Theater am Bodensee
Regisseur und Theatermacher Leopold Huber hat Max Frischs Stück zu einem kurzweiligen und lustigen Sommertheater vor herrlicher Naturkulisse gemacht. Mit witzigen Effekten und einem kleinen, aber professionellen Ensemble spielt das See Burgtheater die Geschichte des biederen Mannes, der blind ist für die sich zusammenbrauende Gefahr.
Das Stück über den ängstlichen Bürger in einer Welt voller Brandherde, der das Wissen um die eigene Mitverantwortung verdränge und den Weg des geringsten Widerstandes gehe, sei auch 60 Jahre nach dessen Uraufführung brandaktuell, schrieb das See-Burgtheater nach der Premiere. "Wir haben das Haus ja heute voller Brandstifter, ob Trump, Erdogan oder Orban", lässt sich der Regisseur zitieren.
Gottlieb Biedermann (Adrian Furrer) ist ein rechtschaffener und wohlanständiger Mann und ein bisschen dumm. Der Haarwasserfabrikant nimmt in seinem rosa Einfamilienhaus zwei dubiose Männer auf, die eben aus dem Gefängnis entlassen worden sind. Schmitz (Hans-Caspar Gattiker) und Eisenring (Andrej Reimann) schlafen auf dem Dachboden, geniessen ansonsten aber alle Annehmlichkeiten des Biedermannschen Haushalts.
Blind gegen lodernde Gefahr
Die Männer rauchen mit dem Hausherrn Zigarren und lassen sich vom Dienstmädchen Anna (Maria Lisa Huber) Wein und Wurst servieren. Dass sie Brandstifter sind, verheimlichen die beiden Landstreicher nicht. Doch Biedermann gibt sich grosszügig. Er glaubt an einen Scherz, obwohl der ehemalige Ringer und der gescheiterte Kellner auf dem Dachboden Benzinfässer einlagern und mit Zündschnur und Zündkapseln hantieren.
Biedermanns herzkranke Frau Babette (Astrid Keller) findet das unheimlich und will die ungebetenen Gäste loswerden. Auch Biedermann wird misstrauisch. Um die Eindringlinge vor die Tür zu setzen, fehlt dem rechtschaffenen Gutbürger aber der Mut. Lieber wahrt er sein Gesicht und bleibt freundlich. Bei einem gemeinsamen Nachtessen mit weiss gedecktem Tisch, Silberbesteck und Kerzenlicht verbrüdert sich Biedermann mit den Brandstiftern und gibt ihnen sogar die verlangten Streichhölzer.
Explosives Finale
So geht am Ende des zweistündigen Stücks Biedermanns schönes Häuschen in Flammen auf und die halbe Stadt explodiert, was vor der inzwischen dunklen Kulisse des Bodensees sehr eindrücklich aussieht.
Gegen die Katastrophe kann auch die mit Blaulicht und Sirenen vorfahrende Feuerwehr im Oldtimer-Feuerwehrauto nichts mehr ausrichten. Die sieben Feuerwehrleute sind im Theaterstück ohnehin nur schmückendes Beiwerk, die zwar immer wieder mit Sprechchören warnen, jedoch nichts gegen die Brandstifter unternehmen.
"Biedermann und die Brandstifter" wird bis zum 9. August noch 20 Mal im Seeburgpark am Bodensee-Ufer in Kreuzlingen aufgeführt. Die Zuschauertribüne ist gedeckt. (sda)
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