Tiefe Zinsen machen Valartis Bank zu schaffen
VON WOLFGANG FREY
Gamprin-Bendern. – Die Zahlen sind ernüchternd. Im ersten Halbjahr 2009 hatte die Valartis Bank (Liechtenstein) – damals noch als Hypo Investment Bank (Liechtenstein) – einen Nettogewinn von 4,1 Millionen Franken eingefahren. Ein Jahr später, inzwischen mehrheitlich übernommen von der Schweizer Privatbankengruppe Valartis, stehen unterm Strich nur noch 1,3 Millionen Franken. Das ist ein Einbruch von 68 Prozent.
Als Hauptgrund für den Rückgang nannte Bankchef Insam im Gespräch mit dem «Liechtensteiner Vaterland» das historisch tiefe Zinsniveau, das den Banken derzeit weltweit zu schaffen macht. Traditionell legt die Bank ihre Gelder laut Insam am Interbankenmarkt an. Dort ist derzeit allerdings recht wenig zu holen. Das zeigt der Blick auf die Erfolgsrechnung der Bank: Der Ertrag aus dem Zinsengeschäft ging von 6,5 auf 3 Millionen Franken zurück. Insam kündigte an, das Kreditgeschäft mit bestehenden Kunden «sachte» auszuweiten, um die Margen im Zinsengeschäft etwas zu verbessern. Zudem werde die Bank Gelder künftig zum Teil auch in Unternehmensanleihen mit guten Ratings investieren, um bessere Erlöse zu erzielen.
Erträge auf Rekordniveau
Einen Zuwachs erzielte die Bank dagegen beim Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Dieser stieg von 4,4 auf 5,7 Millionen Franken – ein Zuwachs von 29 Prozent und der bislang höchste Ertrag in der Geschichte der Bank. Das reichte jedoch nicht aus, um die Einbrüche im Zinsengeschäft und die um 15 Prozent auf 4,2 Millionen Franken gestiegenen Personalkosten aufzufangen.
Fürs zweite Halbjahr ist Insam dennoch zuversichtlich. Einerseits könne das Zinsniveau nicht noch weiter fallen, sagte Insam. Andererseits zeigten sich Erfolge bei der Bearbeitung der Märkte Mittlerer Osten und Asien, in die die Valartis Bank (Liechtenstein) derzeit auch mit der Einstellung von Muttersprachlern investiert.
Die steueraffärenbedingten Geldabflüsse von Altkunden aus Deutschland und Österreich habe man mit Neugeldern aus den Märkten des Ostens im ersten Halbjahr voll kompensieren können, sagte Insam. Die verwalteten Vermögen blieben damit zum 30. Juni im Jahresvergleich mit 1,5 Milliarden Franken nahezu stabil. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 1,6 Milliarden Franken verwaltet. Wie bei anderen Instituten auch sanken die in Franken ausgewiesenen verwalteten Vermögen durch die Schwäche der Euro- und US-Dollar-Anlagen der Kunden.
«Gegenseitige Befruchtung»
Die Valartis-Gruppe, die seit Herbst 2009 über 72,5 Prozent der Aktien verfügt, lasse dem 55 Mitarbeiter zählenden Team der Bank in Gamprin-Bendern den Raum, die «Ausrichtung und Unabhängigkeit» des Instituts zu wahren, sagte Insam. Die Zusammensetzung von Vorstand und Belegschaft habe sich durch den Eigentümerwechsel «nicht geändert». Die «gegenseitige Befruchtung» sei dagegen «offensichtlich», sagte Insam. Die restlichen Aktien halten neben Insam selbst 17 weitere Mitarbeiter der Liechtensteiner Bank.
Zum Download (pdf):Bilanz Valartis Bank Liechtenstein
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