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Mit Vielseitigkeit zur inneren Ruhe

«Man findet seine innere Ruhe, verschmilz mit dem, was man tut» ? was wie die Aussage eines japanischen Zen-Meisters klingt, ist die Charakterisierung eines Berufs: Peter Niederklopfer ist naturwissenschaftlicher Präparator.

Vaduz. – Für die Naturkundliche Sammlung des Landes Liechtenstein bereitet er Pflanzen und vor allem Tiere auf, die beispielsweise im Schulunterricht dazu dienen sollen, den Lebensraum in den Alpen näherzubringen. Sei es ein ehemals stolzer Hirsch, eine Wildsau oder eine bestimmte Käferart – der Präparator stellt die Tiere so lebensecht wie möglich dar.
Dabei ist die Feststellung wichtig, dass kein Hirsch oder Reh extra getötet wird, um dann «lebensecht» ausgestopft zur Zierde einer Ausstellung zu werden: «Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, dass extra dafür getötet wurde», sagt der Natur- und Tierfreund Niederklopfer.
Es sind auch die Zeiten vorbei, als ein Tier noch klassisch «ausgestopft» wurde, um es für die Nachwelt zu erhalten. Ein moderner Präparator modelliert den Körper des Tiers exakt nach, um anschliessend das Fell darüberzuziehen. Das Skelett wird vom Präparator oft separat für Anschauungszwecke aufbereitet, um anatomische Studien zu ermöglichen. Bisweilen sind es auch nur einzelne Körperteile, die für Studienzwecke präpariert werden müssen.

Gutes Auge, feines Händchen

Für diese Arbeiten sind sehr viel Fingerspitzengefühl und genaue Kenntnisse über den Aufbau, aber auch das natürliche Verhalten eines Tiers erforderlich: «Es ist sehr wichtig, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und ihre Bewegungsabläufe zu kennen, um sie naturgetreu nachbilden zu können.» Der Blick des Jägers und Kleintierzüchters Niederklopfer ist mittlerweile so geschult, dass der zum Beispiel am Gang eines Tiers Unregelmässigkeiten und damit gewisse Krankheiten und Verletzungen erkennen kann.
Aber nicht nur die Liebe zur Natur und ein sicheres Auge machen einen guten Präparator aus: «Man muss ein guter Zeichner und Modellbauer sein», erläutert Niederklopfer, der die Vielfalt der Tätigkeiten schätzt, die sein Beruf mit sich bringt.
Schliesslich ist ein Tierpräparator nicht nur ein Handwerker, der mit vielen verschiedenen Baustoffen arbeiten kann, sondern auch Bildhauer und Maler, beispielsweise wenn es darum geht, Fische zu entwerfen. Die Originalhaut wäre nur unter sehr grossem Aufwand für ein Modell zu bearbeiten, weshalb es am Präparator ist, die typischen Kenzeichnungen originalgetreu auf das Modell aufzutragen. Bisweilen dienen auch nur Bilder oder Filmausschnitte als Vorlagen für das spätere Ausstellungsstück.
Anders ist dies zumeist bei heimischen Sägetieren. Dort ist es, wie bereits erwähnt, wichtig, die Skulptur exakt an das vorhandene Fell anzupassen. Das Fell selbst muss zuvor haltbar gemacht werden, womit der Präparator obendrein die Tätigkeit eines Gerbers oder Pelzzurichters beherrschen muss.

Eine Frage der Hygiene

Und nicht nur das: «99 Prozent aller Tiere werden frisch geliefert», sagt Niederklopfer. Es kommen also Tiere auf den Seziertisch des Präparators, die vor Kurzem natürlich verendet oder Opfer eines Unfalls wurden. Dann ist der Metzger gefragt: «Das Fleisch wird oft verwendet – das heisst, dass ich extrem hygienisch arbeiten muss. Präparator ist ein sehr sauberer Beruf.» Zumal es in einigen Fällen auch nicht ganz ungefährlich wäre, das Tier einfach aufzuschneiden und auszunehmen, beispielsweise, wenn der Verdacht auf Tollwut besteht: «Das ist durchaus möglich, aber es kommt selten vor. Die Hygiene ist in solchen Fällen aber besonders wichtig.» Womit der Präparator zeitweise zum Pathologen wird. Und so sagt Niederklopfer voller Selbstbewusstsein und Liebe zum Beruf: «Es gibt nichts, was ich nicht kann.»

Um so weit zu kommen, benötigt es viel Berufserfahrung – Niederklopfer hat mittlerweile 30 Jahre als Präparator auf dem Buckel, von denen er keinen Tag bereut. Mit 16 hat er die dreijährige Ausbildung begonnen, deren theoretischer Teil im Blockunterricht in Wien abgehalten wird. Diese zentrale Ausbildung ist auch der Seltenheit des Berufs geschuldet: «In der Schweiz gibt es beispielsweise nur zwei Lehrlinge», erklärt Niederklopfer mit einem Bedauern. Der Bedarf ist schlicht und einfach zu gering. Weshalb er auch bei seinen Führungen durch seinen Arbeitsplatz immer wieder interessierte Schüler enttäuschen muss, denen der Beruf eigentlich gefallen würde. (ky)
 

 

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