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«Man hat uns vergessen»

Die Liechtensteiner Treuhänder wollen sich in der Politik wieder mehr Gehör verschaffen. Um ihr unter die Räder geratenes Geschäft wieder «salonfähig» zu machen, soll die Regierung nun in die Bresche springen.

VON VALESKA BECK

Vaduz. – Roger Frick, Präsident der Liechtensteinischen Treuhändervereinigung (THV), zeigte sich gestern enttäuscht von der Politik. «Wir wiederholen seit einem Jahr dieselben Kernbotschaften bei der Regierung und beim Landtag – es hat sich aber nichts bewegt», sagte Frick. Er habe den Eindruck, dass man die Treuhänder «vergessen habe». Die THV präsentierte vor diesem Hintergrund gestern im Kunstmuseum in Vaduz vor rund 50 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik eine Studie, die unterstreichen soll, welches Gewicht der Treuhandsektor für die Liechtensteiner Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt hat. «Wir wollen klarmachen, wie wichtig der Treuhänder ist», so Frick.

Gegen Politik «aus dem Regal»

Die Studie, die von der THV bei Professor Martin Kolmar von der Universität St. Gallen in Auftrag gegeben worden war, kommt zum Schluss, dass rund 3200 oder 11 Prozent der Arbeitsplätze vom Treuhandsektor abhängig sind. Der Beitrag des Sektors an die Bruttowertschöpfung macht laut Studie 23 Prozent, also knapp ein Viertel, aus.

«Diese Arbeit zeigt, wie es dem Land gehen wird, wenn sich die eine oder andere Entwicklung durchsetzt», sagte Frick mit Blick auf die Lockerung des Bankgeheimnisses in mehreren bilateralen Abkommen zum Informationsaustausch in Steuerhinterziehungsverdachtsfällen.

Liech­tenstein hatte sich dabei hauptsächlich an den Musterabkommen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) orientiert. Für diese Abkommenspolitik der Regierung fand Frick kritische Worte: «Als Kleinstaat kann man nicht einfach ein Musterabkommen aus dem Regal nehmen, sondern man muss mit jedem einzelnen Land verhandeln und seine Interessen so weit wie möglich durchsetzen.»

Änderungen «nicht so einfach»

Jetzt, so Frick, liege es an der Regierung, die Gesetze im Inland so zu gestalten, dass das Geschäftsmodell der Treuhänder im Ausland wieder «salonfähig» werde. Die Lockerung des Bankgeheimnisses hat den klassischen Geschäftsmodellen der Treuhänder weitgehend die Grundlage entzogen – vor allem das Stiftungsgeschäft ist seit dem Ausbruch der Steueraffäre vor zwei Jahren praktisch zum Erliegen gekommen.

Dennoch tun sich die Treuhänder derzeit noch schwer mit neuen Geschäftsideen. «Wir können unsere Produkte nicht so einfach ändern – das ist sehr schwierig», sagte Frick.

Deshalb liege der Ball jetzt bei der Politik, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass «unsere Produkte im Ausland wieder funktionieren und dort auch verkauft werden können», so der Treuhänderpräsident.

Mehr aus der aktuellen Ausgabe von «Wirtschaft regional»  finden Sie hier.
 

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