OC Oerlikon in letzter Sekunde gerettet (mit Video)
OC ist 2009 mit einem Verlust von 592 Mio. Fr. noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig zieht die hochverschuldete Industriegruppe den Kopf aus der Schlinge: Die Banken und Hauptaktionär Viktor Vekselberg haben einem Milliarden- Sanierungspaket zugestimmt.
Der Verlust fällt noch höher aus als 2008, als das Minus 422 Mio. Fr. betragen hatte. Auf dem Ergebnis lasteten rund 350 Mio. Fr. an Sonderkosten, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Allein auf dem Goodwill der Textilmaschinensparte mussten hohe 202 Mio. Fr. abgeschrieben werden müssen.
Im Zuge der Krise hätten Kunden im grossen Stil Investitionen eingefroren. Der Bestelleingang sank von 4,2 Mrd. Fr. auf 3 Mrd. Franken. Der Umsatz brach dadurch erneut massiv ein: Mit 2,88 Mrd. Fr. lagen die Gesamteinnahmen 37,9 Prozent tiefer als im Vorjahr.
Der Verkauf von Firmenteilen, darunter das Halbleiter- und das Raumfahrtgeschäft, hätten hingegen 104 Mio. Fr. in die Konzernkasse gespült. Die im Sommer 2008 begonnene harte Restrukturierung umfasste nicht nur Verkäufe, sondern auch den Abbau von Tausenden von Stellen. 4000 der 16'400 Mitarbeiter des Konzerns waren Ende 2009 immer noch in Kurzarbeit.
Turnaround noch 2010 angestrebt
Die Restrukturierung zeigt bereits Wirkung: Es sei gelungen, wiederkehrende Einsparungen von 237 Mio. Fr. zu erzielen, teilte OC Oerlikon mit. Bis Ende 2011 soll das Kostenniveau nachhaltig bis zu 400 Mio. Fr. gesenkt werden.
In der zweiten Jahreshälfte will OC Oerlikon zumindest operativ in die Gewinnzone zurückkehren. Es würden aber auch 2010 Restrukturierungs- und Finanzierungskosten auf den Konzern zukommen: Konzernchef Hans Ziegler sagte der Nachrichtenagentur AWP, ein Reingewinn sei 2010 noch nicht zu erwarten.
Banken und Aktionäre verlieren
Mit Sicherheit wird OC Oerlikon einen grossen Teil der Schulden los. Im Zuge der Sanierung werden die Kreditgeber aber 25 bis 125 Mio. Fr. ans Bein streichen müssen, wie bereits Anfang Woche bekannt geworden war. Die Rekapitalisierung des Konzerns wird durch eine Herabsetzung des Nennwertes aller OC-Oerlikon-Aktien und der anschliessenden Herausgabe von neuen Aktien erreicht.
Pro Aktie erhalten die heutigen OC-Oerlikon-Eigner demnach das Recht, 19 neue Aktien zu je 3.72 Fr. zu kaufen. Hauptaktionärin Renova von Grossinvestor Viktor Vekselberg, die rund 45 Prozent an OC Oerlikon hält, hat sich dazu verpflichtet, all ihre Bezugsrechte auszuüben.
Die Banken dagegen werden jene neuen Aktien zeichnen, deren Bezugsrechte nicht wahrgenommen werden. Der Preis für die neuen Aktien wird dabei mit den Schulden verrechnet, die OC Oerlikon bei den Kreditgebern hat. Auf diese Weise soll rund 1 Mrd. Fr. in die Konzernbilanz fliessen.
Die Banken erhalten die Möglichkeit, weitere Aktien zu zeichnen. Alles in allem könne das Eigenkapital um bis zu 1,3 Mrd. Fr. erhöht werden, wie OC Oerlikon in einer Mitteilung schreibt. Die rund 1,7 Mrd. Franken Schulden wurden so um bis zu 77 Prozent abgebaut. (sda/ak)
Video:
OC Oerlikon schreibt 592 Mio. Fr. Verlust - Sanierungsplan steht
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