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LGT umwirbt reuige britische Steuerhinterzieher

Liechtensteiner Banken entdecken das Geschäft mit britischen Steuerhinterziehern. Das grösste Institut, die LGT Bank in Liechtenstein, will die Möglichkeiten der zwischen Vaduz und London vereinbarten Teilamnestie jetzt offensiv nutzen.

VON WOLFGANG FREY

Vaduz. – Die Idee ist nicht neu. Seit Liechtenstein mit Grossbritannien im August 2009 ein weltweit einzigartiges Abkommen geschlossen hat, das britischen Steuerhinterziehern bis 2015 ermöglicht, ihre unversteuerten Gelder zu günstigen Kondition via Liechtenstein zu legalisieren, wittern einige Akteure am krisengeschüttelten Finanzplatz Vaduz Morgenluft. Der erste, der daraus öffentlichkeitswirksam eine Geschäftsidee machte, war der Liechtensteiner Vermögensverwalter Fritz Kaiser. Auf der für Briten aufgeschalteten Internetseite www.ukdisclosurefacility.com wirbt seine Finanzgruppe Kaiser Ritter Partner seit Ende September 2009 recht aggressiv für die Offenlegungsmöglichkeit, die Briten wesentlich günstigere Konditionen bietet als die kürzlich ausgelaufene reguläre britische Steueramnestie. Einzige Bedingung: Das Geld muss zum Deklarationszeitpunkt in Liechtenstein liegen. Mit anderen Worten: Wer sein Geld bislang auf einer Kanalinsel versteckte, muss es nur nach Liechtenstein überweisen, deklarieren und schon profitiert er von vergleichsweise niedrigen Strafzahlungen. Effekt für die Liechtensteiner Institute: Wenn die geläuterten Briten ihre Gelder auch nach der Deklaration auf ihrem Vaduzer Konto lassen, haben sie neues Geld und neue Kundschaft.

Die für ihre Zurückhaltung bekannte Liechtensteinische Landesbank (LLB) hält Informationen zu der Deklarationsmöglichkeit auf ihrer Webseite etwas versteckt unter dem Menüpunkt «Private Banking» auch auf englisch bereit und nennt dort in einem PDF-Dokument zum Herunterladen auch Ansprechpartner. Ein solches Dokument hält auch die LGT auf ihrer Seite bereit. Nun will die grösste Bank des Landes aber noch etwas nachlegen.

Prinz Max auf Werbetour

Mitte Januar 2010 hat die Bank die Internetadresse www.ldf-info.com reserviert, inzwischen finden sich darauf detaillierte Beispielrechnungen, wie Briten von der «Liechtenstein Disclosure Facility» (LDF), wie die Offenlegungsmöglichkeit offiziell heisst, profitieren können. Der Geschäftsmann «Mister Smith» der vor zwanzig Jahren 10 Millionen britische Pfund diskret auf einem Schweizer Konto untergebracht hat, müsse im Falle des Auffliegens mit Kosten von rund 17 Millionen Pfund rechnen, heisst es dort. Falls er die Offenlegungsmöglichkeit nutze, zahle er nur 3,4 Millionen.

Der Hauptpartner der LGT bei der Akquise britischer Kunden ist die internationale Grosskanzlei DLA Piper. Sie ist auch Partner für eine Roadshow durch Grossbritannien, die am 23. März in Edinburgh startet, über Birmingham und Manchester führt und am 26. März in London endet. Auf dem Programm der rund zweistündigen Veranstaltung für geneigte Finanz-intermediäre und interessierte Steuerhinterzieher stehen Vorträge von LGT-Vertretern und DLA-Piper-Steuerexperten. Um die Werbetrommel für die Tour zu rühren, ist LGT-CEO Prinz Max von und zu Liechtenstein kürzlich nach England geflogen. Am Wochenende sollen Interviews zum Thema in führenden Zeitungen der Insel erscheinen, wie LGT-Sprecher Christof Buri im Gespräch mit «Wirtschaft regional» sagte.

Milliardenbeträge im Fokus

Die Beträge, die Briten auf möglicherweise noch undeklarierten Auslandskonten gebunkert haben, werden auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. In der Offenlegungsmöglichkeit sehe die Bank ein «attraktives» Instrument, um vermögende Anleger nach Liechtenstein zu bringen, sagte Buri. Deren Geld wäre nach der Offenlegung deklariert, man schaffe durch solches Neugeld also keine neuen Risiken.

Auch zwei Jahre nach der im Februar 2008 ausgebrochenen Steuerhinterziehungsaffäre kämpfen Liechtensteiner Banken noch mit teils massiven Geldabflüssen.
 

Mehr aus der aktuellen Ausgabe von «Wirtschaft regional»  finden Sie hier.

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