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Handygebühren im Visier

Die vier Mobilfunkanbieter in Liechtenstein müssen wohl schon bald ihre Gebühren zur Weiterleitung von Anrufen senken. Die Anbieter wettern gegen die geplante Regulierung des Amts für Kommunikation.

VON PATRICK STAHL

Vaduz. – Das Amt für Kommunikation will die Mobilfunkanbieter zwingen, die Terminierungsgebühren drastisch zu senken. Diese Gebühren werden verrechnet, wenn etwa ein Orange-Kunde eine Swisscom-Kundin anruft. In diesem Fall erhält die Swisscom für den Empfang des Anrufs in ihrem Netz eine Terminierungsgebühr. Das Gleiche gilt umgekehrt.

Bis jetzt hat Swisscom dafür 14 Rappen pro Minute verrechnet, während Mobilkom, Orange und Alpcom 35 Rappen verlangten. Nach Ansicht der Behörde sind die Gebühren «aussergewöhnlich hoch» – zulasten der Konsumenten. Die Anbieter verrechnen die Gebühren an den Endkunden weiter.

Deutlich höher als in Europa

Das Amt für Kommunikation kommt in einer Marktanalyse zum Schluss, dass Liechtenstein im europäischen Vergleich mit Abstand die höchsten Terminierungsgebühren hat. Im Schnitt verrechnen die Anbieter einander 23 Rappen pro Gesprächsminute – das ist dreimal so viel wie im europäischen Schnitt und fast doppelt so viel wie in der Schweiz. Die Gebühren seien seit dem Jahr 2005 konstant hoch, während sie überall sonst in Europa um die Hälfte geschrumpft seien, heisst es in der Analyse.


Die Regulierungsbehörde will die Gebühren daher analog zur Schweiz auf europäisches Niveau senken. Als erster Anbieter reagiert Swisscom und hat die Gebühren anfangs Oktober auf 10 Rappen pro Minute gesenkt. Bei den anderen Anbietern sollen die Terminierungsgebühren ab nächstem Jahr ins Rutschen kommen. Das Amt für Kommunikation will alle Liechtensteiner Mobilfunkanbieter dazu verpflichten, ab März 2011 noch maximal 20 Rappen pro Minute Anruf zu verlangen. Bis 2013 soll die Gebühr auf gerade noch 8,5 Rappen pro Minute fallen.

Konsumenten profitieren kaum

Profiteure der Gebührensenkung könnten Festnetz-Telefonierer sein, weil deren Anbieter weniger zahlen, ohne dass sie weniger einnehmen. Handynutzer dürften dagegen kaum profitieren. Die Mobilfunkanbieter haben künftig weniger Ausgaben, aber auch weniger Einnahmen.

Während Swisscom die Gebühren freiwillig senkt, wettern Orange und Mobilkom gegen die Zwangsmassnahme, die Millioneneinbussen zur Folge hat. «Die geplante Senkung gefährdet die Existenz der Mobilfunkoperatoren in Liechtenstein», sagt Jürgen Hoellger, Marketingleiter von Mobilkom Liechtenstein. In einer Stellungnahme an das Amt droht Mobilkom gar damit, die Aktivitäten in Liechtenstein per sofort einzustellen, sollte die Regulierung wie geplant greifen.

Mit dieser Gebührenhöhe sei ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich, daher müsse das Amt «die spezifischen Umstände» des Markts berücksichtigen und die Gebühren «deutlich moderater» senken, sagt Hoellger.

Gleich lange Spiesse

Das Amt ist sich der Nachteile der Regulierung bewusst. Die Behörde räumt in ihrer Analyse ein, dass der Zustand des Mobilfunkmarkts in Liechtenstein «weiterhin fragil» sei, weil die Teilnehmerzahl einzelner Betreiber «markant sinkend» und die Gefahr von Marktaustritten «akut» sei.

Im Gegensatz zu den Anbietern vertritt das Amt aber den Standpunkt, dass die Gebühren auf Schweizer Niveau gesenkt werden sollen, um gleich lange Spiesse für alle Anbieter zu schaffen.

Weitere Artikel aus der aktuellen Ausgabe von «Wirtschaft regional» finden Sie hier.

 
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