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«Hier ist ein Wort noch ein Wort»

Golfer kennen Guido Mätzler als Organisator der Swiss Olympic Golf Trophy in Bad Ragaz. Der Anwalt hat Martina Hingis während ihrer aktiven Karriere begleitet, nun lanciert der Sportförderer ein Profi-Golfturnier für Frauen. Mit Guido Mätzler sprach Mirjam Fassold

Herr Mätzler, morgen gehen in Sotschi die Olympischen Winterspiele zu Ende. Sie als Sportförderer haben diese sicher mitverfolgt.

Guido Mätzler: Dem ist so. Mich faszinieren der Anlass und die Grössenordnung, die er mit den vielen neuen Sportarten mittlerweile angenommen hat. Ausserdem bin ich über den Skipool direkt involviert ? die gesamte Wintersportindustrie profitiert davon, wenn Schweizer Wintersportler positiv in Erscheinung treten.

Sie, respektive die Verbände und Organisationen, denen Sie vorstehen, spüren im kommenden Winter, ob Sotschi 2014 aus Schweizer Sicht erfolgreich war?

Die gesamte Wintersportbranche tut dies. Nicht erst im kommenden Winter. Gerade jetzt, wo im Tal wenig Schnee liegt und die Menschen in den Städten fast vergessen, dass in den Bergen Top-Bedingungen zum Skifahren herrschen, ist es wichtig, dass Wintersport in den Medien präsent ist. Zumal es immer schwieriger wird, junge Menschen zum Schneesport zu bringen. Ein Olympiasieger im eigenen Land hat schon öfters den Startimpuls für die Karriere eines jungen Sportlers gegeben.

Die Goldmedaille des Zürcher Snowboarders Iouri Podlatschikov ist in diesem Sinne für die Branche Gold wert?

Ja sicher, er ist ohnehin ein Farbtupfer der Winterspiele, weil er in seiner Art so anders ist als viele alpine Sportler. Auch die Goldmedaille von Domi­nique Gisin ist enorm viel Wert. Sie hat über Jahre gezeigt, dass es sich lohnt dabei zu bleiben, hat Verletzungen überwunden und feiert jetzt einen grossen Erfolg ? und ist bei allem sehr menschlich geblieben.

Durchhaltewillen und Warten auf Erfolg sind auch im Schweizer Golf gefragt. Sie sind Initiant des Association Suisse de Golf Ladies Open, das Anfang Mai in Gams stattfindet. Sind die Vorbereitungen auf Kurs?

Sie sind es, wir sind gut im Zeitplan. Die Basis der Sponsoren haben wir ? ASG und ASGI treten gemeinsam als Hauptsponsoren auf, die Region bringt sich ebenfalls ein, Grand Resort Bad Ragaz, Bergbahnen Flumserberg, Allianz Versicherungen und die Casino Förderstiftung engagieren sich als Co-Sponsoren. Der Vertrag mit dem Platzbetreiber, dem Golf Club Gams-Werdenberg, ist unterschrieben, ebenso jener mit der Ladies European Tour. Auch die Abmachungen mit den Hotels in der Region, in denen die Spielerinnen logieren werden, sind unter Dach.

Liegen schon Zusagen von Spielerinnen vor?

Sechs Schweizer Profigolferinnen sind bereits eingeschrieben. Weil Anfang Mai die Saison auf der LET in Europa noch nicht gestartet ist, erwarten wir weitere Topspielerinnen, die sonst auf der grossen Tour spielen.

Welche Einheimischen werden dabei sein?

Die vier besten Proetten des Landes ? Fabienne In-Albon, Anaïs Maggetti, meine Tochter Melanie Mätzler sowie Caroline Rominger ?, die regelmässig auf der LET spielen. Und zwei Damen, die vergangene Saison auf der Access Series spielten: Eva-Maria Möhwald und Hermione Fitzgerald.

Ihre Tochter Melanie spielt auf der Ladies European Tour; profitieren Sie als Turnier-Organisator von den Erfahrungen der Tourspielerin?

Wir profitieren sehr stark von ihren Erfahrungen und Ratschlägen. Über sie ist auch der Kontakt zur LET entstanden ? Diane Barnard, Turnierdirektorin der LET Access Series, hat Melanie angesprochen, die Tour wünschte sich ein Turnier in der Schweiz. Melanie hat sie an mich verwiesen, wir diskutierten das Thema und so kam das Ganze ins Rollen.

Als Veranstalter firmiert der Sportartikel Lieferantenverband, nicht Guido Mätzler. Warum?

Ich wollte nicht, dass das Turnier übers Anwaltsbüro läuft, das ist nicht unsere Aufgabe. Deshalb brachte ich das Thema im Vorstand des Sportartikel Lieferantenverbandes ein, dieser entschied sich, auf diesem Weg eine junge Sportart und junge Sportlerinnen zu fördern. Die Geschäftsführerin des Verbandes ist sehr interessiert und geht das Projekt mit grossem Enthu­siasmus an. Wichtig ist für mich auch der Rückhalt bei den Menschen und den Unternehmen in der Region. Das Turnier wird von der Region getragen, Heidiland Tourismus und die Region Werdenberg-Sarganserland unterstützen uns.

Sie erwähnen Liechtenstein mit keinem Wort.

