Facebook erhält Konkurrenz
New York. – Die Idee hinter Foursquare ist einfach. Es handelt sich um einen virtuellen Stadtführer mit Funktionen aus sozialen Netzwerken – und das alles für Smartphones. Foursquare, ein so genannter Geo-Location-Dienst, könnte man daher auch als Mischung von Facebook und Wikipedia für unterwegs bezeichnen. Über die Echtzeit-Applikation können Foursquare-Nutzer Restaurants, Bars oder andere öffentlich zugängliche Orte erfassen – oder in bereits eingetragene Orte «einchecken», dies Freunden mitteilen und mit anderen Nutzern in Kontakt treten. Darüber hinaus können spezifische Informationen über die jeweiligen Orte ausgetauscht werden.
In der Schweiz wenig verbreitet
Entwickelt hat die Smartphone-Anwendung der New Yorker Dennis Crowely zusammen mit Freunden. Die neue Internet-Gemeinschaft wächst rasant: Erst im März 2009 gegründet, wurden bisher bereits 100 Millionen Ortsdaten über Foursquare erfasst. Mittlerweile zählt der Onlinedienst rund zwei Millionen Mitglieder – 60 Prozent davon aus den USA. In den Vereinigten Staaten bereits ein Riesentrend, werden die Geo-Location-Dienste in der Schweiz noch wenig genutzt. Das gilt auch für Foursquare – noch.
Zukunftsforscher Peter Kruse von der Universität Bremen hat über Jahre intensiv soziale Netzwerke im Internet erforscht. Er sieht die Chancen von Foursquare darin, dass die virtuelle Welt zunehmend Teil der realen Welt wird. «Solche Netzwerke ersetzen letztlich Experten, da ich mir meine gewünschten Informationen aus der kollektiven Erfahrung holen kann, egal wann und egal wo ich mich befinde.» Kruse ist überzeugt, dass auch andere soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter bald nachziehen werden und ähnliche Dienste einbauen.
Privatleben im Internet
Jedoch sind die neuen Onlinedienste nicht ohne Makel. Foursquare hat bereits einen kleinen Datenschutz-Skandal hinter sich. So genannte «unsichtbare» Nutzer – also Nutzer, die unerkannt hätten bleiben wollen – wurden für andere Nutzer sichtbar. Gleichwohl scheinen die Nutzer wenig beeindruckt und geben Privates von sich Preis. Ausländische, webbasierte Servicedienste seien sehr schwierig zu kontrollieren, erklärt Kosmas Tsiraktsopoulos, Informationschef des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragen, und fügt an: «Wenn Nutzer selber private Daten von sich veröffentlichen, ist das ihre eigene Entscheidung.
Wir schreiten erst dann ein, wenn Personen Daten von Dritten ohne deren Wissen sammeln.» Kruse glaubt nicht, dass die Menschen leichtsinnig mit ihren privaten Daten umgehen. «Solange der gefühlte Nutzen durch das Veröffentlichen von privaten Daten höher ist als die damit verbundenen Risiken, sind die Menschen bereit, Privates im Internet öffentlich zu machen.»
Gefährliche Nebenwirkungen
Dass es heikel sein kann, wenn man sorglos seine Ortsangaben veröffentlicht, zeigt die Homepage pleaserobme.com. Dort wurden Nutzereinträge von bekannten Geo-Diensten veröffentlicht – mit dem Ziel, die Benutzer auf die Gefahren ihres Handelns aufmerksam zu machen. Schliesslich können auch Einbrecher oder Diebe einsehen, was man auf Geo-Diensten postet und wo sich der «sichtbare» Nutzer gerade befindet. (sr)
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