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Ju erstmals seit dem Absturz in der Luft

Die Ju-52 ist am Freitag erstmals nach dem Absturz mit 20 Todesopfern wieder abgehoben. Einer der zwei geplanten Flüge musste jedoch wegen eines drohenden Gewitters abgesagt werden. Zehn Prozent der Passagiere haben gebuchte Flüge für die aktuelle Saison annulliert.
Ist am Freitagnachmittag mit einer Gruppe aus Deutschland abgehoben: Ju-Air-Chefpilot Andreas Pfisterer.
Ist am Freitagnachmittag mit einer Gruppe aus Deutschland abgehoben: Ju-Air-Chefpilot Andreas Pfisterer. (Bild: KEYSTONE/WALTER BIERI)

Der abgesagte Rundflug hätte um 18.30 Uhr starten und von Ju-Air-Chef Kurt Waldmeier selbst durchgeführt werden sollen. Dies sagte Waldmeier am Freitag vor den Medien in Dübendorf ZH. Die andere Maschine hingegen ist kurz nach 16 Uhr wie vorgesehen abgehoben - geflogen von Chefpilot Andreas Pfisterer nach Bensheim in Deutschland. Die Passagiere - eine Gruppe aus Deutschland - reisten mit dem Bus nach Dübendorf und flogen dann zurück. Das Flugzeug trug einen Trauerflor.

Am Morgen hatte Firmenchef Waldmeier mit dieser Maschine einen Testflug durchgeführt - insbesondere um die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) empfohlenen Systeme zu testen. Zudem haben Bazl-Inspektoren die "Tante Ju" untersucht. Chefpilot Pfisterer sprach von einem "Gefühl der Erlösung", dass die Ju wieder fliegen kann.

"Man verliert sonst die Übung"

Seit dem Unglück vom 4. August haben die Verantwortlichen der Ju-Air mit allen Teammitgliedern Gespräche geführt - von der Pilotin über das Kabinenpersonal bis zu den Check-in-Agenten.

Alle sind laut Waldmeier unter anderem zu ihrer Flugtauglichkeit befragt worden. Einige der Mitarbeitenden brauchten eine Pause, sagte er. Auch einer der 24 Piloten sei noch nicht bereit, wieder zu fliegen. Man betrachte das als Zeichen der Stärke und lege es nicht negativ aus.

Die Nachfrage nach Flügen mit den beiden verbleibenden Ju-Flugzeugen mit Jahrgang 1939 ist ungebrochen. Gemäss Waldmeier halten 80 Prozent der Passagiere an ihren Buchungen für die aktuelle Saison fest. 10 Prozent hätten ihren Flug verschoben, und 10 Prozent hätten ihn annulliert, weil sie verunsichert seien. Dennoch seien rund 40 Prozent der Flüge gefährdet, weil ein Flugzeug weniger zur Verfügung steht.

Waldmeier legte an der Medienkonferenz Wert auf die Feststellung, dass der Flugbetrieb einzig aufgrund von Fragen der Sicherheit wieder aufgenommen worden sei: "Wirtschaftliche Faktoren haben keine Rolle gespielt." Für einen Teil der Menschen sei der Zeitpunkt falsch, aber es gebe wohl keinen richtigen Zeitpunkt.

Warte man zu lange, verliere man die Übung im Umgang mit dem anspruchsvollen Flugzeug. Er selbst habe kein seltsames Gefühl im Cockpit. Es sei "ein Gefühl von Freiheit", eine Ju zu fliegen, sagte er zu Keystone-SDA.

Neu mit GPS an Bord

Das Bazl hatte der Ju-Air am Donnerstag erlaubt, den Flugbetrieb ab Freitag unter drei Auflagen wieder aufzunehmen. So müssen die Oldtimer-Flugzeuge erstens eine Flughöhe einhalten, die über der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestflughöhe liegt. Zweitens müssen sie ein GPS-Datenaufzeichnungsgerät an Bord haben. Und drittens müssen die Passagiere während des ganzen Flugs angeschnallt bleiben. Sie dürfen nicht mehr im Flugzeug umhergehen und das Cockpit besuchen.

Das dreimotorige Flugzeug, das auf Sicht geflogen wird, ist die Nostalgie-Maschine in der Schweiz schlechthin. Eine der Junkers Ju-52 war am 4. August beim Piz Segnas in Graubünden auf 2540 Metern über Meer abgestürzt. Alle 17 Passagiere und die drei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Die Absturzursache ist unklar. Die Untersuchung der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) kann bis zu einem ersten Zwischenergebnis mehrere Wochen oder gar Monate dauern. In der bisherigen 36-jährigen Geschichte der Ju-Air waren weder Passagiere noch Crew-Mitglieder zu Schaden gekommen. (sda)

 
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