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Versicherungsplatz wächst kräftig

Nach der historischen Krise vor zwei Jahren läufts am Versicherungsplatz Liechtenstein wieder wie am Schnürchen. Die Prämienvolumen wachsen im zweistelligen Bereich ? vor allem durch das Geschäft mit reichen Privatkunden.

VON VALESKA BECK

Vaduz. – Fondsgebundene Lebensversicherungen aus Liechtenstein gehen derzeit weg wie die warmen Semmeln. Nach dem massiven Einbruch im Jahr 2008 – dem Höhepunkt der Finanzplatz- und Finanzkrise – klingeln die Kassen bei den liechtensteinischen Versicherern, die solche Fondspolicen vertreiben, wieder ordentlich. «Wir sind kräftig gewachsen», sagt Michael Neubert, CEO bei Liechtenstein Life Assurance. Die Versicherungsgesellschaft hat im ersten Halbjahr knapp 25 Millionen Franken an Prämienerlösen verbucht – fast vier Mal mehr als in der Vorjahresperiode. Noch stärker ist das Prämienvolumen bei Baloise Life Liechtenstein angestiegen: Von 104 Millionen Franken in der Vorjahresperiode auf 796 Millionen im ersten Halbjahr dieses Jahres – rund siebeneinhalb Mal mehr.
Auch bei Swiss Life Liechtenstein spricht man von einem «markant höheren Prämienvolumen»: «Unser internationales Geschäft mit vermögenden Privatkunden wächst stark», sagt CEO Philippe Moser. Konkrete Zahlen gibt Swiss Life nicht bekannt.

Wachstum dank «Scudo»

Zum Prämienwachstum beigetragen hat die italienische Steueramnestie, der «Scudo Fiscale», der bis April verlängert wurde. «Fondsgebundene Lebensversicherungen, wie sie in Liechtenstein angeboten werden, können dazu eingesetzt werden, nicht versteuerte Vermögen rechtlich ins Heimatland zurückzuführen», sagt Annemie D’Hulster, Geschäftsführerin von Baloise Life Liechtenstein. Aber auch in anderen europäischen Märkten würden die Fondspolicen «gut laufen», so D’Hulster: «Wir treffen offenbar das Bedürfnis der Kunden.»


Produkte nicht unumstritten

Das Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen ist das Hauptgeschäft der meisten in Liechtenstein ansässigen Versicherungsunternehmen. Im Unterschied zu klassischen Lebensversicherungen wird das Vorsorgekapital mit Anlagen in bestimmten Fonds gebildet. Als Zielgruppe angepeilt werden vor allem reiche Privatkunden. Die Produkte gelten als steuerlich günstig – ein schlagendes Argument für die Kunden, sagt Liechtenstein-Life-Chef Neubert: «Fonds­poplicen sind das letzte verbliebene Instrument im Private Banking, das eine Kombination aus Vermögensverwaltung, Risikoabsicherung und Steueroptimierung bietet.»
Dass die liechtensteinischen Versicherer mit «steueroptimierten» Produkten werben, bringt ihnen aber nicht nur Freunde ein. Im Frühling schwappte eine Welle der Kritik über den Versicherungsplatz – die Produkte würden als «neues Steuerschlupfloch für Schwarzgeld» missbraucht, hiess es in den ausländischen Medien. Caroline Voigt, Geschäftsführerin des Liechtensteinischen Versicherungsverbandes, weist diese Vorwürfe auch heute noch von sich. «Wir locken kein undeklariertes Geld aus dem Ausland an», unterstreicht Voigt. Dennoch habe der Versicherungsstandort auch zweieinhalb Jahre nach Ausbruch der Steueraffäre immer noch mit Reputationsproblemen zu kämpfen.

«Ein einmaliger Ort»

Das bestätigt auch Swiss-Life-Liechtenstein-Chef Moser: Es gebe nach wie vor Kunden, die Vorbehalte gegenüber dem Finanzplatz Liechtenstein hätten. «Die Situation hat sich aber entspannt», so Moser, der lieber die Vorteile des Versicherungsstandortes nennt: «Liechtenstein ist ein einmaliger Ort für die Versicherungsindustrie in Europa, nicht zuletzt dank der Mitgliedschaft im Europäischen Wirtschaftsraum und den Verträgen mit der Schweiz.» Deshalb blicke er optimistisch in die Zukunft. «Der Versicherungsstandort Liechtenstein ist geradezu prädestiniert zum Wachsen.»

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