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9. Liechtensteiner Bildungsforum der Formatio Privatschule

«Die Schulen müssen kreativer werden»

Am Mittwochabend referierte Richard David Precht am 9. Liechtensteinischen Bildungsforums in Triesen und zeigte auf, wie sich die Schule ändern muss, weil sich die Arbeitswelt fortlaufend ändert.
Philosoph Richard David Precht am Liechtensteinischen Bildungsforum. (Bild: Yannick Zurflüh)

Unter dem Motto «Der Mensch, die Bildung und das Leben» veranstaltete die Privatschule Formatio das neunte Liechtensteinische Bildungsforum. Der Referent und Philosoph Richard David Precht ging gleich zu Beginn der Frage nach: «Kann jemand über etwas oder jemanden reden, obwohl er nicht vom Fach ist und hat jemand die Kompetenz, über Lehrer zu urteilen, obwohl er gar kein Lehrer ist?» Dabei verknüpfte der Redner diesen Umstand mit der neuen Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts und natürlich mit dem gegenwärtigen Bildungssystems. 

Arbeitsmarkt befindet sich in Revolutionen
Betrachtet man die gegenwärtige Weltlage, müsse festgehalten werden, dass sich die Welt in einer Krise befindet und die Menschen lernen müssen, resilient zu sein. «Neben der geopolitischen Revolution, in der sich der Westen bereits seit 1945 befindet, müssen wir uns heute auch mit der Nachhaltigkeits-Revolution befassen. Denn bei der Enkeltauglichkeit hat die Wirtschaft bis heute keine echten Lösungen bereit», sagte Precht. Eine ebenso grosse Herausforderung ist die digitale Revolution und die damit einhergehende Veränderung der Arbeitswelt.

 

Fachkräftemangel wird bestehen bleiben
Precht zeigte anhand einer vor über 10 Jahren ausgewerteten Oxford-Studie auf, wie sich der Arbeitsmarkt seither entwickelt hat. Rund 12 Prozent der Berufsfelder, die im Jahr 2010 noch existierten, wurden bisher bereits wegrationalisiert. Trotzdem sind viele Länder mit einem hohen Fachkräftemangel konfrontiert. «In 10 Jahren wird sämtliche geistige Routinearbeit von der Maschine ersetzt worden sein, aber auch dann werden wir noch mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben», so der Philosoph. Gemäss Precht gibt es vier Berufssektoren, die nicht von der Digitalisierung bedroht sind. Es handelt sich dabei um Berufe aus Bereichen der Spitzen-IT, den Quartären Sektor wie Management und Projektmanagement, das Handwerk, das in den kommenden Jahren noch teurer werden wird, und die Empathieberufe. Das sind Berufe, in denen der Mensch Wert darauf legt, mit anderen Menschen zu tun zu haben, wie beispielsweise der Beruf an der Hotelrezeption.

 

Auf Sinngesellschaften vorbereitet werden
Aber die Arbeitswelt tickt heute ganz anders. Die jungen berufstätigen Leute wollen eine sinnstiftende Arbeit ausüben und eine für sie passende Work-Life-Balance geniessen. Denn die Arbeitsgesellschaften, wie wir sie kennen, haben ausgedient. Damit die neue und zukünftige Arbeitswelt überhaupt funktionieren kann, müssen die Kinder bereits in der Schule gefördert werden, ganz nach ihren Kompetenzen. Ganz wichtig sind dabei die sozialen Kompetenzen der Schüler und Kinder. Denn in der Gruppe, in einer Schulklasse, bekommen sie dabei ein realistisches Bild von sich selbst. 

Seit den 1960er-Jahren werde in Deutschland darüber diskutiert, ob die Schule auf den Beruf oder das Leben vorbereiten soll und erzählte, dass Precht selbst, als der die Schule beendet hatte, nur zwei Berufe kannte, den seines Vaters und den Lehrerberuf. Zudem führte er an: «Für den Lehrer muss sein Beruf immer Weiterbildung bleiben». 

Heute wird mehr Kreativität erwartet, und die muss früh gefördert werden, damit die Schulen die Kinder adäquat auf die neue Sinngesellschaft vorbereiten können. Dabei stehen ganz neue und interessante Formen im Raum, von der Auflösung der eingeteilten Gesellschaft in Volks-, Realschule und Gymnasium bis hin zu themenübergreifenden Schulfächern und dem Lehrer als persönlicher Coach der Schüler. «Das Schulsystem muss sukzessive verändert werden, denn es wurde noch nicht an die heutige Zeit angepasst, sondern nur ein paar vereinzelte Korrekturen gemacht», schloss Precht sein Referat.

Abschliessend fand die Scheckübergabe an die Stiftung Liacht statt, da sämtliche Einnahmen der Veranstaltung an die gemeinnützige Stiftung Liacht gespendet wurden. (lb)

 

Weitere Impressionen vom Event gibt es hier.

 
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