«Eine sehr delikate Situation»
VON WOLFGANG FREY
Vaduz. – Letztlich drohe «die Kriminalisierung» von grossen Teilen des Finanzsektors, sagt Lauber bei der Vorstellung des Jahresberichts der FMA für 2009 am Montag in Vaduz. Werde Steuerhinterziehung in den Vortatenkatalog zur Geldwäscherei aufgenommen, sei jeder Finanzintermediär am Ende auch nach den liechtensteinischen Sorgfaltspflichten verpflichtet, einen entsprechenden Verdacht zu melden. «Das bedeutet in der Folge, dass der Finanzintermediär dann verantwortlich für die Steuerdelikte seiner Kunden wäre», sagte Lauber.
«Die Diskussion ist gelaufen»
Die Frage sei nicht, ob diese Verschärfung der Geldwäschereirichtlinien komme, offen sei lediglich, wann genau, unterstrich FMA-Chef Mario Gasser: «Wir können uns nicht wehren, die Diskussion ist gelaufen.» Unter der Hand heisst es am Finanzplatz Vaduz, der Anteil nicht deklarierter Gelder bei den Liechtensteiner Banken liege bei mehr als 90 Prozent. Offizielle Daten gibt es nicht. Wie genau Banken und andere Finanzintermediäre die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden überprüfen sollten, sei allerdings noch völlig offen, sagte Gassner.
«Altbestand grösstes Risiko»
Für Gassner ist der «Altbestand» der Kunden des Liechtensteiner Finanzplatzes das «grösste Risiko» für den durch Steuerhinterziehungsaffären ohnehin gebeutelten Finanzplatz. Laut FMA zogen Kunden im Zuge der Diskussion ums Bankgeheimnis allein im vergangenen Jahr rund 7 Milliarden Franken von den Banken ab. Insgesamt konnte der Platz allerdings wieder zulegen: Die verwalteten Vermögen wuchsen gesamthaft um 17 Prozent auf 261 Milliarden Franken. Als Wachstumstreiber machte die FMA vor allem die Fondsbranche, die Versicherer und die Vermögensverwalter aus.
Liechtensteiner Banken verlieren immer noch Kundengelder