Jahrelang über Missbräuche hinweggeschaut
Wie der ehemalige Freiburger Kantonsrichter Alexandre Papaux in Freiburg vor den Medien sagte, hat die Untersuchung nichts an der Zahl der Opfer geändert. Es geht um 22 Kinder in der Schweiz und zwei in Frankreich.
Sie wurden Opfer eines heute 77-jährigen Mannes, dessen Übergriffe vor einem Jahr das Missbrauchsopfer Daniel Pittet in einem Buch enthüllte. Papst Franziskus höchstpersönlich lieferte dem Freiburger das Vorwort. Er bezeichnet darin Kindsmissbrauch als "fürchterliche Sünde". Der Kapuzinerorden kündigte in der Folge die Untersuchung an.
Wie diese nun zeigt, gingen erste Klagen zu Übergriffen des Kapuzinerpriesters in den 1970-er Jahren ein. Die Oberen des Ordens gingen zuerst nicht auf die Klagen ein. Später begnügten sie sich damit, den Priester zu versetzen.
Auch die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg der katholischen Kirche blieb passiv gegenüber den Opfern und schaltete die Justiz nicht ein. Die Kirche rief auch dann nicht die Justiz auf den Plan, als der Priester 1989 einen noch nicht verjährten Missbrauch zugab.
Provinzial bittet um Vergebung
Der heutige Provinzial der Schweizer Kapuziner, Agostino del-Pietro, sagte am Dienstag in Freiburg, ein solcher Fall dürfe sich nie mehr wiederholen. Er bat im Namen seines Ordens um Entschuldigung. Ab sofort würden bei den Kapuzinern Fragen der Sexualität in die Aus- und Weiterbildung integriert.
Erst im Mai 2017 war der pädophile Priester, der heute in einem Kloster in der Ostschweiz lebt, vom Orden ausgeschlossen worden. Damals wurde er auch aus dem Priesterstand entlassen.
Der Ex-Priester stand nach Angaben der Schweizer Bischofskonferenz von vergangenem Jahr drei Mal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Zweimal ging es um verjährte Fälle, im dritten Fall sei der Mann 2012 zu einer Haft von zwei Jahren bedingt verurteilt worden. Dabei sei es um den Missbrauch zweier Opfer in den 1990er-Jahren gegangen. Pittets Fall ist strafrechtlich abgeschlossen.
Bischof begrüsst Untersuchung
Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, begrüsste in einer Mitteilung vom Dienstag die Untersuchung der Kapuziner. Die Diözese habe der Untersuchungskommission, der drei Personen angehörten, zur Unterstützung ihre Archive geöffnet.
Auch habe das Bistum den Kontakt zu Opfern und Zeugen ermöglicht. Es geht um Personen, die sich seit der Veröffentlichung des Buches an die Diözese wandten.
Morerod ruft im Communiqué Opfer dazu auf, sich auf jeden Fall bei der Justiz zu melden. Auch falls ihre Fälle strafrechtlich verjährt sein sollten, könnten sich zwei für solche Fälle gebildete kirchliche Kommissionen um Wiedergutmachung kümmern. (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.