Wir haben in Liechtenstein einige Anfragen getätigt, aber bisher noch nicht das erhoffte Feedback bekommen. Aber es sind ja noch zehn Wochen bis zum Turnier. Und wir haben ein attraktives Angebot für Sponsoren. (schmunzelt)

Sie sind Rechtsanwalt, wie hilfreich ist Ihr juristisches Fachwissen bei der Organisation von Golfturnieren?

Egal, was man organisiert, irgendwann stösst man auf rechtliche Fragestellungen. Ohne juristischen Background wird man unsicher oder muss jemanden fragen. Einen Juristen im OK zu haben, ist von Vorteil ? und spart Kosten.

Kommt die Tätigkeit als Rechtsanwalt ob Ihrer sportlichen Engagements nicht manchmal zu kurz?

Nein. Wäre das so, hätte ich ein schlechtes Gefühl und würde auf die entsprechenden Engagements verzichten. Ich führe die Kanzlei und betreue als Anwalt Einzelfälle. Habe ich mehr Mandate im Sportbereich, betreue ich weniger reine Anwaltsfälle. Der Einzelfall, den ich in der Kanzlei führe, leidet sicher nicht unter meinen sportlichen Engagements. Ich war über meine Berufslaufbahn gesehen rund die Hälfte meiner Arbeitszeit im Sportbereich tätig.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf als Rechtsanwalt?

Ich bin sehr unabhängig und habe Kontakt mit Menschen, die ich beraten kann, und ich mag die Herausforderung, die jeder Fall mit sich bringt. Es ist wie im Sport: Man gewinnt nicht immer; man muss Niederlagen einstecken können und dann weiterkämpfen, um trotzdem das Beste rauszuholen.

Sie lieben die Challenge, auch vor Gericht?

Ich bin immer sehr gerne vor Gericht gegangen, das war ein Teil meiner Arbeit, der mir Spass machte und stets eine Herausforderung darstellte. Ich habe für mich entschieden, ab 60 meine Mandate zu reduzieren und nicht mehr vor Gericht zu gehen. Gerichtstermine bedeuten Termindruck, man muss Fristen einhalten, davon möchte ich mich künftig etwas entlasten.

Weniger Mandate gleich mehr Golfrunden?

Nicht ganz. Ich habe nach wie vor Termine im Büro, die ich einhalten muss. Aber ich kann mir in meiner Position gewisse «Freiheiten» nehmen ? mal am Mittag für zwei Stunden auf die Skier und dafür abends länger arbeiten, oder zwischendurch neun Löcher spielen und danach zurück ins Büro, das geniesse ich.

Sind diese Freiheiten der Grund, weshalb Sie eine kleine Kanzlei auf dem Land führen und nicht in einer grossen Kanzlei Karriere gemacht haben?

Diese Konstellation sagt mir zu, dass ich in Sargans gelandet bin, war aber einem Zufall zu verdanken. Ich kam als Praktikant in die Kanzlei meines Onkels mit der Absicht, später nach St. Gallen zurückzukehren. Dann wurde mein Onkel in den Regierungsrat gewählt und bot mir an, sein Büro zu übernehmen. Eine solche Chance erhält man nicht oft, also sagte ich zu. Ein in jeder Hinsicht guter Entscheid, die Lebensqualität in der Region ist grossartig ? auch wenn ich das damals mit knapp 30 noch nicht erkannt habe. Zehn Jahre später lehnte ich ? gerade auch im Hinblick auf meine Familie ? ein konkretes Jobangebot aus Zürich ab, weil ich auf diese Lebensqualität nicht mehr verzichten möchte.

Ist sie es auch, was Sie am Sarganserland besonders schätzen?

Sie ist ein ganz wichtiger Punkt. Mir gefallen auch die Menschen hier ? sie sind teilweise etwas «knorrig», aber wenn man mit ihnen ein Arrangement findet, ist die Zusammenarbeit super. Hier ist ein Wort noch ein Wort ? wenn einer sagt, «das machen wir», gilt das auch. Die Region und die Menschen hier sind einfach ein bisschen bodenständiger, das mag ich.

Sind auch die Anwaltsfälle hier «bodenständiger»?

Die Fälle sind vom Streitwert her sicher kleiner als diejenigen, die ich in Zürich betreuen würde, juristisch sind sie aber genauso interessant wenn nicht sogar interessanter. Und man darf nicht vergessen: Je höher der Streitwert, desto grösser die Gefahr, dass der Anwalt nach den Instruktionen des Klienten handeln muss. Je weiter draussen auf dem Land man ist, desto mehr Klienten hat man als Anwalt, die nicht nur rein juristischen Rat suchen und bei deren Fällen man als Anwalt mitbestimmen kann, wie es läuft.

In Ihrer Kanzlei arbeiten drei Anwälte und drei Sekretariatsmitarbeiter. Haben Sie es gerne überschaubar?

Wenn ich operativ tätig bin, auf jeden Fall. Ich wollte aber nie ganz alleine arbeiten, der Austausch mit Kollegen ist mir wichtig. Ich möchte, dass alle in der Kanzlei wissen, was läuft, welche Fälle die anderen betreuen. Und ich will den Überblick behalten. Nicht nur in der Kanzlei, auch beim Turnier, von dem wir eingangs gesprochen haben. Wenn ich an der Front bin, muss das Gesamte für mich auch im Detail überblickbar bleiben, darf das Konstrukt eine gewisse Grösse nicht überschreiten. Sonst fühle ich mich nicht wohl.

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/wirtschaft/hier-ist-ein-wort-noch-ein-wort-art-86434

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