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«Kinderland»-Beitrag: Was ist Kinderarbeit?

Arbeiten anstatt zur Schule gehen

Weltweit betrifft Kinderarbeit rund 160 Millionen Jungen und Mädchen zwischen fünf und 17 Jahren. Fast die Hälfte leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind.
von Bianca Cortese
ZIEGELWERK, BACKSTEINFABRIK, BACKSTEIN,
Gefährliche Arbeit: Kinder schuften in einer Ziegelei in Afghanistan. (Bild: Keystone)

Viele Kinder müssen auf dem Feld arbeiten – manchmal bis zu 14 Stunden am Tag oder sogar länger. Manche Kinder verbringen den ganzen Tag in Minen unter der Erde – sie sehen also nicht einmal die Sonne. Und dann gibt es noch solche, die in Bergwerken, Steinbrüchen oder Fabriken hart schuften müssen, was ebenfalls schlimme Folgen für ihre Gesundheit hat: Sie müssen den ganzen Tag in gebückter Haltung arbeiten, schleppen schwere Lasten herum, atmen gefährlichen Staub ein oder kommen mit giftigen Stoffen in Berührung. 

Aber warum müssen Kinder arbeiten? Damit sind wir schon mittendrin in der Frage nach den Ursachen für Kinderarbeit. Nummer eins: Armut, meist in Kombination mit anderen Faktoren. Die Pandemie, Konflikte und Naturkatastrophen verschärfen die wirtschaftliche Not, weil die Eltern tot oder die Familie getrennt ist, weil Felder nicht bestellt werden können oder andere Einnahmequellen wegfallen. Auch Mädchen und Jungen, die durch HIV/Aids oder Ebola zu Waisen oder Halbwaisen gemacht wurden, sind besonders häufig von Kinderarbeit betroffen. Im östlichen und südlichen Afrika haben Wetterextreme wie Dürren im Wechsel mit schweren Regenfällen dazu geführt, dass Kinder die Schule abbrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Aus verschiedenen Gründen wollen oder müssen Kinder und Jugendliche also Geld verdienen oder ohne Bezahlung mithelfen, und häufig sehen ihre Familien auch nichts Falsches darin. Generell muss daran auch nicht Schlechtes sein, wenn die Kinder zum Beispiel bei der Ernte oder im Familienbetrieb mit anpacken und Erfahrungen sammeln – solange es sich in Grenzen hält und sie trotzdem zur Schule gehen können. 

Doch die Realität ist: Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, gehen oft gar nicht zur Schule. Ausserdem müssen Millionen von Schulkindern parallel arbeiten. Viele brechen deshalb die Schule vorzeitig ab oder kommen im Unterricht schlechter mit, weil sie erschöpft sind und ihnen die Zeit zum Lernen zu Hause fehlt. Heranwachsende ohne Bildung und Schulabschluss wiederum haben schlechtere Chancen, jemals eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Dann gibt es da noch Fälle, in denen Kinder zur Arbeit gezwungen werden, zum Beispiel, weil sie entführt wurden oder Opfer von Menschenhandel sind. Und das wiederum sind ganz klar Verbrechen gegen Kinder.

Kinderarbeit passiert zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, auf den Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika.

Dabei haben fast alle Länder der Welt einen Vertrag unterschrieben, in dem Kinderarbeit verboten ist. Trotzdem sind längst nicht in jedem Land alle Formen der Kinderarbeit verboten. Und bessere Gesetze allein reichen nicht aus.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der arbeitenden Kinder zwar gesunken. Im Jahr 2000 waren es noch 246 Millionen Kinder, also fast 100 Millionen mehr, die arbeiten mussten. Experten finden aber, dass diese gute Entwicklung noch zu langsam geht. Sie fordern deshalb, dass noch mehr und schneller etwas gegen Kinderarbeit unternommen wird. Deshalb muss die Umsetzung der Gesetze überwacht und durch zusätzliche Massnahmen begleitet werden. Die Organisation Unicef beispielsweise unterstützt die Länder dabei, ihre Gesetzesvorhaben umzusetzen, bei allen Erwachsenen und Kindern bekannt zu machen, den Zugang zu Bildung zu verbessern, Schulen aufzubauen, Lehrer auszubilden und ihnen Unterrichtsmaterial bereit zu stellen. 

Und auch ihr könnt etwas gegen Kinderarbeit tun, zum Beispiel nur noch Sachen kaufen, die ohne die Arbeit von Kindern hergestellt wurden. Das ist zwar gar nicht so einfach, denn manche Firmen kontrollieren das nicht oder verschweigen, dass Teppiche, Kleidung, Zucker, Kakao oder vieles andere oft auch durch Kinderarbeit produziert wurde. Aber achtet doch beim nächsten Einkauf einfach einmal auf das Siegel «Fair» oder «Fair Trade» (deutsch: fairer Handel). Bei denen könnt ihr euch sicher sein, dass keine Mädchen und Jungen daran mitarbeiten mussten. 

Artikel: http://www.vaterland.li/liechtenstein/gesellschaft/vermischtes/arbeiten-anstatt-zur-schule-gehen-art-494276

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