«FinanzPerspektiven» zeigen Wege aus der Krise auf
Nach der Begrüssung durch Professor Marco J. Menichetti von der Hochschule Liechtenstein, der als Moderator durch die Veranstaltung führte, eröffnete Professor Günter Franke von der Universität Konstanz den fachlichen Teil. Dabei bot er den Zuhörerinnen und Zuhörern einen Überblick über wiederkehrende Muster von Finanzkrisen sowie über gewisse Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre wie etwa falsche Anreizsysteme.
Wer sind die Gewinner?
Als weitere Ursache für die Krise nannte Mauro Pedrazzini von der LLB Asset Management AG die oftmals mangelnde Diversifikation bei Finanzanlagen. Mathematische Modelle, die teils falsch angewendet wurden, hätten den Blick auf die Realität verdeckt und zu einer trügerischen Sicherheit geführt. Zu den zentralen Lehren, die Pedrazzini aus den vergangenen zwei Jahren zieht, zählt unter anderem die verstärkte Gewichtung breit diversifizierter Finanzanlagen. Eric Wasescha vom Schweizerischen Verband für Strukturierte Produkte ging anschliessend der Frage nach, ob strukturierte Produkte vor dem Hintergrund der Krise zum Auslaufmodell geworden sind oder vielmehr zu den Krisengewinnern zählen. Er hob dabei die Kernvorteile strukturierter Produkte hervor und räumte einige häufige Vorbehalte und Irrtümer betreffend strukturierter Produkte aus. Mark Rechsteiner von der Man Investments AG führte danach aus, weshalb für Alternative Investments die aktuelle Finanzkrise eine Chance darstelle. Zugleich müsse aber davon ausgegangen werden, dass die Hedge-Funds-Industrie künftig strenger reguliert werde.
Weitreichende Folgen
Diese Thematik der Regulierung griff auch Professor Urs W. Birchler von der Universität Zürich auf. Dabei ging er unter anderem der Frage nach, welche Auswirkungen die Finanzkrise auf das Verhältnis zwischen Staat und Finanzplatzakteuren mittel- und langfristig haben wird. Zudem ging Birchler auf verschiedene internationale Initiativen in diesem Bereich ein.
Professor Martin Wenz von der Hochschule Liechtenstein zeigte sodann aktuelle Entwicklungen sowie Reformansätze rund um die EU-Zinsbesteuerung auf. Dabei standen neben verschiedenen Verfahrensaspekten unter anderem das Transparenzkonzept sowie die Definition der Zahlstelle im Mittelpunkt seiner Ausführungen.
Gute Rahmenbedingungen durch Innovationen
Michael Lauber, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbandes, schliesslich ging auf den laufenden Reformprozess des Finanzplatzes Liechtenstein ein. Auf Basis der sogenannten "Liechtenstein Declaration" werden bilaterale Verhandlungen mit verschiedenen Staaten wie Deutschland, Luxemburg oder Grossbritannien geführt. In diesem Reformprozess sehe es der Liechtensteinische Bankenverband als seine Aufgabe, einerseits Fakten zu kommunizieren sowie aber andererseits auch neue Fakten zu schaffen und Innovationen voranzutreiben. Dadurch könne den aktuellen Herausforderungen mit aktiver Kommunikation sowie einer engen Zusammenarbeit von Finanzplatz, Wirtschaft sowie Politik begegnet werden. Ziel sei es dabei, weiterhin gute Rahmenbedingungen sicherzustellen.
Den Abschluss der neunten Auflage der "FinanzPerspektiven" bildete Maja Storch von der Universität Zürich. Sie hielt in ihren Ausführungen fest, dass es in Situationen mit schwierigen Entscheidungsgrundlagen weniger auf lediglich richtige Entscheidungen ankomme als vielmehr auf wirklich kluge Entscheidungen. Schliesslich gehe es bei Entscheidungen nicht nur um richtig oder falsch, sondern darum, den Entscheidungsprozess optimal zu gestalten und dadurch die bestmögliche Entscheidung zu finden. Letztlich seien kluge Entscheidungen nämlich die Basis für ein gutes, glückliches Leben. Im Anschluss an diese Ausführungen bot sich den Anwesenden die Möglichkeit, die vorgetragenen Ideen sowie Ansätze der acht Referentinnen und Referenten in einer gemeinsamen Diskussion zu vertiefen. (pd)
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