CS-Präsident Doerig warnt vor Überregulierung
Bern. - Mit einer Aufteilung oder Abspaltung unseres Universalbankensystems gäben wir ohne Not einen Trumpf aus der Hand.» Dies wäre zum Schaden des Schweizer Finanzplatzes und der Exportwirtschaft - «ein klassisches Eigengoal», sagte Doerig laut Redetext an der Generalversammlung am Freitag vor schätzungsweise mehreren tausend Aktionären im Zürcher Hallenstadion. Damit hätte die Schweiz grosse Regionalbanken statt weltweit tätige, integrierte Banken.
Dies lehnte Doerig vehement ab: «Die offene Schweiz braucht starke, global tätige Banken. Die Aufgabe der erneuerten Grossbankenmodelle entspräche einem Rückzug ins Reduit.»
Kritik an der Kritik
Viele der hiesigen Experten würden die Verluste der Banken und das sogenannte «Übel der Spekulation» nur im Ausland sehen. «Zu viele vergessen, dass der inländische Finanzmarkt vor weniger als 20 Jahren um die 50 Mrd. Fr. abschreiben musste», sagte Doerig. Die Grossbanken seien damals nur dank ihrer internationalen Geschäfte in der Lage gewesen, diese Verluste einzustecken.
«Wir schafften dies ohne staatliche Hilfe. Zudem boten wir Hand für hiesige private Drittbanken - ohne, dass der Staat eingreifen musste», sagte Doerig.
Grösse und Erfolg als solche seien im nationalen basisdemokratischen Selbstverständnis gar schnell der Kritik ausgesetzt - allenfalls akzeptiert, aber eigentlich suspekt. «Grosse Gesellschaften sind einfache Zielscheiben für vereinfachten Populismus», sagte Doerig.
Dies, obwohl gerade hiesige Grossfirmen und ihre Angestellten so entscheidend seien für Wachstum und Arbeitsplätze. Sehr relevante Steuereinnahmen und KMU-Aufträge stammten von Grossfirmen. «Solche Beiträge der Grossfirmen sind kein Manna vom Himmel - abrufbar auf Geheiss», sagte Doerig.
Grösse nicht alleiniger Massstab
Die Grösse einer Bank dürfe nicht alleiniger Massstab sein. «Die neue Verschuldungslimite für Grossbanken begrenzt bereits unser Bilanzwachstum», sagte Doerig. Grösse könne auch zur Stabilität beitragen: gross genug, um Probleme selber zu lösen und nicht nur «zu gross, um nicht fallengelassen zu werden».
Die Kommentatoren seien zu sehr auf die Grösse fixiert und nicht auf den Inhalt einer Bilanz. Der Inhalt einer Bilanz, inklusive ihrer Risiken, sowie die Vernetzung wären letztlich für die Systemsicherheit kritischer.
«Systemrelevant sind primär das hiesige Depositengeschäft, Zahlungsverkehr oder KMU-Finanzierungen», sagte Doerig. Der Bilanzinhalt der CS sei bedeutend risikoverteilter, flexibler und liquider als jener der schweizerischen Retailbanken.
Warnung vor Regulativsturm
Nach dem grössten Finanztornado seit 100 Jahren sei das Portfolio der neuen Lösungsansätze für die Regulierung der Bankbranche enorm. Die Konsquenzen und Nebenwirkungen all der gehäuften Lösungsansätze seien indes noch unklar: «Ein Regulativsturm ist im Anzug - und könnte zum neuen Grossrisiko werden», sagte Doerig.
Emotionen, selektive Wahrnehmung und blinder Populismus führten nicht zu weitsichtigen Lösungen. «Die Lösung des systemischen Risikos für die Schweiz kann nicht eine Massnahme sein, sondern muss ein Paket von abgestimmten Massnahmen sein - national und international abgestimmt», sagte Doerig.
Man akzeptiere bessere Regulierungen, selbst wenn sie konservativer seien als im Vergleich zur internationalen Konkurrenz, «solange dies zu keiner relevanten Wettbewerbsverzerrung führt», sagte Doerig. (sda)
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