­
­
­
­

Erste Entscheide von neuer Regierung in Wien

Die neue österreichische Regierung aus Konservativen und Rechtspopulisten startet mit einer Klausur ins neue Jahr. Die Koalition demonstriert viel Harmonie - und dreht weiter an der Anti-Ausländer-Schraube.
Österreichs neuer Bundeskanzler Sebastian Kurz (l) mit seinem Vize, FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, nach der ersten Klausur
Österreichs neuer Bundeskanzler Sebastian Kurz (l) mit seinem Vize, FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, nach der ersten Klausur (Bild: KEYSTONE/APA/APA/ROLAND SCHLAGER)

Die Koalition von Kanzler Sebastian Kurz beschloss die Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder trotz Bedenken aus der EU. "Es bringt mehr Gerechtigkeit, wenn die Familienbeihilfe an die Lebenserhaltungskosten im jeweiligen Land angepasst wird", sagte Kurz am Freitag nach der ersten Regierungsklausur in Schloss Seggau in der Steiermark. Die Massnahme betrifft hauptsächlich in Österreich beschäftigte Ausländer, deren Kinder in der Heimat leben.

Der Vorstoss des Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache, Asylbewerber in Kasernen unterzubringen und teilweise Ausgangssperren zu verhängen, wurde nach viel Kritik schnell wieder relativiert. Strache distanzierte sich von entsprechenden Äusserungen in einem Interview.

Quartiere für Flüchtlinge in leerstehenden Kasernen seien derzeit kein Thema, sagte Strache. Er fühle sich missverstanden. Er hätte in dem Interview nur bekräftigen wollen, dass sich niemand durch private Unterkünfte bereichern dürfe und der Staat künftig seine Aufgaben wieder stärker erfüllen müsse.

Die neue Regierung aus Konservativen und Rechtspopulisten verfolgt laut Strache vielmehr das Ziel, illegale Migration zur Gänze zu stoppen. Strache hatte Donnerstagabend in einem Interview des ORF davon gesprochen, Flüchtlinge könnten theoretisch in Kasernen untergebracht werden. Auch eine Ausgangssperre für Flüchtlinge am Abend und nachts hielt er für denkbar - ohne Details zu nennen.

Werben für Österreichs Positionen

Insgesamt wurden bei der zweitägigen Klausur die ersten sechs von 2000 Massnahmen im Regierungsprogramm beschlossen, wie es hiess. Die Kürzung der Familienbeihilfe für Kinder im Ausland bringt laut Kanzler Kurz Einsparungen von über 100 Millionen Euro.

Im Jahr 2016 gingen 273 Millionen Euro an Familienbeihilfe vorwiegend nach Ungarn, die Slowakei und Polen. In Österreich wurden in der Zeit 4,4 Milliarden Euro der Sozialleistung ausgeschüttet.

Die Beihilfe ist nach dem Alter der Kinder gestaffelt und beträgt zwischen 112 Euro ab der Geburt und 162 Euro ab 19 Jahren. Eine Sprecherin der EU-Kommission kündigte am Freitag an, das Gesetz mit Blick auf die Vereinbarkeit mit EU-Recht prüfen zu wollen.

Mit der Ersparnis durch die gekürzte Familienbeihilfe kündigte die Regierung die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für niedrige Einkommen an. Durch Einschnitte in Verwaltung und Ministerien sollen 1,4 Milliarden Euro eingespart werden. Die Regierungsspitze kündigte zudem eine Deregulierungsoffensive sowie eine integrierte Klima- und Energiestrategie an.

Bei einem Treffen mit Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron kommende Woche in Paris und danach mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Berlin will Kanzler Kurz für Österreichs Positionen werben. Europäische Themen und Österreichs EU-Vorsitz im zweiten Halbjahr 2018 sollen im Mittelpunkt stehen. (sda/dpa)

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Kommentare

    Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben

Kommentare hinzufügen

Ähnliche Artikel

AboFrommelt zieht Bilanz
Politologe Christian Frommelt blickt zum 30-Jahr-Jubiläum des EWR-Beitritts auf die damalige Zeit zurück und spricht über mögliche künftige Herausforderungen und Entwicklungen.
02.05.2025
AboLandtagswahlen 2025
Die FBP schliesst, falls sie am 9. Februar auf dem zweiten Platz landet, eine Koalition mit der drittplatzierten Partei nicht aus. Für Liechtenstein wäre das ein Novum, andernorts aber keineswegs.
23.01.2025
Abo
Die FBP schliesst, falls sie bei den Landtagswahlen am 9. Februar auf dem zweiten Platz landet, auch eine Koalition mit der drittplatzierten Partei nicht aus. Für Liechtenstein wäre das zwar ein Novum, aber nicht unmöglich. In Österreich gab es das bereits zur Jahrtausendwende.
22.01.2025
Wettbewerb
5x2 Tickets für «we.make.music» am Giessenparkbad zu gewinnen
we.make.music
Umfrage der Woche
Soll Liechtenstein Widerspruch gegen die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) einlegen?
­
­