Eindruck täuscht: Töss fliesst unterirdisch
Bei Bauma ZH misst das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) die Abflussmenge der Töss: Seit 19. Juli beträgt diese exakt 0,0 Kubikmeter pro Sekunde.
Die Messstelle Altlandenberg ist nicht etwa kaputt; nach dem Gewitter vom 1. August reagierte die Anlage - am Nationalfeiertag führte die Töss bei Bauma während rund sechs Stunden etwas Wasser, leicht über 3 Kubikmeter pro Sekunde wurden zeitweilig registriert.
Doch ansonsten tut sich im Bachbett das, was die Messstelle seit Tagen anzeigt: Nichts. Als graues Band schlängelt sich die Töss durch das obere Tösstal - grosse Steine und viel Kies, ansonsten vom blauen Nass umsprudelt, liegen trocken in der Sonne.
Regelmässig trocken
Die Töss trocknet aber nicht nur in diesem trockenen Sommer 2018 aus - sie führt während Trockenperioden regelmässig kein Wasser. Das ist nicht etwa eine Folge der Klimaerwärmung, sondern auf natürliche Phänomene zurückzuführen. "Langjährige Messungen zeigen, dass die Töss heute nicht öfters austrocknet als früher", hält das Awel auf Informationstafeln fest.
Die Töss verlagert sich bei Trockenheit in den Untergrund: Der Fluss, auf durchlässigem Kies gelegen, versickert ständig. Er speist den grossen Grundwasserstrom im Tösstal. Bei langanhaltender Trockenheit sinkt der Grundwasserspiegel - und das Flussbett der Töss trocknet ganz aus.
Der obere Flussabschnitt - zwischen Fischenthal und Bauma - kann dabei vollständig austrocknen. Hier schwankt der Grundwasserspiegel um bis zu 25 Meter. Der mittlere Abschnitt - von Bauma bis Wila - bleibt jeweils streckenweise trocken. Die Grundwasser-Schwankungen fallen mit rund acht Metern etwas geringer aus.
Winterthur trinkt Tösstalwasser
Im unteren Tösstal - von Wila bis Winterthur - fliesst die Töss in der Regel meist sichtbar. Hier bleiben bei grosser Trockenheit vereinzelt Abschnitte unterhalb von Wehren trocken. Der Grundwasserspiegel, der hier kaum schwankt, liegt in etwa auf Höhe der Töss.
Und im Schlosstal bei Winterthur tritt der Molassefels, der im Tösstal unter der grossen kiesigen Schicht den undurchlässigen Boden des Grundwasserstroms bildet, an die Oberfläche: Dadurch sei das Grundwasser dazu gezwungen, praktisch vollständig in die Töss aufzustossen, heisst es beim Awel.
Der Grundwasserstrom ist gemäss Awel "von ausgezeichneter Qualität". Er erneuere sich durch das Versickern der Töss stets auf natürliche Weise. Unter anderem die Grossstadt Winterthur bezieht ihr Trinkwasser praktisch ausschliesslich aus dem Tösstal - 97 Prozent stammt aus dem Grundwasserstrom der Töss. Selbst in aussergewöhnlichen Hitzejahren nehme die Mächtigkeit des Stroms nur geringfügig ab, teilte Stadtwerk Winterthur kürzlich mit. (sda)
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