Sensations-Comeback von Heynckes bestätigt
1586 Tage ist es her, seit Jupp Heynckes seinen Rückzug aus dem Profifussball bekannt gegeben hat. Als Trainer von Bayern München. Nun kehrt der Fussballlehrer aus Mönchengladbach nach über vierjähriger Abwesenheit zum Fussball zurück. Als Trainer von Bayern München. Zum vierten Mal übernimmt der mittlerweile 72-Jährige das Amt beim deutschen Rekordmeister. "Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich", sagte Heynckes zu seinem neuen Engagement.
Heynckes folgt auf den Italiener Carlo Ancelotti, der einen Tag nach dem desaströsen 0:3 in der Champions League bei Paris Saint-Germain entlassen wurde. Er soll die Probleme lösen, die sich unter Ancelotti angestaut haben. In München halten sie grosse Stücke auf die Arbeit des Rückkehrers. Wie grosse, zeigt sich daran, dass sie auf Heynckes' Wunsch hin Co-Trainer Peter Hermann aus dessen Vertrag bei Fortuna Düsseldorf freikauften. Denn die Erfahrung zeigt, dass Heynckes mit den gegebenen Voraussetzungen in München gut klarkommt.
Bei seinem letzten Amtsantritt in München, im März 2011, traf Heynckes auf eine vergleichbare Situation an der Säbener Strasse. Die Stimmung in München war nicht gut. Dortmund stand an der Tabellenspitze. Und der damalige Trainer, der Niederländer Louis van Gaal, war bei den Spielern in Ungnade gefallen. Daraufhin zogen sie in München die Notbremse und holten Heynckes, um zu kitten, was zu kitten war. Seinen Rücktritt 2013 verkündete Heynckes, nachdem er die Bayern zum Triple (Meisterschaft, Pokal und Champions League) geführt hatte.
Schwierige Suche nach Nachfolgern
Die Reaktivierung des Welttrainers von 2013, die auf den ersten Blick wie ein Verzweiflungsakt wirken kann, deutet in zweiter Instanz auf Weitblick der Bayern-Führung hin. Ancelotti war in München Plan A. Einen Plan B, nachdem der Italiener durch diskussionsbedürftige Personalentscheide das Vertrauen in der Kabine verspielt hatte, besass der FCB nicht.
Zwar standen schnell mögliche Nachfolger im Fokus, eine Ideallösung aber war nicht in Sicht. Entsprechend uneinig waren sich die Vereinsbosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness. Der frühere Dortmund-Trainer Thomas Tuchel, Rummenigges Favorit, wäre den Münchnern sofort zur Verfügung gestanden. Der akribische Fussballlehrer, der sportlich die Voraussetzungen der Bayern erfüllt hätte, gilt aber neben dem Platz als schwieriger Charakter.
Der gebürtige Bayer Julian Nagelsmann, den Hoeness gerne in München sehen würde, besitzt noch einen Vertrag in Hoffenheim. Die Wahrscheinlichkeit, dass die TSG ihren Erfolgscoach während der Saison ziehen lassen würde, wäre nicht sehr hoch gewesen. Als langfristige Lösung, in der fünften "Post-Heynckes-Zeit" in München, bleibt Nagelsmann aber eine Perspektive, auch wenn im Kraichgau noch keine Anfrage aus München eingetroffen ist.
Vom Pensionär zu "Plan A1"
Mangels Alternativen stieg Jupp Heynckes, der mit den Bayern insgesamt drei Meistertitel feiern konnte, vom Pensionär zum "Plan A1" auf. Er kennt die Strukturen, die Führungsriege und das "Mia-San-Mia-Konzept" wie kaum ein anderer. Zudem schätzt und kennt ihn das Gros der Wortführer in der Garderobe des FC Bayern aus seiner letzten Amtszeit in München. Manuel Neuer, Javi Martinez, Jerome Boateng, David Alaba, Franck Ribéry, Thomas Müller und Arjen Robben spielten 2013 alle schon unter dem Altmeister.
Bleibt die Frage zu klären, ob Heynckes mit 72 Jahren noch immer die nötige Kraft für den Job mitbringt. "Der Trainer beim FC Bayern muss sich um alles kümmern. Es kostet wahnsinnig Kraft und Energie", hatte Heynckes bei seiner Rücktritts-Ankündigung im Juni 2013 gesagt. Ein weiterer Punkt, der sich in den 1586 Tagen seit Heynckes' letztem Rücktritt nicht geändert haben dürfte. (sda)
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