Schweizer Briefmarken feiern 175. Geburtstag

Alle sind sie da: das "Basler Dybly", die "Doppelgenf", eine blaue und eine rote "Maurizius", fein säuberlich präsentiert in gesicherten Vitrinen.
Zu bestaunen sind die Schönheiten und Raritäten vom 2. März bis am 8. Juli. Die Ausstellung konzipierte das Kommunikationsmuseum zusammen mit der Interessengemeinschaft Briefmarke.
Allein die eine "Maurizius" wurde mit fünf Millionen Dollar versichert und von ihrem Besitzer aus Singapur eigenhändig nach Bern zur Ausstellung gebracht, wie Briefmarkenexperte Jean-Paul Bach bei einem Rundgang durch die Schatzkammer der Ausstellung erzählt.
Getreu dem Ausstellungsmotto "Extrem", sind extrem frühe, extrem seltene und extrem teure Briefmarken zu sehen. Natürlich fehlt auch der erste mit einer Briefmarke frankierte Brief der Schweiz nicht.
Schnelle Zürcher
Die Zürcher waren die ersten, die 1843 Briefmarken druckten, die "Zürich 4 und 6" wie die Wertzeichen in Sammlerkreisen heissen. Benannt sind sie nach ihrem Herkunftsort und dem Postwert von vier und sechs Rappen. Der früheste bekannte Brief der Schweiz mit einer Briefmarke wurde von Wädenswil nach Richterswil versandt.
Nach Zürich führten auch Genf und Basel Briefmarken ein - ja genau, das legendäre "Basler Dybly". "Vor 175 Jahren zählte die Schweiz zur Avantgarde, führte sie doch als zweites Land überhaupt die Briefmarke ein", wie Jacqueline Strauss, Direktorin des Museums für Kommunikation, am Mittwoch betonte.
Vor der Erfindung der Briefmarke hätten jeweils die Empfänger die Boten für die Sendungen bezahlt - "oder manchmal eben auch nicht", wie Strauss vielsagend anfügte. Die vom Sender im Voraus bezahlte Marke habe deshalb das Postwesen revolutioniert.
Kleines Format, grosse Geschichten
Für die ersten Briefmarken waren damals noch die Kantone zuständig. Erst 1849 bekam der moderne Bundesstaat ein einheitliches Postwesen. Seit 175 Jahren begleiten Briefmarken die Schweizerinnen und Schweizer durch den Alltag.
Und die Kleinformate erzählen grosse Geschichten, etwa vom noch jungen Bundesstaat, der seine Briefmarken mit Symbolen nationaler Einheit schmückte, mit Wilhelm Tell und Helvetia. Weil die Landesmutter aber mit etwas zerzauster Frisur dargestellt wurde, erhielt die Briefmarke flugs den Übernamen "Strubeli".
Die Briefmarken bilden aber auch den technischen Fortschritt nach den beiden Weltkriegen ab, beispielsweise den Staumauerbau in den Alpen.
Auch Populärkultur hielt Einzug in die Welt der Briefmarken: man denke etwa an die Pingu-Briefmarke, die nach Schokolade duftende "Schoggi-Briefmarke" oder an die Roger Federer Briefmarke. Mit dem Schweizer Tennisstar wurde 2007 erstmals eine noch lebende Persönlichkeit auf einer Schweizer Marke verewigt.
Sammlerleidenschaft
Die kleinen Papiervierecke waren nie nur Gebrauchsobjekte, sondern weckten stets auch Sammlergelüste. Ihre Strahlkraft ist auch 175 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen ungebrochen. Briefmarken seien ein Kulturgut, das nicht aussterben werde, zeigte sich Bach überzeugt.
Früher wie heute gab und gibt es eine gut betuchte Sammlerschaft, die weltweit millionenteure Expemplare handelt. Doch Briefmarkensammeln konnte und kann man auch ohne prallgefüllte Brieftasche - auch davon zeugt die Ausstellung.
Millionen Briefmarkenbegeisterte sammeln nach ihren eigenen Vorlieben, zum Beispiel Marken aus fernen Ländern oder zu einem ganz bestimmten Thema oder Sujet.
Fernweh im Appenzellerland
Für Briefmarken ferner Länder begeisterte sich im 19. Jahrhundert auch eine junge Schweizerin, Elise Tobler aus Heiden (AR). Sie war die erste, heute noch dokumentierte Sammlerin, die systematisch Briefmarken sammelte, tauschte und darüber fachsimpelte. Und dies zu einer Zeit als es noch keine Philatelievereine, Kataloge oder Fachliteratur gab.
Elise Toblers Nachkommen bewahrten ihre erste Sammlung und bauten sie über vier Generationen aus. Dass Briefmarken ihre Sammlerinnen und Sammler in aller Welt derart in den Bann ziehen hat insbesondere auch mit dem ästhetischen Wert zu tun. Oft entwarfen bekannte Künstler und Grafiker die Schweizer Briefmarken, etwa Hans Erni oder Celestino Piatti. (sda)
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