Risikofreude ist Teil der Persönlichkeit

Ob bei Geldanlagen oder bei der Entscheidung für oder gegen eine riskante Operation: Je nach Lebensbereich sind Menschen mal risikoscheuer und mal risikofreudiger.
Und doch ist die Grundeinstellung zu Risiken offenbar ein ähnlich stabiles Merkmal wie der Intelligenzquotient. Das berichten Forschende der Universität Basel und dem Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung in Berlin in den Fachjournalen "Science Advances" und "Nature Human Behaviour".
"Zwar gehen viele Forschende davon aus, dass es eine Risikodisposition gibt, aber wir haben den Nachweis dafür mit einer deutlich grösseren Anzahl von Probanden und Messmethoden erbracht als frühere Studien", erklärte Jörg Rieskamp von der Uni Basel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Für die vom Schweizerischen Nationalfonds SNF unterstützte Studie befragten und testeten die Forscher um Rieskamp über 1500 Probanden.
Stabiler Faktor
Die Wissenschaftler befragten die Teilnehmenden zum einen über ihr Risikoverhalten in hypothetischen Szenarien sowie ihr Verhalten im Alltag. Zum anderen liessen sie sie Verhaltensexperimente durchführen, wie die beiden Forschungsinstitutionen am Montag mitteilten. Insgesamt absolvierten die Probanden 39 Tests.
Nach sechs Monaten wiederholten die Wissenschaftler die Untersuchung mit 109 der Teilnehmenden, um festzustellen, wie stabil die Ergebnisse über die Zeit waren.
"Mit statistischen Methoden konnten wir nachweisen, dass es einen übergreifenden Faktor der Risikobereitschaft gibt, der einen grossen Teil des individuellen Verhaltens erklärt", so Rieskamp gegenüber der sda. "Zusätzlich gibt es aber je nach Situation Schwankungen."
Experimente haben Schwächen
Die Untersuchung förderte zudem eine Schwachstelle von Verhaltenstests zutage, die von vielen Verhaltensökonominnen und Psychologen meist als zuverlässiger betrachtet werden als Selbstauskünfte. Bei solchen Tests geht es beispielsweise darum, durch risikofreudige Spieleinsätze einen finanziellen Gewinn zu maximieren, oder sich mit einem kleineren Gewinn zu begnügen, den man aber mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit erhält.
"Viele argumentieren, in den Tests beobachte man tatsächliches Verhalten", so Rieskamp. "Unsere Studie mit vielen verschiedenen Tests hat aber gezeigt, dass sie je nach Versuchsaufbau zu völlig gegensätzlichen Ergebnissen kommen können. Die gleiche Person wird je nach Test als risikoscheu oder als risikofreudig eingestuft." Die Selbstauskunft zum Verhalten im Alltag und zu theoretischen Szenarien lieferten in der neuen Studie hingegen ein konsistenteres Bild.
"Unsere Arbeiten sind ein Weckruf, die verschiedenen Messtraditionen zu hinterfragen und insbesondere besser zu verstehen, was genau die Verhaltenstests eigentlich messen", sagte Studienautor Ralph Hertwig vom MPI gemäss der Mitteilung. "Sie scheinen jedenfalls keine situationsübergreifende Risikopräferenz zu erfassen." Die Entdeckung, dass es eine solche gibt, erlaube nun auch, die biologischen Grundlagen von Risikobereitschaft zu untersuchen. (sda)
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