netzsperren sieht das Komitee die Konzessionierung von Online-Casinos als Lösung. Dadurch würden auch ausländische Online-Anbieter in den Markt integriert und müssten Regeln - wie Vorkehrungen zum Spielerschutz - einhalten und Abgaben zahlen. Benjamin Fischer, Präsident der Jungen SVP, sagte, dass so gar der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden könne. In Dänemark sei dies grösstenteils gelungen.
"Zurück zum Absender"
"Es besteht keine Dringlichkeit", sagte Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen zum Schluss. Das "unschweizerische" Gesetz könne problemlos zurück zum Adressat geschickt und überarbeitet werden.
Wenig Freude an diesem Vorschlag hat jedoch die Koalition zum Schutz der Spielerinnen und Spieler. Sie befürchtet, dass bei einer erneuten Überarbeitung des Gesetzes die Spielenden noch weniger geschützt werden, wie sie vergangene Woche mitteilten. Sie lehnen daher das Referendum ab.
Von den Parteien lehnt die FDP das Gesetz ab. Die EVP und die SP haben die Ja-Parole gefasst. Auch die Kantone unterstützen das Geldspielgesetz. Die SVP hat Stimmfreigabe beschlossen. (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.