Liechtenstein nicht immer im Franken-Raum
VON RICHARD BRUNHART
Vaduz. – «Zahlungen in CHF im Ausland» – diese Tarifposition bei seiner Kreditkartenabrechnung für Einkäufe in Liechtenstein stösst bei Ueli Siegfried aus Triesen auf Unverständnis (siehe Leserbrief in der «Vaterland»-Ausgabe von gestern). Dass Liechtenstein innerhalb der Währungsunion als Ausland gelten soll, erscheint ihm nicht nachvollziehbar. Zudem beschwert sich Siegfried über die Kommunikationspolitik des Instituts, das seine Gratis-Kreditkarte herausgegeben hat. Bei der Mitteilung der Vertragsänderung – Liechtenstein galt davor als Inland -, die indirekt die Tarife betrifft, erwartet Siegfried ausserdem einen kundenfreundlichen Hinweis, den er in diesem Fall vermisst.
Liechtenstein ist meist Inland
Die vermutlich weit grössere Zahl der liechtensteinischen Kreditkartenkunden wird dieses Problem nicht betreffen. Anders als bei den Maestro-Karten – bei denen das Kartenunternehmen MasterCard aufgrund eines Entscheids der Europäischen Kommission Anfang dieses Jahres die Zahlungsräume neu eingeteilt und Liechtenstein mit den anderen EWR-Ländern in einen Zahlungsraum zusammengefasst hat – ist für diese Änderung der Definition von Liechtenstein als Ausland für eine in der Schweiz herausgegebene Karte ein einzelner Kartenherausgeber verantwortlich.
Wie Christoph Weder vom Bankenverband mitteilt, gilt für die von liechtensteinischen Banken vermittelten Kreditkarten, für die auch Jahresgebühren erhoben werden, Liechtenstein als Inland. Zusätzliche Gebühren für Einkäufe in Liechtenstein fallen bei diesen Karten nicht an.
Tiefere Gebühren für Händler
Auch in der Schweiz ist der bargeldlose Zahlungsverkehr immer wieder im Fokus. Die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) verfügte bereits 2005, die sogenannten Domestic Multilateral Interchange Fees (DMIF) auf maximal 1,3 bis 1,35 Prozent festzulegen. Die DMIF sind Zahlungen, die die Herausgeber der Karten von denjenigen Unternehmen erhalten, die die Transaktionen abwickeln, den sogenannten Acquirern. Diese sollten die tieferen Gebühren an die Händler weitergeben und in der Folge auch die Preise für die Endkunden – in Liechtenstein ebenso wie in der Schweiz – sinken.
Eingegriffen hat die Weko, da die DMIF in zwei Gremien bestimmt werden, die durch die gleichen Parteien besetzt werden – alle Schweizer Institute vertreiben sowohl Visa als auch MasterCard – und die rund 90 Prozent des Kreditkartenmarktes der Schweiz umfassen. «Die Weko qualifiziert die Festlegung der DMIF in diesen Gremien grundsätzlich als eine Preisabrede», heisst es in einer Zusammenfassung der Verfügung. Zudem wurde der Wettbewerb mit einer weiteren Massnahme gestärkt. Händler dürfen nicht mehr daran gehindert werden, Rabatte für andere Zahlungsarten zu gewähren.
Bewegung auch in Liechtenstein
Auch in Sachen Debitkarten sollte sich die Situation bald bessern. Da die liechtensteinischen Banken derzeit noch EC-Karten ausgeben, die als in der Schweiz herausgegebene Karten gelten, zahlen Händler in Liechtenstein bei Zahlungen über EC-Karten von Liechtensteiner und Schweizer Kunden höhere Gebühren als die Händler über dem Rhein.
Doch eine liechtensteinische Karte ist in Arbeit. Christoph Weder erklärt, dass die Umsetzung sehr komplex ist. «Der Liechtensteinische Bankenverband setzt jedoch alles daran, dass die bestehende Situation so bald als möglich behoben werden kann», so Weder. «Der Bankenverband geht davon aus, dass die Banken Ende 2011, Anfang 2012 die neuen liechtensteinischen Debitkarten ihren Kunden anbieten können.»
Zwar wird damit die Aufteilung in zwei unterschiedliche Zahlungsräume nicht rückgängig gemacht. Bei Schweizer Konsumenten fallen für Händler in Liechtenstein immer noch höhere Gebühren an. Doch das gleiche Problem haben die Schweizer Händler mit liechtensteinischen Kunden, was die Wettbewerbsverzerrung abmildert.