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Waffenlobbyist Schreiber angeblich pleite: «Nur ein Haus in Pontresina»

Dem deutschen Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber, der sich derzeit in Augsburg wegen Steuerhinterziehung und Bestechung vor Gericht verantworten muss, ist angeblich das Geld ausgegangen. Ausser einem Haus in Pontresina sei ihm nichts geblieben.

Augsburg. – Wie die Nachrichtenagentur afp unter Berufung auf die die «Augsburger Allgemeine» berichtet, ist das Augsburger Finanzamt im vergangenen September mit dem Versuch einer Pfändung bei Schreiber zur Eintreibung von Steuerschulden gescheitert. Schreiber habe an Eides Statt versichert, er habe kein Vermögen mehr, ausser einer Eigentumswohnung in Bündner Ort Pontresina.

Am Mittwoch waren vor Gericht Schweizer Bankunterlagen vorgelegt worden, die nahe legen, dass Schreiber Millionenbeträge aus Provisionen für Flugzeug- und Panzergeschäfte auf sein Privatkonto gelenkt hatte. Danach flossen Provisionen in Höhe von 64,7 Millionen D-Mark (rund 48,6 Millionen Franken) der Firmen Thyssen und Airbus an Schweizer Konten von Scheinfirmen, hinter denen laut Anklage Schreiber steht. Von dort sollen Millionenbeträge auf Schreibers privates Konto bei der Sparkasse Landsberg/Diessen gelangt sein.

Schreiber ist wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zum Betrug angeklagt. Auch am Mittwoch hatte er sich nicht geäussert. Er hatte zu Beginn seines Prozesses Mitte Januar die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen.

Wie der «Spiegel» berichtete, behauptete Schreiber, von einem CSU-Wahlkampffonds in Liechtenstein zu wissen. Vor Gericht liess er erklären, die bayerische Partei habe auch in der Schweiz ein Nummernkonto unterhalten. Schreiber gilt als eine Schlüsselfigur der Spendenaffäre der Schwesterpartei CDU.

Schreiber war im vergangenen August nach zehnjährigem Rechtsstreit von Kanada an Deutschland ausgeliefert worden. Der Waffenlobbyist hatte 1991 der CDU eine illegale Parteispende von einer Million Mark gemacht.

Das Auffliegen dieser Zahlung brachte den Spendenskandal ins Rollen, der schliesslich den heutigen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble als CDU-Vorsitzenden und Unionsfraktionschef zu Fall brachte.

1995 setzte sich Schreiber nach Pontresina ab, nachdem deutsche Justizbehörden sein Haus in Deutschland durchsucht hatten. Im September 1997 erliess die Staatsanwaltschaft Augsburg einen Haftbefehl wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung. Im März 1999 wurde dem Waffenlobbyisten der Boden in der Schweiz zu heiss und er flüchtete mit seinem kanadischen Pass nach Ottawa. (wfr/sda)

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/wirtschaft/waffenlobbyist-schreiber-angeblich-pleite-nur-ein-haus-in-pontresina-art-68766

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